„Gryffindor! Gryffindor! Gryffindor!", skandierte die Menge. Dean und ich machten begeistert mit. Die grünsilberne Kurve gegenüber im Station hielt mit „Slytherin!"-Rufen dagegen, kam aber einfach nicht gegen die schiere Menge an Anhängern unseres Hauses an. Denn nicht nur wir waren für unsere Mannschaft, sondern auch Hufflepuffs und Ravenclaws, die in das Gebrüll mit einstiegen. Schon vorhin beim Frühstück wäre es beinahe eskaliert und zu Handgreiflichkeiten gekommen.
„Da ist der Schnatz!", rief ich und deutete auf das goldene Schimmern, in der Hoffnung, dass Harry mich bemerken würde. Zumindest hatte er schon mal in die richtige Richtung geblickt, sich nur nicht von seiner schwebenden Position über dem Spielgeschehen wegbegeben. Oder aber es war Kalkül. Das war das allerletzte Spiel der Saison und im Moment würde Slytherin das neunte Mal in Folge den Pokal holen. Zumindest, wenn sie siegten oder Gryffindor nicht genug Punkte erzielte. Sobald Harry allerdings den Schnatz fangen würde, wäre das Spiel zu Ende.
Rasch warf ich einen Blick auf die Anzeigetafel, denn Lee Jordans Kommentare hörte man schon lange nicht mehr. Er gab oben auf der Empore aber dennoch sein Bestes. Unser Haus führte zwar, hatte aber noch nicht den nötigen Vorsprung.
Um mich herum brandete Jubel auf und Dean hob mich überschwänglich hoch und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Vor Aufregung waren seine Wangen ganz rot.
„Wenn Harry jetzt den Schnatz fängt, dann gewinnen wir den Quidditchpokal und damit vielleicht auch den Hauspokal!", rief er mir breit grinsend zu und klatschte. Ich klatschte ebenfalls und freute mich, dass er sich so sehr für diesen Sport begeistern konnte. Als Spielerin machte es mir auch wahnsinnigen Spaß, aber als Zuschauerin fehlte mir die Möglichkeit, ins Spielgeschehen eingreifen zu können. Außer durchs Anfeuern.
Harry hatte keine Zeit, den widerspenstigen Ball zu fangen, da hatten die Slytherins ebenfalls einen Quaffel durch einen Ring geworfen. Verdammt. Es blieb also weiter spannend und äußerst knapp für Gryffindor.
Katie Bell hatte kaum den Quaffel gefangen, da sah sich schon mit einer ganzen Wand aus Slytherins konfrontiert. Und von denen nahm niemand das Spiel auf die leichte Schulter. So flog Montague direkt auf sie zu. Sie passte den Ball zu Alicia, kurz bevor der Kapitän der Slytherins fast mit ihr zusammenstieß. Erst im letzten Augenblick schaffte sie es, den Besen hochzureißen. Dadurch stieß sie mit Fred zusammen, der Montague gerade einen Klatscher auf den Schädel schmettern wollte. In einem Knäuel aus Gliedmaßen, Schläger und Klatscher trudelten sie auf den Boden zu. Dort landeten sie allerdings recht unbeschadet, zumindest verbeugte sich Fred bereits wieder ausgiebig vor dem Publikum.
Dadurch abgelenkt bekam ich erst jetzt mit, dass Angelina mit dem Quaffel in Wurfweite der gegnerischen Ringe war. Sie täuschte einen Wurf an, weshalb der Hüter zum untersten Ring schoss und sie freie Bahn hatte. Und sie traf!
Ich hatte beide Hände ineinander gekrallt, das Spiel fesselte mich doch mehr als gedacht. Harry wollte es Montague offenbar gleichtun, denn er näherte sich mit Höchstgeschwindigkeit Draco. Der feixte, bis er merkte, dass es Harry ernst war. Dann wurde er mit einem Mal ganz blass um die Nase. Der Schwarzhaarige griff sich den Schnatz neben Dracos Ohr. Damit bewies er zwei Dinge: McGonagall hatte ihn nicht umsonst schon als Erstklässler in das Team geschickt und Draco war ein Vollidiot. Etwas, das eigentlich nicht mehr bewiesen werden musste. Er war ein Vollidiot, dessen einzige Aufgabe darin bestanden hatte, den Schnatz zu fangen und der noch nicht einmal das hingekriegt hatte, obwohl er dafür nur den Kopf hätte drehen müssen.
Den Kopf drehte er allerdings jetzt erst und zwar zum Kapitän, der die schiefen Zähne fletschte und mich noch mehr an einen Höhlentroll erinnerte. Draco schluckte sichtbar, er würde es bei seinen Hausgenossen in nächster Zeit nicht leicht haben. Das hatte er redlich verdient, schließlich musste Seidenschnabel wegen ihm wohl sterben.
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Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ Abgeschlossen
FanfictionDas dritte Schuljahr auf Hogwarts steht bevor. Eleonora Black hat nicht nur mit ihrem Status als Waise und dem Schulalltag zu kämpfen, zu allem Überfluss bricht auch noch ihr Onkel aus dem Zauberergefängnis aus. Sirius Black ist wieder auf freiem Fu...