Kapitel 29 - Stell dich deinen Ängsten

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Obwohl nichts Außergewöhnliches mehr passierte und ich mit Sehnsucht an Silvester letztes Jahr dachte, während ich meine Tage weiterhin mit Hermine in der Bibliothek verbrachte, waren die Ferien schneller vorbei, als erwartet.

Danach ging es weiter mit dem üblichen Unterricht. Die Lernsessions mit Hermine hatten sich wirklich ausgezahlt, denn während besonders in Alte Runen die anderen Schüler sich nicht genug über die Schwierigkeit des Stoffes beklagen konnten, hatten wir kaum Probleme damit. Es war mittlerweile sogar eines meiner Lieblingsfächer geworden.

Dafür mochte ich Wahrsagen immer weniger. Vom Teeblätterlesen waren wir mittlerweile zum Traumdeuten übergegangen und wurden gezwungen, ein Traumtagebuch zu führen. Wenn ich nicht gerade mitten in der Nacht geweckt wurde oder einen Albtraum hatte, konnte ich mich daran aber nicht mehr erinnern. Daher sog ich mir immer kurz vor den Stunden wirre Geschichten aus den Fingern, gerne auch von den Zwillingen unterstützt. Die dadurch sehr blutigen Erzählungen begeisterten Trelawney und sie hielt mich für eine ihrer besten Schülerinnen. Dass mir in dem eingeräucherten Turmzimmer regelmäßig kotzübel wurde und mein prophetischer Gesichtsausdruck eigentlich nur dadurch zu Stande kam, dass ich Dean mir gegenüber nicht anspucken wollte, verschwieg ich ihr lieber.

Einziger Lichtblick waren die versprochenen Privatstunden bei Lupin, damit Harry und ich uns gegen die Dementoren wehren konnten. Wenn ich sie erst von mir fernhalten konnte, würde mir Severus hoffentlich auch wieder die Besuche in Hogsmeade erlauben. Oder allgemein ein Leben außerhalb der Schlossmauern.

Nach der nächsten Verteidigungsstunde behielt Lupin uns zwei noch länger da, um uns Ort und Zeit der ersten Übungsstunde mitzuteilen. Die Zeit bis dahin konnte ich kaum abwarten. Ich wollte endlich meine Freiheit zurück.

Eines Abends verließen Harry und ich daher den Gemeinschaftsraum und gingen in eines der leeren Klassenzimmer, wo der Lehrer bereits auf uns wartete.

„Guten Abend, Mr Potter und natürlich auch Miss Black", begrüßte uns und stolperte mittlerweile bei meinem Nachnamen kaum mehr. Das bescherte mir ein kleines Lächeln, weil es hieß, dass sich alles normalisierte. Und ich nicht mehr auf die Machenschaften meines Onkels reduziert wurde.

„Hier ist gar kein Dementor", sprach Harry das Offensichtliche aus. Darin war er hervorragend. „Aber predigen Sie nicht sonst immer, dass man am besten in der Praxis lernt, Professor?"

„Sehr richtig, Harry", lobte ihn der Lehrer und zückte seinen Zauberstab. „Daher habe ich auch das ganze Schloss auf der Suche nach einem Irrwicht durchkämmt, da wir ja wissen, dass es bei Ihnen aufs gleiche drauf rauskommt. Allerdings mit deutlich weniger Gefahr."

„Und was ist mit mir?", wollte ich wissen. Schließlich wollte ich nicht schon wieder Sirius Black gegenüberstehen. Sinnvoll für die Verteidigung gegen Dementoren war das auch nicht.

Seine Augen verdunkelten sich. „Nun, vielleicht können wir Sie in etwas größerer Entfernung platzieren, sodass sich der Irrwicht in seiner Gestalt auf Harry konzentriert."

Nach einigen Sekunden des Überlegens nickte ich. Ich musste zugeben, dass der Plan zwar nicht fehlerfrei, aber dennoch gut war.

Erstmal mussten wir den nötigen Zauber aber ohne Zauberstab und Irrwicht üben. Nachdem aber unsere Aussprache von „Expecto Patronus" perfekt war und auch die Zauberstabbewegung, erklärte Lupin uns das, worauf es wirklich ankam.

„Ein Patronus-Zauber ist wirkungslos, wenn er nicht an eine starke, glückliche Erinnerung geknüpft ist", führte er aus und schritt wie im Unterricht hin und her. „Das ist in einem Stressmoment noch schwieriger, deshalb können Sie auch nicht erwarten, dass es bei den ersten Versuchen gelingt. Schließlich ist es ein hochkomplexer Zauber, den auch nur wenige erwachsene Zauberer und Hexen fehlerfrei ausführen können."

Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt