Das 1. Türchen

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Am Morgen danach gewann die Neugierde über den Inhalt der Adventskalender und so wurde das erste Türchen von Sandras Adventskalender geöffnet. Im Fach lag ein kleines Bildchen mit der Darstellung eines Sonnenuntergangs über dem Meer. Die Sonne schaute nur noch halb über dem Meer, im Vordergrund ein Strand mit einer Palme. Das Bildchen war sehr schön, es schien zum Träumen einzuladen. Sie schauten es sich an und fanden auf der Rückseite den auf der Anleitung angegebenen QR-Code. Sie fotografierten den Code ab und der Musikplayer des Smartphones startete. Eine ruhige Musik startete und eine angenehme Frauenstimme erklang. Diese sagte, dass es wohl die Vorfreude wäre, die sie verstehen ließ, warum sie bereits heute das erste Türchen öffnen ließe. Aber sie seien zu früh dran und sollten es am ersten Dezember bitte nochmal versuchen. Ihr Hörbuch werde dann rechtzeitig zur Verfügung stehen. Beide sahen sich an und begannen zu lachen. Der Kalender hatte sie ertappt! Aber sie konnten zumindest schon die Stimme hören, die sie zu erwarten hatten. Beide waren sich einig, diese sehr angenehm zu empfinden. Das Bildchen wurde wieder in sein Fach gelegt und das Türchen verschlossen. Danach suchten sie in Sandras Zimmer einen Platz, den der Kalender schmücken sollte. Allerdings fanden sie, dass ihn an die Außenseite ihrer Zimmertür zu hängen der beste Platz wäre. So würde sie immer, wenn sie von der Uni heimkommt, daran erinnert. Ihre Mitbewohner würde die Deko sicher nicht stören. In ihrer WG wohnten nur noch zwei weitere Studenten. Es waren zwei Männer. Stefan war allerdings selten in der WG. Er hatte eine Freundin mit eigener Wohnung, bei der er eigentlich immer war. Nur wenn sie sich stritten oder er bei ihr keine Ruhe zum Lernen hatte, kam er in die WG. Sein Zimmer zahlten seine Eltern. Fabian war der zweite Mitbewohner. Er war ein ruhiger Typ, meist unterwegs. Wenn, dann sahen sie sich nur morgens beim Aufstehen oder spätabends.

Aber auch der erste Dezember kam. Sandra kam zur Universität. Kerstin begrüßte sie und fragte, ob sie den Kalender schon geöffnet habe. Sandra hatte ihn natürlich vergessen. Aber sie hatten ihn ja extra so gehängt, dass sie ihn beim Nachhausekommen sehen würde um dann daran zu denken. Sie fragte, was es denn für eine Story sei. Aber Kerstin sagte ihr nur, sie solle sich überraschen lassen. Jetzt war sie noch neugieriger. Der Tag in der Universität schien nicht zu vergehen. Nach der letzten Lesung eilte sie ohne Umweg Nachhause. Sie öffnete das Türchen und nahm das Bildchen mit in ihr Zimmer. Dabei merkte sie, dass der QR-Code nicht nur auf der Rückseite des Bildchens, sondern auch auf der Rückseite des Faches war. Vielleicht, falls man das Bildchen verlegt. Aber eigentlich war es ihr auch egal. Sie ging in ihr Zimmer, schloss hinter sich die Türe, holte ihren Kopfhörer hervor, verband ihn über Bluetooth mit ihrem Smartphone, setzte sich in ihren Sessel, startete ihre Kamera und fotografierte den Code ab. Es begann sich der Musikplayer zu öffnen und eine leise Musik erklang.

Eine ruhige und angenehme Frauenstimme erklang und begrüßte sie zu ihrem ersten Kalender-Hörspiel. Sie solle es sich gemütlich machen und die Geschichte genießen, denn der Sinn dieses Kalenders sei, vor den Feiertagen jeden Tag eine kurze Pause zu machen und den Stress des Tages loszulassen, um diese ursprünglich ruhige Zeit zu entschleunigen. Das hörte sich gut an. Die ruhige Stimme und die beruhigende Musik im Hintergrund. Die Stimme der Frau sagte, am besten wäre es jeden Tag eine gemütliche Position einzunehmen, sich hinzusetzen oder hinzulegen und mit geschlossenen Augen ihrer Stimme zuzuhören, während sie sich einfach die beschriebenen Szenen vorstellt. dann begann die Stimme ihr an das Bildchen, dass sie im Kalender gefunden hatte in ihre Erinnerung zurückzuholen. Und nun sollte sie sich vorstellen, wie Bewegung in dieses Bild kommt. Wie sich langsam die Blätter der Palmen beginnen leicht im Wind zu bewegen. Vielleicht kann sie sich vorstellen, wie dieser leichte Wind sich auch um sie legt. Eine angenehme, warme Brise. Sie solle sich vorstellen, wie sich das Meer beginnt zu bewegen. Kleine Wellen, die langsam vom Meer her zum Strand treiben und sich dann wieder zurückziehen. Das Bewegen der Palme, die Wellen, die kommen und wieder gehen. Sie lässt sich in diese Idylle fallen, vielleicht kann sie ja mit jeder Welle, die ankommt und wieder verschwindet, auch ihre eigenen Gedanken kommen und verschwinden lassen. Kommen und verschwinden. Kommen und verschwinden. Immer wieder. Bis kein Gedanke mehr kommt. Sie soll sich vorstellen, wie sich die Sonne im Horizont immer mehr im mehr versinkt, so wie auch sie in die Entspannung versinkt. Tiefer sinkt die Sonne, tiefer sinkt auch sie. Gedanken kommen und verschwinden, ohne beachtet zu werden. Und die Sonne versinkt ganz im Meer und es wird dunkler. Es wird Nacht. So wie es jetzt auch ruhig und entspannt in ihr wird. Eine innere Ruhe, eine innere Nacht. Und diese innere Nacht, die in ihr wohnt, öffnet sich, um  diese Stimmung, diese Ruhe aufzunehmen. Sie solle sich der Ruhe, der Dunkelheit hingeben. Sie wird sich dabei vollkommen sicher und beschützt fühlen. Ein angenehmes Gefühl, der Ruhe, der vollkommenen Entspannung, der Sicherheit und des Verlangens immer tiefer hinein gleiten zu lassen. Ihre Stimme diesen Zustand vertiefen zu lassen. Den Zustand bestimmen zu lassen und jetzt täglich, bis zum Ende des Adventskalenders wieder zu diesem Zustand zurück zu kommen. Täglich tiefer und erleben zu wollen, was sich am nächsten Tag hinter dem Türchen verbirgt. Vorfreude, auf die Entspannung, auf ihre Stimme und die nächste Geschichte. Die Geschichten zulassen und erleben. Sie werde jetzt gleich von der Eins zur Fünf zählen. Dann werde sie langsam mit einem sehr guten und entspannten Gefühl aufwachen. Bereit, jeden Tag noch tiefer in die Entspannung zu gleiten, um eine entschleunigte Vorbereitung auf das Weihnachtsfest erleben könne und wolle. Dann zählte sie. Bei der Fünf begann Sandra zu blinzeln und wachte auf.

Wow, das war schön. sie konnte es kaum erwarten das zweite Türchen zu öffnen. Sie stellte den Wecker für morgen um 20 Minuten früher. Dann legte sie das Bildchen wieder zurück ins Fach. Danach traf sie sich mit Kerstin und beide schwärmten von der Entspannung. Abends gingen sie, jede in ihrer WG ins Bett und schliefen tief und fest.

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