19. Kapitel

505 17 2
                                    

Als wir beide zu Ende gegessen hatten zahlten wir, oder besser gesagt Alec zahlte für mich und wir gingen wieder Richtung Auto. Die Wolken hatten sich mittlerweile etwas zugezogen und ein kleiner Regentropfen landete auf meiner Stirn. Schnell stieg ich ein und beobachtete, wie nun immer mehr Regentropfen die Windschutzscheibe bedeckten. „Immer dieses Mist Wetter", hörte ich Alec leise Fluchen als er zu mir ins Auto stieg und fuhr sich paarmal durch die dunklen Haare. Er startete den Motor und stellte die Heizung an, so dass es mollig warm in Auto wurde.

Der Heimweg verging recht schnell und ich hörte Alec die ganze Zeit übers Wetter fluchen was mich zum Lachen brachte.

Zuhause angekommen, war der Himmel mitlehrweile so verdunkelt, dass kaum noch Sonnenstrahlen durch die dichten Wolken hervorstachen. Ich zog mir meine Kapuze über den Kopf und ging hinter Alec in schnellen Schritten durch den Vorgarten, als er auf einmal wie angewurzelt stehen blieb, so dass ich in ihn hineinrannte. „Hast du auf einmal das laufen verlernt oder was ist los?" Witzelte ich und blickte an ihm vorbei, da er mir nicht zu antworten schien.

Nun verging mir auch mein Lächeln und kälte breitete sich in mir aus, so dass sich ein kalter Schauer über meinen Rücken legte.

Die Haustür von meinem Haus stand ein Stückchen offen, so das ein Licht auf den Steinweg vor uns geworfen wurde. Mein Blick wanderte an der Hauswand entlang, wo ein Rosengestrüpp, ein breites hohes Fenster von unten bedeckte, welches nun in Scherben verstreut auf den Boden lag.

Alec streckte seinen Arm aus, damit ich nicht an ihm vorbei gehen konnte und schob mich hinter seinen Rücken, mit Blick auf die Fenster Trümmer gerichtet.

„Bleib hinter mir, hast du verstanden?" Seine rechte Hand fuhr unter seine Jacke und zog eine schwarze Waffe hervor. Mein Herz fing an zu hämmern und ich blickte um mich herum. „Du willst doch nicht etwas da rein gehen oder? Wir sollten lieber die Polizei rufen", japste ich und zog leicht an seiner Jacke, um ihn abzuhalten ins Haus zu gehen, denn wer weiß, ob die Einbrecher noch im Haus sind. „Evelyn, hast du vergessen, Polizisten und dein Vater würden keine gute Bekanntschaft machen". Ich verstummte und dachte kurz nach. Mein Vater hielt immer abstand zu der Polizei, kein Wunder, schließlich war sein Job Gefängnisreif, aber nichtsdestotrotz konnte Alec da doch nicht einfach rein spazieren, mit mir als Klette hinten dran.

„Dann lass mich wenigstens hier", flüsterte ich und suchte mit meinen Augen das Gelände ab, konnte wiederum bis auf ein paar Schatten von den Bäumen und Büschen, niemanden erkennen.

„Auf keinen Fall", gab er angespannt zurück. Mir wurde immer mulmiger zumute und die Idee ins Haus rein zu gehen, ohne zu wissen was uns erwarten würde, klang für mich sehr abwegig.

„Alec, sei doch nicht so lebensmüde", zischte ich „Ich weiß du bist ein guter Bodyguard, dass hast du mir jetzt schon mehrmals bewiesen, aber glaub mir, nicht mal du könntest es mit mehr als zwei Leuten aufnehmen." Ich wippte leicht auf meinen Füßen hin und her, da ich irgendwie meine Anspannung ablassen musste. Ich sah wie Alecs Rücken, sich seiner Atmung nach, auf und ab bewegte und schließlich drehte er sich um und sah mich an.

„Du hast ja recht. Aber dann müssen wir uns einen anderen Plan ausdenken", er steckte die Waffe wieder weg und packte mich leicht an den Oberarmen, um mir direkt in die Augen blicken zu können. Er schien kurz nachzudenken, wobei er mir tief in die Augen blickte und schließlich einen Endschluss zog. ,,Wir verlassen Carrickmines, ich bringe dich zu einem Geheim quartier in der Nähe von Blessington wo du erstmal sicher bist."

Er hatte seine Stimme gesenkt, so dass ich mich angestrengen musste ihn zu verstehen, wiederum verstand ich sofort was sein Plan war und nickte. Auch wenn das mulmige Gefühl in meinem Bauch keinerlei verschwand, wollte ich nicht länger hierbleiben. Die zertrümmerte Scheibe und das offene Haus jagte mir Sekunde zu Sekunde mehr Angst ein und ich wollte endlich von hier verschwinden. Ein Windzug zog an mir vorbei und meine Haare begangen zu wehen. „Okay", sagte ich mit fester Stimme und Alec nickte dankbar, dass ich ihm nicht widersetzte.

Gemeinsam gingen wir in schnellen Schritten zurück zum Auto und ich setzte mich schnell auf den Beifahrersitzt, um in Sekunden schnelle meinen Sicherheitsgurt anzulegen. „Ruf schon mal deinen Vater an und berichte ihm was passiert ist", Alec reichte mir sein Handy und ich nahm es mit zitternden Händen entgegen. Ich versuchte meine bebenden Hände einzustellen aber die Situation war zu grotesk, um wahr zu sein.

Mit feuchten Händen wählte ich die Nummer meines Vaters, als Alec auch schon mit voller Wucht aufs Gaspedal trat und losbrauste. Wir sausten um die nächste Ecke und bogen nach wenigen Straßen auf den Highway ab. Ich hörte nichts weiter als das Belegte Piepen am anderen Ende der Leitung.

„Er geht nicht ran", ich gab Alec sein Handy wieder, wobei ich versuchte nicht seine Hand zu berühren, da meine Schweiz nass war. Ich zog sie einmal über meine Jeans und blickte dann aus dem Fenster. Es war mittlerweile dunkel und nur Schatten flogen an den Autofenstern vorbei.

„Versuch es nachher nochmal, es ist wichtig das er Bescheid weiß", gab Alec nach einer kurzen Pause wieder. Er war auf den Straßenverkehr konzentriert, da er fast zweihundert fuhr.

Mein Blick wich wieder zum Fenster und traf mein Gesicht im Seitenspiegel. Meine Wangen waren gerötet und meine Haare etwas zerzaust. Ich war gerade dabei sie ein wenig zu richten als mir ein dunkler Wagen auffiel, der sich hinter uns einen Weg bahnte. Ich wusste nicht direkt, warum mir das Auto bedrohlich vorkam, aber der Erscheinung nach das alle anderen auf diesen Highway höchstens Hundertdreißig fuhren, brauste das fremde Auto ebenfalls wie wir mit knapp zweihundert über den Asphalt.

„Alec", sagte ich etwas unsicher und beobachtete immer noch das Auto im Seitenspiegel, welches nun immer näherkam. „Was ist?", er blickte mich kurz für eine Sekunde an um sich dann wieder auf die Straße zu fokussieren.

„Uns folgt ein Auto", gab ich brüchig von mir und sah, wie Alec ein Blick in den Rückspiegel warf. „Fuck", war das Einzige was ich von ihm hörte, als mein ganzes Körpergewicht auch schon gegen die Tür gepresst wurde.

Alec war so schnell abgebogen das ich mich kaum drauf einstellen konnte und versuchte mich wieder aufrecht hin zu setzten. „Ist er immer noch hinter uns?", fragte Alec mit tonloser Stimme. Ich blickte in den Rückspiegel und hielt kurz den Atem an, als sich jedoch hinter uns immer noch das schwarze Auto befand zuckte ich leicht zusammen. „Sieht ganz so aus", ein wenig wunderte es mich wie der Fahrer die Scharfe Kurve mitnehmen konnte, die Alec vorhin eingelegt hatte.

Jetzt fuhren wir auf einer verlassenen Landstraße und keine anderen Autos waren in Sicht. 

Big Darkness and Little SunshineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt