Dean
„Hallo Jungs! Was für ein unerwartetes Vergnügen." Eine Stimme hallte durch den Wald. Bedrohlich, selbstsicher und auf merkwürdige Weise vertraut.
„Was zum Teufel machst du denn hier?", überrascht schüttelte ich den Kopf. Träumte ich?
„Ich war gerade in der Gegend und hab gedacht, ich schau mal bei meinen alten, lieben Kumpels vorbei", grinste er und kam auf uns zu.
„Lass mich raten... deine Kumpels wollten dich nicht und deshalb kommst du jetzt zu uns?" Mit zusammengekniffenen Augen funkelte Sam ihn an. Er lachte.
„Ach Föhni, immer einen Spruch auf den Lippen. So mag ich das."
„Was willst du von uns, Crowley?"
„Von euch? Bildet euch nicht zu viel ein. Ausnahmsweise bin ich nicht euretwegen hier." Er drehte sich um und deutete uns, ihm zu folgen. Sam und ich tauschten unsichere Blicke aus. Was hatte er vor? „Kommt ihr nun, oder wartet ihr auf eine schriftliche Einladung?" Er klang genervt. Genervter als sonst. Widerwillig folgten wir ihm.
„Was, denkst du, hat er vor?", flüsterte ich zu Sam. Er zuckte nur mit den Schultern und verzog ratlos das Gesicht. Er hatte genauso wenig Ahnung wie ich. Nach einigen schweigenden Minuten erreichten wir eine Lichtung. Ich traute meinen Augen nicht.
„Nicky!", rief ich und stürmte zu ihr. Sie lehnte gefesselt an einem Baum und blutete stark aus einer Stichwunde am Bauch. Das Messer steckte noch. Sie regte sich nicht. Oh verdammt! Sie zeigte keine Reaktion. Vorsichtig zog ich das Messer heraus und drückte mit meiner Hand auf die blutende Wunde. „Sam, hilf mir mal!"
Er kam sofort zu mir und schnitt ihre Fesseln los. Vorsichtig legten wir sie auf den Boden.
„Lebt sie?", fragte Sam. Ich legte meine Finger an ihren Hals und atmete auf. Ich spürte einen Puls. Einen schwachen Puls, aber immerhin einen Puls.
„Geh mal weg da", zischte Crowley und drängte mich zur Seite.
Ich wollte protestieren, doch er ließ mir keine Gelegenheit dazu. Er legte seine Hand auf ihre Stirn und im selben Moment schlug sie die Augen auf. Erschrocken fuhr sie hoch und sah sich hektisch um.
„Was ist passiert? Wo bin ich?" Verwirrt schaute sie hin und her. Ebenso verwirrte schaute ich sie an. Was hatte Crowley gemacht?
„Was geht hier vor?", verdutzt wandte sich Sam an den Dämon.
„Ich bin eben ein netter Typ. Belassen wir es dabei", schulterzuckend löste sich der Dämon in Luft auf. Was zum Teufel war das denn?
„Nicky, geht's dir gut? Kannst du dich aufrichten?" Sam beugte sich zu ihr und half ihr hoch. Ihr Körper bebte.
„Ich weiß nicht... was ist hier los? Was ist passiert?"
„Das gleiche könnten wir dich fragen", entgegnete ich ihr. Ich war froh, dass es ihr einigermaßen gut ging. Die Sache mit Crowley schwebte mir trotzdem im Hinterkopf herum. Was sollte das? Crowley war ein elendiger Mistkerl und würde nicht einfach so auftauchen und jemanden aus reinster Nächstenliebe heraus retten. Oder?
„Der Werwolf... Jake... er hat mich überrascht und hierher gebracht... er hat eine Frau vor meinen Augen... oh mein Gott... die arme Frau... er hat sie getötet... und dann... dann...", murmelte sie heiser und stockte immer wieder. Ich hatte Mühe, sie zu verstehen. Tränen flossen über ihr Gesicht und blanke Panik lag in ihren Augen.
„Wir bringen dich jetzt hier weg!", sagte ich entschlossen und stützte sie gemeinsam mit Sam. Ihr Blut klebte immer noch an meinen Händen, aber ihre Wunde schien verschwunden zu sein. Das war mehr als seltsam. Mein Blick fiel auf ihren Oberkörper. Trug sie da etwa meine Jacke?
„Schöne Jacke", stellte ich trocken fest und zog die Augenbrauen hoch.
„Danke, die ist neu", antwortete sie schlicht und versuchte zu lächeln. Sie scheiterte kläglich.
Sam schüttelte daraufhin den Kopf. Sie stand kurz vor dem Tod und machte trotzdem noch Witze. Ich mochte sie. Wir bewegten uns nur langsam vorwärts. Nicky war noch schwach und knickte immer mal wieder weg.
„So wird das nichts", stellte ich seufzend fest und deutete Sam an, stehenzubleiben. Im nächsten Moment nahm ich sie hoch und drückte sie an mich. Sie zitterte. Ich drückte ihr einen Kuss auf die blutbeschmierten Haare. „Alles wird wieder gut, Kleines."
Nach einer Weile kamen wir am Impala an und ich legte Nicky auf den Rücksitz. Vorsichtig setzte sie sich auf.
„Mach langsam!", wies ich sie an und erntete dafür einen genervten Blick.
„Du bist nicht meine Mutter, also sag nicht, was ich zu tun habe", zischte sie. Ich presste die Lippen zusammen und atmete tief durch. Das war also der Dank dafür, dass wir sie gerettet hatten?
„Nicky, kannst du uns sagen, was genau passiert ist?" Sam hockte sich vor sie hin und legte seine Hand auf ihren Oberschenkel. Sie schloss kurz die Augen und atmete tief durch.
„Kurz nachdem ihr weg seid, wollte ich auschecken, weil... naja... ich dachte der Fall sei erledigt. Dann erfuhr ich, dass eine weitere Frau getötet wurde und mir wurde bewusst, dass es doch noch nicht vorbei war. Also bin ich hier raus gekommen und wollte nach neuen Spuren suchen und dann..." Sie stoppte.
„Was ist dann passiert?", einfühlsam strich Sam ihr über die zerrissene Jeans.
„Dann hat dieser Mistkerl mich von hinten gepackt und mich niedergeschlagen. Als ich wieder zu mir kam, war ich an diesen beschissenen Baum gefesselt und ich musste mit ansehen wie er... wie er... " Tränen flossen wieder über ihre Wangen und sie fing an zu schluchzen.
Ich schob Sam beiseite und setzte mich neben sie. Schützend nahm ich Nicky in den Arm. Krampfhaft klammerte sie sich an mich und schluchzte in mein Shirt. Sam sah mich ratlos an. Er wusste nicht, was er tun sollte. Ich wusste es genauso wenig. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken. Als sie sich einigermaßen beruhigt hatte, löste sie sich aus meinem Griff und wischte sich übers Gesicht.
„Nachdem er die Leiche weggebracht hatte, kam er zurück und hat mir das Messer in den Bauch gerammt. Ich dachte, dass ich sterben würde", flüsterte sie heiser.
„Du bist aber nicht gestorben, Nicky. Du bist eine Kämpferin" Ich lächelte sie aufmunternd an. Sie war wirklich eine Kämpferin.
„Warum bin ich nicht tot?", fragend sah sie zwischen uns hin und her. Das war nun die Millionen-Dollar-Frage.
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Nicky Jones und die Jagd nach Rache ✔️
FanficBei einem Fall treffen die Brüder Sam und Dean durch Zufall auf die Jägerin Nicky. Trotz der nicht ganz reibungslosen ersten Begegnung, freunden sich die Winchesters mit ihr an, doch Nicky birgt ein Geheimnis, von dem zu diesem Zeitpunkt keiner etwa...