Kapitel 24 - Salazars kleine Geheimverstecke

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Das Metall der Leiter fühlte sich kalt unter meinen Fingern an. Stufe für Stufe kletterte ich nach unten. Das grünliche Licht wurde immer heller, obwohl es nicht sonderlich konstant zu sein schien. Mal war es heller, dann wieder fast nicht existent.

Nach einigen Metern stieß mein Fuß auf festen Boden, statt auf eine weitere Sprosse. Ich kehrte der Leiter den Rücken zu. Meine Augen brauchten einen Moment, um sich an das erheblich hellere Zimmer zu gewöhnen. Dann jedoch kam ich aus dem Staunen fast nicht mehr heraus.

Es als Zimmer zu bezeichnen, war eine Untertreibung. Vielmehr war es eine große Halle, erleuchtet von grünlichem Licht, das durch eine große Glasfront an der gegenüberliegenden Seite hereinschien. Als wäre es nicht seltsam genug, in weilenweit unter der Erde gelegenen Kellerräumen Fenster einzubauen, befand sich auf der anderen Seite scheinbar auch noch Wasser. Darauf deuteten zumindest die großen Tangstränge hin, die sich hinter der Scheibe wogten, von unsichtbarer Strömung getrieben. Und auch eine vorbeischwimmende Mischkreatur aus Mensch und Wasserwesen bestätigte meinen Eindruck.

„Dean, du glaubst gar nicht, was ich gefunden habe!", rief ich meinem Freund zu, der kurzerhand zu mir hinabkletterte. Auch er machte große Augen.

„Ein unterirdischer Pool mit Blick auf den Schwarzen See!", staunte er. „Ich habe ja nicht mal geahnt, dass Salazar Slytherin an Wellness interessiert war."

Jetzt, da er es sagte, fiel es mir auch auf. Zwischen dem Glas und uns beiden war in den Boden ein großes Wasserbecken eingelassen, das trotz so vieler vergangener Jahre seit dem letzten Betreten immer noch mit Wasser gefüllt war. Es sah sogar einladend aus.

„Glaubst du, der Rest der Säulen verbirgt auch Wellnessräume?", fragte ich Dean. Halb meinte ich es ernst, halb als Scherz.

„Hoffen wir es mal", meinte er, ging am Rand des Beckens in die Hocke und spähte ins trübe Wasser hinein. „Andernfalls weckst du vielleicht ein Nest voller Basiliskenbabys."

„Oh nein, das wäre schrecklich!", rief ich aus. „Die stehen ja gar nicht auf der Liste der erlaubten Haustiere und ich müsste sie abgeben!"

Dean verdrehte leicht die Augen. „Das war nicht ganz, was ich gemeint habe."

„Jaja", beschwichtigte ich ihn. Ich wandte ihm den Rücken zu und stellte mich dicht vor die Glasscheibe. „Trotzdem finde ich, dass der Basilisk letztes Jahr ziemlich umsonst gestorben ist."

„Jaja", sagte er und machte meinen Tonfall und Wortwahl nach. „Trotzdem finde ich, dass du dir nicht ganz sicher sein kannst. Und dass du vielleicht etwas größenwahnsinnig geworden bist. Slytherins Monster war kein Schoßhund und hat auch nicht auf jemanden gewartet, der es mit Liebe überhäuft, sodass es endlich mit dem ungewollten Morden aufhören kann."

„Schon verstanden." Ich tippte mit dem Zeigefinger gegen das kühle Glas, doch der Wassermensch auf der anderen Seite schwamm unbeirrt vorbei. „Vielleicht hätte es dennoch eine zweite Chance verdient."

Er hob beide Hände. „Das ist deine Sache. Du hattest letztes Jahr die zischende, mordlustige Stimme gehört, nicht ich. Also bist du die Schlangenpsychologin."

In letzter Zeit klangen unsere Gespräche häufiger so. Irgendwie nach Streit. Aber richtig gezofft hatten wir uns bisher noch nicht, es war bei mehr oder weniger spielerischem Geplänkel geblieben. Allerdings war es eine Veränderung und ich konnte noch nicht ganz sagen, ob ich es mochte.

„Komm, lass und schauen, ob in den anderen Säulen auch noch Geheimgänge versteckt sind." Dean rappelte sich auf und klopfte sich etwas imaginären Staub von der Hose. Es war erstaunlich staub- und spinnwebfrei hier unten – auch in der Hauptkammer.

Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt