14. Kapitel

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Es hatte angefangen zu regnen und in schnellen Schritten gingen wir zum Haus und ich war froh als ich in die warme, vertraute Eingangshalle trat. „Ich geh mir mal etwas anderes anziehen", sagte ich und Alec nickte mir nur geistesabwesend zu. Ich ging die Treppe nach oben in unser Bad. Sobald ich die Tür hinter mir schloss, atmete ich einmal tief ein und aus. Meine Gefühle waren das reinste Chaos! Alec schien mir komplett den Kopf zu verdrehen und trotzdem machte er mich auf seine eigene Art verrückt.

Ich stieg unter die Dusche und war froh das warme Wasser auf der Haut zu spüren. Die letzten Geschehnisse bei der Party schienen sich dadurch ein wenig abzuwaschen und meine Gedanken wurden langsam wieder klarer.

Ich zog eine schwarze Jogginghose und ein ebenfalls dunkles T-Shirt über und bannt meine Haare zu einen Wirren Dutt zusammen. Ich checkte kurz mein Handy nach neuen Nachrichten und sah das Cally mir noch eine gute Nacht geschrieben hatte und ich wünschte ihr ebenfalls eine, bevor ich mein Handy zum Aufladen ans Kabel schloss.

Ich schritt die Treppe herunter und guckte mich kurz flüchtig um, konnte aber Alec nicht finden. Ich fuhr kurz zusammen als unser Haustelefon zu klingeln begann und ich ging dem Klingeln nach. Ich fand es auf den großen Flügen, in einer der hintersten Zimmer im Haus und las den Namen meiner Mutter auf dem Display. Mit Freude drückte ich auf den grünen Hörer. „Hey Mum, alles in Ordnung?" Fragte ich sie und hoffte das sie nicht wegen schlechten Nachrichten anrief. „Hallo mein Schatz, wie war dein Tag? Ich wollte einfach mal hören, wie es dir so ganz alleine im Haus geht", ich atmete erleichtert auf. „Naja, so ganz alleine bin ich ja nicht", ich musste ein wenig schmunzeln, als sich ein Bild von Alec vor meine Augen schlich. „Ist Alexander nett zu dir?" Fragte meine Mutter besorgt, wie als könnte sie meine Gedanken lesen und ich fragte mich, woher sie seinen Namen wusste. Wahrscheinlich hatte ich ihn beim letzten Gespräch erwähnt.

„Er ist ganz in Ordnung", gestand ich, versuchte aber recht eintönig zu klingen. „Das ist doch schön. Wie war dein Tag?" Und so tauchten wir in ein kleines Gespräch ein und ich erzählte ihr von dem Tag in Smithfield, lies aber mal wieder den Rest des Tages aus. „Das hört sich doch nach einen schönen Shopping Nachmittag an. Ist Cally noch bei dir, ich würde euch ungerne stören" „Nein alles gut, sie ist nicht hier", sagte ich schnell und hoffte sie würde nicht weiter nachfragen. Meines Glückes tat sie das auch nicht und wir telefonierten noch eine Weile, bis sie auflegen musste. Ich verabschiedete mich mal wieder schweren Herzen, aber sie versprach mir, dass sie in knapp fünf Tagen mit meinem Vater nachhause kommen würde.

Ich legte das Telefon zurück auf den Flügel und betrachtete ihn für einen Moment. Ich hatte lange nicht mehr gespielt, überlegte ich und klappte den Deckel auf. Schneeweiße Tasten kamen darunter zum Vorscheinen und ich strich leicht mit den Fingern darüber. Ich bekam auf einmal das Verlangen ein wenig zu spielen und setzte mich auf den Hocker und legte den Fuß auf das untere Pedal. Ich brauchte kurz einen Moment, vertiefte mich aber schnell in eine ruhige Melodie. Die Töne füllten den Raum und meine Finger flogen über die Tasten. Ich war ganz in mein Spiel vertieft und genoss die liebliche Melodie. Meine Gedanken galten ganz dem Klavier stück und ich nahm nichts Weiteres um mich herum wahr. Meine Finger wurden langsamer und spielten die letzten Töne. Als ich schließlich das Stück enden ließ, legten sich zwei Hände auf meine Schultern und ich zuckte zusammen. „Das war wunderschön", flüsterte mir Alec ins Ohr und ich bekam eine Gänsehaut. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt und fragte mich, wie lange er wohl schon mithörte. Seine Hände glitten an meinen Armen runter und er trat einen Schritt nachhinten. „Ich habe etwas zu essen gemacht, hast du Hunger?" Ich drehte mich auf dem Klavierhocker um und sah ihn verwundert an. „Du hast gekocht?" Fragte ich und musste schmunzeln, da ich mir schon eine halb verkohlte Küche vorstellte. Er legte eine Hand auf seinen Nacken, „Naja, es sind nur Nudeln mit Tomatensauce, aber wenigstens etwas", gestand er und mein Lächeln vertiefte sich nur umso mehr. Noch nie hatte ich ihn nervös gesehen und es amüsierte mich ein wenig, was ihn aufzufallen schien, denn er drehte sich schnell um und ging Richtung Esszimmer. Ich schritt ihm in schnellen Schritten hinterher, um mithalten zu können. „Hat die Küche überlebt?" Fragte ich, als wir durchs halbe Haus liefen und ich sah seine Schultern amüsant zucken. „Sieh selbst", er blieb kurz vor dem Esszimmer stehen und hielt die gegenüberliegende Küchentür auf. Alles war aufgeräumt, nur ein Topf stand noch etwas verloren auf den Herd. Ich musterte die Küche mit großen Augen. Selbst bei meinen Kochversuchen, sah die Küche nie so aus und ich war ein echt ordentlicher Mensch. „Zufrieden?" Fragte er mit erwartungsvollem Blick auf mir ruhen und ich nickte paarmal. „Besser hätte ich es nicht machen können", ein wenig Stolz lag in seinen Augen und seine Lippen verzogen sich zu einem minimalen Lächeln. Er schloss die Küchentür wieder und schob mich mit einer Hand auf dem Rücken Richtung Esszimmer, wobei mein Bauch wieder Purzelbäume schlug und sich die feinen Härchen auf meinen Arm aufstellten. Warum reagierte ich nur so auf ihn?

Wir setzten uns an den quadratischen Tisch gegenüber und ich betrachtete sein Essen. Er hatte mir einen Teller mit Nudeln und Sauce auf den Tisch gestellt, worauf zwei kleine Basilikumblätter prahlten wie eine Kirsche auf der Torte. „Vielen Dank", ich sah ihn an und seine Augen ruhten ebenfalls auf mir. Auch sich selber hatte er etwas zu essen gemacht und senkte nun den Blick, um sich die ersten Nudeln in den Mund zu schieben. „Ist doch keine große Sache. Du kannst schließlich nicht jeden Abend Pizza essen", er sah mich ein wenig belustigt an und ich erfreute mich an seiner guten Laune. 

Big Darkness and Little SunshineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt