Kapitel 10

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Dean

„Kennst du Crowley?", fragend sah ich sie an. Sie überlegte kurz und schüttele dann den Kopf.

„War das der Kerl, der mir die Hand aufgelegt hat?" Ich nickte bestätigend.

„Nein, den kenne ich nicht. Zumindest nicht, dass ich wüsste", kleinlaut senkte sie den Kopf. Sie log. Das konnte ich fühlen.

„Nicky? Was verschweigst du uns?" Misstrauisch musterte Sam sie. Scheinbar hatte auch er gemerkt, dass sie uns nicht die ganze Wahrheit erzählte.

„Ich verschweig euch gar nichts, wirklich!" Sie drückte sich an mir vorbei ins Freie. Ich folgte ihr.

„Hör auf, dauernd abzuhauen!" Ich griff sie am Arm und zog sie zurück und presste sie gegen den Wagen. Widerwillig ließ sie es geschehen. „Also... du und Crowley... was läuft da?"

„Zwischen uns läuft rein gar nichts!" Ernst sah sie mich an. War das die Wahrheit?

„Nicky, was geht hier vor?" Sam blickte sie eindringlich an.

„Ich weiß es doch auch nicht! Er taucht ab und zu mal auf... meistens, wenn ich so richtig tief in der Scheiße stecke und dann... puff... bin ich nicht mehr in der Scheiße und er ist verschwunden!" Schulterzuckend sah sie zwischen uns hin und her.

Was sollte das denn heißen? War Crowley ihr heimlicher Superheld, der ab und zu mal vorbeikam und sie rettete? Nein, das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

„Warum sollte er das tun? Dämonen sind nicht gerade für ihre Nettigkeit bekannt!", knurrte ich, während ich mir mit der Hand durchs Gesicht fuhr.

„Dämon? Crowley ist ein Dämon?", überrascht schüttelte sie den Kopf.

„Nicht nur irgendein Dämon, er ist der König der Hölle!", ergänze Sam.

Nicky lachte kurz unschlüssig auf. „Ihr verarscht mich doch!"

„Nein, das tun wir nicht. Aber ich hab langsam das Gefühl, dass du uns hier verarscht!", wütend ballte ich die Hand zu einer Faust und ließ sie neben ihr am Autodach nieder.

„Dean, beruhig dich!" Sam legte seine Hand auf meine Schulter und drückte mich etwas nach hinten.

„Ich bin ganz ruhig!", zischte ich und schüttelte ihn ab. „Was hast du für einen Deal mit ihm ausgehandelt, hm? Er spielt den Beschützer für dich und wenn du mal wieder in Schwierigkeiten bist, dann boxt er dich wieder raus. Und was will er als Gegenleistung dafür? Ist es nur deine Seele oder will er anderen Schweinkram von dir?"

Verständnislos sah ich sie an. Ich dachte wirklich, dass sie ein anständiges Mädchen war. Scheinbar hatte ich mich geirrt. Sie trieb Handel mit einem Dämon. Nein, mit Crowley!

„Du bist doch verrückt!", blaffte sie mich an und versuchte, sich aus meinem Griff zu lösen. Vergebens.

„Du nimmst jetzt sofort deine Pfoten von ihr, oder ich schnipse einmal und du löst dich in Luft auf!" Erschrocken drehten wir uns um. Wenn man vom Teufel spricht.

„Crowley! Was geht hier vor, verdammt nochmal!"

„Eins nach dem anderen. Nicky, Liebes, komm zu mir." Er deutete ihr mit einer Handbewegung an, zu ihm zu kommen. Zögernd löste sie sich aus meinem Griff und stapfte zu Crowley. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und musterte sie eindringlich.

„Geht es dir gut?" Sie nickte verunsichert und schluckte leicht. Sie hatte Angst.

„Und nun zu euch beiden..." Er ließ von ihr ab und kam mit erhobener Hand auf uns zu. Sam und ich wurden gegen den Impala gepresst. Dieser verdammte Mistkerl! Bewegungsunfähig sah ich zu Nicky. Sie stand einfach nur da. Sie stand da und wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte.

„Was läuft da zwischen dir und Nicky? Warum rettest du sie immer wieder?", fragte Sam und erntete einen ernsten Blick von Crowley.

„Sagen wir einfach, dass es ein Teil eines Vertrages ist." Ich wusste es! Sie hatte einen Deal mit ihm. Dieses Miststück! Ich war maßlos enttäuscht.

„Und was bekommst du dafür von ihr? Ihre Seele? Ach, Crowley... ich dachte nicht, dass du in meinen Augen noch tiefer sinken könntest. Sie ist doch fast noch ein Kind!", sprudelte es aus Sam heraus. Irritiert sah ihn der Dämon an und schüttelte den Kopf.

„Föhni, Föhni, Föhni... und ich dachte, dass du der Klügere von euch beiden wärst" Er machte eine bestimmte Handbewegung und der Druck gegen den Wagen wurde aufgelöst. Erleichtert schnaubte ich durch. Ich hasste es, wenn er das tat.

„Den Deal den ich habe, habe ich nicht mit ihr", er deutete auf Nicky. „Ihr Vater hat den Deal abgeschlossen."

„Was? Nein, du lügst! Mein Vater würde nie...", stammelte Nicky und wurde vom Dämon unterbrochen.

„Doch, dein Vater würde und er hat es getan! Ach, Jimmy... ich mochte ihn. Es tat mir fast in der Seele weh, als ich ihn holen musste. Ach, ich vergaß... ich habe ja keine Seele, außer die deines Vaters natürlich."

„Du elendiger Mistkerl!", schrie Nicky und stürzte sich auf ihn. Crowley ließ es geschehen. Wieso schleuderte er sie nicht gegen einen Baum oder unternahm sonst irgendwas?

„Nicky, hör auf!", befahl ich ihr und zog sie von Crowley weg. Er war zu Boden gegangen. So gern ich auch mitansehen würde, wie sie den Dämon blutig prügelte, ich wollte nicht, dass er ihr am Ende doch noch weh tat.

Mürrisch richtete er sich auf und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Nicky versuchte, sich von mir wegzureißen, doch ich hielt sie mit eisernem Griff fest. Wütend funkelte sie uns an. Ich wusste nicht, wen von uns dreien sie gerade am meisten hasste.

„Warum hat er es getan?", verunsichert und mit leiser Stimme wandte sich Nicky an den Dämon. Er kam auf sie zu und streckte ihr die Hand hin.

„Wenn du willst, zeige ich es dir." Was wollte er ihr denn zeigen? Unschlüssig streckte sie ihm die Hand entgegen. Ich zog sie zurück und stellte mich vor sie.

„Fass sie nicht an!", zischte ich. Crowley verdrehte unbeeindruckt die Augen.

„Jungs, vertraut ihr mir denn gar nicht?"

„Nein!", antworteten Sam und ich gleichzeigt.

„Das kränkt mich jetzt aber", bockig verschränkte er die Arme vor der Brust und zog eine schmollende Schnute.

„Was willst du mir zeigen?", kleinlaut drängte sich Nicky an mir vorbei und blickte den Dämon fragend an.

„Ich zeige dir die Nacht, in der dein Vater den Deal abgeschlossen hat."

„Das kannst du?", unsicher schaute Nicky ihn an.

„Ich bin der König der Hölle! Ich kann alles, wenn ich es will." Überheblich grinste er uns an.

„Wir kommen mit!" Sam und ich stellten uns wieder vor Nicky. Sie sollte nicht ohne uns gehen.

„Versteht mich jetzt nicht falsch, Jungs... aber das geht euch rein gar nichts an! Das ist eine Sache zwischen mir und dieser reizenden jungen Dame vor mir." Er deutete auf Nicky und grinste dabei.

Sie schluckte. „Ich will, dass die beiden mitkommen"

Augenrollend warf Crowley die Arme in die Luft. „Von mir aus..." Er schnipste und um uns rum wurde alles schwarz.

Nicky Jones und die Jagd nach Rache ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt