Das 5. Türchen

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Es war Samstag! Ohne Wecker wachte Sandra um 9:30 Uhr auf. Es war so angenehm kuschelig im Bett und sie hatte Zeit, dass sie beschloss nur kurz auf die Toilette zu gehen und dann gleich den Kalender zu öffnen und sich das Hörspiel im Bett anzuhören. Danach würde sie erst Zähneputzen, duschen und etwas frühstücken.

Kerstin wachte erst 11 Uhr auf. Irgendetwas hatte sie die ganze Nacht am Bauch gedrückt und so konnte sie nicht richtig schlafen, da sie normalerweise immer auf dem Bauch schläft und sich so die letzte Nacht die ganze Zeit im Bett wälzte. Deswegen war sie wahrscheinlich erst so spät aufgewacht. Wieder spürte sie, als sie sich unterm Aufwachen auf den Bauch legte den Druck. Sie schob ihr Schlafhemd nach oben und entdeckte ein Bauchnabelpiercing. Nicht, dass sie nicht schon immer ein Solches wollte, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann sie sich das stechen ließ. Gestern Morgen war es noch nicht da. Sie begutachtete den Pin, der an beiden Seiten einen blauen Stein hatte. Sie hatte doch gestern nicht so viel getrunken. Wann hatte sie sich das machen lassen? In Gedanken ging sie ins Bad um ihre Morgentoilette zu erledigen. Sie zog sich aus und begutachtete erneut den neuen Schmuck. Er gefiel ihr. Und wenn sie auch nicht wusste wann sie ihn hatte machen lassen, so fand sie es wäre eine gute Entscheidung gewesen. Ihr gefiel auch der Stecker. Sie ging zurück in ihr Zimmer und öffnete den Kalender. Auf dem Bildchen waren Turnschuhe abgebildet. Sie bereitete sich wieder auf die Geschichte vor und legte sich dazu aufs Bett.

Beiden Frauen ging es während des Hörens gleich. Schon beim Hören der Musik fielen ihre Augen zu und die Stimme hatte noch gar nicht angefangen zu sprechen und sie wurden schon in diese tiefe Entspannung gezogen. Was die Stimme sagte, war vollkommen egal. Sie war da, aber ganz weit entfernt von ihrem Bewusstsein. So bekamen sie nicht mit, wie ihnen die Stimme sagte, sie werden sich ab jetzt mehr um ihren Körper kümmern. Egal welche Figur sie jetzt hätten, egal was sie essen würden und egal wieviel Zeit sie haben. Ab jetzt werden sie ihren Körper pflegen, formen und trainieren. So werden sie ihren Körper pflegen, indem sie ihm mindestens einmal in der Woche zusätzlich zur normalen Tagespflege Gutes tun. Sie würden ab jetzt einmal in der Woche eine Sauna besuchen, eine Massage genießen oder ein spezielles Peeling machen. Sie würden ihren Körper mit den richtigen Cremes pflegen um ihn mit den die Haut mit den richtigen Nährstoffen zu versorgen. Außerdem werden sie dafür sorgen, dass sie ihren Körper nachhaltig und dauerhaft enthaaren. Die einzigen Haare, die bleiben dürften, wären auf dem Kopf und die Augenlider. Sie sollen so für eine ansprechende und aufreizende Optik sorgen. Regelmäßige Friseurtermine seien ebenfalls Teil der Pflege des Körpers. Sie sollen immer gepflegt erscheinen und dies auch durch dezente Düfte unterlegen. Zusätzlich zur Pflege, werden sie auch ab sofort ihren Körper durch täglichen Sport formen. Der tägliche Sport zur Formung ihres Körpers werde ein fester Bestandteil in ihrem Leben. Sie sollen ihren Körper so dem üblichen Schönheitsbild anpassen. Ihr Ziel sei es einen flachen Bauch zu bekommen, vielleicht sogar soweit, dass man die Bauchmuskeln leicht erkennt. Wichtig sei es dabei nicht zu übertreiben. Sie sollen durch ihr Training sorgen, dass sich ihre Haut strafft und sie fit werden. Fit um, egal was sie machen, lange durchzuhalten. Den täglichen Sport um den Körper zu formen würden sie einmal in der Woche um Yoga erweitern, damit sie durch die Bewegungen und Dehnungen ihres Körpers diesen vor Schäden an Wirbelsäule und Gelenken schützen. Ihr Körper würde dadurch beweglicher werden. Und sie werden ein besonderes Augenmerk auf Bauch, Beine und Po beim Training werfen. Diese Zone solle besonders trainiert und gestraft werden. Und sie würden Beckenbodentraining machen. Sie werden ab jetzt dem Körper die richtigen Nährstoffe zuführen, die der Körper zur Gesunderhaltung braucht. Überschüssige Nährstoffe werden mit der Verdauung abgegeben und ausgeschieden. Wenn Nährstoffe nicht benötigt werde, werden sie nicht gespeichert und am Körper angelegt. Es werden die richtigen und genug Nährstoffe zugeführt und genug Flüssigkeit getrunken um Gifte aus dem Körper zu spülen und für eine optimale Versorgung des Körpers zu sorgen. Als Belohnung werde sie ihr Unterbewusstsein aktiv bei der Formung unterstützen. Ihr Körper wird sich nach dem üblichen Schönheitsnormen formen. Der Körper wird die dazu benötigten Hormone ausschütten und wenn nötig, sogar das Brustwachstum damit anstoßen können und die Brust formen, straffen und wachsen lassen können. Das Unterbewusstsein wird den Körper begehrenswert und wunderschön machen, mit einer anziehenden Ausstrahlung, der niemand widerstehen kann. Auch an dieses, heutige Hörspiel werden sie sich nicht erinnern können, wenn sie gleich geweckt werden. Allerdings wird sich ihr Verhalten genauso einstellen, wie sie es bekommen haben. dann weckte die Stimme sie auf.

Sandra ging ins Bad um sich für den Tag fertig zu machen. Nachmittag traf sie sich mit Kerstin und sie wollte vorher noch Joggen gehen. Sie zog sich, ganz automatisch, ohne sich selbst genau zu betrachten ihre Sportklamotten an und putzte sich die Zähne. Nach einem kurzen Frühstück ging sie joggen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das das letzte Mal gemacht hatte. Aber heute hatte sie das Bedürfnis danach.

Kerstin wachte mit einem schlechten Gewissen auf. Wie lange war sie nun schon Mitglied im Fitnessstudio und nutzte es nicht. Sie würde, bevor sie sich mit Sandra traf, das heute ändern und sich richtig auspowern. Es konnte ja nicht schaden.

Als Sandra nach einer Stunde vom Joggen kam zog sie sich aus und ging in die Dusche. Beim Einseifen mit einem neuen, ph-neutralem Duschgel entdeckte sie ein kleines Tattoo an ihrem rechten Knöchel. Eine rote Rose, sehr filigran gearbeitet zierte diesen. Wann hatte sie sich diese Rose stechen lassen. Sie wollte schon ewig ein Tattoo und das kleine Bildchen sah wirklich sehr schön aus, aber sie wusste nicht wann und wo sie sich dies stechen ließ. Gestern war es noch nicht da! Sie hatte doch gar nicht so viel getrunken. Sie duschte schnell, trocknete sich ab und begutachte es. Es gefiel ihr sehr und sie war glücklich darüber, selbst wenn sie keine Ahnung hatte, woher es kam.

Beide Frauen telefonierten unabhängig voneinander und machten einen Termin für die kommende Woche ab, bevor sie sich zum Kaffee trafen. Sie unterhielten sich und Sandra fragte, ob sie gestern zu viel getrunken hatten. Als Kerstin fragte warum, zeigte Sandra ihren Knöchel. Kerstin sagte, sie wisse es auch nicht, aber sie solle sich das mal anschauen und hob ihr Oberteil hoch, dass man den Bauchnabel sehen konnte. Sandra blieb der Mund offenstehen. Beide rätselten, wann sie das gemacht hatten, kamen aber nicht darauf. Sie einigten sich, dass Beides gut aussehe und sie glücklich damit sind, aber so etwas in Zukunft nicht mehr passieren werde. Sie werden sich gegenseitig beaufsichtigen und sollte das nächste Mal eine der beiden mehr als sie verträgt trinken würde, die Andere eingreift. Sie waren fest der Meinung, sie hätten wohl doch zu viel getrunken gehabt, sonst hätte das Ganze nicht passieren können.

Danach gingen sie in den Park. Sie beobachteten, wie sich andere Personen, an einem Bungeeseil hängend von einem Autokran stürzten. Irgendwann entdeckte Sandra Fabian, ihren Mitbewohner, unter den für den Sprung anstehenden Personen. Die Frauen waren sich einig, dass sie sich so etwas nicht trauen würden. Deshalb filmten sie mit ihrem Smartphone, wie Fabian mit dem Kran hochgefahren wurde und sich von der Plattform stürzte.

Anschließend gingen sie Nachhause und stylten sich für den Abend. Kurz nachdem Sandra Zuhause angekommen war, hörte sie die Tür zur Wohnung. Fabian kam auch Nachhause. Sie ging zu ihm ins Wohnzimmer und sagte ihm, dass sie ihm das nicht zugetraut hätte und sie es sich nie trauen würde. Auf die Frage um was es gehe, sagte sie es gehe um seinen Bungeesprung. Er fragte, ob sie fantasiere. Ihn würde es zwar schon ewig reizen einen solchen Sprung zu machen und er würde immer wieder kurz davor sein, wenn wieder der Kran im Stadtpark steht, aber er habe es sich bis jetzt noch nicht getraut. Sie schaute ihn an und beteuerte ihn doch heute gesehen zu haben. Er stritt es weiter ab. Da erinnerte sie sich an das Video und zeigte es Fabian. Allerdings erkannte man aufgrund der Entfernung und der Mangelhaften Qualität der Kamera nur, dass diese Person Fabian hätte sein können. allerdings auch jemand Anderes. Fabian sagte, sie müsse sich getäuscht haben und ging auf sein Zimmer. Sandra war enttäuscht, dass er ihr nicht glaubte. Sie hatte ihn doch sicher gesehen. Aber O.K. Es ging um ihn und er werde wohl schon wissen, ob er es gemacht hatte oder nicht.

Später am Abend ging es mit Kerstin in die Disco.

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