Christmas (2)

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Alec


„Und ich hoffe, ihr habt noch einen weiteren Platz für unseren Sohn.", hänge ich an und höre wie Isabelle überrascht die Luft einzieht, während meine Eltern schockiert den Kopf heben. „Das ... das ist doch unmöglich.", stammelt meine Mutter empört, weshalb ich verwirrt den Kopf schüttele. „Warum das? Wir haben unseren Sohn adoptiert."
„Du bist Vater. Wie toll!", mischt sich meine Schwester ein, was mich lachen lässt. „Ja, das bin ich wohl. Aber erst seit einem Jahr."
Meine Eltern bleiben still. Vielleicht haben sie eingesehen, dass auch ich ein normales Leben führen kann. Mit meinem liebevollen Mann und unserem liebenswerten Kind. „Wie heißt er? Wie ist er? Wann wird er denn hier sein?", fragt Isabelle aufgeregt, was mich den Kopf schütteln lässt. „Izzy, Magnus holt ihn vom Kindergarten, bevor er zu uns kommt. Sein Name ist Max." Im Augenwinkel kann ich die überraschenden Gesichter meiner Eltern sehen. Aber ich verstehe sie, denn Magnus und ich haben uns letztes Jahr dazu entschieden, ihn nach meinem Bruder zu benennen. Sein Zweitname ist Rafael nach einem Magnus' verstorbenem Freund. Wir haben uns schnell einigen können.
Anschließend ist es eine Weile Still, bis Isabelle ihre Stimme wieder findet.

„Du hast mich nicht auf deine Hochzeit eingeladen?", realisiert sie entsetzt, was mich ein wenig lachen lässt. Sie ist einfach unglaublich. Ich habe sie so vermisst.
„Tut mir leid, Isabelle. Das ging nicht.", erkläre ich liebevoll. „Warum nicht? Ich hätte Mom und Dad nichts gesagt.", trotzt sie, was auch Simon leicht lächeln lässt. „Wir haben ganz alleine geheiratet. Es waren keine meiner Verwandten anwesend und keine von Magnus. Trotzdem war es sehr schön. Am Strand bei Sonnenuntergang.", schwärme ich und merke dann die Blicke meiner Mutter. „Das klingt traumhaft. Ich bedauere sehr, nicht dabei gewesen zu sein.", ignoriert Izzy sie und stützt sich auf ihren Händen ab, wie sie es damals schon getan hat.
„Also beginnen wir. Das Essen wird kalt.", murmelt unser Vater und möchte gerade zu seiner Gabel greifen, als Izzy ihn aufhält. „Aber wir warten doch noch auf jemanden. Ich bin so gespannt, sie kennenzulernen.", strahlt sie, was mich glücklich macht. Ich freue mich sehr, dass zumindest sie sich für mich freut. „Ich denke auch, dass wir lieber warten.", mischt sich der junge Mann neben meiner Schwester ein, weshalb ich verblüfft zu ihm sehe und ihn dann leicht anlächle. Das ist sehr nett von ihm. „Ganz vergessen! Ich habe euch noch gar nicht einander vorgestellt. Simon, das ist mein verschollener Bruder Alec. Alec, das ist mein frisch Verlobter Simon."
Ich schüttele seine Hand über dem Tisch und nicke ihm zu. „Freut mich, dich kennenzulernen."
„Freut mich, dass du zurück bist.", erwidert Simon frech, was ich ihm nicht übel nehmen kann. Ich kann mir vorstellen, dass Isabelle manchmal ohne mich gelitten hat und dass Simon als ihr Lebensgefährte so etwas verhindern möchte. Das verstehe ich.

„Und das ist übrigens Max, falls du dich nicht mehr an ihn erinnerst.", erklärt Isabelle und zeigt auf den Schwarzhaarigen neben mir, was mich den Kopf zu ihm drehen lässt. Er erwidert meinen Blick schüchtern. „Natürlich kann ich mich noch erinnern. Du bist mein Bruder.", lächle ich ihn an, was er unsicher erwidert. „Hey.", kommt heiser von ihm. Ob er Angst vor mir hat? Schließlich weiß ich nicht, was unsere Eltern ihm erzählt haben und wie viel davon der Wahrheit entspricht. Gerade als ich noch etwas sagen möchte, läutet es und Isabelle springt aufgeregt auf. „Ich mache das."
Ich stehe ebenfalls auf, denn ich möchte noch ohne meine Eltern mit Magnus sprechen.
Meine Schwester reißt euphorisch die Tür auf und dahinter versteckt sich mein wieder einmal selbst übertreffender Ehemann mit unserem Sohn am Arm. Ich verliebe mich jedes Mal wieder neu in ihn. „Magnus, es freut mich so, dich endlich kennenlernen zu dürfen. Und dich erst." Izzy nimmt ihm Max aus der Hand, während Magnus hilfesuchend zu mir sieht. „Endlich? Die halbe Stunde, die du warten musstest, war so schlimm?", lächle ich und nehme Magnus die Geschenktüte ab, die er in der Hand hält. „Was hast du mitgenommen?", frage ich neugierig, bevor ich ihm einen sanften Begrüßungskuss auf die Lippen drücke, den er sofort erwidert. „Es ist Weihnachten, Alexander. Natürlich sind es Geschenke.", lacht er und legt mir seine Hand an die Wange.
Erschrocken sehe ich zu Isabelle, die gerade einen sehr hohen Ton von sich gegeben hat und uns mit funkelnden Augen ansieht. „Ihr seid so süß, ah!"
Max mustert sie bloß verwirrt und streckt seine kleinen Arme zu mir aus.
Ich muss lachen und drücke ihm ebenfalls einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor ich meine freie Hand an Magnus' unteren Rücken lege. „Schön, dass du es so schnell geschafft hast. Du siehst wunderschön aus.", flüstere ich ihm ins Ohr, während ich bemerke, dass die Anspannung von mir abfällt. Ich habe nicht einmal gemerkt, dass ich so versteift war.

„Das ist deine Tante Izzy.", erkläre ich unserem Sohn, weshalb er fasziniert zu ihr aufsieht. „Izzy.", wiederholt er, was mich lächeln lässt. Es ist unglaublich meine Vergangenheit und meine Zukunft vereint zu sehen. Vielleicht können auch meine Eltern meine Zukunft so akzeptieren.
„Ich habe übrigens noch nicht mit meinem Bruder gesprochen.", informiere ich meinen Ehemann auf den Weg zurück ins Esszimmer. „Ok. Deine Schwester macht einen sehr netten Eindruck auf mich.", lässt er mich wissen, was mich lächeln lässt. Ich habe ihm natürlich von meiner Familie erzählt. Er weiß alles, was nach sechs Jahren Ehe klar ist. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mich all die Jahre nicht gedrängt hat, dass ich zu meiner Familie gehe. Ab und zu hat er nebenbei Andeutungen gemacht, dass er sie gerne kennenlernen würde, aber nie direkt gesagt, weil er wusste, ich bin noch nicht bereit dazu. Doch natürlich wusste ich, dass er Recht hat und ich irgendwann wieder mit meiner Familie reden muss.
„Darf ich vorstellen? Magnus Lightwood-Bane, mein Ehemann." Von der Seite funkele ich ihn verliebt an, während meine Hand noch immer an seinem Rücken weilt. „Mags, das sind Isabelle, meine Schwester, wie du bereits erfahren durftest, und ihr Verlobter, Simon Lewis. Meine Eltern, Maryse und Robert Lightwood und mein Bruder, Max.", erkläre ich. Meine Mutter sieht demonstrativ weg, mein Vater nickt ihm emotionslos zu, meine Schwester ist nach wie vor begeistert und setzt sich mit unserem Sohn auf ihren Stuhl, Simon lächelt ihm freundlich zu und Max sieht noch immer verwirrt zwischen uns hin und her. Magnus – die Freundlichkeit in Person – winkt freundlich, bevor wir uns wieder setzen – er auf den freien Platz neben mir. „Und das ist unser Sohn, Max Rafael Lightwood-Bane.", hänge ich an.
Während dem Essen liegt eine erdrückende Stille auf uns, die nur ab und zu durch Isabelles Stimme gebrochen wird, um zu versuchen, Magnus in ein Gespräch zu verwickeln, das jedoch nie so ganz ins Laufen kommt, da wir uns nicht einbringen.

Malec Oneshots & Short storys (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt