~Kapitel 34~

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Mit langsamen Schritten näherte sie sich der Tür. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und die Hand, welche ihre Waffe hielt, war nass und zitterte. Je mehr Schritte Luciá ging, desto mehr Erinnerungen überkamen sie. Erinnerungen an eine unbeschwerte Kindheit, an eine glückliche Familie. Aber auch Erinnerungen an den Tod ihrer Schwester und ihres Vaters. Sie atmete geräuschvoll aus und stieß dann die Tür auf. Links neben ihr befand sich direkt das Wohnzimmer, gegenüber davon die Küche. Neben dem Treppenhaus führte eine Tür hinunter in den Keller. Es war alles noch genauso, wie es vie Jahren zurückgelassen wurde. Die weißen Wände wirkten grau, die schwarzen Teppiche ebenfalls. Über die komplette Inneneinrichtung waren hauchdünne, weiße Laken gespannt worden welche ebenfalls von Staub überzogen waren. Luciá widerstand dem Drang, die Laken herunter zu ziehen und lief stattdessen auf die Kellertür zu. Ihre Astra erhoben lief sie die grauen Stufen hinunter, darauf achtend keine Geräusche zu verursachen. Als sie unten ankam offenbarte sich ihr ein verwirrendes Bild. Das Krankenbett ihres Vaters stand dort, und vor diesem ein einsamer, brauner Stuhl. Sie erkannte Aubreys Kleidung auf dem Boden und Handschellen am Bettgestell. Doch von ihr und dem Defiler war weit und breit keine Spur. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie bei diesem Anblick. Hatte Dan sie erneut vergewaltigt? Lebte sie überhaupt noch? Fragen über Fragen welche sich mit dem Chaos aus Gedanken in ihrem Verstand vermischten.

Luciá presste die Zähne zusammen und machte kehrt. Sie lief das Treppenhaus bis ganz nach oben und blieb dann auf dem Flur stehen. Der altbekannte Lavendelduft lag nach all den Jahren immer noch in der Luft. Milde lächelnd stieß sie die Badezimmertür auf. Doch die, war ein Fehler gewesen. Denn als sie die Leiter sah, neben der die Lampe des Badezimmers lag, überflutete sie ein schreckliches Deja-Vu. Der Schrei ihres Vaters hallte in ihrem Kopf nach. Sie war zu ihm gerannt und sah nur noch, wie er von der Leiter fiel und leblos auf dem Boden liegen blieb. Sie sah ihre Mutter, welche hysterisch den Notarzt rief und sie selbst, die nur wie angewurzelt dastand und mit leeren Augen auf das erstarrte Gesicht ihres Vaters starrte. Dann kam der Arzt, welcher meinte, dass ihr Vater durch den Stromschlag einen Herzinfarkt bekommen und daran gestorben war. Sie hatten nichts mehr für ihn tun können. Und dann war da noch Godric, welcher sich ihrer annahm. Sie war ein Kind, so klein und zerbrechlich. Doch ihre Albträume waren Wirklichkeit geworden. Luciás Mutter nahm sich ein paar Jahre später das Leben. Und so hatte sie niemanden mehr. Niemanden, außer Godric. Mit verzerrtem Gesicht lehnte sie sich an die Wand und versiegte erneut Tränen der Trauer. Sie war vom Leben gezeichnet und dennoch hatte sie nie aufgegeben. Das würde sie auch jetzt nicht tun, ganz gleich sie schmerzhaft ihre Erinnerungen sein mochten. Luciá atmete drei Mal tief ein und trat dann aus dem Bad hinaus. Mit geröteten Wangen und erhobener Waffe stieß sie die Schlafzimmertür auf und stürmte hinein. "FBI, Hände über den Kopf!" Doch als sie dahin, welches Szenario sich vor ihr abspielte, wurde ihr schlecht. Ihre ohnehin schon tobenden Emotionen schlugen in Hass um. Dort stand Aubrey, umhüllt mit einer Decke. Und Madoc, welcher gerade dabei gewesen war sich eine Hose anzuziehen. Als er sie sah riss er geschockt die Augen auf. Luciá steckte ihre Waffe weg und gab ein verächtliches Geräusch von sich. "Wie kannst du es wagen im Haus meiner Eltern, sogar noch in ihrem Ehebett, mit einer Fremden zu schlafen?! Du widerst mich an.." Bevor Madoc etwas erwiedern konnte stürmte sie aus dem Raum. Sie hatte genug gesehen. So schnell ihre Füße sie tragen konnten rannte sie die Treppen hinunter. Madoc und Aubrey folgten ihr, doch es war ihr egal. "Luciá, warte!" Sie dachte gar nicht erst dran auf ihn zu hören. Doch als sie das Haus verließ erklang plötzlich ein ohrenbetäubender Knall und sie spürte nur wie sie etwas am Hals traf. Hinter sich hörte sie Madoc fluchen, weswegen sie sich zu ihm umdrehte. Aubreys geschockter Blick lag auf ihr und auch Madoc schaute so, als ob ein Geist vor ihm stehen würde. Seine stahlgrauen Augen füllten sich mit Tränen. Und dann spürte sie es. Sie blutete. Eine Kugel hatte sie an der Halsschlagader getroffen. Warm und schnell floß die rote Flüssigkeit ihren Körper hinunter und je mehr Blut sie verlor, desto schwächer wurde sie. Doch sie versuchte erst gar nicht die Blutung zu stoppen. Das letzte was sie hörte, war Madocs verzweifelter Schrei, doch sie nahm daraus nur ihren Namen wahr. "Luciá...!" Dieser klang jedoch fern und schrill in ihren Ohren. Ihr Herz schien zu explodieren. Und dann fiel ihr Körper auf den Boden und ihr wurde schwarz vor Augen.

Serial Killer (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt