Epilog

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Der Regen traf auf meine Kleidung, durchnässte diese und ließ mich vor Kälte auf der Stelle tippen. Doch ich wusste, dass das Zittern von meinem gebrochenen Herzen kam, welches in einem unregelmäßigen Takt in meiner Brust schlug. Ich wünschte, es würde einfach aufhören zu schlagen, wie als ob ihm die Kraft ausging, doch das würde er nicht wollen. Die Kirchenglocken schlugen zwölf Mal, doch das Geräusch ließ mich das Gesicht verziehen. Es klang schrill und viel zu laut in meinen Ohren. Seitdem ich der Trauerfeier beigewohnt hatte, hatte ich kein einziges Wort gesagt. Die ganzen Menschen in schwarzen Klamotten, von denen ich die Meisten noch nicht einmal kannte, machten mir Angst und verstärkten das Gefühl der Surrealität nur noch mehr, welches sich in mir breit machte. Ich hatte Männer weinen sehen. Starke Persönlichkeiten, von denen man diese Gefühlsregung niemals erwartet hätte. Godric hatte geweint, Brian... Doch allen voran ich. Es hatte nur eine Minute gedauert, da war meine Mascara verlaufen und ich hatte heulend und schluchzend auf der Bank gesessen und wie hypnotisiert auf den verschlossenen Sarg geschaut in welchen er gebettet worden war. Und nun stand ich hier, eine rote Rose umklammernd deren Dornen sich in meine Hand bohrten, und blickte auf sein schwarzes Grab auf welchem mit weißen Buchstaben "Madoc Knox ~ Infamous Serial Killer" stand. Neben seinem Grabstein befand sich der von Luciá, doch ich schenkte ihm keine Beachtung.

Plötzlich berührte mich etwas an der Schulter, weswegen ich mich umdrehte. Es war Lace, deren jadegrünen Augen mich mitleidig ansahen. Ein trauriges Lächeln legte sich auf ihre puttenroten Lippen und sie umarmte mich langsam. Ich hatte nicht bemerkt, dass sie hier war, doch hatte ich generell nichts außer die Verzweiflung und Trauer in mir wahrgenommen. Lace und ich brauchten keine Worte um uns zu verstehen. Wir waren einfach nur froh, dass wir einander wieder hatten, nach all der Zeit. "Ich hatte sein Blut an meinen Händen, an meinen Lippen.. Lace, ich.. Ich spüre es immer noch unter meinen Fingernägeln. Überall war sein Blut. Es war so schrecklich.." Ich murmelte die Worte monoton in ihre Haare. Erneut überfiel mich ein Heulkrampf und mein Zittern steigerte sich. Lace löste sich von mir. "Soll ich dich alleine lassen?" Sie wusste, dass sie mir nicht helfen konnte. Ich nickte nur stumm, woraufhin sie zurück zur Kirche lief. Doch konnte ich es ihr verübeln? Wenn ich nicht realisieren konnte, was in den letzten Tagen schreckliches passiert war, wie sollte sie es dann können. Mit leerem Blick wandte ich mich dem Hügel hinter den Gräbern zu. Der Regen wurde stärker und ließ Schlamm in Rinnsalen die Böschung hinunterlaufen. Auf dieser standen Godric und Brian, unter einem Baum und mit schwarzen Regenschirmen in der Hand. Ihre Blicke waren genauso leer wie mein Innerstes. Der MI5 Vorsitzende blickte auf den Grabstein von Luciá. Tiefe Furchen waren auf seiner Stirn zu erkennen und seine Augen waren vom vielen Weinen zugequollen. Brian sah mich an. Ich konnte den Ausdruck in seinen Augen nicht deuten. War es Mitleid, Reue oder doch Trauer? Es sollte mir egal sein. Ich sollte Hass empfinden, doch spürte ich nichts. Rein gar nichts. Die Beiden nickten mir von der Ferne aus zu und zogen von dannen. Und dann war ich allein. Allein mit meinen sich überschlagenden Gedanken und meinem klopfenden Herzen. Die Trauer schien mich aufzufressen und ich war so erschöpft, dass ich noch nicht einmal mehr weinen konnte. Hinter mir hörte ich gleitende Schritte auf dem durchnässten Boden. Zuerst dachte ich, ich hätte sie mir nur eingebildet, doch dann zogen mich zwei kräftige Arme an eine muskulöse Brust und eine tiefe, raue Stimme flüsterte mir ins Ohr: "Ich hab dich so vermisst."

Serial Killer (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt