Ich betrete die volle Bar nur mit einem Gedanken. Abschalten, was bedeutet es ist ein besonderer Tag. Nicht oft erlaube ich mir einen Tag oder eine Nacht, in der ich mir wieder einmal etwas gönne. Die restliche Zeit brauche ich mein ganzes Denken für meinen Job. Von alleine kommt das Geld schließlich nicht, auch wenn meine Geschwister immer wieder ihre Augen verdrehen, wenn ich das sage.
Ich werfe einen Blick auf meine goldene Uhr und setze mich anschließend an die Bar, um mir das übliche zu bestellen. Die meisten Barkeeper und Kellner kennen mich bereits und haben nie etwas gegen meine Anwesenheit. Ich rede nicht mit ihnen, aber dafür bekommen sie ordentlich Trinkgeld. Aufs Geld schauen brauche ich heute nicht mehr, zumindest bis morgen. Zumindest bis morgen schalte ich ab.Meinen Blick lasse ich durch die stickige Bar schweifen. Unzählige schwitzende Körper, die zum Rhythmus der lauten Musik tanzen. Ich tanze nicht. Ich tanze nie. Und ich werde niemals tanzen. Das ist zu viel des Guten.
Ich fahre meist eine Stunde hier her, um sicherzustellen, niemand Bekanntes zu begegnen, denn heute Nacht will ich kein gemütliches Gespräch führen. Ich suche nach jemandem, der nicht verschwitzt und heruntergekommen aussieht. Das dauert meist ein oder zwei Stunden, doch diese Zeit habe ich miteingeplant. Ich schalte nicht alles ab.
Gerade als ich an meinem farblosen Getränk nippe, entdecke ich einen weiteren schwitzigen Körper, doch er sticht mit seiner Bekleidung aus der Masse heraus. Ich habe ihn schon öfters hier gesehen und muss mir eingestehen, dass ich immer hoffe, ich ende heute mit ihm, doch er wurde meist von hübschen Frauen abgeschleppt oder ist nur mit Freunden hier feiern.Ich würde nie auf jemanden zugehen und er scheint mich noch nie wahrgenommen zu haben, weshalb ich nie mehr als eine Minute über ihn nachdenke. Lieber nutze ich die Zeit, in der ich warte, um mich so viel zu betrinken, dass ich mich ein wenig auflockere. Das braucht nicht viel, besonders trinkfest bin ich nicht, aber ich fahre dann trotzdem noch Auto. Ich werde mir kein dreckiges Taxi rufen und andere Möglichkeiten werde ich ebenfalls nicht in Betracht ziehen. Vor allem nicht, wenn ich mich soweit beherrschen kann, nicht mehr zu trinken als ich sollte.
Heute ist der auffallend gekleidete Mann mit seinen Freunden hier. Eine dunkelhäutige Dame und ein albern gekleideter Herr. Seine Haut scheint grün unter dem bunten Licht des Clubs und ich frage mich, ob das wohl auch daran liegt, dass er zu viel getrunken hat. Bald bemerke ich, dass ich sie länger beobachte als ich sollte. Schnell wende ich den Blick ab und lenke meine Gedanken um, doch mein Leben außerhalb der Arbeit ist so trocken, dass mir dazu kein Thema einfällt. Ich muss mich nicht fragen, was ich später noch machen werde und darüber nachdenken, was ich morgen vorhabe kann ich nicht. Das wäre Arbeitsbezogen.Also richte ich meinen Blick nach einem weiteren Schluck wieder der Tanzfläche zu, doch kann den Glitzermann nicht mehr finden, obwohl seine Freunde weiterhin ausgelassen tanzen. Ob er sich wohl auch in ihrer Anwesenheit abschleppen lässt? Das wäre doch nicht fair ihnen gegenüber.
Ich zucke leicht zusammen, als sich neben mir jemand räuspert. „Dir ist hoffentlich bewusst, dass uns deine Blicke nicht entgehen?", schmunzelt der Mann. Auch er ist verschwitzt, wie ich es bei anderen verabscheue, doch ihn lässt es nur heißer aussehen. Er hat trotzdem Stil und Niveau, wie ich es brauche.
Ich antworte nichts auf seine Frage, denn Rechtfertigen ist unter meiner Würde. Ich weiß, er hat Recht und ich bereue, mich nicht zusammengerissen zu haben.
„Mach dir nichts draus. Wir wissen, wir sind unwiderstehlich.", redet er weiter und setzt sich neben mir auf einen Barhocker. Er bestellt sich das gleiche wie ich es habe und dreht sich zu mir. „Warum sitzt du hier so mutterseelenallein?"Auch darauf gebe ich keine Antwort, aber ganz alleine aus dem Grund, dass ich hier keine Freunde finden möchte. Ich rede nicht. Nicht hier. Nicht mit ihm.
„Verstehe, du möchtest nicht reden. Dann lass mich raten, du kannst schließlich nicht viel dagegen tun, dass ich rate.", lächelt der glitzernde Mann. Ich widerspreche ihm nicht.
„Nachdem was du trägst, würde ich sagen, du bist ein sehr ernster Geschäftsmann, der sich nie auch nur ein wenig Spaß gönnt, außer an diesem einen Tag im Monat, an dem er in diese Bar fährt – weit weg von seinem Arbeitsplatz, um ihm nichts nachweisen zu können – und dort schleppt er jedes Mal aufs neue wildfremde Menschen ab, doch er spricht nicht mit ihnen, weil du sie nicht Wochen danach in deiner Sprachbox haben möchtest. Sonst müsstest du dich während deiner Arbeitszeit mit diesem einen freien Tag beschäftigen, doch da ziehst du eine klare Linie.", erklärt er und ich muss zugeben, er ist äußert gut im Raten, doch ich frage ihn nicht, warum er das weiß. Was für ein Klischee.
„Du brauchst darauf sowieso nicht zu antworten, schließlich hat mir dein Gesichtsausdruck alles verraten. Würde ich weiterkramen, könnte ich vermutlich deine ganze Lebensgeschichte aus deinen hübschen Augen lesen, doch das würdest du nicht wollen."Geschockt betrachte ich ihn. Was erlaubt er sich? Ich bin sehr schwer zu lesen und seine Behauptung, alles über mich zu wissen schlicht falsch.
Ich drehe mich zu meinem Getränk und schütte es in einem hinunter.
„Ist dir der Spaß vergangen? Du solltest besser noch einmal darüber nachdenken, schließlich musst du sonst einen Monat warten.", neckt er mich und bekommt dadurch natürlich meine volle Aufmerksamkeit.
Ich ziehe ihn mit einem Ruck mit mir hoch, sodass wir beide so nah aneinander stehen, dass ich seinen Atem spüren kann. Er lächelt provozierend und ich schiebe grob meine Hand in seinen Nacken, damit er nicht von mir weichen kann, wenn ich ihn jetzt unsanft Küsse. Der Mann zögert keine Sekunde zu erwidern und beginnt mein weißes Hemd aus der Hose zu ziehen, wobei ich mich von ihm lösen muss. Ich funkele ihn wütend an, was ihn scheinbar komplett kalt lässt.
Er kommt näher und legt seine Lippen an mein Ohr. „Zu dir oder zu mir?"Ich lege drei Geldscheine auf den Tresen und nehme seine Hand, um ihn hinter nur nachzuziehen. Ich führe ihn zu meinem Porsche in einer nahegelegenen Tiefgarage. Wortlos steigen wir ein, während ich im Augenwinkel erkennen kann, wie überrascht er über die Tatsache, dass er Recht hatte, ist.
„Also werden wir jetzt die zwei Stunden in deine Wohnung fahren oder hast du vielleicht eine Villa?", erkundigt er sich und sieht mich dabei an, doch ich behalte meinen Blick auf der Straße.
„Ich habe ein Hotel gebucht.", erwidere ich knapp.
„Du hast, ohne zu wissen, ob du jemanden abbekommst ein Hotel gebucht?", fragt der Mann erstaunt und wendet den Blick von mir ab. „Das ist selbstsicher."
„Es war noch nie anders.", gebe ich emotionslos zu. Ich will nicht mit ihm sprechen, aber mich überkommt schlechtes Gewissen, wenn ich ihn mit sich selbst reden lasse. Das ist ein unbekanntes Gefühl. Normalerweise ist mir das völlig egal. Normalerweise spreche ich mit den Männern, mit denen ich eine Nacht verbringe, nie etwas im Auto und das ist ihnen auch ganz recht so.„Wundert mich nicht. Du bist heiß. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich dich schon vor Monaten abgeschleppt. Du hast mich nur nie bemerkt und auch nicht so gewirkt, als würdest du abgeschleppt werden, sondern als würdest du abschleppen.", gesteht der schwarzhaarige, was mich doch zu ihm sehen lässt. Aber nur für einen kleinen Moment.
„Ich habe dich bemerkt. Wie könnte man dich nicht bemerken.", erwidere ich mit rauer Stimme.
„Wow, du kannst witzig sein. Eine Überraschung nach der anderen." Er lacht. Er hat ein schönes Lachen.
„Darf ich denn deinen Namen wissen? Ich habe auch einen guten Grund, ihn wissen zu wollen. Was sollte ich denn sonst stöhnen?", fragt er nach, wobei ich mich an meiner eigenen Spucke verschlucke und zu Husten beginne.
„Ich dachte, du wärst ansprechbarer bei dem Thema.", schmunzelt der besondere Mann.
Ich räuspere mich und sage: „Ich gehe nur mit Niveau damit um."
„Du bist also verklemmt. Ich dachte wenigstens einmal im Monat lässt du deine dreckige Seite zu.", wirft er mir vor, woraufhin ich den Kopf schüttele.
„Ich heiße Alec. Nachname ist für dich nicht von Bedeutung.", kläre ich knapp auf. Meinen Namen zu verraten überschreitet eigentlich schon die Grenze.
„Zufälligerweise die Abkürzung für Alexander?"
Keine Antwort.
„Mein Name ist Magnus, falls dich das interessiert.", murmelt Magnus. Ich wollte es nicht wissen, denn ich werde diesen Namen nie wieder vergessen.
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Malec Oneshots & Short storys (german)
FanficJa, was soll ich sagen ... verschiedene Oneshots und Kurzgeschichten über Malec und ihr Leben.💖 [mit Smut natürlich] [Charaktere gehören größtenteils Cassandra Clare] begonnen: 10.04.2020 ------------ 1# oneshots - 24.02.2021 9# lightwood-bane -18...