Kapitel 20

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Der restliche Tag vergeht sehr schnell, doch mit den Gedanken bin ich die ganze Zeit woanders. Zwar habe ich den Dreh ziemlich gut über die Bühne bekommen, habe viel Zeit mit meiner Familie verbracht und bin Cam aus dem Weg gegangen, doch auf irgendetwas konzentrieren konnte ich mich nicht.

Nun liege ich in meinem großen Bett in meinem Hotelzimmer und starre aus dem Fenster. Immer noch denke ich daran, was Mom heute Mittag gesagt hat.

Und ich kann es immer noch nicht wirklich fassen. Nicht nur, dass ich zu sowas niemals in der Lage wäre, nein, allein schon, dass Mom so etwas von mir verlangt und mich dazu zwingt, darüber nachzudenken, ist unmenschlich.

Ich meine, einen Menschen so auszunutzen, seine Gefühle, nur für Geld und Ruhm, ist grausam. Ich weiß, dass das Showbusiness hart ist, aber das es so grausam ist, hätte ich nicht gedacht.

Und zum ersten Mal frage ich mich wirklich, ob ich so etwas skrupellosem und unmenschlichen angehören möchte. Es war immer mein Traum, doch plötzlich bin ich mir nicht mehr sicher, ob es das wirklich ist.

Ist es nicht eigentlich eher der Traum von Mom? Mich auf dem roten Teppich in Hollywood zu sehen, mit einem reichen Mann, einer riesigen Villa und Unmengen an Geld?

Hollywood ist glamourös und bietet unendlich viele Möglichkeiten, doch zum ersten Mal erkenne ich auch die dunkle Seite daran. Der Weg zu diesem glamourösen Leben der Stars ist lang und hart. Und wenn es wirklich so ist, wie Mom gesagt hat, auch grausam.

Ich seufze leise und schlage die Decke zurück. Ich bin unheimlich verwirrt, weiß nicht mehr, ob das, was ich hier tue, wirklich das ist, was ich möchte, was mein Herz möchte.

Ich sehe hinaus in die sternenklare Nacht. Ein wenig frische Luft wäre für meinen überforderten Verstand wahrscheinlich ganz gut.

Also ziehe ich mir eine einfache, blaue Skinny Jeans, ein kurzes, weißes T-Shirt und schwarz-weiße Vans an und schnappe mir noch Handy und Schlüssel. Ich weiß, was Mom jetzt zu meinem Outfit sagen würde, doch sie ist gerade nicht hier, also kann es mir egal sein.

Sofort drängt sich mir die nächste Frage auf. Kann es das nicht sowieso? Direkt wehre ich mich gegen diesen Gedanken. Ich brauche nicht noch mehr, über das ich Nachdenken kann.

Ich ziehe die Tür hinter mir zu und verlasse das luxuriöse Hotel. Die warme Nachtluft empfängt mich und beruhigt meine unruhigen Gedanken.

Sofort steuere ich auf den kleinen Strand nahe unserem Hotel zu. Ich war noch nie dort, doch Megan hat ihn mal kurz erwähnt.

Schon nach ein paar Metern entdecke ich den kleinen Feldweg und folge ihm. Je weiter ich mich von der Stadt entferne, desto stiller wird es. Wie dankbar ich gerade bin, dass unser Hotel ganz am Rand des hektischen Treibens liegt, kann ich nicht in Worte fassen.

Schon bald entdecke ich den weißen Sand und das dunkelblaue Meer, in dem sich die Sterne und der Mond spiegeln. Es ist ein kleiner Strand, doch wirkt sehr friedlich.

Mit einem kleinen Lächeln ziehe ich mir die Schuhe aus und betrete den Sand. Schnell gehe ich zu einem kleinen Stein ziemlich nahe am Meer, lasse mich darauf nieder, ziehe die Knie an meine Brust und sehe auf das Meer hinaus.

Kleine Wellen treffen auf den Sand, aber ansonsten regt sich kaum etwas im Wasser. Ich lege den Kopf auf meine Knie, schließe die Augen und versuche, meinen aufgewühlten Verstand zu beruhigen.

Ich habe Angst. Angst, dass ich hier gerade das Falsche tue. Und Angst, wie es jetzt mit Cam weitergehen soll. Denn ich weiß, dass ich ihn mag. Sehr. Er ist unheimlich kompliziert und alles andere als einfach, doch er hat irgendetwas an sich, dass mich fasziniert.

Ich seufze wieder leise. Das mit dem Beruhigen und Entspannen klappt nicht wirklich.

In diesem Moment steigen Tränen in meine Augen. Gerade fühle ich mich so unendlich allein. Es gibt niemanden, mit dem ich reden kann, der mir hilft. Mom würde mich umbringen, Dad und Jaxon möchte ich damit nicht belasten, Megan und James kennen meine Mom nicht gut genug, um mein Problem zu verstehen, Caro ist tot und Cam ist der Letzte, mit dem ich reden kann.

Eine kleine Träne läuft mir über die Wange, als plötzlich eine ruhige Stimme hinter mir spricht. "Was ist los?"

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