10. Kapitel

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Er nahm mein Gesicht in seine Hände und drückte seine Lippen etwas zu fest auf meine. Eine Alkoholfahne ging von ihm aus, die mir eine Übelkeit hervorbrachte. Ich hörte Cally irgendwas rufen, verstand aber kein Wort. Nach nur wenigen Sekunden löste ich mich aus Ryans leicht verschwitzen Händen und stieß ihn vielleicht etwas zu grob von mir. Er taumelte leicht nach hinten und grinste mich an.

Ein Alkoholgeschmack hatte sich auf meine Zunge gelegt und mir wurde erneut schlecht. „Ich komme gleich wieder", sagte ich schnell und verschwand aus dem Wohnzimmer. Im weggehen schnappte ich mir noch schnell meinen Becher und trank den Rest des Wassers aus. Ich lehnte mich an den Küchentresen und beobachtete genervt die Menschen, die um mich herumstanden. „Evelyn alles okay?" Hörte ich Cally auf einmal neben mir.

„Ja, ich glaube ich brauche nur kurz etwas frische Luft, geh du ruhig wieder zu den anderen", ich versuchte mich an einem Lächeln, welches jedoch nicht ganz meine Augen erreichte. Cally sah das ebenfalls und sah mich kritisch an. „Wenn was ist sag mir Bescheid. Im Notfall fahren wir nachhause", jetzt fing sie wieder an zu Strahlen. „Aber es läuft gerade so gut mit Jason, er ist echt süß". Ich nickte paarmal. „Na dann, er wartet sicherlich auf dich", ich machte eine Handbewegung Richtung Wohnzimmer und sie betrachtete mich für einen kurzen Moment skeptisch, ehe sie freudig nickte, sich umdrehte und zurück ins Wohnzimmer ging.

Ich schenkte mir noch kurz etwas Wasser nach und quetschte mich durch die Menschenmasse nach draußen auf die Terrasse, die wiederum so voll war, dass ich den Garten überquerte, bis ich eine ruhige Ecke fand.

Ich zog mein Handy aus meiner Jackentasche und guckte auf den Display. Es war jetzt schon halb zehn und ich bekam ein schlechtes Bauchgefühl. Ich musste langsam wirklich los, sonst würde es kein gutes Ende für mich geben.

„Ach da bist du", hörte ich auf einmal eine tiefe Männerstimme und fuhr herum. Ryan kam auf mich zu, oder besser gesagt, taumelte auf mich zu. „Du warst auf einmal verschwunden", lallte er und Angst stieg ein wenig in mir auf, als er mir noch näherkam. „Ich brauchte kurz frische Luft, komme jetzt aber auch wieder mit rein", murmelte ich und versuchte schnell an ihm vorbei zu gehen, aber er hielt mich am Arm fest. „Lass mich los Ryan, Cally und ich müssen gleich Nachhause", ich hörte ein verächtliches Schnauben und Ryan guckte mich belustigt an. „Es ist gerade mal acht Uhr und ihr wollt schon nachhause?" Ich machte gerade schon den Mund auf, um ihm zu widersprechen, bis mir klar wurde das es eh nichts nützen würde. „Kannst du mich jetzt bitte loslassen?" Fragte ich ihn erneut und durch Erleichterung ließ er tatsächlich meinen Arm los, aber nur um sich dann vor mich zu stellen und nachhinten zu drängen. Ich ging ein paar Schritte zurück und mein Atem ging stoßweise. Adrenalin schoss durch meinen Körper und ich überlegte aufzuschreien, da ich nicht wusste was gerade durch Ryans, stockbesoffenes Gehirn ging, aber meine Kehle war trockener als jede Wüste.

„Bleib doch noch ein bisschen", sagte Ryan mit einem Falschen Lächeln auf den Lippen und kam mir noch näher. Ich ging weiter Schritte zurück, bis ich hinter mir eine Wand spürte gegen die ich unsanft stoß. „Bleib weg von mir Ryan", ich versuchte mich an einer festen, lauten Stimme, aber heraus kam nur ein Flüstern. Ryan schien es zu genießen, wie er mich in die Enge trieb und grinste mich an. „Du hast besser geküsst als du vorgegeben hast", mit gierigem Blick schaute er auf mir herunter und Galle stieg in mir auf. Mein Adrenalin Pegel war nun so hoch, dass ich nicht länger so stocksteif an die Wandgepresst stehen konnte. Ich machte ein Schritt auf ihn zu und mein Knie Schoss hoch und traf direkt in seine Weichteile. Er jauchzte laut auf und krümmte sich vor Schmerzen. Ich versuchte diese Möglichkeit zu nutzen und sprintete an ihm vorbei, aber er packte mich mit einer Hand an den Haaren und zog mich zurück. Ich kreischte auf, aber wir waren zu sehr von den anderen entfernt, dass es jemand hören konnte. Ryan baute sich vor mir auf und auf einmal durchfuhr mich ein pochender Schmerz auf der rechten Wange und mein Gesicht schnellte zur Seite. Ryan hatte mir eine Backpfeife gegeben und guckte mir hasserfüllt in die Augen. „Du freches, dummes Mädchen, glaubst du könntest vor mir weglaufen", sein Gesicht war immer noch schmerz verzerrt von meinem Tritt, aber ihn schien die Rache an mir gerade wichtiger zu sein. Er stieß mich gegen die Mauer und ein zweiter Schmerz durchzog mich, nur dieses Mal im Hinterkopf Bereich. Tränen bildeten sich in meinen Augen, aber mein Hass auf dieses Jungen war größer und ich reckte vorwurfsvoll mein Kinn.

Er presste mich weiter gegen die Mauer und erneut roch ich seinen Alkoholisierten Atem. Ich rang nach Luft, als auf einmal all sein Gewicht von mir abwich und ich endlich wieder frei Atmen konnte. Eine Silhouette tritt zwischen mich und Ryan und verpasste ihn ein Kinnhaken, so, dass er zu Boden ging und sich schmerzhaft das Gesicht hielt.

Big Darkness and Little SunshineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt