Lupin und Sirius standen nebeneinander, die Zauberstäbe hoch erhoben. Zu ihren Füßen kauerte Pettigrew und knabberte hektisch auf seinen Fingernägeln. So sollte doch kein Leben zu Ende gehen. Ich wandte meinen Blick ab, konnte es nicht mitansehen. Aber es stand mir nicht zu, über ihn zu richten. Er hatte hauptsächlich Sirius und Harrys Leben zerstört, wenn sie dafür Rache wollten, dann stand es mir wohl nicht zu, sie daran zu hindern. Wahrscheinlich hatten auch noch Lupin und Ron ein Mitspracherecht, immerhin hatte Pettigrew auch ihr Leben negativ beeinflusst.
Die beiden alten Schulfreunde nickten sich zu, bereit, ihren anderen Freund umzubringen. Schon sprachen sie die letzten Worte, die er in seinem jämmerlichen Leben hören würde. „Avada K-"
„Stopp!", rief Harry. „Ich kann das nicht zulassen. Mein Vater würde nicht wollen, dass ihr wegen dieses Verräters zu Mördern werdet."
„Oh vielen Dank!" Erleichtert warf sich Pettigrew vor Harrys Füße.
„Stattdessen sollten wir ihn lieber den Dementoren übergeben."
Der Mann am Boden quiekte schrill. Zitternd blickte er zu uns hoch und kaute noch hektischer an seinen Nägeln.
Sirius warf Harry einen skeptischen Blick zu, meinen Zauberstab weiterhin auf die sich windende Gestalt gerichtet. „Bist du dir sicher? Der Mann ist dafür verantwortlich, dass deine Eltern tot sind. Ohne ihn hättest du nicht als Waise aufwachsen müssen."
„Ich weiß einfach, dass sie es nicht wollen würden", entgegnete Harry. „Er erhält ja trotzdem seine gerechte Strafe."
„Nun denn", Sirius hob beide Hände, sodass sich Pettigrew nicht mehr einem Zauberstab gegenübersah. „Dann soll es so sein."
Dadurch ergab sich die Frage, wie man den Gefangenen am besten transportierte. Ron meldete sich schließlich freiwillig, immerhin war es sein Haustier gewesen. Vielleicht war das seine Art von Rache. Lupin überprüfte nochmal die Schiene, die Severus seinem Bein vorhin verpasst hatte. Mit seinem Zauberstab ließ er Ketten erscheinen, die er einerseits sich und Ron anlegte. Sodass Pettigrew in der Mitte ging und eigentlich keine Chance zur Flucht hatte. Besonders, da Hermine mit Krummbein voranging.
Hinter ihr folgte dann das ungleiche Gespann. Lupin, dessen lange Schritte neben Pettigrews Trippeln und Rons Humpeln irgendwie deplatziert wirkten. Als wolle man verschiedene Geschwindigkeiten zur gleichen Zeit darstellen.
Ich folgte ihnen und sammelte im Gang noch Severus auf, der leider immer noch nicht erwacht war. Mithilfe meines Zauberstabs, den ich mir von Sirius zurückgeholt hatte, ließ ich ihn vor mir herschweben wie einen sehr stofflichen Geist. Es war ein fürchterlicher Anblick, wie sein Kopf bei jedem noch so kleinen Ruck unkontrolliert auf seiner Brust hin- und herrollte. Aber wem hätte ich diese Aufgabe sonst übertragen sollen? Sirius? Der würde ihn bei nächster Gelegenheit vergessen oder irgendwo abladen. Zusätzlich zu jeder Kante, gegen die er den reglosen Körper stoßen lassen würde. Nein, da übernahm ich es lieber selbst. Obwohl ich kaum hinsehen konnte.
Deshalb versuchte ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Das regelmäßige Pochen von Rons Stock auf dem Boden zum Beispiel. Allerdings musste ich ja auch gleichzeitig aufpassen, dass sich mein Pate nirgendwo anschlug. Das Gespräch zwischen Sirius und Harry hinter mir blendete ich weiterstgehend aus. Oder probierte es wenigstens – sie hatten auch ihre Privatsphäre verdient.
Soweit ich es nämlich mitbekommen hatte, war mein Onkel Harrys Pate. Zumindest von den Bezeichnungen her verkomplizierte es das definitiv. Und so sehr ich mich auch bemühte, wegzuhören, konnte ich nicht umhin, das Gespräch zu belauschen. Natürlich ungewollt.
„Also, wenn du möchtest, dann kannst du bei mir einziehen. Es ist zwar nicht unbedingt schön oder auch sonderlich gemütlich, aber bietet jede Menge Platz. Selbstverständlich kannst du das auch erst mit Onkel und Tante besprechen, es ist ja immerhin eine große Entscheidung. Und du musst auch nicht umziehen, es war nur so eine Idee von mir..."
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Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ Abgeschlossen
FanfictionDas dritte Schuljahr auf Hogwarts steht bevor. Eleonora Black hat nicht nur mit ihrem Status als Waise und dem Schulalltag zu kämpfen, zu allem Überfluss bricht auch noch ihr Onkel aus dem Zauberergefängnis aus. Sirius Black ist wieder auf freiem Fu...