Kapitel 1 - Schöne schlechte Überraschung

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Die Sonne wärmte mich bis in die letzte Pore und verlieh meiner blassen Haut hoffentlich etwas Farbe. Schläfrig verscheuchte ich eine aufdringliche Biene von meinem Ohr. Das ruhige Plätschern des Wassers wurde zu lautem Platschen, als eine Horde Kinder johlend hineinsprang.

„Willst du auch noch einmal rein?", fragte mich Eva. Sie lag im Bikini neben mir, das Gesicht von einem großen Hut überschattet.

Schnell legte ich meine Lektüre beiseite und sprang auf. „Immer doch! Wer zuletzt beim Wasser ist, spendiert der anderen ein Eis!"

Bevor sie sich aufrappeln konnte, rannte ich bereits los und ließ ihr Protestgeschrei hinter mir. Die Ferien waren bisher sehr ruhig verlaufen. Eva und ich hatten die meiste Zeit hier an dem kleinen See in Laufweite ihres Hauses verbracht. Da hier nicht nur Zauberer und Hexen waren, konnten wir leider unsere Besen nicht benutzen, doch der Weg war nicht allzu lang. Auf einer etwas abgelegenen Wiese, die Evas Eltern zusätzlich noch mit Muggelabwehrzaubern belegt hatten, konnten wir unsere Fluggeräte trotzdem benutzen.

Sogar Evas Schwester Annabell hatte sich uns gelegentlich bei einer Partie Quidditch angeschlossen. Da wir aber nur zu dritt waren, hatten wir das Spiel etwas abgewandelt. Es galt nun, sich den Quaffel als Erste und durch einen der Ringe zu werfen. Die anderen Beiden versuchten das natürlich zu verhindern. Somit war jeder von uns gleichzeitig Jäger und Hüter, was zwar etwas chaotisch war, aber sehr viel Spaß machte.

Ich erreichte das Ufer und hielt meine Zehen ins eiskalte Wasser. Fast hätte ich sie angesichts der Temperatur wieder hinausgezogen. Allerdings rannte Eva direkt auf mich zu. Und wenn ich nicht mindestens bis zu den Schultern im Wasser stand, würde sie sich zur Gewinnerin erklären.

Mit zusammengebissenen Zähnen watete ich tiefer hinein. Ich atmete flach und bemühte mich, möglichst wenig Wellen zu verursachen. Sie schlugen gegen meinen Bauch und verursachten eine Gänsehaut.

Wenn ich meinen Zauberstab gehabt hätte, hätte ich das Wasser wohl um einige Grad erwärmt. Leider war Zaubern außerhalb von Hogwarts für minderjährige Zauberer weiterhin verboten. Und so blieb mir nur der wärmende Gedanke an die Badewanne.

Das Wasser umschloss mittlerweile meinen Brustkorb fast vollkommen und erreichte nun auch meine Haare. Sie kräuselten sich nur noch mehr.

„Feigling!", rief mir Eva zu, die sich ohne Rücksicht auf die Kälte ins Wasser warf. Mit wenigen Zügen schloss sie zu mir auf. „Einigen wir uns auf unentschieden?"

Die Sonne begann gerade unterzugehen, da machten wir uns auf den Heimweg durch die blühenden Felder. Die reinste Idylle.

Die schon wenig später gestört werden sollte.

Beim Betreten des Hauses kam uns Philip aufgeregt entgegen. „Da ist ein Mann vom Zaubereiministerium gekommen. Er will zu Nora."

Ein Schreck fuhr mir in die Glieder. Zu mir? Was sollte er von mir wollen? Ich hoffte, dass sie nicht von meiner Fähigkeit gehört hatten, mit Schlangen zu sprechen. Das war üblicherweise Zauberern vorbehalten, die sich der Schwarzen Magie verschrieben hatten. Salazar Slytherin war ein Parselmund gewesen und sogar der Dunkle Lord. Es wäre dem Ministerium also nicht zu verdenken gewesen, wenn sie mich nun unter Beobachtung stellten.

Eva ergriff meine Hand und drückte sie tröstend. „Es wird schon nichts Schlimmes sein. Vielleicht macht er eine Umfrage zur Sicherheit von Hogwarts."

Tatsächlich minderten ihre Worte meine innere Unruhe etwas. Aber sie konnte sie nicht gänzlich nehmen.

Philip führte uns ins Wohnzimmer. Dort stand ein hochgewachsener Mann mit dem Rücken zu uns gewandt und besah sich offenbar die Kinderfotos von Eva und ihren Geschwistern auf dem Regal. Bei unserem Eintreten drehte er sich um.

Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt