16. Dezember

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Mit einem kurzen Winken, schultere ich meine Trainingstasche und stecke meine kalten Hände in die Taschen. „Da ist mein Taxi", sage ich zu Niko und nicke mit dem Kinn in Richtung von Leo, der am Tisch am Rande des Schwarzeissees steht und offensichtlich nicht zu uns hinzukommen möchte.

Seine dunkle Haut lässt das Rot seines Parkas noch deutlicher hervorheben und in seinen kleinen dunklen Locken sammeln sich die feinen Schneeflöckchen, die seit ein paar Stunden wieder begonnen haben vom dunklen Himmel zu fallen.

Misstrauisch sieht Niko in Leos Richtung und ich habe das Gefühl ein Déjà-vu zu erleben, denn den gleichen Blick hatte er früher auch drauf, als Leo und ich noch ein Paar waren.

„Ach", kommt es trocken von ihm, „jetzt weiß ich auch wen du meintest, als wir von einem Exfreund sprachen, der mit deiner Mutter gemeinsam für unseren Auftritt die Musik spielen wird."

Ich hebe meine rechte Augenbraue an während ich sein Profil mustere. Er macht jetzt nicht wirklich einen auf überrascht oder? „Ehrlich jetzt? Er ist doch keine Bedrohung. Wir sind schon immer befreundet." Ein Lächeln schiebt sich auf meine Lippen und ich schubse ihn leicht mit meiner Schulter in die Seite.

Fast unmerklich macht er sich ein wenig größer und geht dann entschlossen auf Leo zu, welcher keinen Schritt zurück weicht. „Hi Leo, wie geht es dir? Callie hat mir erzählt, dass Alice und du die Musik machen werden", sagt er mit einer erstaunlich freundlichen Stimme und hält Leo dann seine Hand hin, welche durch einen dicken, schwarzen Handschuh vor der Kälte bewahrt wird.

Leise atme ich auf. Warum genau hatte ich noch einmal gedacht, dass sie sich nicht verstehen würden? Nur, weil sie sich vor ein paar Jahren einmal geprügelt hatten, da Niko dachte, Leo hätte mir mein Herz gebrochen, weil ich ihm erzählt hatte, dass wir Schluss gemacht hatten? Hah. Lächerlich. Wir waren doch alle irgendwie erwachsen geworden. Und das vor allen Dingen in den letzten zwei Jahren.

„Bei mir ist alles in Ordnung, danke", kommt es von Leo, als er Nikos Hand ergreift und vielleicht ein wenig zu feste schüttelt, wie ich Nikos Gesichtsausdruck entnehmen kann.

„Uhm, vielleicht sollten wir jetzt los, wir sehen uns dann", schiebe ich mich zwischen die Beiden, die ohne ein weiteres Wort zur Konversation beizutragen, in einen inoffiziellen Blickcontest getreten sind.

„Ja, wir sehen uns", murmelt Niko und unterbricht als erster, da er sich wieder umdreht, um seine Tasche zu holen.

Vorsichtig pieke ich Leo in seinen Oberarm und sehe ihn an, bis er sich von Niko abwendet und seine Aufmerksamkeit auf mich richtet. Seine grünen Augen schicken kleine Blitze in meine Knie und wie immer bin ich für eine Millisekunde sprachlos, bevor ich weitersprechen kann.

„Was ist?", grinst er auf mich herab.

Kurz denke ich nach, was ich eigentlich sagen wollte und bleibe dann mit offenem Mund stehen. „Ähm."

„Ähm?" Sein Grinsen wird breiter und er hält seine Hand offen vor mich, „darf ich dir deine Tasche abnehmen?"

„Ja klar", stammle ich und überlasse ihm die schwere Tasche, die meine rechte Schulter immer ein wenig nach unten zieht. Mühelos hält er sie in der Hand und ich habe das Gefühl, er könnte sie auch nur an einem einzigen Finger tragen, so wenig macht ihm das Gewicht der Schlittschuhe und meine zwei Liter Wasserflasche, die für die vier Stunden, in welchen wir heute trainiert haben, zum Glück gereicht hat.

Kurz drehe ich mich noch einmal zu Niko um, um mich von ihm zu verabschieden, doch anscheinend ist er super beschäftigt, so wie er mit seinem Handy herum hantiert. Vielleicht ist es ja wieder Isa, mit der er nun trainieren gehen wird.

Crystal Christmas - Adventskalender 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt