Doppeltes Glück?(3)

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Magnus


„Magnus, können wir bitte noch einmal reden.", steht Alec nach ungefähr einer Stunde in der Tür zu Rafaels Zimmer. Ich sitze mit unserem Kleinen am Boden und wir spielen ein wenig mit kleinen Spielautos. „Nicht mit Papa streiten.", flüstert er, was mich kurz über seine Wange streichen lässt. „Nein.", lächle ich und stehe auf, um den Raum zu verlassen und die Tür zu schließen.

„Du hast recht. Ich sollte mich freuen. Und ich fand die letzten Tage natürlich auch wunderschön. Aber jetzt sind sie vorbei und wir dürfen nicht mehr nur jeden Tag im Bett liegen und miteinander kuscheln, obwohl es genau das ist, was ich will. Ich liebe Rafael, aber manchmal wünsche ich mir einfach, dass alles so ist wie früher. Dass wir zwei alleine gemeinsam wohnen, ich nicht studiere, wir die meiste Zeit einfach zusammen sind. Isabelle hat mich gerade aus dieser schönen Vergangenheitsblase gerissen und ich war ein wenig gereizt. Und nebenbei habe ich es auch an dir ausgelassen, tut mir leid. Tut mir wirklich leid. Bitte verzeih mir.", erklärt Alec und wird immer leiser und ruhiger.

Ich trete ein paar Schritte näher und lege meine Hand an seine Wange. „Nur weil wir Rafael haben, bedeutet das nicht, dass es nicht so sein kann wie früher. Du bist mit dem Studium bald fertig und musst dann nicht mehr so viel lernen. Clary würde sich bestimmt auch freuen, Rafael für ein paar Tage bei sich zu haben und Isabelle kann ihrem Lieblingsneffen auch nichts abschlagen. Wir können das öfters machen oder wir bleiben in der Früh ein wenig länger liegen. Rafael geht früher schlafen und wenn wir nicht so müde sind, haben wir auch da Zeit für uns. Wir bekommen das hin, aber sei nicht immer gleich so gemein. Atme durch, komm zu mir, wenn etwas ist.", schlinge ich meine Arme um seinen Nacken und lege meinen Kopf an seine Brust.

„Ich weiß, danke. Danke, dass du bei mir bleibst und für mich da bist.", nuschelt er in meine Haare und drückt mich näher. „Außerdem nervt mich Rafael natürlich auch manchmal und ich würde mir wünschen, dass wir alleine sind, aber das ist nun einmal so. Es war schließlich nicht geplant, dass wir so früh ein Kind bekommen, aber niemand ist daran schuld und es ist ok.", atme ich Alecs Duft ein und beruhige mich. „Warum hast du eigentlich meine Sachen an?", fragt der Schwarzhaarige nach einer Weile verwirrt und löst sich ein Stück von mir. „Isabelle hat mich aus der Vergangenheitsblase gerissen.", wiederhole ich Alecs vorherigen Worte schmunzelnd. „Nein ... also ja. Mir geht es doch wie dir. Du wurdest mir zu schnell entrissen und ich dachte, wenn ich etwas von dir trage, würde das helfen.", erkläre ich murmelnd.

„Und hat es das?", fragt mich Alec und streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn. „Nein, du bist unersetzlich." Ich schließe meine Augen und schmiege mich an seine Brust. „Ich liebe dich, Magnus.", flüstert mein Verlobter und legt seine Hand an meinen Hinterkopf, um mich näher zu drücken. „Ich liebe dich auch, Alexander. Unglaublich.", erwidere ich als sich plötzlich die Tür neben uns öffnet. „Papa?", steht Rafael in der Tür und sieht uns leicht bedrückt an. „Komm her.", lächle ich und hebe unseren Sohn, um ihn in unsere Mitte zu nehmen.

--

Drei Wochen später

Langsam öffne ich meine Augen und lasse meinen Blick zuerst über Alec streichen, bevor ich die Uhr erblicke. 07:55. Wir haben verschlafen! „Alec, steh auf.", rüttele ich ihn kurz an der Schulter und springe aus dem Bett. Ich ziehe mir schnell eine Jogginghose und ein T-Shirt über, bevor ich in das gegenüberliegende Zimmer eile. „Rafael. Du musst in den Kindergarten.", streiche ich sanft über seine Wange und ziehe ihm die Decke vom Körper. „Nein.", grummelt er und dreht sich von mir weg. Ich ziehe die Jalousien hoch und verschwinde wieder in unser Schlafzimmer, in dem ich Alec noch immer schlafend vorfinde. Er hat sich kein Stück bewegt.

„Alec! Ich will mich nicht um zwei Kinder kümmern. Steh auf.", beschwere ich mich und ziehe ihm die Decke weg. „Gleich.", murmelt er und bleibt weiterhin liegen. Ich schmeiße die Hände in die Höhe und gehe wieder zu Rafael. Ich hebe ihn aus dem Bett, auch wenn er sich wehrt, und suche ihm etwas zum Anziehen raus. „Zieh das bitte an und geh dann ins Bad.", bitte ich ihn und gehe dann selbst ins Bad, um mich ein wenig fertig zu machen, wobei mir ein verschlafener Alec in die Quere kommt. „Alec, beeil dich. Wir sind schon viel zu spät dran.", rege ich mich auf, während er ganz gelassen seine Zahnbürste nimmt. „Das geht sich sowieso nicht mehr aus. Wir könnten uns heute einfach frei nehmen.", wirft er ein und steckt sich die Zahnbürste in den Mund.

„Du kannst nicht schwänzen. Du hast doch bald deine Prüfungen und ich muss auch arbeiten.", schüttele ich den Kopf und will gerade zu Rafael zurück gehen, als er mir schon entgegen kommt. „Ich will nicht. Ich habe Kopfschmerzen.", beschwert sich auch er, während er zu Alec geht, welcher in liebevoll empfängt und ihm ohne Hektik seine kleine blaue Zahnbürste in die Hand drückt. Er senkt kurz seine Lippen auf Rafaels Stirn, bevor er das Bad wieder verlässt und ins Schlafzimmer verschwindet. „Du hilfst mir überhaupt nicht.", gehe ich ihm nach und verschränke meine Arme vor der Brust. „Das stimmt nicht. Ich bin nur nicht so hektisch und stressend.", murmelt Alec abschätzig. „Entschuldige, dass ich will, dass ihr rechtzeitig dort seid, wo ihr sein müsst.", gehe ich aufgebracht in die Küche, um für Rafael Jause vorzubereiten.

Alec kommt wenige Minuten später mit Rafael in die Küche, schnappt sich die Jausen-Box und holt sich den Autoschlüssel. „Ich führe dich heute. Komm mit.", nimmt er unseren Sohn an die Hand und verschwindet, ohne mich noch einmal eines Blickes zu würdigen. Ich verstehe ihn nicht. Warum ist er wütend? Ich will doch nur nicht, dass sie zu spät kommen und auch ich nicht, weswegen ich mich jetzt auch schnell fertig mache.

Ich tausche das einfache T-Shirt, das ich aus der Eile von Alec genommen habe, mit einem meiner weißen Hemden und setze mich in mein Arbeitszimmer. Da mein Boss bei einem Videoanruf sowieso nicht sieht, welche Hose ich anhabe, belasse ich es gleich bei der lockeren Jogginghose. So ist es angenehmer. Und wie ich mich auf meinen Drehstuhl setze, kommt auch schon der Anruf herein. „Magnus, warum haben Sie vorher nicht abgehoben?", fragt er mich, was meine Freude über die Pünktlichkeit gleich wieder verfliegen lässt. War anscheinend doch nicht so perfektes Timing. „Tut mir leid, wir haben heute alle ein wenig verschlafen und es war etwas stressig.", erkläre ich mich schnell und bekomme von meinem Boss, Mr. Branwell, bloß ein Nicken.

„Ach ja, Familie. Ist schon etwas Schönes.", murmelt er gedankenverloren, während er etwas auf ein Blatt vor sich kritzelt. Schreibt er sich meine leichte Verspätung etwa auf? „Auf jeden Fall wollte ich mit Ihnen über etwas Wichtiges sprechen. Es hat sich die letzten Tage ein wenig verändert und heute wird es in Kraft treten. Und zwar wird das von Zuhause arbeiten nicht mehr ganz funktioniert.", beginnt Mr. Branwell zu erklären, während mir die Farbe leicht aus dem Gesicht weicht. Ich kann auf keinen Fall umziehen. Alec studiert hier. Rafael ist hier im Kindergarten. Wir haben diese tolle Wohnung, welche wir erst vor ungefähr vier Jahren entdeckt haben.

„Sie werden jeden Monat für zwei bis drei Tage zu uns fliegen müssen für Besprechungen und sonstiges, das ansteht. Und falls Sie fragen wollen, nein es gibt keine andere Möglichkeit. Wir haben uns die letzten paar Tage beraten und sind zu diesem Entschluss gekommen. Aber das sollte kein großes Problem für Sie darstellen, es sind schließlich wirklich nur höchstens vier Tage.", beruhigt er mich, allerdings nicht erfolgreich. Ich kann Alec und Rafe doch nicht alleine lassen. Wir waren noch nie getrennt. Ich weiß, wahrscheinlich übertreibe ich gerade ein wenig, da es Alec bestimmt einige Tage ohne mich schafft, aber trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl im Bauch.

„Und wären das fixe Termine?", frage ich vorsichtig, da ich noch nicht wirklich überzeugt davon bin. „Die Termine werden immer am Anfang des Monats ausgemacht.", erwidert mein Boss gleichgültig und wird dann von jemand anderem im Hintergrund gerufen. „Dieses Monat wären die Tage bereits morgen bis Donnerstag oder Freitag. Wir bezahlen die Flüge und den Aufenthalt natürlich. Ich freue mich, sie bald wieder in Person zu sehen.", grinst er noch, bevor er auflegt und mich unsicher zurücklässt. Eigentlich ist es gar keine Entscheidung, die ich treffen muss. Ich muss nur jeden Monat von New York nach Chicago und meine Schätze zurücklassen. Ich werde mit Alec sprechen, er redet mir bestimmt gut zu.

Malec Oneshots & Short storys (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt