Breit grinsend spring ich aus dem Auto. Sirius lag schon als Hund vor dem Haus und wartete ungeduldig auf meine Rückkehr. Sobald ich draußen war, kam der große schwarze Hund schon angerannt und begann mich aufgeregt zu umrunden.
„Ich habe beide Führerscheine bestanden, Tatze! Ich darf jetzt Auto und Motorrad fahren!", rief ich aufgeregt und zog meinen Führerschein aus der Tasche. Mit diesem wedelte ich dem Hund vor der Nase herum, weshalb er aufgeregt bellte. Im nächsten Moment schnappe er sich schon das Dokument und rannte damit in das kleine Cottage.
„Hey, Tatze, warte!" Ich rannte dem Hund hinterher, welcher schwanzwedelnd an der offenen Haustür an mich wartete. Kaum war ich nur noch einem Meter von ihm entfernt, da lief der Hund auch schon weiter herein.
Als ich in den offenen Wohnraum kam, wartete Sirius schon hinter dem Türbogen auf mich. Meinen Führerschein hatte er in seiner rechten Hand und betrachtete ihn gerade ausgiebig.
„Sirius, ich habe meinen Führerschein! Ist das nicht toll? Jetzt kann ich Auto und Motorradfahren, wann immer ich will." Ich sah begeistert zu dem Flüchtigen, welcher breit grinsend nickte.
„Ja, du hast einen Führerschein. Ich bin richtig stolz auf dich. So unglaublich stolz. Mein kleiner Babywelpe, ist jetzt ein richtiger Teeniewelpe und darf Auto fahren." Ich wurde in eine feste Umarmung gezogen, weshalb ich ein glückliches Quieken von mich gab.
„Du warst ein richtig guter Fahrerlehrer, Sirius. Danke, dass du es mir so schnell beigebracht hast." Der Gesichtsausdruck meines Vaters änderte sich von glücklich zu nachdenklich. Jetzt wirkte er auch wieder ein wenig wehmütig. Das waren wohl nicht die richtigen Worte gewesen, obwohl ich gedacht hätte, es würde ihn fröhlich machen, ein guter Fahrlehrer zu sein. War es denn etwas Schlechtes?
„Ja, ich bin wohl ein guter Fahrlehrer, ansonsten hätte ich dir nicht in zwei Wochen beibringen können, Motorrad zu fahren. Dass du ein sehr schlauer Schüler bist, hat mit Sicherheit auch geholfen." Mein Vater rang sich wieder ein Lächeln ab, dieses Mal wirkte es allerdings nicht mehr ganz so glücklich und zufrieden, wie noch vor ein paar Minuten.Unsicher lief ich zu Marlon, welcher in der Küche stand und sich gerade um unser Abendessen kümmerte. Mein Blick glitt noch einmal zu dem Türbogen, durch welchen Sirius verschwunden war, um irgendetwas in seinem Schlafzimmer zu machen.
„Marlon, ich habe meinen Führerschein bestanden", gestand ich dem Mann etwas verunsichert. Mein Onkel drehte sich vom Herd um, weshalb ich sein stolzes und etwas belustigtes Lächen sehen konnte.
„Das habe ich von hier aus hören können, Welpe. Hast du gut gemacht." Mir wurde ein liebevoller Kuss auf die Stirn gedrückt, bevor sich der Muggel schnell wieder dem Essen zuwandte, bevor es anbrennen konnte. Sobald es einmal umgerührt wurde, hob mich der Mann auf die Arbeitsplatte daneben.
„Was ist denn los, kleiner Teeniewelpe? Du siehst nicht begeistert aus, weil du ihn bestanden hast. Gerade hast du noch sehr glücklich deshalb gewirkt." Das Essen wurde wieder umgerührt, bevor ich wieder misstrauisch betrachtet wurde.
„Sirius wirkte nicht mehr glücklich, als ich gesagt habe, er wäre ein guter Fahrlehrer. Dabei dachte ich, es wäre nett, wenn ich es ihm sage. Ist es schlimm, ein guter Fahrlehrer zu sein?", fragte ich schüchtern. Der Muggel fing an, amüsiert zu lachen.
„Nein, natürlich ist es nicht schlimmes. Es ist sogar etwas sehr Gutes. Ich denke, Sirius hat sich an irgendetwas anderes erinnert. Wie wäre es, wenn du ihn fragst, was er hat, oder soll ich vielleicht nachfragen?", wurde ich freundlich gefragt.
„Könntest du bitte mit ihm reden? Ich will nicht wieder etwas Falsches sagen", gestand ich. Mein Onkel nickte leicht, weshalb ich erleichtert aufatmete. Ich war wirklich nicht gut im Umgang mit Menschen.
„Patricia! Da bist du ja, kleine Kriegsnymphe in Ausbildung. Hat unsere zukünftige Otrere ihren Führerschein bestanden?" Susanne kam in den Raum gerannt und hüpfte neben mich auf die Ablage. Sie sah mich ungeduldig an.
„Ich habe beide bestanden", erzählte ich, weshalb die Gleichaltrige mir beide Daumen hoch zeigte.
„Sehr gut, das ist meine Kriegsnymphe! Zwei Wochen bis zum Führerschein, das ist eine gute Zeit für eine Kriegsnymphe. Maélys hat doppelt solange gebraucht", wurde mir berichtet. Ich sah unsicher zu Marlon herüber. Ich war mir nicht sicher, ob der Vergleich wirklich zählte. Schließlich musste ich anders als Maélys nicht erst die Straßenverkehrsordnung lernen und Autofahren konnte ich schon. Also musste ich nur das reine Fahren eines Motorrads üben. Doch dem leichten Kopfschütteln meines Onkels nach zu urteilen, sollte ich einfach die Klappe halten und Sue stolz sein lassen.
„Ich denke, ihr beiden schafft es, dass unser Essen nicht anbrennt. Einfach immer mal wieder umrühren. Ich bin mal kurz oben", verkündete Samuel. Er drückte seiner Nichte den Kochlöffel in den Hand und lächelte mir noch einmal beruhigend zu.
Sue erklärte mir noch weitere fünf Minuten, dass sie so furchtbar stolz auf mich war. Sie hörte erst auf, als eine Eule gegen das Fenster klopfte. Anstelle weiter zu plappern, öffnete sie das Fenster. Ich sprang von der Arbeitsplatte, um das Tier zu versorgen.
„Der Brief ist für deinen Vater", verkündete Susanne. Ich nahm ihr das Schriftstück ab. Die Schrift gehörte eindeutig zu Samuel Huxon. Was er wohl von Sirius wollte?
„Ich bringe ihn den eben. Bin gleich wieder da", verkündete ich, während ich eigentlich schon den Raum auf dem Weg nach oben verließ.
Oben war alles ruhig, was auch nicht wirklich überraschend war. Claire und Frédéric waren noch mit Roux und Arienne in der Scheune, um ihnen Zauberer für ihre jeweilige Altersgruppe beizubringen. Also waren nur Marlon Sirius hier oben, welche vermutlich beide in dem Schlafzimmer meines Vaters waren.
Ich stoppte abrupt. Sie waren beide dort, weil ich meinen Onkel gebeten hatte, mit dem Flüchtigen zu reden. Dabei sollte ich eigentlich wirklich nicht reinplatzen. Würde Samuel wichtige Nachrichten für uns haben, die nicht weitere zehn Minuten warten konnten, würde er sie wohl kaum in einem Brief schreiben.
Ich drehte mich wieder um. Ich würde Sirius den Brief geben, wenn er wieder runter kam. Dann konnte ich auch in Ruhe mit ihm reden.
Ich stoppte erneut. Allerdings war unten Sue. Auch wenn mein Vater mittlerweile mit dem perfektionistischen Mädchen zurechtkam, sogar einsah, dass sie mir doch irgendwie guttat, indem sie mich immer weiter trieb, wollte er wahrscheinlich nicht vor ihr mit mir über seine Probleme reden. Jedenfalls würde ich es nicht an seiner Stelle wollen. Also war es vielleicht doch besser, jetzt ganz vorsichtig zu klopfen, den Brief abzugeben und dann einen schnellen Rückzug anzutreten, wenn Sirius noch nicht mit mir reden wollte. Genau, das war eine gute Idee. So würde ich es machen.
Ich setzte mich erneut in Bewegung und lief zu der Tür herüber, hinter welcher Sirius und Marlon sein müssten. Sie war nur angelehnt, sodass ich das leise Murmeln im Raum hören konnte. Da ich die knarrende Stufe auf der Treppe übersprungen hatte, welche immer vor einer Person warnte, die die Etage wechselte, hatten mich die beiden noch nicht bemerkt.
„Versteh mich nicht falsch, Marlon. Ich bin dir wirklich dankbar für alles. Das bin ich euch allen, aber – na ja, ich –" Sirius brach mitten im Satz ab, weil er anscheinend nach den richtigen Worten suchte.
„Aber du würdest gerne mit dem kleinen Welpen all das machen. Du würdest ihr gerne die Welt zeigen, mit Dumbledore darüber reden, ob sie nach Hogwarts zurückkehrt, und das alles. Wie es nun einmal ein Vater tun würde", stellte Marlon fest.
„Ja, was für Erinnerungen wird sie schon am Ende von ihrem Vater haben. Mit ihrem Onkel ist sie gereist, mit ihren Cousinen hat sie keine Ahnung was für tolle Abenteuer erlebt und ich – ich werde ihre Motorradfahren beigebracht haben und ansonsten in einem Haus sitzen und darauf warten, dass sie mal nicht unterwegs ist und Zeit für mich hat. Ich warte darauf, dass sie abends zu mir ins Bett gekrochen kommt, um bei mir zu schlafen, und auch das wird sie nicht für immer machen. Sie wird irgendwann merken, ihr eigenes Bett ist auch wirklich toll."
„Ihr werdet schon etwas Neues finden, was ihr zusammen machen könnt. Und wenn wir deine Unschuld bewiesen haben, dann zeigst du ihr die Welt", versuchte mein Onkel ihn zu trösten.
„Wer weiß, wie lange das noch dauert. Vielleicht hat sie bis dahin alles gesehen. Oder sie hat dann keine Lust mehr, mit ihrem alten Herrn zu verreisen. Sie ist schon vierzehn, Marlon. Bald hat sie ihren ersten Freund, dann wird sie mit ihm Wegfahren wollen und nicht mehr mir. Ich kann nur noch hier sitzen und dabei zusehen, wie mein kleiner Teeniewelpe endgültig erwachsen wird", meinte Sirius resigniert. Ich erreichte die Tür und klopfte gegen den Türrahmen, weshalb drinnen das Gespräch verstummte.
„Herein", hörte ich Marlon rufen, weshalb ich die Tür richtig aufschob. Drinnen saßen die beiden Männer zusammen, Sirius war gerade dabei sich Tränen aus den Augenwinkeln zu wischen. Automatisch setzte ich mich in Bewegung, um mich an ihn zu kuscheln.
„Du bist ein toller Vater, Sirius. Du bist immer für mich da und verstehst mich. Mehr will ich gar nicht. Mir ist es egal, dass wir nur hier etwas machen können", nuschelte ich in sein Hemd.
„Ich weiß, dass es dir reicht. Aber ich würde dir gerne mehr bieten. Ich würde dir gerne all das bieten, was mein Vater mir nicht geboten hat. Und dazu gehört nun einmal, ganz viel Zeit für meinen kleinen Teeniewelpen zu haben, um ihr alles von der Welt zu zeigen, was sie interessiert. Halt wirklich Vater-Tochter Zeit füreinander zu haben, in der Vater-Tochter Dinge gemacht werden." Ich schluckte schwer. Das hörte sich eher so an, als würde er es für sich brauchen, als würde er wirklich glauben, dass ich es nötig hatte. Allerdings verbrachte ich sehr gerne Zeit alleine nur mit Sirius. Ich hatte im Allgemeinen gerne mal eine Person nur für mich.
„So wie das Motorradfahren? Aber wir können doch weiter Motorrad fahren. Auch wenn ich einen Führerschein habe", schlug ich vor.
„Wir können aber nie längere Fahrten machen. Ich kann nicht einmal meinen Helm abnehmen, um etwas zu trinken."
„Aber ich kann dich als Hund mitnehmen. Dann erkennt dich niemand. Und weil ich jetzt einen Führerschein habe, darf ich das sogar wirklich."
„Das ist aber nicht das Gleiche. Es macht einen Unterschied, ob ich als Hund mit dir unterwegs bin oder als Mensch. Du kannst mit mir als Mensch zum Beispiel viel besser reden."
„Und du hast keine Flöhe. Das finde ich auch immer besser. Wir könnten das Motorrad zu einem Fliegenden umbauen. Und wenn wir es schon magisch verbessern, können wir es auch noch so umbauen, dass es auch in der Nähe von Hogwarts und Hogsmeade funktioniert, dann kann ich damit dorthin fahren und komme schneller von den Hogsmeadewochenenden zurück. Jamie hat meinen Walkman umgebaut, sodass der in Hogwarts funktioniert."
„Ja, ich denke, das können wir als neues Vater-Tochter-Projekt in Anspruch nehmen. Ich habe dich lieb, mein süßer Welpe." Mir wurde ein Kuss auf die Schläfe gedrückt, weshalb ich zufrieden lächelte. Dann hatten wir dieses Problem doch sehr elegant gelöst.
„Und für gemeinsame Familienausflüge finden wir mit Sicherheit auch eine Lösung", versuchte Marlon meinen Vater zu trösten.
„Kann er sich nicht einfach mit Vielsafttrank in jemand anderes verwandeln? Oder wir ändern mit einem Zauber sein Aussehen. Er muss ja nicht wie jemand anderes aussehen, sondern darf nur nicht mehr nach Sirius Black aussehen", stellte ich fest.
„Wenn irgendjemand wild Fremdes ständig mit dir unterwegs ist, wird das Ministerium irgendwann misstrauisch, Welpe. Auch wenn sie dich momentan nicht verdächtigen, müssen wir es nicht drauf ankommen lassen. Und Vielsafttrank braucht Ewigkeiten, bis er fertig ist. Mal abgesehen davon, dass die Zutaten teilweise nicht ganz einfach zu beschaffen sind. Wenn wir ständig große Mengen dafür bestellen würde man es auch merken", warf Sirius ein.
„Eigentlich würde es nicht auffallen. Wir haben immer Vielsafttrank bei uns stehen. Regelmäßig brauen wir auch Neuen, weil wir doch hin und wieder welchen verbrauchen. Solange wir ihn nur selten einsetzen, könntest du dich immer mal wieder alle paar Monate eine Zeit lang in mich verwandeln, ohne dass jemand Verdacht schöpft. Dann würde auch niemand hinterfragen, mit wem der Welpe gerade unterwegs ist. Ich verkrieche mich dann einfach immer solange", erklärte Marlon. Mein Vater fing an zu strahlen. Anders hätte man ihn wirklich nicht glücklicher machen können.
„Ich habe noch einen Brief von Samuel für dich", stellte ich fest und hielt Sirius das Schriftstück vor dieser Nase. Dieser griff gierig nach den aktuellen Nachrichten aus Amerika. Ungeduldig wurde der Briefumschlag entfernt, bevor endlich der Inhalt verschlungen werden konnte.
„Sie haben Seidenschnabel aus Australien abgeholt. Er wohnt nun bei ihnen. Da wird er sich mit Sicherheit wohl fühlen und hoffentlich Hagrid nicht mehr so vermissen", berichtete der Flüchtige schließlich.
DU LIEST GERADE
Hexagramm - Hundewache
FanfictionDreizehn Nymphen, zerstreut in der Welt. Zwei verschollen - die von Hades und die von Zeus - und eine Suchende. Erneut hat Patricia Hogwarts den Rücken zugekehrt, um ihre noch immer verschollene Schwester zu finden und damit die olympischen Nymphen...