25.12.2020
Deine Sicht
„Alles Gute zum Geburtstag, (D/N)!“
Die Stimme von Armin reißt mich aus meinen Gedanken. Ich lächele ihn an. „Danke.“ Es haben mir heute schon viele Leute diesen Satz gesagt, und trotzdem möchte ich ihn noch aus dem Mund von einer anderen hören – doch dieser gewisse Jemand hat sich heute noch gar nicht gezeigt. Ein leises Seufzen entweicht mir, woraufhin ich einen mitfühlenden Blick von Armin zugeworfen bekomme. Dieser wendet sich nun ab, denn er weiß, dass niemand mich von diesem Platz wegbewegen kann – bis auf Levi. Ich stütze meinen Kopf auf meine Arme, die ich auf dem Tisch abgelegt habe. Schon den halben Tag sitze ich hier in der Kantine und warte. Am Tag zuvor meinte Levi noch, dass er mich hier abholen würde, doch es ist keine Spur von ihm zu sehen. Jetzt kommt Hanji in den Raum und übergibt mir einen kleinen Zettel. „Hier, für dich.“ Bevor ich irgendetwas fragen kann, ist sie auch schon wieder verschwunden. Langsam richte ich mich auf und sehe auf den Zettel. Sofort erkenne ich die Handschrift; es ist Levi‘s. Auf dem Zettel steht fein säuberlich ein kurzer Satz: „Komm zu dem Ort, an dem wir uns das erste Mal getroffen haben.“ Zischend erhebe ich mich – so viel dazu, dass der Treffpunkt die Kantine wäre. Ich trotte zum Trainingsplatz; kurz muss ich überlegen, doch dann stehe ich ziemlich genau an dem Platz, an dem ich vor fast einem Jahr stand. Der Ort, an dem unsere Blicke sich für einen kurzen Augenblick trafen. Der Ort, an dem alles begann. Auch wenn wir zu dem Zeitpunkt noch nichts davon wussten. Ich sehe mich nach Levi um, entdecke aber kurz darauf einen weiteren kleinen Zettel.
„Schon damals bist du mir aufgefallen. Und spätestens, als wir angefangen haben, uns nachts in der Kantine zu unterhalten – oder, anders gesagt, du ständig versucht hast, ein Gespräch anzufangen – wusste ich, dass du etwas besonderes bist. Und jetzt möchte ich, dass du zu der Stelle kommst, an der du eingeschlafen bist, nachdem du das erste Mal dein Nachmittagstraining absolviert hast. Wenn du dich nicht mehr daran erinnern kannst: Viel Spaß beim Suchen!“ „Pff“, stoße ich aus. Wie gemein. Warum soll ich zu diesem Ort gehen? Auf jeden Fall heißt es für mich jetzt: Suche nach der Nadel im Heuhaufen! Der Wald ist riesig, rein theoretisch könnte ich mich überall hingelegt haben. Also begebe ich mich zu den Bäumen, die am nächsten stehen. Nach einer Weile stöhne ich entnervt auf und schlage frustriert gegen einen Baum. Und da fällt es mir wieder ein. Es gibt in der Tat einen Baum, der sehr bequem ist. Das klingt zwar seltsam, aber nicht alle Bäume haben Wurzeln, die perfekt zum daraufliegen sind. Also begebe ich mich zu diesem Baum, den ich auch recht schnell finde, und entdecke dort einen weiteren Zettel. Nun neugierig, was mich zu diesem Ort führt, lese ich ihn.
„ Ob du es glaubst oder nicht: Aber der Zufall hat dazu geführt, dass ich dich hier beobachten konnte, wie du geschlafen hast. Zu diesem Zeitpunkt habe ich bereits diesen Gesichtsausdruck geliebt, den du beim Schlafen machst.“ Ich muss schmunzeln. Levi, der mich, damals noch ein für ihn völlig normaler Kadett, schlafend beobachtet? Das ist eine wirklich interessante Vorstellung. „Seitdem ist unglaublich viel passiert. Auf der Mission sind wir uns nähergekommen und auch, als wir wieder im Hauptquartier waren. Du hast dich um mich gekümmert, als ich krank war und ich habe dich in deinem Zimmer gefunden, als du traurig warst. Ich glaube, dass wir uns schon davor ineinander verliebt haben. Dennoch, komm dorthin.“ Ein Lächeln liegt auf meinen Lippen, als ich mich zu meinem ehemaligen Zimmer begebe. Schon seit längerer Zeit habe ich mich komplett zu Levi umquartiert. Dort angekommen, betrete ich leise den Raum und sehe mich um. In der Ecke, in der ich damals saß, wartet ein weiterer Zettel auf mich. „Auch danach sind so viele Dinge passiert. Du hast dich verletzt und mir dabei sehr oft Gesellschaft geleistet, die ich sehr genossen habe – auch wenn ich es nicht zeigte. Ich erinnere mich noch daran, als du dein Training zu schnell gestartet hast und ich dich gezwungen habe, etwas zu trinken. Und dann die Nacht, in der wir gemeinsam unter dem Sternenhimmel saßen… das klingt viel zu poetisch, meine Güte.“ Ein lautes, kurzes Lachen entfährt mir, und voller Vorfreude begebe ich mich zu jener Koppel. Dort stehen auch Pferde von Soldaten des Aufklärungstrupps, da schönes Wetter ist. Als ich auf dem kleinen Hügel angekommen bin, sehe ich den Zettel sofort.
„Es war die erste schöne Nacht, die ich seit Jahren erleben durfte. Mit dir. In der nächsten Nacht hast du in meinem Bett – mit mir – geschlafen, weil du Alpträume hattest. Und beim Training kamen wir uns erneut näher. Versuch mal, ob du die Stelle wiederfindest!“ „Nichts leichter als das, Levi!“ murmele ich vor mich hin. Ich kann mich genau an diesen Moment erinnern und sprinte förmlich durch den Wald. Und als ich um eine Kurve biege, wartet der nächste Zettel auf mich, um gelesen zu werden. „Und an dem nächsten Abend ist es passiert. Der erste Kuss, auf den viele weitere folgten. In meinem Büro wartet ein weiterer Zettel auf dich.“ Erneut schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich begebe mich, dieses Mal langsamer, zurück zum Hauptquartier. Sofort laufe ich zu Levi‘s Büro und schließe die Tür hinter mir. Mitten auf seinem Tisch liegt ein weiterer Zettel. „Hallo (D/N). Dies ist der letzte Zettel. Ich hoffe, du hast nicht zu lange gebraucht! Nun ja… wir haben unglaublich viele schöne Momente miteinander verbracht. Ich bin wirklich froh, dass ich dich kennenlernen durfte. Und ich hoffe, dass auf dieses eine Jahr noch viele weitere folgen werden.“ Es steht nichts weiteres darauf, kein weiterer Hinweis, wo Levi sich verstecken könnte. Doch dies ist auch gar nicht nötig; denn als ich meinen Blick hebe, sehe ich direkt in die sturmgrauen Augen Levi‘s.
„Was ich dir mit all dem sagen wollte“ – seine Stimme klingt unglaublich sanft – „ist eine wichtige Botschaft, die schon lang genug unausgesprochen zwischen uns hängt. Bisher habe ich mich nicht getraut, diese Worte zu sagen. Aber jetzt, an deinem Geburtstag, und an diesem Zeitpunkt, an dem wir uns nun schon fast ein Jahr kennen, möchte ich es dir sagen.“ Er macht eine Pause und sieht mich liebevoll an. Sein so oft kühler und strenger Blick ist sanft, und er nimmt vorsichtig meine Hand in seine. „Was ich dir sagen möchte, ist: Ich liebe dich.“ Und er lächelt mich an, dass mein Herz schmilzt. Eine Träne bahnt sich einen Weg über meine Wangen, und ihr folgen weitere. Er sieht mich nun etwas besorgt an, bis er registriert, dass es Tränen der Rührung sind. Ich lege meine Arme um seinen Hals und er schlingt seine um mich. Mein Kopf ruht an seiner Brust, während er seinen leicht auf diesen stützt. Mit seinen Fingern malt er kleine Kreise auf meinem Rücken und wir stehen einfach da. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, bis ich mich sanft von ihm löse und mich ein bisschen von ihm entferne. Dann betrachte ich ihn von oben bis unten, präge mir erneut jedes kleine Detail von dem Mann, dem mein Herz gehört, ein. Und schließlich gebe ich ihm seine ersehnte Antwort. „Levi? Ich liebe dich auch.“Und damit beende ich diese FF.
Aber davor möchte ich ihr noch einen Namen geben. "Cold", angelehnt an ihre erste Begegnung. (Sehr kreativ)Ich muss echt sagen, dass ich stolz auf dieses Werk bin. Es hat mich viel Zeit gekostet, meine Ideen richtig umzusetzen und überhaupt auf diese zu kommen. Dabei wurde ich immer durch eure unglaublich lieben Kommentare ermuntert. Besonders möchte ich mich bei oYunao bedanken, da sie mich in einer gewissen Art und Weise dauerhaft motiviert hat. 💓
Aber nicht nur ihr gilt Dank, sondern allen, die diese Geschichte gelesen haben. Danke für eure Kommentare. Danke für eure Nachrichten. Danke für eure Hilfe.
Danke, dass ihr mich in der Geschichte begleitet habt. ❤
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Cold - Levi x Reader ✔
FanfictionDu befindest dich in dem äußeren Bezirk Shiganshina in dem Haus deiner Familie, als es passiert - die Mauer wird von einem kolossalen Titan zerstört. Deine Eltern und du versuchen zu fliehen, doch euer Haus steht fast direkt am Eingang, sodass euch...