Mit nur schlecht verhohlener schlechter Laune überreichte mir Severus sein Geschenk an mich. Ich packte es aus und hoffte, dass die Stimmung dadurch wieder entspannter sein würde. Unter dem schwarzen Geschenkpapier kam ein Kessel zum Vorschein.
„Selbsterhitzend", erklärte mein Pate einsilbig und sah mir kaum in die Augen. „Er macht jedes Feuer unnötig."
„Dankeschön", sagte ich und starrte betrübt auf meine Geschenke und den Kuchen. So hatte ich mir meinen dreizehnten Geburtstag nicht vorgestellt.
Die schlechte Laune hielt auch noch bis nach dem Frühstück an. Severus hatte heute keine ominösen Verpflichtungen und kündigte stattdessen an, mein Zimmer einrichten und umgestalten zu können. Eigentlich wollte ich ihm und seiner Frustration lieber aus dem Weg gehen, aber aktuell hätte er mein Nein wohl kaum akzeptiert.
So kam es, dass wir beide in dem kleinen Raum standen, der nun mir gehörte. Ich hatte auch hier Staub und Spinnweben entfernt, aber von Gemütlichkeit war nichts zu spüren. Die Sachen, die er mir von den Malfoys geholt hatte, hatte ich bisher noch gar nicht auspacken können, dafür fehlte schlichtweg der Platz.
Severus stand einfach nur da und machte keinerlei Anstalten, sich um irgendetwas zu kümmern. Und ich durfte in den Ferien nicht zaubern. „Könntest du vielleicht irgendetwas machen, damit das Zimmer größer wird?", fragte ich ihn in der leisen Hoffnung, dass er bessere Laune bekäme, wenn er zauberte.
Er nickte und murmelte einige Zauber. Daraufhin verformte das Zimmer sich und dehnte sich immer weiter aus, bis es schließlich deutlich größer war. Ich glaubte, in seinen Augen so etwas wie Zufriedenheit über seine Arbeit erkennen zu können. Da mein Plan also teilweise aufgegangen war, probierte ich es weiter.
„Und wäre es möglich, die Wände in einer anderen Farbe zu streichen?" Ich sah ihn flehend an. „Sie sind schon sehr vergilbt."
Mechanisch ruckte er mit dem Kopf und hob den Zauberstab. „Welche Farbe?"
Ich überlegte. Rot und Gold würde er mir sicher nicht gestatten und grün wollte ich lieber auch nicht haben. „Vielleicht alle erstmal weiß und dann eine Wand in einer anderen Farbe? Zum Beispiel Blau?"
Augenblicklich wurden die Wände weiß, bis auf die zu meiner Rechten. Die hatte einen leichten, freundlichen Türkiston angenommen. Ich musste sagen, dass ich mit dem bisherigen Ergebnis ziemlich zufrieden war. Durch die veränderten Raummaße und die neue Farbe wirkte es viel größer, offener und gemütlicher.
„Diese Kartons werde ich an einem anderen Ort unterbringen. Hier nehmen sie dir nur deinen kostbaren Freiraum." Er schnalzte mit dem Zauberstab und sofort öffneten sich alle Schranktüren und Schubladen und ein Strom an Dingen verschwand in den Kartons. Diese schrumpften zusätzlich auch noch, bis sie nicht viel größer als Bauklötzchen vor unseren Füßen lagen.
Mein Pate bückte sich und ließ sie in den Taschen seines Umhangs verschwinden. Den trug er häufig auch drinnen, unabhängig von der Raumtemperatur. Vielleicht war er mit speziellen Zaubern ausgestattet, die sich seinen Wünschen nach Wärme und Kälte anpassten.
Da nun wesentlich mehr Platz im Zimmer war, konnte ich auch endlich den Koffer mit meinen Dingen aus Malfoy Manor auspacken. Als Erstes holte ich zu meiner Überraschung einen alten, beigen Ohrensessel hervor, der innerhalb des Koffers noch auf meine Handfläche gepasst hatte. Je weiter ich ihn allerdings hervorholte, desto größer und schwerer wurde er, bis ich ihn mit beiden Händen und unter ganzer Kraftanstrengung hervorholte und neben das Fenster schob. Er hatte in meiner Kindheit in meinem Zimmer auch am Fenster gestanden und jeder andere Platz wäre undenkbar.
Ich kramte noch etliche Bücher, Kuscheltiere und viel zu kleine Kleidung daraus hervor. Obwohl die Klamotten wohl nur noch einem Hauselfen passen würden oder vielleicht noch Ginny Weasley, beschloss ich, sie zu behalten. Vielleicht konnte ich sie wirklich Ginny geben, tragbar und schön waren sie ja noch.
Da seine Zauberkunst nun nicht mehr gefragt war und es hauptsächlich ums Einrichten und Dekorieren ging, verschwand mein Pate ins Wohnzimmer. Vielleicht wollte er auch noch die Zeitung lesen, die die Posteule eigentlich jeden Morgen vorbei brachte. Heute hatte sie sich etwas verspätet. Wahrscheinlich ein Streit mit einer Katze.
Ich räumte Bilderrahmen von Kommode zu Regal und verschob die Möbel, bis mir ihre Anordnung gefiel. Leider hatte ich vergessen, Severus zu bitten, mein Bett magisch zu verlängern. Den Unterschied glich ich aber mit einem kleinen Hocker aus, den Narcissa eingepackt hatte.
Fast schien es so, als habe sie jedes kleine Anzeichen für meine Existenz in ihrem Haus tilgen wollen. Das konnte ihr aber nicht gänzlich gelingen. Als kleines Mädchen hatte ich mir heimlich ihren Zauberstab ausgeliehen und damit in der Gegend herumgefuchtelt. Dabei war ein riesiges Brandloch gleich im Foyer entstanden. Lucius hatte mit mir ebenso geschimpft, wie sonst nur mit den Hauselfen, aber auch er konnte es nicht entfernen. Schließlich legten sie einen großen Teppich darüber. Trotzdem erfüllte es mich mit Schadenfreude, zu wissen, dass jeder ihrer Gäste an meinem Schandfleck vorbeimusste. Denn ein Schandfleck war es im wahrsten Sinne des Wortes.
Gerade als ich einen Platz für meine Lieblingskuscheltiereule suchte, klopfte es an der geöffneten Tür. Ich schrak zusammen. Im Türrahmen stand mein Pate, glücklicherweise wieder halbwegs beruhigt. Dass ihn eine einfache, kleine Prophezeiung derart aus der Fassung bringen konnte, konnte ich kaum glauben.
„Was gibt es?", wollte ich wissen.
„Anlässlich deines Geburtstags wollte ich dir von unserer restlichen Ferienplanung berichten", setzte er an. „Ich habe noch einige Erledigungen in London zu machen. Wenn du willst, können wir daher die letzten Wochen im Tropfenden Kessel verbringen, dann musst du nicht in diesem Loch alleine bleiben." Unbehaglich blickte er in Richtung des Flurs. Ich war froh, dass er offenbar wohl nicht mehr fand, dass mein Zimmer unter die Bezeichnung Loch fiel. Beim Umdekorieren alles richtig gemacht. „Dann kannst du die Freuden deines neu gestalteten Zimmers allerdings erst in den nächsten Ferien genießen."
Mein Herz begann wild zu pochen. „In London?" Ich sah mich schon mit Dean durch die Stadt schlendern oder in der Winkelgasse nach Kuriositäten stöbern.
Er nickte. „Ich wäre ähnlich lange weg wie hier. Trotzdem hättest du andere Beschäftigungsmöglichkeiten und müsstest dich nicht mehr gezwungen sehen, das Haus zu putzen oder zu kochen. Du bist Hexe und keine Hausfrau."
Molly Weasley war das wohl beste Beispiel, dass beides zu verbinden war. Aber Hausarbeit machte auf Muggelart nur wenig Spaß. Und in diesem Haus bemerkte man nur kleine Unterschiede. Denn um ein gemütliches, schönes Zuhause daraus zu machen, hätte man es wohl abreißen müssen und die Nachbarschaft gleich mit dazu.
„Wann geht es los?", wollte ich begeistert wissen.
Es entlockte ihm ein schmallippiges Lächeln. „Theoretisch gleich morgen. Zumindest sind dann unsere Zimmer im Tropfenden Kessel fertig."
Und so wurde es doch noch ein schöner Geburtstag. Zumindest, bis die Posteule endlich eintraf.
Mit ihrem Schnabel klopfte sie an das Wohnzimmerfenster, bis ich sie schließlich rein ließ. Ungeduldig flatterte sie an mir vorbei zu meinem Paten. Ich ging ihr noch schnell einen Eulenkeks aus der Küche holen, während er sie bezahlte. Eigentlich hätte sie für ihre Verspätung weniger verdient und den Eulenkeks erst recht nicht. Aber weil mein Geburtstag war, war ich spendabel.
Doch als ich ins kleine Wohnzimmer zurückkam, saß Severus stocksteif auf seinem Sessel und blickte starr auf die Zeitung in seinen Händen. Die Eule war bereits wieder durchs offene Fenster verschwunden.
Neugierig lief ich um den Sessel herum und stellte mich neben ihn, um die Zeitung lesen zu können.
Massenmörder Sirius bricht als erster Zauberer überhaupt aus Askaban aus!
Verdammter Doxiemist.
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Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ Abgeschlossen
FanfictionDas dritte Schuljahr auf Hogwarts steht bevor. Eleonora Black hat nicht nur mit ihrem Status als Waise und dem Schulalltag zu kämpfen, zu allem Überfluss bricht auch noch ihr Onkel aus dem Zauberergefängnis aus. Sirius Black ist wieder auf freiem Fu...