7. Kapitel

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Heute wachte ich endlich mal ausgeschlafen auf und fühlte mich wesentlich besser als an den letzten, vergangenen Morgenden. Kurz nachdem ich um zehn Uhr morgens aufgewacht bin, rief mich auch schon Cally an und informierte mich, dass sie in zehn Minuten da sein würde. Schnell duschte ich mich und zog mich an und schminkte mich leicht, wie ich es auch sonst meist tat. Als Cally klingelte, hatte ich gerade ein Croissant in der Hand und öffnete ihr die Tür.                          Alec hatte ich bis jetzt nur flüchtig gesehen und er wünschte mir nur kurz einen Guten Morgen, verschwand jedoch dann gleich wieder mit seinem Handy am Ohr.

„Oh mein Gott, bei mir zuhause ist die Hölle los", Cally trat in den Eingangsbereich, wischte sich über die Stirn und zog ihre Jacke und Schuhe aus. „Hast du noch so eins?" Sie zeigte auf mein Croissant und ich machte eine Geste, dass sie mir folgen sollte. „Was ist denn passiert?" Fragte ich beiläufig auf den Weg in die Küche. „Mein Vater ist gestern Abend aus dem Nichts bei mir zuhause aufgetaucht und seitdem streiten meine Eltern sich ununterbrochen. Meine Geschwister sind ebenfalls schon so gut es ging zu Freunden abgehauen, wir alle haben die Nase voll", mit einem Augenrollen schnitt Cally sich ein Croissant auf und klatschte Marmelade rein, um es dann genüsslich zu verspeisen.

Sie tat mir leid, ihr Vater hat sie mit acht Jahren verlassen und seitdem sieht sie ihn nur noch an Feiertagen oder bei Familien Feiern, aber selbst da erscheint er nicht immer. „Bleib einfach hier, solange du möchtest. Ich habe ja eh nichts zutuen, mein Privat Unterricht fängt erst in zwei Wochen wieder an", Cally nickte Verständnisvoll und sagte mit vollen Mund: „Wir beide machen heute was Schönes. Du kannst nicht jeden Tag in diesem riesen Haus herumhocken, du musst mal raus". Ich nickte und schenkte mir ein Glas O-Saft ein. „Ja ich weiß, du hast ja recht." Ich nahm einen Schluck und guckte sie dann wieder neugierig an. „Wo soll es denn hingehen?", fragte ich und überlegte beiläufig mit.

„Als erstes wollte ich mit dir shoppen gehen, ich brauche dringend ein neues Kleid für meinen Geburtstag, in elf Tagen", Sie sah mich vielversprechend an und ich stimmte ihr mit einem weiteren nicken zu. „Gute Idee, aber wir müssen irgendwie Alec überzeugen uns gehen zu lassen", schoss es mir durch den Kopf. „Evelyn, für einen Jungen gibt es nichts langweiligeres, als Mädchen beim Shoppen zuzugucken, also mach dir darüber mal keine Sorgen", ich dachte kurz darüber nach willigte aber ein. Ich konnte mir Alec wirklich nicht zwischen Klamotten und Schmuckläden vorstellen und war mir ziemlich sicher das er uns alleine dorthin fahren ließ.

Nachdem Cally sich noch ein weiteres Croissant hineinschob, versuchte ich schon mal Alec ausfindig zu machen. Ich fand ihn, in einen von meinem Vaters Arbeitszimmer am Schreibtisch sitzen. Er telefonierte immer noch und bemerkte mich erst gar nicht beim Reinkommen, bis ich gegen den Türrahmen klopfte. Er hob den Blick und sah mich neugierig an. „Ich rufe Sie gleich zurück Mr Endruse", sagte er zum anderen Ende der Leitung und legte auf. „Was gibt's?" fragte er und guckte mich immer noch interessiert an. Sein Blick flog einmal kurz über meinen Körper und auch ich scannte ihn kurz ab. Er trug wieder sein schwarzes T-Shirt und seine Tattoos traten hervor und zogen mich wieder in den Bann. Am liebsten wollte ich ihn fragen was sie bedeuteten, aber ich war schließlich nicht deswegen hier.

„Cally und ich wollten einen Ausflug machen und ich wollte dir nur kurz Bescheid geben", ich versuchte so höfflich wie möglich zu klingen und versuchte mich an einem weichen Wimpernaufschlag, um ihn so ein bisschen zu überreden, aber seine Miene verdunkelte sich und er sah mich skeptisch an. „Wo wollt ihr denn hin?" Fragte er und ich kam mir auf einmal vor wie Rapunzel, die man in einem Turm gefangen lies, um sie bloß nicht in die Außenwelt zu lassen. Ich mochte es nicht, wie er mich überwachte und genauso wenig, wie es mein Vater tat.

„Wir fahren zum Shoppen nach Smithfield", sagte ich mit leicht genervtem Ton. Er würde mich nicht davon abbringen heute einen Tag mit meiner Freundin außerhalb dieses Hauses zu verbringen. Ihm viel mein Barscher Ton auf und er musterte mich, jedoch war der Schatten aus seinem Gesicht gewichen.

„Meinetwegen, aber ruf mich sofort an, wenn irgendwas ist", er runzelte die Stirn und eine Falte bildete sich auf seiner Stirn. „Jedoch bezweifle ich, dass euch irgendjemand in der Innenstadt, zwischen den ganzen Menschenmassen etwas antuen würde"

Ich musste mich kurz wieder zurechtrücken, da ich nicht erwartetet hätte das er Cally und mich gehen ließ, aber jetzt legte sich ein Lächeln auf meine Lippen. „Danke Alec, wir bleiben auch nicht allzu lange", ich war stolz auf mich das ich ihn überreden konnte und wollte gerade aus dem Zimmer gehen als er mich noch einmal zurückrief. „Ach Evelyn und noch was", er blickte mich aus seinen dunklen Augen an, die auf meinem Gesicht liegen blieben und ich musste einmal kurz Schlucken, da sie mich so in den Bann zogen, dass ich kurz vergaß, wie man atmet. „Pass bitte auf dich auf", er sagte es so sanft, dass wenn ich es nicht besser wüsste, geglaubt hätte ein anderer Mensch hätte dieses Satz gesagt. Ich guckte ihn noch kurz ungläubig an, bis er wieder sein Handy in die Hand nahm und den Blick von mir abblies. Ich drehte mich zur Tür und schritt in schnellen Schritten hinaus.

„Und, was hat er gesagt?" Wollte Cally wissen, als ich in die Eingangshalle trat, wo sie schon angezogen auf mich wartete. „Er meinte es wäre ok", ich war immer noch leicht benommen und zog mir geistesabwesend meine Jacke über. Cally betrachtete mich mit schmalen Augen. „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen", fragte sie und zog die Tür auf, so, dass ein kalter Windzug hineinwehte. Ich zog sie mit nach draußen, so dass uns keiner mehr hören konnte. „Ich weiß nicht warum, aber Alec ist seit gestern Nacht so sanft und freundlich zu mir", flüsterte ich ihr zu und ein breites Grinsen bildete sich auf callys Gesicht. „Ich würde mal sagen er mag dich", sie stieß mir freundschaftlich ihren Ellbogen in die Seite und sah mich verschwörerisch an. „Das bezweifle ich. Er findet mich nervig, erst recht seit dem Abend, wo ich betrunken im Haus herum getorkelt bin und wirres Zeug geredet habe", ich sah sie mit gespielter Boshaftigkeit an, da sie der Auslöser von diesem verdrehten Abend war, aber sie zwinkerte mir nur zu. Wir gingen zur Bushaltestelle und warteten auf den 183.

Cally erzählte mir von einem Jungen namens Erick, der sie gestern angeschrieben hatte und recht sympathisch wirkte. „Meinst du ich soll mich mit ihm treffen", fragte sie mich, als wir in den Bus einstiegen. „Er ist zwar nett und so, aber Josy meinte er wäre voll der Fuckboy und geiert jede Woche auf eine neue", wir setzten uns auf einen lehren Platz in hinteren Teil des Buses. „Und glaubst du ihr?" Fragte ich sie. Cally schien kurz zu überlegen und schaute aus dem Fenster. „Naja, sie erzählt oft Gerüchte weiter. Weißt du noch als sie jedem erzählte, ich hätte mit Thomas auf der Schultoilette in der neunten rumgemacht?" Und dann vertiefte sich das Gespräch wieder und wir redeten und lachten über alte Gerüchte die über sie und auch manchmal, aber eher selten, über mich rumkursierten. 

Big Darkness and Little SunshineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt