Kapitel 9 - Die letzten Tage in Freiheit

553 38 81
                                    

Deans Besuch hatte mir sichtlich gutgetan. Meine gebesserte Laune fiel sogar Severus bei einem der wenigen Male auf, die wir uns noch sahen. Wirklich begeistert war er aber nicht von unserer Beziehung. Deshalb verschwieg ich ihm lieber den wahren Grund und schob es darauf, dass Hermine und die Weasleys bald hierherkommen würden. Glücklicherweise gab er sich mit dieser Erklärung zufrieden.

Am Tag vor Schulbeginn war es dann endlich so weit. Harry wusste nichts von ihrem Besuch und mir war es strengstens verboten worden, auch nur das kleinste Sterbenswörtchen zu verraten. Deshalb ließ ich ihn alleine in die Winkelgasse gehen und gab vor, schon meine Sachen packen zu wollen.

Dazu kam ich allerdings nicht, da es an meiner Tür klopfte, als ich gerade mein widerspenstiges Buch für Pflege magischer Tierwesen einpackte. Um mich vor seinen Bissen zu schützen, hatte ich es mit einem Gürtel versehen. Über die Störung murrend öffnete ich die Tür.

„Trüben meine Augen mich auch nicht? Ist dies wirklich Eleonora Black?", fragte ein alter, weißhaariger Zauberer. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Trotzdem kam er mir irgendwie bekannt vor. Und ich wusste auch woher, als ein zweiter Zauberer, wie eine exakte Kopie hinter dem anderen hervortrat.

„Habt ihr extra Alterungstränke geschluckt, nur für diesen Auftritt?"

Sie nickten breit grinsend. „Wir wollten ohnehin ausprobieren, wie lange er anhält. Und natürlich, ob wir weiterhin so phänomenal gut aussehen."

„Und das tun wir", ergänzte Fred, der George ansah und sich hin- und herdrehte, damit sich auch sein Zwilling von ihrer Attraktivität überzeugen konnte.

„Vielen Dank übrigens für euer tolles Geburtstagsgeschenk", sagte ich mit ironischem Unterton. „Severus fand seine Vorhersage nicht ganz so prickelnd."

„Severus?", echote George mit gehobenen Augenbrauen. „Wie in Severus Snape?"

So musste ich zuerst von meinen Problemen meinen Vormund betreffend erzählen, bevor ich sie weiter zur Schnecke machen konnte für ihr Geschenk.

„Haben die Prophezeiungen etwa nicht gestimmt? Wir hatten die nötigen Zaubersprüche von einem uralten, runzligen ägyptischen Zauberer."

„Er hat uns hoch und heilig versprochen, dass die schon von Beratern der Pharaonen angewendet wurden."

Mich ließ Fred einfach links liegen und spazierte ins Zimmer. Auf meinem Nachttisch entdeckte er ihr Geschenk und schnappte es sich. Er schüttelte den Würfel ein paar Male in der hohlen Hand und rollte ihn über mein Bett.

„Das Äußere niemals erscheint,

dein Bruder traurig in der Ecke weint.

Holzturm wird dein Ende sein,

doch stirbst du nicht allein."

Einen Augenblick waren wir alle etwas getroffen von der Düsterkeit, die in den Zeilen mitschwang – trotz des erbärmlichen Reimschemas. Dann grinste Fred jedoch breit.

„Also für mich klingt das ganz nach einer Partie Jenga, die ich gegen George gewinne. Oder gegen einen meiner anderen Brüder. Und dann verliere ich wohl wieder."

„Jenga?" Ich stolperte über das unbekannte Wort.

„Ein Spiel der Muggel, bei dem Holzsteine übereinander gestapelt werden und dann der Reihe nach aus dem Turm entfernt werden. Wenn er umfällt, hat man verloren", erklärte George und verdrehte die Augen. „Unser Dad hat das manchmal mit uns gespielt."

„Na gut, das war aber immer noch aufschlussreicher und wohl auch realistischer, als den Quatsch, den ich bekommen habe." Um ihnen den exakten Wortlaut wiedergeben zu können, suchte ich in meinem Koffer nach dem Pergament, auf dem ich mir alle Sprüche notiert hatte. Entweder, um ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen oder mich im Wahrsageunterricht inspirieren zu lassen. Ich fand den Zettel unter einigen Socken.

Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt