Kapitel 33 - Ohrfeigen, Osterferien und Ohnmacht

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Als ich schon wieder ganz vergessen hatte, dass ich einen Brief nach Ilvermorny geschrieben hatte, brachte mir die Schneeeule die Antwort. Es war außerhalb der normalen Ankunftszeit beim Frühstück. Das stolze Tier klopfte am Fenster eines Korridors, durch den ich auf dem Weg vom Runenunterricht zurück in den Gemeinschaftsraum gerade hindurchlief. Ich stoppte und sah mich um, aber es war niemand außer mir da. Überrascht öffnete ich ihr und nahm ihr den Brief ab. Befreit von ihrer Bürde schwang sie sich wieder auf, vermutlich in die Eulerei.

Nun interessierte mich aber brennend, was an der Antwort so lange gedauert hatte. Während des Gehens las ich den Brief, hielt allerdings nach der obligatorischen Grußformel wieder inne. Dort stand, dass sie mir nicht weiterhelfen konnten. Dann noch jede Menge andere Zeilen, die praktisch keine Informationen enthielten. Dafür ganz am Schluss noch die Unterschrift der Schulleiterin.

Das stank doch bis zum Himmel! Wieso sollte mir die Schulleiterin antworten, wenn sie nichts zu sagen hatte? Warum nicht einfach irgendein anderer Lehrer?

Und dieser Brief war derart inhaltslos, das man ihn ebenso gut Binns in seinem Unterricht vorlesen lassen konnte, ohne dass auch nur irgendjemand einen Unterschied bemerkt hätte. Nicht mal Hermine, denn die war in letzter Zeit so gestresst, dass sie jedes Mal kurz vorm Einschlafen schien.

Ich rollte das Pergament wieder zusammen und tippte damit immer wieder auf meine Handfläche. Das war keine Möglichkeit, um daraus schlau zu werden, aber um meine aufgestaute Energie loszuwerden.

Jetzt sollte ich aber lieber in den Gemeinschaftsraum zurückkehren, um meine Utensilien für die nächste Stunde zu holen. Wieder einmal grunzten mich die Sicherheitstrolle misstrauisch an, als mich die Fette Dame nicht sofort durchlassen wollte. Schließlich tat sie es aber doch und ich beeilte mich, in meinen Schlafsaal zu kommen.

Doch dieser war nicht so menschenleer wie angenommen. Schlafend lag Hermine über ein Buch gebeugt in ihrem Bett. Mein Blick wurde weich, als er sie streifte. Sie hatte sich dieses Jahr wirklich viel vorgenommen. Trotzdem sollte ich sie besser wecken. Sanft rüttelte ich ihre Schulter.

Sie schreckte hoch und verfehlte mit ihrem Schädel nur knapp mein Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie mich an und packte mich am Oberarm. „Wie viel Uhr ist es?"

„Das weiß ich gerade nicht, aber eben in Alte Runen warst du zumindest nicht da." Weshalb ich Zeit gehabt hatte, um Sue Li näher kennenzulernen. Die Ravenclaw war wirklich nett.

Sie stöhnte und fasste sich gegen die Stirn. „Oh nein, bitte nicht! Wieso musste ich einschlafen?"

Hermine schlug ihr Buch zu und machte Anstalten, aus dem Bett zu krabbeln. Ich hielt sie zurück. „Warte doch mal. Du kannst doch nicht rund um die Uhr arbeiten. Vielleicht habe ich da etwas für dich."

Ich ging zu meinem Koffer und kramte darin nach dem Trank, den mir Severus letztes Jahr gegen meine Erschöpfung gegeben hatte. Meine Mitschülerin starrte mir dabei nur hinterher und hätte sich wohl am liebsten schon längst wieder in die Arbeit gestürzt.

Entschieden drückte ich ihn ihr in die Hand und zwang sie, etwas davon zu trinken. Doch schon nach wenigen Tropfen stellte sie das Fläschchen beiseite, schnappte sich ihren Kram und rauschte aus dem Zimmer.

„Wo willst du denn hin?", rief ich ihr noch hinterher und lehnte mich über die Galerie zum Gemeinschaftsraum.

„Zu Professor Babbling!" Sie öffnete die Portraitluke und kletterte hindurch. Sie steckte ihren Kopf wieder hinein, um noch zu ergänzen: „Ich muss mich für mein Fehlen entschuldigen! Hoffentlich ist sie nicht allzu böse und ich werde natürlich auch den Stoff nachholen!"

Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt