Prolog

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14.09.2020

Deine Sicht

Blitzschnell lasse ich den Anker meines 3DMAs ausfahren und ziehe mich an einem Baum hoch. Unter mir befindet sich der Titan, auf den es der Aufklärungstrupp abgesehen hat. Ich visiere seinen Nacken an und hole aus, um den todbringenden Schlag anzubringen. „Gute Arbeit, (D/NN)!“

Mit geschlossenen Augen liege ich im weichen Gras und genieße die Frühlingssonne, die sanft in mein Gesicht scheint. Als ein Schatten über mich fällt, der die Wärme der Sonne von mir abhält, gebe ich ein verwirrtes Grummeln von mir und öffne schließlich meine (D/A) Augen. Diese blicken direkt in die meines Vaters, der lächelnd auf mich herabsieht.
„Eigentlich soll ich fragen, ob du deiner Mutter beim Wäsche aufhängen helfen kannst, aber du bist ja offensichtlich beschäftigt.“ Er lacht leise. Ich stimme mit ein und erwidere dann: „Ich gehe sofort rein, das ist kein Problem.“ Der Traum, den ich bis gerade eben noch hatte, rückt bereits in weite Ferne, aber gleichzeitig versuche ich, das Gefühl von Freiheit bei mir zu behalten. Mein Vater streckt mir seine Hand entgegen und ich ergreife sie. Er zieht mich hoch und wir laufen gemeinsam zu unserem Haus, das nicht weit von der Wiese entfernt steht. Drinnen lässt sich mein Vater auf einen Stuhl fallen, während ich zu meiner Mutter gehe.
Nach kurzem Zögern murmele ich: „Das Training der Rekruten dieses Jahr fängt bald a-“, noch bevor ich meinen Satz beendet habe, unterbricht mich meine Mutter. „Schlag es dir gleich wieder aus dem Kopf, (D/N), und hilf mir lieber, die Wäsche aufzuhängen.“
So sehen die meisten unserer Diskussionen über dieses Thema aus. Mein Vater hält sich generell heraus, aber sowohl er als auch meine Mutter sind überhaupt nicht begeistert von meiner Idee, mich zu einem Soldaten des Aufklärungstrupps ausbilden zu lassen.
Als ich mich seufzend zu meiner Mutter wende, um ihr zu helfen, donnert es plötzlich laut. Mein Vater springt auf und reißt die Tür unseres Hauses auf, um hinauszustürmen. Sowohl meine Mutter als auch ich folgen ihm schnell. Als ich um die Ecke biege, renne ich direkt in ihn hinein; zuerst schaue ich ihn verwirrt an, doch dann folge ich seinem Blick nach oben. Dort, auf der Mauer, die keine zwei Häuserreihen von unserem Haus entfernt steht, erblicke ich eine riesige Hand. Bevor ich irgendwie reagieren kann, packt mein Vater mich und rennt in die entgegengesetzte Richtung, gefolgt von meiner Mutter.
Um uns herum bricht Chaos aus, vermischt mit Schreien. „Ein Titan!“
Als der Titan die Mauer mit dem Fuß zerstört, fliegen Felsbrocken in den Himmel, als wären es leichte Federn. Mit aufgerissen Augen schaue ich über die Schulter meines Vaters, der mich weiterhin trägt. Ich sehe durch die zersörten Häuser ein riesiges Loch, durch das die Titanen kommen. Mein Mund öffnet sich langsam, und ich starre ungläubig in die Richtung. Die Mauer hatte 107 Jahre gehalten und ist nun zerstört.
Als mein Blick nach oben wandert, ist die Hand des riesigen Titanen verschwunden. Stattdessen sehe ich einen riesigen Felsbrocken auf uns zukommen. „Passt auf!“, schreie ich, doch es ist zu spät. Meine Eltern werden gemeinsam mit mir zu Boden gerissen. Schnell stehe ich – unverletzt – wieder auf und will weiterrennen, doch mit einem Blick zurück bemerke ich, dass keiner mir folgt. Mein Vater klemmt unter dem Felsbrocken, Blut läuft hervor. Ich halte mir den Mund zu, um nicht laut zu schreien.
Plötzlich bemerke ich ein starkes Vibrieren des Bodens und richte den Blick an meinem Vater vorbei auf einen riesigen Titanen, der langsam näherkommt. Aus meiner Schockstarre erwacht, suche ich nun weinend meine Mutter. Als ich sie zwischen dem Felsbrocken und einem anderen Haus eingeklemmt sehe, schluchze ich auf. Sie blinzelt mich an, zieht sich hervor und umarmt mich. Erleichtert seufze ich auf, bis ich bemerke, dass sie weint.
„Mama?“
„Du musst jetzt stark sein, meine Kleine“, murmelt sie, „wir müssen, so schnell wir können, zum inneren Tor gelangen.“ Als sie sich aufrichtet, zuckt sie zusammen und humpelt vorwärts, wobei sie ihr rechtes Bein schont. Ich versuche, sie von der anderen Seite zu stützen. Dabei hatte ich den Titanen vergessen, der nun seine Hand nach uns ausstreckt. Wir beide bemerken ihn nicht rechtzeitig.
Im letzten Moment schubst meine Mutter mich weg und als ich aufsehe, ist sie in der Hand des Titanen. Sie dreht mir ihr Gesicht zu – als ich dieses sehe, wird mir klar, dass sie bereits wusste, dass sie nun sterben würde. Für mich.
Ich atme schnell und entscheide mich mit einem letzten Blick auf meine Eltern, zu fliehen. Damit sie nicht umsonst gestorben waren.
Schnell drehe ich mich um und renne um mein Leben. Hinter mir höre ich ein ekelhaftes Schmatzen, aber ich drehe mich nicht um. Bald sehe ich den Hafen, bei dem bereits die ersten Schiffe ablegen. Unbewusst bin ich hierher gelaufen. Als ein Mann mich sieht, der das Zeichen der Mauergarnison auf seiner Ausrüstung trägt, lässt er mich auf ein Schiff, ohne zu fragen.
Als wir im inneren Teil der Mauer Maria ankommen, tragen meine Beine mich wie von selbst von dem Schiff herunter. Ich laufe noch ein Stück weiter, dann geben diese unter mir nach. Ich stütze meinen Kopf in meine Hände und bemerke, dass mein Gesicht nass von Tränen ist.
Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter.
„Ist alles in Ordnung?“
Ich blicke in ein Paar grüne Augen, die mich ansehen. Diese gehören zu einem Jungen in meinem Alter, der sich mir als Eren vorstellt. Seine Begleiter, Armin und Mikasa, stellen sich ebenfalls vor und auch ich bringe meinen Namen heraus.
Sie helfen mir und kümmern sich um mich, indem sie mich mit ihnen mitschleifen und mich mit ihrer Art aufmuntern. Auch sie scheinen einen schweren Verlust erlitten zu haben, aber besonders Eren scheint stark genug zu sein, um sich nicht von dem Gefühl des Verlusts zerfressen zu lassen. Ich nehme mir ein Beispiel an ihm, und langsam taue ich zwischen meinen neuen Freunden auf.

Jaa, ich hoffe, euch hat der Prolog gefallen  :3
Das ist quasi eine Art Vorgeschichte zur Story, damit ihr auch wisst, was euch zugestoßen ist.
Ich mache mich direkt ans Schreiben vom ersten Kapitel, see ya! :D

Cold - Levi x Reader ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt