2. Dezember

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Gähnend räkele ich mich unter der weichen Bieberbettwäsche. Noch immer kann ich nicht wirklich realisieren, dass ich hier bin.

„Guten Morgen Schätzchen", kommt es von außerhalb der Tür, „bist du schon wach, kann ich reinkommen?"

Ich setze mich auf und fahre mir kurz durch meine dunklen Haare. „Ja ich bin schon wach, komm rein Tante Gab."

Langsam drückt sich die Türklinke nach unten und Tante Gab erscheint mit einem Tablett im Türrahmen. „Na, Lust auf Frühstück? Deine Mutter ist schon wieder weg, aber sie lässt dir ausrichten, dass wir uns heute alle zum Mittagessen treffen werden."

„Dankeschön", ich nehme ihr das Tablett ab und deute mit dem Kinn neben mich, „setz dich."

Tante Gab hebt die Bettdecke an und schlüpft darunter. Ich reiche ihr einen Teller mit einem Croissant und ein Glas Orangensaft, welches sie dankend annimmt.

„Tante Gab? Ich muss gleich mal das Telefon benutzen und bei meinem Chef anrufen. Ich habe mein Handy in der Handtasche bei der Arbeit stehen lassen und muss mich wirklich bei ihm entschuldigen. Hoffentlich ist er nicht allzu verärgert, weil ich gestern einfach abgehauen bin."

„Ach", sie nimmt ein Stück des Croissants und schiebt es sich in den Mund, „das sollte ja wohl kein Problem sein. Aber natürlich kannst du gleich das Telefon benutzen. Es müsste irgendwo unten sein."

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie mich mustert. „Ist etwas, Tante Gab?", frage ich und sehe die Frau an, welche mich, gemeinsam mit ihrer Schwester großgezogen hat.

Tante Gab legt mir die Hand auf den Arm und seufzt. „Wir haben dich vermisst, Callie. Deine Telefonanrufe sind immer weniger geworden und deine Mom hat sich nicht getraut dich öfters anzurufen, da sie dich nicht stören wollte."

„Oh," betreten schaue ich auf die Bettdecke und streiche ein paar Krümel weg, „das wusste ich nicht. Ich habe euch aber auch vermisst. Wirklich."

„Jetzt ist es ja egal. Du bist da und wir freuen uns sehr darüber", winkt sie ab. „Was aber viel wichtiger ist. Wie geht es dir und hast du einen Freund? Oder eine Freundin?"

Lachend lehne ich meinen Kopf gegen ihre Schulter. „Nein, Tante Gab. Ich bin aber auch nicht auf der Suche."

„Wie schade. Ich dachte ja immer, dass du irgendwann mit Niko zusammenkommen würdest. Ihr hattet so eine besondere Bindung, aber als du -"

„Tante Gab?", unterbreche ich sie und richte meinen Kopf wieder auf. Ihre dunklen Augen suchen meine und ich sehe sie fest an, damit sie versteht, dass es mir wirklich wichtig ist. „Ich möchte nicht darüber sprechen, in Ordnung? Es dauert lange so etwas zu verarbeiten und ich möchte nicht die ganze Zeit von euch daran erinnert werden."

Tante Gab presst ihre Lippen aufeinander und ich weiß ganz genau, dass das Thema für sie noch nicht vom Tisch ist. „Okay."

„Danke." Leise atme ich auf, während Tante Gab mich nun eingehender betrachtet.

„Hast du etwa in dieser Kleidung geschlafen?"

„Ähm, ja?", lache ich und sofort stimmt sie mit ein.

„Vielleicht solltest du nach dem Frühstück erst einmal etwas anderes anziehen. Ein paar Kleidungsstücke hast du ja noch hier in deinem Schrank gelassen und wo die Haarbürsten liegen, solltest du auch noch wissen."

-

„Hey Bob. Ich bin es, Callie."

Ein Schnauben ertönt aus dem Hörer „Ach. Meldet sich die Dame auch nochmal. Weißt du eigentlich, dass du gestern hättest arbeiten müssen?"

Crystal Christmas - Adventskalender 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt