Dangerous (3)

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Magnus

Ich liege mit Alec auf einer der Liegen, die draußen stehen. Ich sitze zwischen seinen Beinen und bin auf seinen freien Oberkörper zurückgelehnt, während er mit unseren verschränkten Fingern spielt. Unser Blick liegt auf dem weiten Wasser, als sich Walter neben uns auf die andere Liege legt. Mittlerweile ist es eine Woche her, dass ich Alec getroffen habe. Mehr oder weniger habe ich akzeptiert, dass jetzt ein neuer Abschnitt meines Lebens gekommen ist, für den ich alles Alte zurücklassen muss. Jeden Tag, der vergeht, bin ich mir sicherer, dass hätte ich Alec anderswo, in einem anderen Universum kennengelernt, wir das perfekte Paar wären. Auch hier ist es zwar der Fall, dass wir uns perfekt verstehen und so scheinen, als wären wir bereits seit Jahren verheiratet, doch in diesem Universum fehlen mir meine Freunde und meine Heimat. Alec versucht mich immer zu trösten und abzulenken, aber nicht immer kann er mir helfen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was sich Catarina und Clary Sorgen machen. Doch andererseits bin ich mir auch bewusst, sollten sie davon jemals etwas mitbekommen, bin ich ein toter Mann. Wie kann ich mich auf Alec Lightwood eingelassen haben? Doch dann würde ich ihnen erklären, wie liebevoll, charmant und lustig er ist. Wie sanft. Im Endeffekt wären sie bloß froh, dass es mir gut geht und glücklich für mich, dass ich jemanden gefunden habe. Aber es ist sowieso unwichtig, ich werde sie nie wieder sehen.

„Kann ich euch irgendetwas bringen?", fragt Walter freundlich, doch ich spüre, wie Alec den Kopf schüttelt. „Nein, danke. Oder möchtest du etwas, Magnus?" Nach wie vor durchfährt mich ein Kribbeln, wenn er meinen Namen ausspricht, doch mittlerweile kann ich dieses Kribbeln ein Gefühl zuordnen. Ja, ich kann nicht leugnen, dass ich verliebt bin. Mehr als das.
Und ob ich etwas möchte? Nach Hause. Aber das muss ich nicht aussprechen, denn ich weiß, Alec denkt dasselbe. „Nein, vielen Dank.", versuche ich mich an einem freundlichen Lächeln, doch Mr. Starkweather versteht, dass es mir trotz Alecs Anwesenheit nicht allzu gut geht. Ob das wohl irgendwann vergeht? Ob ich wohl irgendwann wieder vollends glücklich bin? Nur mit Walter und Alec?
„Wir werden heute wieder umdrehen.", verkündet Alec, weshalb ich ihn verwirrt ansehe. „Warum das? Und weshalb an den gleichen Ort? Oder bist du bloß der Held für eine Stadt?", schmunzele ich verträumt und drehe mich in seinen Armen so, dass ich ihn ansehen kann. Natürlich bin ich neben des Heimwehs auch sehr stolz auf meinen Freund. Auf seine Stärke, physisch wie psychisch.
Sanft legt er mir eine Hand an die Wange und sieht mir mit seinem schweren Blick in die Augen, während ich merke, wie Walter seinen Blick von uns abwendet, um uns Privatsphäre zu lassen. „Natürlich kann ich nicht auf alle Länder der Welt aufpassen, aber mehrere Städte bekomme ich hin. Allerdings habe ich noch etwas vergessen und danach geht es weiter." Ich kann sehen, dass er mir etwas verheimlicht, doch vermutlich hat er noch mehrere Geheimnisse vor mir. Schließlich ist er im ganzen Land bekannt als kein guter Mensch, auch wenn ich mittlerweile weiß, dass er das doch ist.
Er legt seine Lippen auf meine und saugt kurz an meiner Unterlippe, bevor er wieder von mir ablässt und den Blick abwendet. „Bist du glücklich?", fragt er plötzlich, ohne mich anzusehen. Verwirrt sehe ich ihn an. „Das weißt du doch. Du machst mich sehr glücklich." Er wirkt bedrückt, weswegen ich ihn aufmuntern möchte. Ich kuschele mich näher zu ihm und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge, doch er erwidert nichts dieser Gesten.

„Aber du möchtest nach wie vor nach Hause.", stellt er fest, weshalb ich kurz leise bin. „Du bist jetzt mein Zuhause.", lächle ich, doch auch darauf springt er nicht an. „Denkst du, du kannst dich mir jemals komplett hingeben? Sodass du nur mir gehörst und keinen Gedanken mehr an deine Vergangenheit verschwendest?" Noch immer ist sein Blick in die Ferne gerichtet und immer weniger verstehe ich ihn. „Du musst doch verstehen, dass ich diese Menschen, die ich liebe, nicht einfach vergessen kann.", flüstere ich, doch er beschließt, mich zu ignorieren. Er kuschelt sich näher und schließt seine Augen.
Abends klopft er an meiner Tür und kommt in mein Zimmer. Tatsächlich haben wir noch kein Mal gemeinsam in einem Bett geschlafen. Auch haben wir kein weiteres Mal miteinander geschlafen, was nicht nur den Grund trägt, dass mein Körper noch vom letzten Mal ziemlich angeschlagen war. „Komm her, Magnus.", befiehlt er mir mit sanfter Stimme, weswegen ich aus meinem Bett aufstehe und nur in Boxershorts zu ihm gehe. „Schlaf mit mir, Magnus." Zärtlich legt er mir seine Hand an die Wange. „Kein Stress. Wir lassen uns Zeit und verbringen eben die Nacht zusammen. Ich will dich nur bei mir haben.", säuselt er in meinen Türstock gelehnt. „Ja.", hauche ich, was seine traurigen Augen etwas erhellen lässt. Er nimmt mich an der Hand und zieht mich in das Zimmer Gegenüber, in dem ich bis jetzt noch keinen Blick reingeworfen habe. Es unterscheidet sich nicht groß von den anderen Räumen und doch würde ich erkennen, dass es Alecs ist.
„Muss ich denn diese Nacht auch wieder vergessen, denn das kann ich nicht garantieren.", schmunzele ich, während ich von ihm Richtung Bett gezogen werde. „Das kannst du anschließend selbst entscheiden, Magnus. Du bist frei." Ich lasse mich auf seiner Hüfte nieder und schlinge meine Arme um seinen Nacken. „Du hattest vor einer Woche eine Freundin erwähnt ...", beginnt Alec plötzlich, was mich ihn zuerst perplex ansehen lässt, bevor ich beginne zu lachen. „Das war ein Spaß. Beziehungsweise wollte ich einfach damit sagen, dass ich vermisst werde, sollte mich jemand entführen. Ich habe keine Beziehung.", lächle ich, bevor ich bemerke, was ich gerade gesagt habe. „Hatte keine Beziehung.", verbessere ich mich, was ihn halb lächeln lässt.
Er verbindet unsere Lippen und zieht mich mit sich in die Kissen hinunter.

Als ich aufwache, liegt er nicht mehr neben mir und seine Seite des Bettes ist bereits kalt. Ich bin froh, dass er mich hat ausschlafen lassen. Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht kuschele ich mich in eines der Kissen, das noch nach Alec riecht. Ich bin glücklich und das obwohl ich mich schlecht fühlen sollte, weil meine Freunde nicht wissen, wo ich bin. Doch daran möchte ich gerade nicht denken. Ich würde gerade viel lieber mit meinem gutaussehenden Freund kuscheln. Letzte Nacht war ganz anders als das erste Mal. Er war vorsichtig, sanft, zärtlich, liebevoll.
Wie ein Honigkuchenpferd lächelnd drehe ich mich auf den Rücken, wobei ich einen Zettel auf Alecs Kissen liegen sehe. Neugierig setze ich mich auf und greife danach. Ich liebe dich. Daneben hat er noch ein Herz hingezeichnet. Das hatten wir uns noch nicht gesagt und diese kleine Nachricht nach so einer Nacht, lässt mein Herz schmelzen. Dass Alec Lightwood so romantisch und süß sein kann, hätte ich mir im Leben nicht ausmalen können. Aber ich liebe ihn auch. Und das nach so kurzer Zeit.
Das Klopfen an der Tür holt mich wieder zurück in die Realität. Ich lasse mich zurück sinken und stütze mich auf meine Ellbogen, um Alec zu erwarten, doch da täusche ich mich. „Walter.", lächle ich überrascht, als ich ihn in der Tür entdecke. „Magnus." Sein Gesicht ist das Gegenteil meines Gesichts. Während ich Glück in Person bin, ist er Trauer. „Was ist denn Ihnen über die Leber gelaufen? Ist Alec bereits draußen?", frage ich hoffnungsvoll nach. Ich würde ihm gerne sagen, dass ich seine kleine Nachricht erwidere und dann hätte ich gerne einen Morgenkuss. Oder viele Morgenküsse mit viel Kuscheln.
Mr. Starkweather kommt ein Stück näher und legt mir die aufgeschlagene Zeitung vor die Füße. „Es tut mir sehr leid, Magnus." Verwirrt sehe ich auf die bedruckte Seite und lese die Schlagzeile. Berühmt berüchtigter Alec Lightwood tot aufgefunden.
„Was?", hauche ich ungläubig. „Nein. Niemals. Sie können doch gar nicht wissen, ob er es ist. Sie wissen nicht, wie er aussieht. Sie können nicht, sie wissen nicht-" Ich werde durch eines meiner lauten Schluchzer unterbrochen. Ohne es aufhalten zu können, breche ich in Tränen aus. Ungläubig greife ich nach dem Zettel, den er mir hinterlassen und drehe ihn einmal. Gehe nach Hause, Magnus. Ich will, dass du glücklich bist.

Ich schüttele den Kopf. Das kann er unmöglich ernst meinen. Ich war glücklich. Ich war bei ihm glücklich. Bei Alec. Ich will zu ihm. In seine starken Arme. Ich will, dass er mich in die Arme nimmt und mir sagt, dass sie sich geirrt haben. Das kann nicht stimmen. Er ist nicht tot. Er kann nicht tot sein.


Malec Oneshots & Short storys (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt