23. Dezember

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„Hast du die Axt?", frage ich mit hochgezogener Augenbraue nach hinten zu meiner Mutter und starre gleichzeitig auf Leo und Niko, die wie irgendwelche Holzfäller vor mir stehen und mich angrinsen, wie zwei Honigkuchenpferde.

„Geht es euch gut?", wende ich mich an die zwei und trete die ersten paar Stufen der Treppe hinunter.

Der Schneefall hatte über Nacht wieder etwas zugelegt und die Luft fühlt sich noch eisiger an, als in den letzten Tagen, sodass ich meinen großen Schal, noch etwas fester um mich herum ziehe und auch die Kapuze meiner dunkelblauen Skijacke über meine hellblaue Mütze ziehe.

„Mir geht es extra super", antwortet Niko und hält mir galant eine Hand hin, damit ich auf der letzten Stufe nicht ausrutsche.

Leo zieht eine Säge hinter seinem Rücken hervor. „Und mir erst."

„Super." Leicht verwirrt über die Tatsache, dass die beiden anscheinend zusammen mit einem Auto gekommen sind, schwenke ich zwischen ihren Gesichtern hin und her. „Dann können wir ja gleich los. Tante Gab und meine Mom kommen auch jetzt gleich."

Wie aufs Stichwort kommt Tante Gab, gehüllt in einen rot, glänzenden Puffermantel mit einer Axt in der Hand, gefolgt von meiner Mutter aus der Haustüre heraus. Letztere schließt die schwere Tür ab und dreht sich dann mit einem freudigen Lächeln zu uns um. „Na dann wollen wir mal den Weihnachtsbaum für die Villa Kunterbunt besorgen, nicht wahr?"

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„Ist es eigentlich legal den Christbaum einfach im Wald zu fällen?", fragt Niko, bei dem ich auf der linken Seite untergehakt bin.

„Keine Ahnung, ich glaube ja ehrlich gesagt nicht", antwortet Leo, bei welchem ich auf der rechten Seite eingehakt bin.

Ich verdrehe die Augen. Schon seit wir losgegangen sind, unterhalten sich die beiden und würdigen mich, trotz dessen, dass ich in ihrer Mitte gehe, kaum. Meine Mutter zeigt andauernd mit einem Aufschrei auf irgendwelche perfekten Bäume und Tante Gab schlägt durchgängig die Hände über dem Kopf zusammen, weil sie ihre Schwester davon abhalten will, die fünf Meter Tannen mit nach Hause zu schleppen.

„Ich habe keine Lust mehr", murmele ich leise. Ich könnte so viele andere Dinge erledigen, aber nein. Das ist norwegische Tradition, also wird der Weihnachtsbaum erst am 23. Dezember geschmückt, während im Fernsehen „Dinner for One" oder „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" läuft, was jedes Jahr seit 1980 im Fernsehen gezeigt wird.

Entrüstet dreht sich meine Mutter zu mir um, sie hat wirklich viel zu gute Ohren und stemmt die Hände in die Hüften. „Wisst ihr was? Wir teilen uns auf. Dann geht die Suche nach dem perfekten Baum bestimmt viel schneller. Gabbie und ich gehen hier lang und ihr drei geht dort lang."

„Okay", zucke ich mit den Schultern löse meine Arme aus unserer Verkettung, um vorlaufen zu können.

Eigentlich liebe ich Weihnachtsbäume. Während des ganzen Weihnachtstrubels und auch den Wochen danach ist er mein bester Freund und es gibt nichts schöneres, als beim Weihnachtsbaum zu sitzen und eine heiße Schokolade zu trinken, während die Kugeln vor sich hin glänzen und funkeln.

„Also der Weihnachtsbaum ist doch wunderschön", sagt Leo und stellt sich daneben, woraufhin der Baum selbst viel zu klein wirkt. „vielleicht ist er nur ein wenig zu kurz."

Ich kräusele meine Nase und grinse ihn an, während ich meinen Kopf schüttele. „Klares nein von mir."

„Von mir auch", kommt es von Niko und er legt eine Hand ans Kinn, „aber nicht schlimm, wir finden schon noch einen."

Immer weiter und tiefer gehen wir in den Wald und irgendwann finden wir einen Baum, bei dem wir uns alle einig sind. Zwar hat er eine etwas kahlere Stelle, aber irgendeine Seite muss ja sowieso zur Wand gerichtet sein.

Crystal Christmas - Adventskalender 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt