Kapitel 5

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Nicky

Schon eine ganze Weile stand ich unter der Dusche. Das kühle Nass strömte über meinen Körper und fühlte sich wahnsinnig befreiend an. Die Duschwanne und auch Teile der Wände waren vom Werwolfblut schon rot gefärbt. Ziemlich ekelig, wenn man darüber nachdenkt.

Als ich fertig war, stieg ich aus der Dusche und trocknete mich ab. Nachdem ich mir, ausnahmsweise frische und saubere, Klamotten angezogen hatte, verließ ich das Bad und bekam fast einen Herzinfarkt. Auf meinem Bett saß niemand geringeres als Dean. Er grinste mich an.

„Was zum Teufel machst du in meinem Motelzimmer und wie bist du hier reingekommen?", fassungslos schaute ich zwischen der Tür und ihm hin und her.

„Naja, ich bin eben ein Profi." Selbstsicher zwinkerte er mir zu. Ich verdrehte die Augen. Idiot, dachte ich mir.

„Was willst du hier? Und verdammt nochmal... schaff deinen Arsch aus meinem Bett!" Widerwillig stand er auf und ließ sich aufs Sofa fallen.

„Sam und ich verlassen die Stadt und wir wollten uns noch verabschieden."

„Und wo ist Sam?", suchend sah ich mich um. Versteckte er sich etwa hier irgendwo?

„Er belädt gerade den Wagen. Er müsste jeden Moment hier sein" Ich nickte und setzte mich neben ihn.

„Ich wollte eh nochmal mit euch reden", ich stockte kurz und sah ihn an. „Du hast mir das Leben gerettet und ich habe mich dafür noch gar nicht richtig bedankt", murmelte ich.

„Wie war das? Ich habe dich nicht verstanden", gespielt unschuldig sah er mich an. Ich boxte ihm in die Schulter und lachte kurz auf.

„Du hast mich schon gehört, Blödmann", den letzten Teil flüsterte ich mehr. Er lächelte.

„Also, ich muss zugeben... es hat mit dir sogar fast ein bisschen Spaß gemacht" Empört schaute ich ihn an.

„Ja, aber auch nur fast und auch nur ein bisschen. Besonders gut gefallen hat mir der Teil, in dem ihr mich gefesselt habt und mich abstechen wolltet." Ich zog die Augenbrauen hoch und legte den Kopf schief.

„Wie oft muss ich mich denn noch dafür entschuldigen?", seufzend senkte er den Kopf. Ohne auf seine Frage einzugehen, stand ich auf und bewegte mich in Richtung Minibar.

„Wohin treibt es die Brüder Winchester denn?"

„Wahrscheinlich nach Las Vegas." Er zuckte mit den Schultern.

„Ein Job?", neugierig schaute ich ihn an. Er nickte starr.

„Ja, ein Job... leider. Ich würde viel lieber von Casino zu Casino ziehen und heiße Frauen anbaggern... aber naja, man kann ja nicht alles haben" Ich erwiderte das Nicken und drehte mich wieder zur Minibar.

„Willst du auch ein Bier?"

„Ein Bier? Jetzt?", irritiert schaute er auf seine Uhr. „Es ist gerade mal neun Uhr morgens."

„Wer bist du? Meine Mutter?", blaffte ich ihn an.

„Ich dachte nicht, dass du so früh schon Alkohol trinkst", rechtfertigte er sich.

„Und ich dachte nicht, dass du so früh keinen trinkst.", konterte ich mit genervter Stimme.

Ein Klopfen an der Tür ließ mich aufsehen. Das war bestimmt Sam. Vielleicht wollte er ja mit mir ein Bier trinken. Das hatte ich nach allem dringend nötig. Ich öffnete die Tür und Sam trat herein.

„Hallo, Nicky! Gut siehst du aus", er umarmte mich kurz und ging dann zu Dean. Wow. Er war ja ein richtiger Knuddler. Das hatte ich nicht erwartet.

„Hallo, Sam. Willst du ein Bier?", verführerisch hielt ich ihm die Flasche hin. Er schaute mich irritiert an und schüttelte dann leicht den Kopf.

„Nein, danke" Er wandte sich an Dean. „Und du? Warum trinkst du keins?"

„Er steht nicht so auf Alkohol am Morgen", klärte ich Sam auf. Dieser blickte zuerst mich und dann Dean an.

„Seit wann?"

„Seit eben, Sammy! Ich trinke morgens nichts", blaffte Dean seinen Bruder an. Okay, langsam wurde es etwas unbehaglich.

„Also, Jungs... es war sehr schön mit euch, aber auch die schönste Zeit muss mal zu Ende gehen."

„Willst du uns etwa rausschmeißen?", empört sah Dean mich an. Ich nickte leicht grinsend und wies auf die Tür.

„Na gut, Sammy... es ist Zeit zu gehen!" Dean klopfte seinem Bruder auf den Oberschenkel.

„Hier, das ist für dich", grinste Sam und reichte mir einen Zettel. Ich nahm den Zettel an und lugte darauf.

„Sind das...", fing ich an, doch ich wurde unterbrochen.

„...unsere Telefonnummern. Solltest du mal Hilfe bei einem Fall brauchen, oder sonst etwas... melde dich", Dean zwinkerte mir zu.

Ich legte den Kopf schief und erwiderte das Lächeln zaghaft. Schnell suchte ich nach einem Stift und riss ein kleines Stück des Zettelns ab. Ich kritzelte meine Handynummer darauf und reichte sie Dean. Er griff danach, doch ich zog den Zettel zurück.

„Das ist nur für berufliche Zwecke, verstanden?", eindringlich sah ich ihn an. Er nickte und grinste in sich hinein.

„Natürlich. Wir sind immer hochprofessionell." Ja, klar waren sie das.

„Passt auf euch auf, Jungs" Ich umarmte die beiden noch kurz zum Abschied.

„Du aber auch", Sam tätschelte mir den Kopf. Ich kam mir vor wie ein Hund.

„Mach's gut, Kleines." Dean zwinkerte mir zu und kniff mir in die Seite. Ich zuckte kurz zusammen. Schnell zog er seine Hand zurück.

„Was ist? Habe ich dir wehgetan?"

„Nein, alles gut. Das ist nur eine alte Verletzung", ich winkte ab und lächelte halbherzig.

„Ist wirklich alles in Ordnung?", besorgt musterte er mich.

„Ja, es ist alles in Ordnung. Ich muss das nur mit dem Werwolf etwas verdauen, aber es ist alles gut... wirklich", mit Nachdruck in den Augen sah ich ihn an. Er nickte wortlos und sah zu seinem Bruder. Sam deutete auf die Uhr. Sie mussten los.

Nachdem ich mich nochmals bei ihnen bedankt hatte und sie sich wiederholt bei mir entschuldigt hatten, fuhren sie los. Ich winkte ihnen zum Abschied und ging zurück in mein Zimmer.

Irgendwie mochte ich die zwei. Vielleicht würden wir uns ja bald wiedersehen. Sehr bald sogar, wie sich herausstellte.

Nicky Jones und die Jagd nach Rache ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt