Die Ereignisse des Quidditchspiels zogen tatsächlich einige Folgen nach sich. Wenn auch nicht die, die ich angenommen hatte. Harry und ich hatten beide darauf gedrängt, möglichst früh wieder von der Krankenstation entlassen zu werden. Und schließlich hatte Madam Pomfrey zugestimmt. Wahrscheinlich waren wir ihre anstrengendsten Patienten, mit unseren ständigen Nachfragen und Versuchen, uns wegzuschleichen.
Severus hatte wohl wirklich etwas bewirken können mit seinen Beschwerden über den neuerlichen Grenzübertritt der Dementoren. Nach der nächsten Verteidigungsstunde, die leider wieder Lupin abhielt und nicht mein Pate, rief Ersterer mich zu sich.
Im gleichen Atemzug nannte er allerdings auch Harry, woraufhin wir einen verwunderten Blick wechselten. Mein Mitschüler war deutlich besser mit dem Verteidigungslehrer bekannt. Deshalb ergab es eigentlich auch wenig Sinn, den Schüler her zu zitieren, den er am besten kannte und die Schülerin, die ihn am wenigsten kannte und ihn bei ihrem letzten persönlichen Gespräch mit Vorwürfen überhäuft hatte. Meine Meinung über ihn hatte sich nicht wirklich verändert.
„Was ist denn, Professor?", wollte Harry wissen, während ich genervt guckte.
„Ich habe von dem Vorfall beim Quidditchspiel gehört", erklärte Lupin und lehnte sich gegen die Tischkante. „Und wenn ich gehört sage, dann meine ich, dass Professor Snape mir regelrecht aufgelauert hat und mir damit in den Ohren gelegen hat. Er sorgt sich offenbar sehr um Ihre Sicherheit."
Harry schnaubte. Von diesen Sorgen merkte man im Zaubertränkeunterricht aber so gar nichts. Aber vermutlich bezog sich sein Kummer auf mich.
„Sie beide scheinen stärker betroffen zu sein, als alle anderen Schüler", fuhr der Verteidigungslehrer fort.
„Woran liegt das?", wollte Harry wissen. Das interessierte mich allerdings auch. Andererseits sah ich keinen Grund, mehr mit Lupin zu sprechen, als unbedingt nötig. Er würde ja doch falsche Schlüsse ziehen und meinen Onkel in mir sehen.
Unser Lehrer ließ den Blick aus dem Fenster schweifen. „Bei Miss Black spielt sicherlich die enge Verwandtschaft zum Gesuchten eine Rolle." Tada, Meinung mal wieder bestätigt! Er hielt meine Verwandtschaft für ausschlaggebend und erwähnte sie. Dabei sollte man doch erwarten, dass die Wachen Askabans genug differenzieren können. Das sollte wohl also nicht der wahre Grund für die auf mich zuschwebenden Dementoren sein. „Aber wie auch bei Ihnen, Harry, gibt es höchstwahrscheinlich genug schreckliche Erlebnisse und Erinnerungen, von denen der Dementor zehren kann."
„Danke für den Hinweis auf mein miserables Leben", sagte ich ironisch und wandte mich schon zum Gehen.
„Warte, Nora!", rief Lupin und sprang hastig vom Tisch auf.
Auf dem Absatz drehte ich mich um und musterte ihn misstrauisch. In seiner Stimme hatte so viel Verletzlichkeit gelegen. „Für Sie weiterhin Miss Black oder Eleonora." Trotz meiner scharfen Worte stellte ich meine Tasche wieder ab.
„Können Sie uns beibringen, wie wir uns gegen die Dementoren wehren können?", wollte Harry mit hoffnungsvollem Blick wissen. Das schien ihn viel mehr zu interessieren als der Beinahe-Streit zwischen dem Lehrer und mir.
Lupin blickte kurz zu mir und richtete den Blick seiner grünen Augen wieder auf meinen Mitschüler. „Das kann ich tatsächlich. Zumindest versuche ich es, aber versprechen kann ich natürlich nichts."
Freudestrahlend drehte sich Harry zu mir und stockte angesichts meiner zusammengezogenen Augenbrauen. „Freust du dich etwa nicht, ihnen etwas entgegensetzen zu können?"
„Doch, natürlich." So natürlich fühlte es sich aber nicht an. Stattdessen war ich innerlich zerrissen zwischen meiner Abneigung Lupin gegenüber und seinen Vorurteilen und meinem Wunsch, mich gegen die Dementoren wehren zu können. Denn solange mein Onkel nicht gefunden wurde und die Wachen Askabans weiterhin hier nach ihm suchten, konnte es jederzeit wieder zu weiteren „Verwechselungen" kommen. Und vielleicht endeten die nicht mehr so glimpflich für mich.
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Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ Abgeschlossen
FanfictionDas dritte Schuljahr auf Hogwarts steht bevor. Eleonora Black hat nicht nur mit ihrem Status als Waise und dem Schulalltag zu kämpfen, zu allem Überfluss bricht auch noch ihr Onkel aus dem Zauberergefängnis aus. Sirius Black ist wieder auf freiem Fu...