Malec Oneshots & Short storys (german)

Ungewöhnliche Überraschung(4)

Magnus

Als ich bei Catarina mit meinem vollen Gepäck wieder ankomme, sieht sie mich entsetzt an. „Was ist passiert? Hat Alec mit dir Schluss gemacht? Komm erstmal rein und setz dich.", öffnet sie die Tür und nimmt mir meine Sachen ab. Wir setzen uns in ihr offenes Wohnzimmer auf die dunkelgraue Couch. „Nein, Alec würde sehr gerne weiterhin mit mir zusammen sein.", massiere ich mein Nasenbein. „Würde? Du denn nicht?", fragt sie mich besorgt und legt mir eine Hand an den Oberarm. „Ich habe ihn, als ich heimgekommen bin, mit jemand anderem überrascht. Aber er hat gute Argumente, warum ich ihm nicht böse sein darf. Vielleicht schlecht formuliert ... warum ich ihm vergeben sollte.", erkläre ich und lasse mich nach hinten fallen.

„Welche guten Argumente entschuldigen so etwas denn bitte? Magnus, du solltest ihm nicht verzeihen. Egal wie stark eure Gefühle füreinander sind.", rät mir Cat und ich kann sie auch verstehen, aber sie hat den treffenden Punkt noch nicht gehört. „Cat, Alec ist schwanger. Frag nicht, wie das sein kann, denn ich habe keine Ahnung. Er hat sich mit einem Arzt mehrmals getroffen, um mehr herauszufinden, doch sie konnten nichts finden. Er geht zu einem Therapeuten, Cat! Anstatt sich an seinen Freund zu wenden, geht er lieber zu einer fremden Person.", lasse ich mein Gesicht in die Hände fallen. „Er ist was?", starrt mich meine beste Freundin geschockt an.

„Ich habe ihm übrigens gesagt, dass wir ihn morgen abholen werden und mit dir ins Krankenhaus fahren. Du bist die beste Ärztin, die ich kenne, wenn es jemand aufdecken kann, dann du.", sehe ich sie leicht lächelnd an. „Aber schwanger? Ein Mann? Ich kann viel, aber das ist wirklich ... ungewöhnlich ... und selten. Wenn es überhaupt passiert.", murmelt sie. „Und jetzt einmal abgesehen davon, dass das unglaublich ist ... freust du dich? Würdest du ein Kind wollen? Ein Kind mit Alec? Als Familie?", fragt mich Catarina, was mich ernsthaft überlegen lässt. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich habe nur daran gedacht, ob ich ihm verzeihen kann und wie das möglich ist.

Wenn ich darüber nachdenke, wollte ich schon immer Kinder, aber natürlich seit der Beziehung mit Alec, habe ich mir den Wunsch eigene Kinder zu bekommen komplett ausgetrieben. Es ist ja nicht wirklich möglich. Aber jetzt, da es irgendwie passiert ist ... würde ich mich unglaublich freuen. Ich liebe Alec, kein Zweifel, auch wenn er die letzten Monate einiges falsch gemacht hat. Und ich würde mich sehr freuen, eine eigene kleine Familie mit ihm zu haben. Alec hat gesagt, dass er es vor zwei Monaten erfahren hat, was bedeutet, dass er es hätte abtreiben können ... vielleicht. Das ist ja alles ein wenig komisch. Hat er darüber nachgedacht? Wenn ich mich nicht täusche, geht es jetzt nicht mehr. Wir haben nie über Kinder gesprochen, nur dass wir vielleicht irgendwann einmal heiraten.

„Ich hätte sehr gerne eine Familie mit Alec.", erwidere ich schließlich, was Cat leicht lächeln lässt. „Dann versuch das wieder hinzubekommen mit ihm. Auch wenn es vermutlich sehr schwer ist.", fährt sie mir aufmunternd über die Schulter. „Ja, danke.", lächle ich in mich hinein. „Und jetzt vergessen wir einmal alle Probleme. Du wirst Vater!", lacht Cat und steckt mich damit an. „Vielleicht.", murmele ich und spiele verlegen mit dem Saum an meinem T-Shirt.

Am nächsten Morgen fahren wir schon zeitig zu Alec. Wir wollen nicht mehr lange warten. Ich läute unten an, da ich nicht unbedingt die ganzen Stiegen hochlaufen will. Alec kann einfach nach unten zu uns kommen. Vielleicht schläft er auch noch, aber dann muss er jetzt eben aufstehen. Noch eine halbe Stunde warten wir, doch er kommt nicht hinunter und langsam mache ich mir Sorgen. „Schau doch mal nach ihm.", schlägt Cat schließlich vor, was mich nicken lässt. Ich hole meinen Schlüssel aus meiner Hosentasche und schließe zuerst die untere und dann die Tür zu unserer Wohnung auf. Es ist, so wie gestern, komplett still und mir fällt sofort die Gestalt auf der Couch ins Auge. Warum schläft er auf der Couch? Und warum hat er das Läuten nicht gehört?

Ich knie mich vor ihn und lege sanft eine Hand an seine Schulter. „Alec ... aufwachen, wir müssen los.", versuche ich ihn aufzuwecken, doch er grummelt nur und schläft weiter. „Ich will nicht.", flüstert er leise, was mich leicht lächeln lässt. Er ist wirklich süß, aber ich bin gerade sauer auf ihn. „Alec, steh auf. Komm.", ziehe ich ihm die leichte Decke vom Körper, was ihn die Augen öffnen lässt. „Magnus ... leg dich zu mir.", bittet er mich, doch ich schüttele den Kopf. „Nein, das geht nicht. Wir müssen ins Krankenhaus.", nehme ich seine Hand und versuche ihn aufzuziehen.

Er setzt sich schwerfällig auf und fährt sich übers Gesicht, als er plötzlich aufspringt und Richtung Bad läuft. Ich gehe ihm schnell besorgt nach und sehe, wie er sich über der Kloschüssel übergibt. Ich hocke mich fürsorglich neben ihn und streiche ihm beruhigend über den Rücken. Als er sich mir gegenüber an die Wand lehnt, reiche ich ihm ein wenig Klopapier, während ich ihn besorgt mustere. „Ist alles ok?", frage ich ihn fürsorglich. Ich will nicht, dass es ihm schlecht geht. „Morgenübelkeit.", erwidert er knapp und versucht sich dann hochzustemmen. Ich will ihm helfen, doch er schiebt mich weg. „Ich schaff das.", murmelt er missmutig und verschwindet im Schlafzimmer, um sich umzuziehen.

Er macht sich fertig und steht dann fragend vor mir. „Gehen wir?", fragt er demotiviert, während ich einen Schritt näher komme. Ich streiche ihm zart über die Wange, doch er schlägt meine Hand weg und sieht über mich hinweg. „Lass das.", grummelt er, was mich ein wenig verletzt. „Alec, ich ..." „Du wolltest doch unbedingt fahren, also fahren wir.", schnappt er sich sein Telefon und seine Geldbörse und läuft bei der Tür hinaus. Was hat er denn jetzt? Ich meine, ich weiß, dass ich gestern auch nicht besonders nett war, aber ich habe meine guten Gründe.

„Hallo, Alec.", begrüßt Cat ihn fröhlich, doch er setzt sich einfach ohne Wort ins Auto. „Stimmungsschwankungen, Fräulein?", lacht sie, als sie sich ebenfalls ins Auto setzt. Ich sehe verwirrt zwischen den Beiden hin und her, als ich mich entscheide mich nach hinten zu Alec zu setzen. Stimmungsschwankungen. Ich muss mich definitiv informieren. Ich habe nicht wirklich Ahnung von Schwangerschaften, aber ich habe mich auch nie damit auseinandergesetzt.

Nachdem wir Julian und Viktor abgeholt haben, fahren wir in Cats Krankenhaus. „Sie sind also der berühmt berüchtigte Magnus Bane.", hält mir Viktor die Hand vor die Nase, da er sich ebenfalls nach hinten neben Alec gesetzt hat. „Was hat Alec Ihnen über mich erzählt? Über uns?", frage ich skeptisch. Ich hoffe, dass er nicht allzu viel gesagt hat. Ich habe gerne viel unter Alec und mir, beziehungsweise nichts bei Fremden. „Einiges. Ich bin ja auch sein Therapeut.", nimmt er seine Hand zurück. „Vielleicht kommt ihr demnächst einmal gemeinsam zu mir?", sieht er uns ernst an. „Ich bin mir sicher, das wäre besser, da es um euch beide geht ... oder euch drei.", hängt Viktor an.

Uns drei. Das ist so ungewohnt zu hören. Aber irgendwie schön. Ich lehne mich leicht zu Alec hinüber und lege meinen Kopf auf seine Schulter, was ihn mich überrascht mustern lässt, doch er lässt mich und nimmt meine Hand. „Vielleicht.", antwortet Alec schließlich, schon deutlich nicht mehr so missmutig. Ich schließe meine Augen, blende die Probleme aus, wobei ich das Kind nicht dazuzähle, denn ich sehe es als kein wirkliches Problem. Probleme sind negativ und ich freue mich darauf – irgendwie. Ich schließe meine Augen und genieße es bei Alec zu liegen. Ich hoffe, dass wir diese Zeit irgendwann ganz hinter uns lassen können. Die letzten zwei Monate.

„Hier wären wir.", murmelt Cat und holt mich damit aus meinen Gedanken. Alec senkt seinen Blick und sieht mich lächelnd an. Freut er sich darauf? Er drückt mir einen leichten Kuss auf die Stirn, bevor er sich abschnallt und wir aussteigen.