12. Kapitel

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Alec drückte aufs Gaspedal und fuhr los. Es breitete sich eine Stille zwischen uns aus und ich guckte aus dem Fenster. Wir fuhren mittlerweile auf dem Highway und die Nacht verschlang die Landschaft Irlands.

„Woher wusstest du eigentlich wo du mich finden würdest?" Durchbrach ich nachdenklich die Stille. Ich hatte ihm keinerlei Auskunft darüber gegeben wo ich war und ich bezweifelte, dass er von der Party bei Samanthas Schwester gehört hatte.

„Guck in die Innentasche deiner Jacke", gab er zurück, mit Blick auf die Straße geheftet. Ich suchte mit meinen Fingern die Innentasche meiner Jacke ab und stieß auf einen kleinen Chip. „Was ist das?" Ich betrachtete nachdenklich das kleine schwarze ding und drehte es zwischen Daumen und Zeigefinger. „Ein Peilsender", er blicke mich jetzt von der Seite an, „Denkst du, ich lass dich einfach so durch Dublin spazieren, ohne jene Vorkehrung?" Er Blickte mich neugierig an und wartete auf meine Reaktion. Ich war mir nicht sicher, ob ich erstaunt über seine Vorbereitung sein sollte, oder sauer, weil er mir hinterher spionierte, selbst wenn ich außer Haus war. „Ich bin sofort losgefahren, nachdem ich etwas zu spät bemerkt hatte, dass du dich nicht mehr in Smithfield aufhieltest", er schien ein wenig sauer auf sich selbst zu sein, denn die Falte zwischen seinen Augenbrauen kam wieder zum Vorscheinen.

„Aber woher wusstest du das ich diese Jacke heute anziehe?" Ich besaß mindestens zehn verschiedene Jacken und fast alle von ihnen hätte ich heute tragen können. „Wusste ich nicht", gab er mit einem leichten Lächeln zurück. „In jeder deiner Jacken befindet sich einer". „Oh", war alles was ich darauf antworten konnte. Er hatte sich ja wirklich Mühe gegeben, da einige Jacken von mir kreuz und quer im Haus verteilt lagen. „Damit beschäftigst du dich also den ganzen Tag", sagte ich halb scherzhaft, aber worauf ich eigentlich hinauswollte, war das er mir verriet, was er Tagsüber so trieb.

„Oh nein, ganz sicher nicht", erneut legte sich ein Lächeln auf seine Lippen und mein Herz machte einen Sprung. „Wenn ich nicht damit beschäftigt bin, dich vor irgendwelchen betrunkenen Typen zu retten", er gönnte sich ein selbstgefälliges Lächeln, „Verbringe ich meine Zeit damit, meiner zweiten Arbeit nachzugehen", Ich blickte ihn interessiert an. Endlich hatte ich ihn dort, wo ich ihn haben wollte. „Welche zweite Arbeit?" Meine Augen brannten vor Interesse und ich guckte ihn an, wobei seine Augen auf die Straße gerichtet waren. „Bist du immer so neugierig?" Fragte er mich wieder ein wenig ernster und ich wurde Rot. Eigentlich nur bei ihm, dachte ich, aber das gestand ich ihm natürlich nicht.

„Manchmal" gab ich nur zurück und blickte aus dem Fenster. Die dunklen Schatten von Bäumen und Gestrüpp, flogen an uns vorbei und der Mond versteckte sich hinter einer großen Wolke, die ihn nur schwach verdecken ließ. „Also, verrätst du mir nun mit was du dir die Zeit vertreibst, wenn ich dich nicht gerade am Nerven bin?" Fragte ich mit leichtem Nachdruck. Er lachte einmal kurz auf und in meinem Bauch bildeten sich Adhs geladene Schmetterlinge. „Du nervst mich doch nicht, Evelyn", gab er zurück und ich sah, wie er versuchte seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bekommen, aber es gelang ihn nicht ganz.

„Tue ich nicht?" Fragte ich erstaunt und konnte ihm nicht ganz glauben. Seine Blicke in den letzten Tagen, sagten nämlich definitiv etwas anderes. „Glaub mir, ich hatte schon Aufträge in anderen Wohnorten, die haben mich fast zu Tode langweilten. Es ist mal eine angenehme Abwechslung die Chance zu bekommen jemand in die Fresse zu schlagen, wie deinen Idioten von der Party", bei seinen ungezwungenen Wörtern zuckte ich kurz zusammen und sein Blick haftete wieder auf mir. „War dieser Typ dein Freund?" Fragte er vorsichtig und ich wunderte mich wie er das überhaupt fragen konnte.

„Du lenkst vom Thema ab und nein, Ryan ist definitiv nicht mein Freund, bis auf heute Abend kannte ich diesen Jungen gar nicht". „Achso", war alles was er wiedergab und ich kniff leicht die Augen zusammen. Warum verriet er mir nicht wenigstens diesen kleinen Teil aus seinem Geheimnisvollen Leben. Er gab nichts von sich Preis, ich meine ich hatte es nicht verdient sein Vertrauen zu gewinnen, da ich es eh schon komplett zerstört hatte, aber trotzdem machte mich dieser Junge mehr als neugierig.

Big Darkness and Little SunshineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt