Ungewöhnliche Überraschung(9)

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Magnus


Nachdem wir entschieden haben, dass Isabelle und ich gehen – und dabei nicht auf Maryse' und Roberts Meinung geachtet haben – sind wir auf dem Weg zu seinem Zimmer. Er muss gottseidank nicht auf die Intensivstation. „Hier ist es. Sollte es Probleme geben oder sie irgendetwas brauchen, betätigen sie den roten Knopf. Mr. Lightwood schläft momentan noch, sollte allerdings bald aufwachen. Es wird dann auch noch eine Schwester kommen, um nach ihm zu sehen.", erklärt der Doktor freundlich und wird dann von einem anderen Arzt gerufen.

Als wir das weiße Zimmer betreten, liegt Alec in einem weißen Bett mitten im Raum. Mit seinen schwarzen Haaren erinnert er mich ein wenig an Schneewittchen ... vielleicht kann ich ihn auch wachküssen, doch so einfach ist das in Wirklichkeit leider nicht. Blaue Flecken zieren seine freigelegte Haut und mehrere kleine Pflaster prangen an seiner Stirn. Seine Lippe ist aufgeplatzt und in seinen Haaren ist nach wie vor getrocknetes Blut. An seinem Handgelenk trägt er eine Schiene, trotzdem ist er für mich der schönste Mensch auf Erden. Wie friedlich er in dem Krankenbett liegt und überhaupt nicht so aussieht, als könnte er mir mein Herz in zwei Hälften teilen.

Ich ziehe mir einen Stuhl neben ihn und setze mich, während Izzy sich auf die andere Seite stellt. Eine Weile sehe ich ihm einfach nur dabei zu, wie er ein- und ausatmet. Dieses Geräusch ist – neben seinem Herzschlag – mein Lieblingsgeräusch, denn beide lassen mich wissen, dass Alec am Leben ist. Er lebt und es geht ihm soweit gut. „So wie du ihn ansiehst, mit purer Liebe in den Augen, scheint sogar das sehr intim. Ihr seid perfekt füreinander und lass dir das ja nicht von unseren Eltern ausreden.", warnt mich Isabelle, aber liebevoll.

Ich sehe wieder zu Alec und hebe vorsichtig meine Hand, um ihm sanft über die Wange zu streichen. Ich beuge mich langsam vor und lege meine Lippen federleicht auf seine. Ich will damit nicht bezwecken, dass er aufwacht, sondern ihn einfach nur spüren. Ich vermisse ihn. Gerade als ich mich wieder zurückziehen will, hebt Alec seine Hand und legt sie in meinen Nacken, um mich wieder zu sich nach unten zu drücken. Er presst seine Lippen auf meine, worauf ich sofort einstimme. Ich schmecke das Blut, seiner aufgeplatzten Lippe, und ihn. Alec. Meinen Alec.

„Du bist hier.", flüstert er, als wir uns voneinander lösen. Ich lächle und streiche ihm zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn. Mein Schneewittchen. „Natürlich. Ich liebe dich, Alexander.", erwidere ich liebevoll, während ich meine Hand an seine Wange lege. „Ich will dich nicht verlieren.", hänge ich an und sehe ihm tief in die Augen, als er seine Hand plötzlich von meinem Nacken entfernt und auf seinen Bauch legt. „I-ist ... Ist mit dem Baby alles gut?", erkundigt er sich besorgt, was mich wieder liebevoll lächeln lässt.

„Ja, alles ist gut mit unserem Baby, Baby.", murmele ich, bevor ich ihm noch einmal meine Lippen aufdrücke. „Ich liebe dich auch, Magnus.", erwidert Alec, nachdem er meiner Aussage Glauben schenkt, jedoch bleiben seine Hände auf seinem Bauch liegen. Ein kleiner Eifersuchtsfunke durchfährt meinen Körper, doch den schüttele ich sofort ab. Ich muss doch nicht auf unser Kind eifersüchtig sein.

„Ihr seid eine wundervolle kleine Familie.", schwärmt Isabelle, welche ich vollständig ausgeblendet hatte. Ich lehne mich in dem Stuhl wieder zurück, doch Alec greift nach meiner Hand und verschränkt sie auf seinem Bauch mit seiner. Ich sehe ihn voller Liebe an, während mein Daumen behutsam über seine Haut streicht.

„Was ist eigentlich genau passiert, Alec?", wird die Schwarzhaarige uns Gegenüber wieder ernst. „I-ich ... wollte, nachdem ihr gefahren seid – anscheinend zu Magnus – spazieren gehen. Ich wollte einfach ein wenig an die frische Luft, doch als ich die Stufen hinuntergehen wollte, wurde mir plötzlich schwindlig und ich habe mich unglaublich schwach gefühlt. Ich habe noch mitbekommen, wie meine Beine nachgegeben haben, danach ist alles schwarz.", erklärt Alec unsicher. Ich hätte bei ihm sein müssen. Maryse hat recht. Es ist meine Schuld, dass ihr Sohn im Krankenhaus liegt.

Malec Oneshots & Short storys (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt