Kapitel 8 - Doppelte, unerwartete Verstärkung

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Das änderte sich aber schlagartig über Nacht. Als ich morgens zum Frühstück nach unten tapste, nachdem ich einen Zettel von Severus gefunden hatte, dass er den ganzen Tag unterwegs sein würde, entdeckte ich ein bekanntes Gesicht.

„Harry!", rief ich freudig und rannte auf ihn zu.

Überrascht blickte er auf und lächelte. Ich umarmte ihn stürmisch, während die restlichen Zauberer im Speisesaal etwas verwirrt zu uns hinüber spähten.

„Was machst du denn hier? Und wie bist du auf einmal hierhergekommen?"

Er erzählte eine haarsträubende Geschichte darüber, wie er seine schreckliche Tante Marge aufgeblasen hatte und von den Dursleys geflohen war. Der Fahrende Ritter hatte ihn zufällig aufgelesen und hier abgesetzt. Hier war er vom Zaubereiminister persönlich empfangen worden, der ihm noch nicht einmal eine Strafpredigt hielt. Fassungslos schüttelte ich den Kopf. Letztes Jahr hatte Fudge Hagrid ohne richtige Beweise nach Askaban bringen lassen und nun ließ er Harry straffrei davonkommen? Auch er traute sich wohl nicht heran an den Jungen, der lebte.

Leider war auch ihm die Ähnlichkeit und der gemeinsame Name von Sirius Black und mir aufgefallen.

„Bist du mit diesem Verbrecher verwandt, den sie gerade überall suchen?"

Innerlich seufzte ich, äußerlich lächelte ich gequält und nickte. „Das ist mein Onkel."

Seine Augen wurden so groß wie Hippogreifeneier. „Kennst du ihn?"

„Nein, das nicht. Und um Fragen vorzubeugen, ich kenne auch Bellatrix Lestrange nicht."

„Wer?" Er schien ehrlich verwirrt. Wenigstens meine ebenfalls inhaftierte Verwandte kannte er also nicht.

Ich schüttelte den Kopf. „Nicht so wichtig."

Er nickte und starrte auf sein Rührei. „Wie bist du eigentlich hier gelandet? Deinen Onkel aufgeblasen oder gar aus dem Gefängnis befreit?"

Das brachte mich leicht zum Grinsen. „Nicht ganz. Meine lieben Verwandten, die Malfoys, haben mich am Anfang der Ferien nicht mehr länger beim Ministerium bei sich gemeldet, sodass ich als Vollwaise dastand. Dann gab es einen Termin dort und ein Ausschuss hat über meinen Vormund entschieden. Und der liebe Severus hat mich mit hergebracht. Ende der Geschichte."

Ihn schien mein Vormund am meisten zu beschäftigen. „Severus Snape, unser Zaubertränkelehrer, ist jetzt dein gesetzlicher Vormund? Und du lebst bei ihm?"

Ich nickte und bestellte mir ebenfalls eine Portion Rührei. Wenn ich ihm schon meine verqueren Familienverhältnisse und von der Odyssee meiner Vormundsfindung erzählen musste, dann wenigstens mit vollem Magen.

Trotz der anfangs nervigen Nachfragen, war ich sehr froh um seine Anwesenheit. Er wurde wegen seines Heldenstatus in etwa so häufig angestarrt, wie ich wegen meiner unrühmlichen Verwandtschaft. So konnte ich mir zumindest einreden, dass die Blicke ihm galten.

Zuerst war Harry auch noch etwas skeptisch und traute sich kaum, an meine Zimmertür zu klopfen. Bis ich ihm versicherte, dass Severus meistens schon vor der Morgendämmerung aufbrach und auch erst in tiefster Dunkelheit zurückkehrte. Vermutlich hatte ich in London sogar noch weniger Zeit mit ihm verbracht als zuvor.

Meine Laune besserte sich erheblich, als ich einen Brief von Dean erhielt. Seiner Stiefoma ging es besser und seine Mutter übernahm wieder die Pflege seiner jüngeren Halbgeschwister. Er konnte also doch noch kommen!

Wie üblich aßen Harry und ich im Tropfenden Kessel zu Mittag. Da rief eine Stimme hinter mir: „Hast du mich vermisst?"

Augenblicklich drehte ich mich herum und sprang so schwungvoll auf, dass mein Hocker nach hinten umkippte. Das interessierte mich aber nicht. Ich warf mich in seine ausgestreckten Arme und genoss seine Nähe.

Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt