22. Kapitel

457 17 0
                                    

Wie angewurzelt kniete ich neben dem Heck von Alecs schwarzem BMW und ich verspürte als würde alles gerade in Zeitlupe ablaufen.

Mein Atem ging stoßweise und ohne es zu merken war ich auf die Knie gesunken.

Nachdem ich meinen Schuss abgeschossen hatte, bin ich vom Rückstoß der Waffe nach hinten gewichen und hatte darum kaum mit ansehen können, ob ich getroffen hatte oder nicht. Dass brauchte ich aber auch gar nicht, denn nachdem ich erkannte das mein Schuss daneben ging und bloß den Sandboden geschliffen hatte, ist Alec auf seinen zweiten Angreifer aufmerksam geworden und hatte ihn, ohne zu zögern in die linke Schulter getroffen, da dieser von meinem Schuss abgelenkt wurde.

Jetzt kniete ich in der Dunkelheit und die Waffe lag neben mir auf dem Boden. Sie ist mir aus der Handgeflogen und lag jetzt knapp ein halben Meter von mir entfernt.

Der Mann vor mir regte sich kaum mehr, aber ich sah das seine Brust sich noch hob und senkte.

Jetzt war es endlich still. Keine Schüsse waren mehr zu hören und auch keine Stimmen, bloß der Wind der die Baumkronen neben dem Straßenrand zum Wehen brachten. Ich schluckte und blinzelte mehrmals, um meine Fassung zurück zu gewinnen. Ich hörte ein Klicken von Alecs Richtung und vernahm das Geräusch, welches immer ertönte, wenn im Film jemand seine Waffe nachlud.

Anstatt das sich die Zeitlupe weiterführte, geschah das genaue Genteil. Der einzig unversehrte Mann hinter der Fahrertür des Fremden Autos nutze die Sekunden kurze Waffenruhe und sprintete in meine Richtung, aus der vor wenigen Sekunden noch ein Schoss geflogen war. Ich verkrampfte und wollte weglaufen, aber meine Glieder fühlten sich allesamt wie erfroren an.

Der Mann, der auf mich zukam, war kaum zu erkennen. Bloß seine Statur verdeutlichte das es eine Männliche, muskulösen und sehr breite Person war. In nur wenigen Schritten war er bei mir angelangt. Es wirkte als müsste er kurz die Dunkelheit nach mir absuchen und als er mich auf dem Boden sah, bildete sich ein feinseliges Lächeln auf seinem Gesicht aus, welches mir ein Schauer über den Rücken jagte. 

Er zog mich an den Schultern hoch und schloss seinen schweren Arm um meinen Hals, bis er mich in den Schwitzkasten zog. Ich roch seinen Schweiß, der von ihm ausging und rümpfte instinktiv meine Nase. Ich spürte, wie er mich mitzog und sein Griff sich verstärkte, so dass ich kaum noch Luft bekam. Als ich auf einmal den Lauf einer Waffe an meiner Schläfe fühlte, vergaß ich zu atmen.

„Alexander komm raus. Oder willst du das ich deiner kleinen Freundin das Hirn wegfetzte?" Seine tiefe Stimme ließ schließen das er im mittleren Alter sein musste, wenn nicht sogar älter. Seine Stimme war tief und durchdringend, so dass ich das Gefühl bekam, das mein Körper darunter zum Beben begann.

Mein Herz raste und meine Lungen versuchten jeglichen Sauerstoff in sich zu behalten der noch rein ging. Mittlehrweile hatte er mich in die Mitte der beiden Autos geschleppt und Alec trat hervor. Es war dunkel, so dass ich weder seine Augen noch sein Gesicht sehen konnte.

Der Mangel an Sauerstoff vernebelte langsam mein Gehirn und ich versuchte mich aus den Zwängen des Fremden zu befreien, aber sein Arm schien eine Breite vergleichbar mit einem Holzbrett zu haben.

Der Lauf seiner Waffe zielte immer noch an meinem Kopf und mein Körper stand unter höchster Anspannung, wie ich es nie zuvor erlebt hatte.

Ich hatte Angst. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Angst.

„Lass sie los Bennet", kam es von Alec und ein kleiner Hoffnungsschimmer meines Überlebens richtete sich auf, wiederum verschwand dieser wieder genauso schnell, als sich der fremde Arm noch enger um meinen Hals schloss und ich zu keuchen begann. „Alec", brachte ich hilferufend hervor.

Ich sah wie er einen Schritt auf mich zu machte, aber dann wieder stehen blieb.

„Waffen fallen lassen oder ich schwöre ich knall sie ab", drohte die raue Stimme hinter mir, die meine Nackenhaare aufrecht stehen ließen. Alec handelte langsam und legte seine zwei Waffen nieder, wobei er nicht ein einziges Mal den Blickkontakt von mir löste. Sein Körper schien angespannt, genau wie meiner, und ich fragte mich, ob er gerade dieselbe Angst wie ich verspürte.

„Gut, und jetzt setzt dich in dein Auto und fahr weg, nur dann werde ich sie nicht umbringen". Alec schien zu zögern und ich rang immer noch nach Atem und versuchte so viel Luft durch seinen Griff zu bekommen wie es nur möglich war.

„Und was sagt mir, dass du sie nicht doch umbringen wirst?" Hinterfragte Alec und fokussierte den Mann hinter mir.

„Ich soll sie zu Severus bringen. Was weiß ich was er mit ihr vor hat", kam es von hinten und ich hörte die Gleichgültigkeit in seiner Stimme. Ich bedeute dem Mann nichts und wenn er wollte würde er, ohne mit einer Wimper zu zucken, mich umbringen.

Ich hörte wie Bennet hinter mir den Lauf seiner Waffe spannte und ich zuckte. Tränen bildeten sich in meinen Augen, da ich immer weniger Luft bekam und nicht wollte, das hier schon mein Leben endete. Ich schloss die Augen und atmete ein letztes Mal tief ein und aus und wünschte mir gerade nicht in den Armen eines Mörders, sondern in denen meiner Mutter zu sein. Ich stellte mir vor wie sie mich tröstete und die Angst von mir nahm. 

Gerade als sich ein Bild ihres Gesichtes vor mein inneres Augen geschoben hatte, vernahm ich das Geräusch von Autoreifen auf dem Asphalt und schlug meine Augen auf.

Ein Schuss.

Ich hörte einen erstickten Laut hinter mir und langsam ließ der Arm von mir ab und der Körper hinter mir sackte zu Boden. Der Geruch von Schweiz verschwand um meine Nase rum und ich konnte endlich wieder frei atmen. 

Jedoch war mein Körper von der ganzen Situation so geschwächt, dass ich kaum noch aufrecht stehen konnte. Ich hörte meinen Namen von ganz weit weg, wie auch mehrere Stimmen und Schuhe die auf dem Kies knirschten.

Die Seiten von meinem Blickfeld vertiefte sich immer mehr ins Schwarze und die Stimmen um mich herum wurden immer leiser, bis diese durch ein leises Piepen ersetzt wurden. Die Schwärze schloss sich um meine Ganze Sicht und meine Beine ließen nach und ich fiel auf dem Boden. Ich verspürte wiederum keinen Aufprall, bloß die Kälte vom Boden unter mir. 

Big Darkness and Little SunshineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt