1. Kapitel

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Gedanken verloren wippte ich mit meinem Bein vor und zurück, ich kräuselte meine vorderste Haarsträhne um den Zeigefinger und starte auf mein leeres Word Dokument. Diese Leere brach in mir keinerlei Wände, sondern machte mir Angst wie ein Weißes Leinentuch welches über einen Toten Sarg gelegt wurde. Nur das dort drinnen keine Leiche, sondern meine verstorbene Kreativität lag.

Das ging nun schon drei Tage lang so, ich setzte mich vor den Laptop, um meine Bewerbung zu schreiben und saß und saß, aber meine Gedankengänge wirkten wie leergefegt.

Die Stille um mich herum schien mich zu durchdringen, die Einsamkeit verschlang mich und ich zog meine Beine an die Brust. Ich überlegte, wie könnte ich am besten eine Bewerbung über mich schreiben, wenn ich weder etwas aus meinem Leben verraten durfte noch wollte. Alles hing krumm und schief, nichts war im Einklang oder machte jeglichen Sinn. Ich meine, jeder Mensch zieht sein Los und bekommt sein Leben zugeteilt, aber warum musste mal wieder ich die Pechsträhne erwischen?

Alles fing in der ersten Klasse an, der aller erste Tag, wir alle saßen brav auf unseren Stühlen im winzigen Klassenzimmer und die Lehrerin stand mit aufmunterndem Blick vor der Klasse. „Und welchen Beruf üben deine Eltern aus Evelyn?"

Ich war einer der letzten die gefragt wurden, was eventuell daran lag das ich auch einer der schüchternsten war. Ich redete weder viel, sondern kauerte mich tief auf meinen Stuhl zusammen. All die Schüler vor mir hatte mich zutiefst eingeschüchtert. Alle nannten so Normale Berufe wie Bäcker, Ärztin oder Berater, wobei ich nicht mithalten konnte.

Meine Knie fingen an zu wippen und meine Finger waren so feucht, dass mir der Füller aus der Hand glitt. Alle vierundzwanzig Augenpaare glotzen mich an, mit der Begierde etwas von dem schüchternen Mädchen aus der letzten Reihe zu erfahren, die mit gesenktem Blick und wackelnden Beinen, zusammengekauert dasaß. „Ich bin mir nicht sicher Mrs Lorens" hatte ich leise vor mir her gemurmelt und war überrascht das sie es sogar verstanden hatte.

Ich musste mich früher zwingen nicht gleich los zu heulen, denn genau diese Szene hatte ich mit meinem Vater über zwanzigmal durchgespielt. „Was sagst du, wenn dich jemand nach meinem Beruf fragt?" Hatte er mir damals mit tiefer, ruhiger Stimme eingeflößt.

„Du bist Journallist und Mama arbeitet von zuhause aus, als Managerin." Mit großen Augen guckte ich ihn an und wartete auf das bevorstehende Lob, aber es kam nie. Nur ein abgewandtes Nicken ließ mich sicherstellen, dass meine Lüge erfolgreich war.

Wiederrum viel mir das Ganze wesentlich schwieriger als meine ganze Klasse nur darauf wartete das ich etwas zu Wort brachte. Meines Glückes nach lies die Lehrerin von mir ab und ging zum nächsten Kind über und überlies mich meinem weiteren Schweigen.

Ich kehrte wieder in das jetzt zurück und wunderte mich wie leicht es mir doch heutzutage viel, zu Lügen. Denn diese Lügen Überdeckten all meine Familien Geheimnisse, mit denen ich viel zu früh fertig werden musste.

Dass mein Vatter beispielsweise kein Journalist war, sondern der Courier von Menschen, oder besser gesagt Monstern wie ich sie nannte, die in illegalen Drogengeschäfte verwickelt waren. Er arbeitet Tag und Nacht, wann immer er gebraucht wird. Dass wichtigste was dabei herausspringt, wie mein Vater sagt, ist das er uns dieses fette Haus kaufen konnte mit Garten und fünf Badezimmern.

Ich seufzte und streckte meine eingeschlafenen Arme aus. Mein Magen fing an zu knurren und ich klappte den Laptop, wie auch in den letzten Tagen, mit einem Stöhnen zu. Ich schlich im Bademantel die breite Mamor Treppe herunter und hoffte meinen Vater nicht im Haus vorzufinden, welches ohnehin viel zu groß war, um festzustellen das er zuhause ist, ohne alle zwanzig Zimmer abzuklappern.

Er erwartete von mir um sieben Uhr früh aufzustehen, um doch endlich meine Bewerbung fertig zu schreiben, aber aus sieben wurde dann doch eben zehn. Man konnte es mir nicht verübeln. Seid der achten Klasse bekomme ich privat Unterricht und muss von morgens bis mittags lernen und unnötiges Wissen in mich hineinarbeiten. Meine Eltern legen genau auf dieses Themengebiet besonders wert, um aus meiner Zukunft etwas Besseres zu machen, als es bei ihnen der Fall ist.

Big Darkness and Little SunshineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt