~Kapitel 37~

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Ich schlang die Decke fester um meinen Körper wie eine schützende Hülle und presste mir die Hände auf die Ohren. Die vielen Schüsse ließen meine Ohren klingeln. Angst schnürte mir die Kehle zu und Tränen brannten mir in den Augen. Ich wollte nicht sterben - nicht heute. Und ich wollte, dass Madoc diese Konfrontation überlebte. Ich hörte ihn schreien und fluchen doch dann, ganz plötzlich - Stille. Zögernd löste ich meine Hände von den Ohren. Der Wind zerzauste meine Haare und ließ mich frösteln. Angestrengt ließ ich den Blick schweifen. Der Vollmond spendete nicht viel Licht, da Wolken ihn verhüllten. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals als ich Madoc entdeckte. Er stand dort, oberkörperfrei und mit Blut bedeckt. Unter ihm hatte sich bereits eine Blutlache gebildet, welche Matthew fast schon berührte. "Madoc..!" Ich lief los und blieb vor ihm stehen. Er sah mich an, doch seine stahlgrauen Augen wirkten trüb. Das Lächeln auf seinen aufgesprungen Lippen war nicht echt und ich sah die Schatten unter seinen Augen. Er bebte am ganzen Körper und die Blutungen der Einschusswunden schienen einfach nicht zu versiegen. "Madoc..!" Immer wieder wiederholte ich verzweifelt seinen Namen um ihn zu einer Reaktion zu zwingen, doch es kam keine. Er stand einfach nur da und sah mich an. Erneut rannen mir Tränen über die Wangen. Dann endlich hob Madoc seine unverletzte Hand und strich sie mir weg. Ich schmiegte mich an seine Handinnenfläche und versuchte das Klappern meiner Zähne zu unterdrücken. Mir war kalt und schlecht vom Adrenalin. Madoc beugte sich zu mir hinunter und küsste mich. Intuitiv ließ ich meine Hand zu seinem Hals wandern, traf dabei aber auf eine seiner Wunden. Mit einem hörbaren Zähneknirschen löste er sich von mir. Ich spürte das warme Blut an meiner Hand. Sein Blut. "Lass uns nach Hause gehen." Wankend setzte er sich in Bewegung und wiederholte den zuvor gesagten Satz immer und immer wieder wie ein Mantra. Er wirkte wie weggetreten. Mit drei Schritten war ich bei ihm und stützte ihn, denn ich hatte Angst dass er umkippen würde. Doch plötzlich blieb er stehen und zeigte auf Matthew. "Er muss mit." Madoc lief auf den bewusstlosen Scharfschützen zu und schulterte ihn. Es überraschte mich, dass er ihn überhaupt noch tragen konnte.

Langsam liefen wir um das Haus herum, bis wir vor der Tür ankamen. Wir mussten öfters stehenbleiben, da ich Angst hatte dass Madoc vom fielen Blutverlust ohnmächtig wurde. Ich hoffte inständig, dass bald Verstärkung kommen würde. Mit einem unterdrückten aufstöhnen legte Madoc den Scharfschützen neben Luciá ab. Ich beobachtete ihn aufmerksam, doch schien er mich nicht wahrzunehmen. Er starrte mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen auf Luciás lebloses Antlitz und strich ihr liebevoll die verirrten Strähnen aus dem Gesicht. Es hatten sich bereits Leichenflecken auf ihrer Haut gebildet. Madocs Kehle entfuhr ein Schluchzen und er sank auf beide Knie, raufte sich verzweifelt die Haare. Das war er also, sein schwächster Moment. Es quälte mich ihn so leiden zu sehen, doch fühlte ich mich nicht in der Verfassung etwas zu tun. Ich konnte einfach nur dastehen und ihn stumm ansehen. Eifersucht machte sich in mir breit da ich wusste, wie Madoc Luciá durch seine Augen sah. Mit zitternden Fingern strich er ihr über die Augen und schloss somit ihre Lider. Dann stand er zitternt und kreidebleich wie ein Toter auf und übergab sich. Er hatte es gerade noch so geschafft zwei Schritte zurück zu gehen. Als er sich wieder beruhigt hatte, fuhr er sich mit dem Handrücken über den Mund und spuckte auf den Boden. Und dann fand er meinen Blick. In seinen Augen lag ein Ausdruck von Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit. Plötzlich erklang in der Ferne ein Martinshorn und Sirenen. Nicht weitab hinter mir hörte ich einen Motor heulen. Alarmiert hob Madoc den Kopf. Mit leicht offenstehendem Mund blickte er in die Richtung, aus der die Sirenen kamen. Innerhalb einer Minute kamen sechs Polizeiwagen vor uns zum Stehen. Aus einem stiegen ein älterer Mann mit Anzug und giftgrünen Augen und ein schlaksig aussehender Mann mit Brille auf der Nase. Sie beide hatten die Hände an ihrer Pistole. Der Mann mit der Brille schien zu realisieren. "Madoc.. Du bist mein bester Freund. Aber was zur Hölle hast du getan...?" Seine Stimme klang rau und leise. Der ältere von den Beiden blieb plötzlich stehen und starrte wie hypnotisiert auf Luciás Leiche. Madoc stand noch immer weggetreten neben ihr. "Brian, ich... Godric, Sir, es ist nicht so, wie Sie denken." Er tat einen wankenden Schritt auf den alten Mann zu. Dieser jedoch zog seine Waffe. Jegliche Farbe war aus Godrics Gesicht gewichen und er schaute gequält drein. Tränen glänzten auf seinen Wangen. "Sie haben Sie umgebracht! Wie konnten Sie nur?! Luciá hat Sie geliebt! Sie..." Godric verstummte. Er schien mit seinen Emotionen zu ringen. Madoc tat erneut einen wankenden Schritt auf den alten Mann zu. Dieser hob plötzlich gehetzt den Blick. "Ich kann Sie nicht umbringen, aber ich werde dennoch Recht vor Gnade walten lassen." Und dann erklang erneut ein Schuss. Mein Kopf zuckte zur Seite und ich sah nur noch wie eine Kugel Madoc am Hals traf. Genau wie bei Luciá durchschlug sie die Halsschlagader. "Nein!" Ich rannte los und konnte ihn gerade noch auffangen bevor er auf dem Boden aufgeschlagen wäre. Madoc stöhnte auf und warf den Kopf wie wild hin und her. Ich setzte mich neben ihn und hielt mir zitternden Fingern seinen Kopf fest. Er hatte die Augen zusammengepresst, riss sie im nächsten Moment jedoch wieder auf und verdrehte sie unnatürlich. "Madoc, sieh mich an!" Ich konnte die Blutung nicht stoppen und spürte wie sein Herzschlag schwächer wurde. Verzweifelt presste ich meine Hände mitsamt der Decke auf seinen Hals, doch brachte es alles nichts. Er entglitt mir immer mehr. "Aubrey.." Ich sah ihn an und beugte mich hinunter. Tränen fielen auf seine vernarbte Brust. Madoc zog mich an sich heran und küsste mich federleicht. "Ich liebe dich." Dann fiel sein Kopf kraftlos nach hinten. Auf seinen Lippen glänzte Blut, welches ich auch auf meinen Lippen und Händen trug. Er fing an zu krampfen und spuckte Blut. Madoc schloss die Augen und sein Puls verschwand. Ich schrie auf. Hysterisch fing ich an ihn zu schütteln. "Madoc, du darfst mich nicht verlassen! Hörst du?! Komm zu mir zurück!" Mein Geschrei ging in meinem Schluchzen unter. In mir hatte sich ein schrecklich tiefes Loch der Verzweiflung aufgetan.

Um mich herum hatte sich ein Kreis aus Detectives gebildet. Ich sah in die Richtung aus welcher der Schuss gekommen war - und konnte meinen Augen nicht trauen. Brian hielt seine P30 schussbereit in der Hand und ließ sie sinken als er meinen Blick sah. Ich sprang auf und wollte auf ihn zu rennen, doch wurde ich von zwei der Cops an den Armen gepackt. Ich wehrte mich mit aller Kraft, schlug und trat nach ihnen, doch sie waren stärker. "Wie konntest du nur?! Ihr wart beste Freunde!" Der schlaksige Mann wich meinem Blick aus und machte nur ein halbherziges Handzeichen. Ich hörte das Knistern des Taser, welcher mich auch kurz darauf traf. Meine Muskeln krampften und verweigerten mir den Dienst. Ich schrie auf und fiel vornüber. Hätten die beiden Polizisten mich nicht gehalten, wäre ich auf den Boden gefallen. Mir wurde ein Tuch über Mund und Nase gehalten. Dummerweise atmete ich hektisch ein und spürte bald darauf wie mir mein Bewusstsein entglitt.

Serial Killer (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt