Kapitel 19

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,,Wieso gehst du nicht zu den anderen?" Fragte Byun den Braunhaarigen Werwolf neugierig und lehnte sich, genau wie dieser, gegen das Geländer der Terasse und sah dadurch zu den anderen, welche sich etwas weiter weg um eine Feuerstelle verteilt hatten und sich gegenseitig Geschichten erzählten.

Seungmin stieß etwas Luft aus und strich durch Byuns Haare. ,,Ich könnte dich das gleiche fragen, warum bist du nicht bei Taco?"

Byun verzog leicht das Gesicht. ,,Er ist nervig!" Schüttelte er den Kopf und verschränkte demonstrativ seine Arme. Amüsiert sah Seungmin zu dem Jungen hinunter, welchem seine etwas längeren schwarzen Haare im Gesicht hingen.

,,Aber als er vorhin aber weg musste, warst du auch nicht froh darüber." Byuns Arm rutschte von Geländer ab und mit leicht rötlichen Wangen antwortete er: ,,Das war Erleichterung, du hast es mit Gefühlen noch nicht so drauf, oder?" Antwortete der Junge ihm kopfschüttelnd.

Seungmin grinste leicht und sah wieder runter zu seinen Freunden. ,,Du bist schlecht im Ausreden finden." Sagte er dem Jungen. Byun seufzte leise und fragte den Braunhaarigen: ,,Warum bin ich überhaupt hier?"

Lachend nahm Seungmin den Jungen hoch und knuddelte ihn gespielt aggressiv durch. ,,Weil du mich uuunglaublich lieb hast." Ärgerte er den kleinen Werwolf.

Lachend versuchte Byun den Braunhaarigen von sich wegzudrücken, doch wurde ihre Rangelei von einem Räuspern aus Richtung Terassentür unterbrochen.

Fragend hob Seungmin eine Augenbraue hoch und drehte sich zu der Person, noch immer mit Byun im Arm.

,,Königin Najoo, wie kann ich Ihnen behilflich sein?" Fragte er die Frau höflich, während er Byun wieder auf dem Boden absetzte.

Najoo antwortete ihm nicht gleich, sondern wandte sich dem kleinen Werwolfsjungen zu. ,,Wie wäre es, wenn du erstmal zu den Anderen gehst, ich hab gehört sie erzählen sich gerade schöne Geschichten."

Nun lag es an Byun seine Augenbraue hochzuziehen und mit einem kurzen Blick hoch zu Seungmin fragte er die Frau: ,,Warum sagen Sie mir nicht einfach, dass Sie kurz alleine mit ihm reden wollen?" Kopfschüttelnd ging der Junge an der Königin vorbei, während er murmelte: ,,Als ob ich mir das hier freiwillig reinziehen würde."

Irritiert sah die Königin dem Jungen hinterher und übersah dadurch das amüsierte Grinsen auf Seungmins Gesicht.

Doch es dauerte nicht lange, bis sich zwischen den beiden eine unangenehme Stille ausbreitete, die keiner zu brechen wagte.

,,Meine Botschafter haben mir mitgeteilt, dass meine Schwester kürzlich zwei Werwölfe und einen Vampiren aufgenommen hat. Sind das deine Leute?"

Auf Seungmins Gesich breitete sich ein leichtes Lächeln aus. Es könnten tatsächlich Hyunjin, Jeongin und Minho sein, doch würde das nicht erklären, wo Jisung geblieben war.

,,Wäre möglich." Antwortete er schlicht und sah der Frau dabei zu, wie sie etwas näher kam, während sich wieder eine Stille über sie legte.

Seungmin war klar, dass dies nicht der Grund war, weshalb sie sich plötzlich mit ihm unterhalten wollte, was sich auch daraufhin bestätigen sollte.

Die Königin biss sich leicht auf die Lippe, ehe sie sich gegen das Geländer lehnte, um zu den Leuten zu sehen, welche es sich um das Feuer bequem gemacht hatten.

,,War es schwer ohne sie?" Fragte die Königin ihn nun etwas leiser. Seungmins Blick schwiff zu der Behausung, in welcher seine Mutter gerade seinen Freunden Geschichten erzählte.

Es erinnerte ihn an das Gespräch, welches er nach seinem abrupten reinplatzen mit Shin hatte. Die Werwölfin hatte so sehr gezittert, dass Seungmin dachte, dass sie gleich umfallen würde.

Nachdem sie ihm die Situation erklärt hatte, war ihre nächste angst, dass sie sauer auf ihn sein würde, doch war dies Seungmins kleinste sorge. Er war ihr nicht böse. Wie könnte er? Alles was sie tat, war ihr Kind zu beschützen.

Ob sich etwas für ihn ändern würde? Nein, er ist noch immer dankbar für die Familie, die er gewonnen hatte, doch freute er sich auch darüber, seine Erzeugerin kennenzulernen und so viel wie möglich über sie zu erfahren.

,,Es war nicht schwer, da ich nicht allein war." Antwortete er der Königin und ließ seinen Blick zu Woojin wandern, welcher ihn damals, genau wie Jeongin, einfach aufgenommen hatte.

Bei den Gedanken an Woojins Eltern, welche jedesmal, nachdem Woojin mit jemand neuem ankam, nur kopfschüttelnd gelächelt hatten, musste er selber leicht lächeln. Woojin hatte immer sein bestes gegeben, darauf aufzupassen, dass es ihnen hervorragend ging. Ein Ziel, welches er nicht einmal verfehlt hatte.

,,Ich hatte jemanden, der auf mich aufgepasst hatte." Nickte Seungmin zufrieden. Dann wanderte sein Blick zu seinem Verlobten, welcher gerade Byun zu Boden tackelte und durchkitzelte.

,,Und als ich alt genug war, hab ich jemand neues gefunden, der auf mich aufpasst und auf den ich aufpassen kann." Wisperte er leise in die kühle Nacht hinein und schaute zu seinem schwach funkelnden Verlobungsring herunter.

Najoos Herz bekam einen kleinen Knacks, als der Werwolf jedoch daraufhin seinen Kopf hob und antwortete: ,,Aber es wäre mindestens genauso schön gewesen mit meiner wahren Mutter aufzuwachsen. Ich weiß, dass es sie geschmerzt haben muss. Mehr als alles andere." Sagte er und stellte sich neben die Königin.

,,Ich kann und will mir nicht vorstellen, wie es wäre ein Kind zu verlieren oder gar es jemand anderem geben zu müssen..." Fügte er leise hinzu und schloss seine Augen, um diesen Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen.

Der Vampir kniff die Augen zusammen. Ihre Finger umfassten das Geländer so stark, dass ihre blassen Fingerknöchel noch kräftiger hervortraten.

,,Es tut mir Leid, was mit deinem Vater passiert ist, Seungmin." Presste sie leise hervor.

Seungmin schüttelte leicht den Kopf und schenkte seine Aufmerksamkeit seinen Freunden, einem Teil seiner Familie, welcher Shin schon längst in ihre Familie aufgenommen hatte, nachdem sie von ihrem Hintergrund erfahren hatten.

,,Ich kannte ihn nicht. Ich habe nicht das Recht, Ihre Entschuldigung anzunehmen." Brachte Seungmin leicht über die Lippen.

,,Sie schulden die Entschuldigung meiner Mutter. Captain ihres Stammes und rechte Hand der Werwolfkönigin. Sie hat jahrelang treu gedient und ihr Dank dafür war eine Verbannung." Schüttelte Seungmin den Kopf.

Die Vampirkönigin hob ihren Kopf ruckartig. ,,Aber ich hab sie nicht verbannt!" Versuchte sie sich zu verteidigen, doch Seungmin brachte sie mit einer Handbewegung wieder zum schweigen.

,,Ohne euren Krieg wäre meine Mutter nicht gezwungen gewesen mich wegzugeben. Ohne euren Krieg wären meine Freunde jetzt nicht in Gefahr. Ihr habt Fehler begannen, Euer Hoheit. Vielleicht ist es an der Zeit, Euch diese einzugestehen." Sagte er mit einem Ton, der keine Widerworte zuließ.

Najoo wollte wieder den Mund öffnen, beschloss sich jedoch gegen Widerworte.

,,Das erinnert mich daran, was Changbin zu mir gesagt hatte." Murmelte sie leise und sah auf ihre Knöcheln hinunter.

Seungmin schenkte ihr einen Seitenblick, während er seine Hände in seiner Jackentasche versenkte.

,,Ich weiß, was damals passiert ist, muss schwer für Sie gewesen sein." Fing er an. ,,Man ist verzweifelt, möchte jemandem die Schuld geben." Fuhr er fort und bekam dadurch die Aufmerksamkeit der Königin.

,,Aber jetzt gerade geht es nicht mehr nur um sie. Ihr beide, Königin Oka und Sie, haben eine Kettenreaktion ausgelöst, was zu diesen Konsequenzen führt. Sie können davor nicht fliehen, Euer Hoheit." Erklärte er ihr.

Najoo biss sich leicht auf die Unterlippe und nickte leicht, als sie den Worten des Werwolfes lauschte.

,,Sie haben schon einmal eine Schwester verloren. Verlieren sie nicht auch noch die Andere, wenn Sie es verhindern könnten."

Bloody Revolution~Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt