Kapitel 6

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Neugierig folgte ich Marlon in Richtung des Quidditchstations. Wir liefen den laternenbeschienen Weg im Wald entlang. Um uns herrschte ein riesiges Gedränge. Lachen und Rufen war überall, um uns herum zu hören, und immer mal wieder hörte man auch Gesang von irgendwelchen Gruppen. Die Vorfreude auf das anstehende Quidditchspiel war schon fast zu greifen.
Wir mussten fast zwanzig Minuten lang durch den Wald laufen, bis wir endlich auf der anderen Seite wieder herauskamen. Vor uns erhob sich ein gigantisches, goldenes Station. Es fasste definitiv mehr Leute als die Fußballstadien der Muggel.
Wir gingen zum nächstgelegenen Eingang, an dem sich schon eine Schlange aus Zauberer und Hexen gebildet hatten, die auf Einlass warteten. Eine Ministeriumshexe stand am Eingang und kontrollierte die Karten. Es dauerte etwas, bis wir an der Reihe waren.
„Erstklassige Plätze!", rief die Kontrolleurin, als Frédéric ihr unsere Karten vorzeigte. „Ehrenloge! Gleich die Treppe rauf, bis es nicht mehr höher geht."
„Warum haben die Zauberer eigentlich keinen Ersatz für Aufzüge?", muffelte Marlon, während wir mit anderen Hexen und Zauberern die Treppe, welche mit purpurroten Läufen ausgelegt war, herauf stiegen.
„Weil die Zauberer nicht so faul wie Muggel sind", antwortete Frédéric breit grinsend. Wir stiegen immer weiter nach oben. Die anderen Zuschauer bogen allmählich nach rechts oder links ab, wo sie hinter den Türen zu den Tribünen verschwanden.
„Endlich!", rief Marlon, als wir das obere Ende der Treppe erreichten. Ich fing an zu lachen. Eigentlich war mein Onkel doch ein wirklich sportlicher Mensch. Schließlich trainierte er wie alle anderen aus der Kriegsnymphenfamilie auch regelmäßig das Kämpfen, doch für diesen Treppenaufstieg war er doch zu faul.
Wir traten in eine kleine Loge. Sie bildete den höchsten Punkt des Stadions und lag genau in der Mitte zwischen den goldenen Torstangen. Etwa zwanzig rotgoldene Stühle waren hier in zwei Reihen aufgestellt. Die Weasleys saßen schon in der ersten Reihe.
Abgesehen von der Familie Weasley und deren Begleiter war noch ein winziger Hauself hier oben. Er hockte auf dem zweitletzten Platz am Ende der hinteren Reihe. Das Wesen, mit so kurzen Beinen, dass sie steif auf dem Sitzpolster ragten, trug ein Geschirrtuch wie eine Toga um den Körper geschlungen. Das Gesicht hatte es in den Händen verborgen, sodass man eigentlich nur die feldermausähnlichen Ohren sehen konnte. Bei den zwölf Göttern, welcher schlechte Hauselfenherr hatte seine arme Elfe bitte befohlen, für ihn hier oben trotz Höhenangst einen Platz freizuhalten?
Wir setzten uns genau hinter die Weasleys in die zweite Reihe. Ich saß am rechten äußeren Rand und damit genau neben der Hauselfe. Über die Köpfe der Weasleys hinweg konnte ich perfekt das Geschehen auf der anderen Seite des Stadions beobachten. Die gegenüberliegende Tribüne füllte sich langsam mit hunderttausenden Hexen und Zauberern.
Das Stadion lag weit unter uns. Von hier oben sah das Gras ganz glatt und weich aus. Fast wie Samt. An den Enden des Feldes standen je drei zwanzigmeterhohe Pfosten, auf denen die Torringe angebracht waren. Uns direkt gegenüber, ungefähr auf unserer Augenhöhe, hatte man eine gigantische schwarze Tafel angebracht. Goldene Schriftzeichen huschten über sie hinweg und verkündeten irgendwelche Werbesprüche.
Ich hatte gerade meine Umgebung zu Ende gemustert, als weitere Personen die Loge betraten. Percy sprang auf, als hätte er sich gerade auf irgendetwas Spitzes gesetzt, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Offensichtlich waren es wieder wichtige Leute. Auch Mr Weasley und die Erwachsenen meiner Familie begrüßten die Neuankömmlinge höflich.
„Ihr kennt ziemlich viele wichtige Leute", stellte ich fest.
„Wir sind auch sehr gefragte Kopfgeldjäger, Welpe. Da macht man sich eine Menge Freunde. Vor allem sind die Leute nett zu dir, damit du sie hoffentlich, als Todesser ausschließt", erklärte mir Marlon breit grinsend auf Französisch. Offensichtlich wollte er nicht, dass die Umstehenden mitbekamen, was er wirklich über sie dachte.
Die Tribüne füllte sich immer weiter. Breit grinsend sah ich dabei zu, wie Percy Weasley immer wieder aufsprang, sobald eine neue Person heraufkam. Wir saßen hier offensichtlich nur mit sehr wichtigen Ministeriumsleuten herum. Kein Wunder schließlich saßen wir in der Ehrenloge.
Schließlich trat Cornelius Fudge auf die Tribüne. Ich rümpfte automatisch die Nase. Auf den Idioten hätte ich gerne verzichtet. Percy Weasley sah das offensichtlich ganz anders. Er sprang mal wieder auf und verbeugte sich so tief, dass seine Brille zu Boden fiel und zerbrach. Sehr verlegen reparierte der Rothaarige sie wieder mit Hilfe eines einfachen Zauberspruches. Danach blieb der ehemalige Schulsprecher auf seinem Stuhl sitzen, während er mit neidischem Blick beobachtete, wie Fudge Harry väterlich die Hand schüttelte und fragte, wie es ihm gehe. Danach heftete sich sein Blick an Marlon und mich.
„Guten Tag, Ms Black." Mir wurde die Hand des Zaubereiministers hingehalten.
„Minister Fudge?" Ich sah ihn erwartungsvoll an. Was er jetzt wohl von mir wollte? Beim letzten Mal war ich noch die arme Kleine verwirrte Patricia Primrose Black, die am besten verstehen sollte, dass ihr Vater umgebracht werden soll. Und er war noch immer die Vollidiot von Zauberminister, der einen nicht Verurteilten umbringen wollte, bevor er alle Zeugen gehört oder auch nur an Ermittlungen gedacht hat. Marlon stupste mir leicht in die Seite, als Zeichen ich solle nicht unhöflich sein und die Hand des Zaubereiministeriums schüttelt. Brav folgte ich der stummen Aufforderung.
„Wie geht es Ihnen?", wurde ich gefragt, während meine Hand ebenfalls väterlich geschüttelt wurde.
„Sehr gut."
„Haben Sie sich in Frankreich gut eingelebt?" Konnte die Hand vom Schütteln abfallen?
„Halbwegs."
„Für die kurze Zeit, in der wir im Schloss waren, hast du dich ganz gut eingelebt", teilte mir Marlon mit. Endlich ließ Fudge meine Hand wieder los, nur um sie meinem Onkel hinzureichen.
„Mr Allaire, es ist mir eine Freunde, dass Sie hier sind. Als ich mitgekriegt habe, dass Sie Karten haben wollten, habe ich natürlich sofort hier welche für Sie reservieren lassen." Also hatten wir Fudge unsere Sitzplätze zu verdanken? Waren sie jetzt als Entschädigung gedacht, weil mein Vater wegen ihm noch immer auf der Flucht war? Oder wollte er sich nur bei meiner neuen Familie einschleimen?
Es wurden auch noch die anderen der Kriegsnymphenfamilie begrüßt. Auch wenn ich mir sehr sicher war, dass der englische Zaubereiminister Arienne, Roux und Susanne noch nie gesehen hatte. Er nannte sie alle drei Ms Allaire, obwohl Arienne mit Nachnamen Sansouci hieß.
Nachdem Fudge alle Leute begrüßt hatte, die wichtig genug waren, stellte er noch die anderen Zauberer vor, die ihn begleiteten. Unter anderem der bulgarische Minister, Mr Oblansk, welcher einen prächtigen goldbestickten Umhang aus schwarzem Samt trug. Diesem sollte wohl jetzt Harry vorgestellt werden, was ziemlich kompliziert zu sein schien.
„Harry Potter, wissen Sie", erklärte Fudge lauthals, „Harry Potter ... Oh, nun aber, Sie wissen doch, wer er ist ... der Junge, der Du-weißt-schon-wen überlebte ... gewiss kennen Sie ihn –" Der bulgarische Zauberer bemerkte Harrys Narbe. Er begann laut zu Schnattern und zeigte mit dem Finger auf sie.
„Ist der bulgarische Zaubereiminister schwerhörig oder warum spricht Fudge jetzt so laut?", flüsterte ich Marlon zu.
„Ich habe ihn vor ungefähr zwei Jahren das letzte Mal getroffen. Damals konnte er noch sehr gut hören."
„Wusste doch, wir schaffen es", meinte Fudge entnervt an Harry gewandt. Offensichtlich empfand er seine bulgarische Gesellschaft als anstrengend.
„Ich bin kein großes Sprachgenie, für so etwas brauch ich Barty Crouch. Aah, seine Hauselfe besetzt ihm einen Platz ... war auch nötig, diese bulgarischen Mistkerle haben versucht, sich die besten Plätze allesamt unter den Nagel zu reißen ...", seufzte der Zaubereiminister.
„Können Bulgaren kein Englisch?"
„Mr Oblansk kann Englisch. Mit starken bulgarischen Akzent, aber man kann ihn verstehen. Und Französisch kann er auch."
„Weiß Fudge das?"
„Da bin ich mir nicht sicher."
„Ich würde Fudge auch nicht sagen, dass ich englisch reden kann, wenn er es nicht wüsste." Marlon fing an zu lachen. Offensichtlich amüsierte es ihn köstlich, dass weder ich noch der Bulgare mit dem englischen Zaubereiminister reden wollten.
Von der Treppe aus drang ein leises Bellen zu uns. Automatisch musste ich breit grinsen. Genauso wie Antiope würde ich auch diese Hundestimme unter tausenden erkennen.
„Bärchen!", rief ich glücklich. Auch Antiope, welche sich zwischen meine und Marlons Füße gelegt hatte, sprang glücklich bellend auf.
„Ah, und hier kommt Lucius!", bemerkte Fudge gleichzeitig. Ich tat es meinem Hund gleich und sprang ebenfalls auf. Zusammen schlängelten wir uns aus der Sitzreihe, an Lucius Malfoy vorbei, welcher mich ziemlich pikiert musterte, zu Adina die hinter ihrem Vater mit ihrer Mutter kam. Auf ihrem Arm saß der Miniaturhund, welcher mal wieder farblich auf seine Besitzerin abgestimmt war, und wuffte friedlich vor sich hin.
„Oh, das kleine Kuscheltier. Hallo, du kleiner Teddy." Ich zog der Blondine den Hund vom Arm. Dieser sah mich kurz überrascht an, bevor er anfing, richtig glücklich zu bellen, und mir über das Gesicht zu schlecken. Adina starrte mich währenddessen ungläubig mit offenen Mund an.
„Habe ich etwas im Gesicht?" Ich drückte ihr das Kuscheltier wieder in die Hand.
„Du begrüßt meinen Hund vor mir?"
„Ja, richtig, das habe ich getan. Ich glaube, Bärchen ist ungeduldiger als du."
„Aber Adina ist schneller beleidigt", hörte ich Jamie, welcher Adina richtig in den Raum schob, damit er richtig in mein Sichtfeld kam. Eines musste ich zugeben. Er hatte doch ein paar Zentimeter zugelegt, seitdem wir uns verabschiedet hatten. Dadurch sah er aber nicht wirklich älter aus. Jetzt passte sein kindliches Gesicht nur nicht mehr zu seiner Körpergröße.
„Hallo, Jay Jay, du bist jetzt so groß wie ich", stellte ich fest.
„Ja, das bin ich wohl."
„Jetzt begrüßt du deine beste Freundin zuletzt!", rief Adina entrüstet.
„Ich habe Draco noch nicht hallo gesagt."
„Du magst ihn nicht einmal!"
„Ich dachte, du bist der Meinung, Draco und ich sind auf unsere verdrehte Draco-Rona-Art Freunde."
„Ihr habt mich am Schuljahresende eines Besseren belehrt. Jetzt begrüße mich anständig mit einer Umarmung!", wurde ich aufgefordert. Ich umarmte das Mädchen, welches ihren Minihund auf den Boden gestellt hatte, sodass sich nun auch die beiden Haustiere begrüßen konnten.
Währenddessen begrüßte Lucius Malfoy den Zaubereiminister und begann seine Familie vorzustellen. Kaum war er mit seiner Frau fertig, ließ mich schon die Wassernymphe los. Sie zog Jamie mit zu ihrem Vater, damit sie sich ganz vorbildlich vorstellen konnten. Ich hingegen kehrte zu meinem Platz zurück. Antiope und Bärchen folgten mir.
Ich hatte mich gerade wieder hingesetzt, als die Begrüßung vorbei war. Fudge hatte schon sichergestellt, dass die Malfoys Mr Oblansk und die Wealseys kannte. Das Ansprechen auf Letzteren hatte zu einem bissigen Kommentar von Mr Malfoys Seite geführt, wie die Weasleys es geschafft hatten, hier oben einen Sitzplatz zu kriegen. Auch der Blick, den der Mann später Hermine zuwarf, welche leicht rosa angelaufen war, sprach Bände. Draco hatte die Einstellung zu seiner sozialen Einstellung eindeutig von seinem Vater abgeguckt. Die Malfoys standen aus ihrer Sicht über den Weasleys, aufgrund des vorhandenen Vermögens, und über Hermine, weil sie kein Muggelblut in sich trugen.
„Und die Allaires kennen sie bestimmt auch. Schließlich lebt nun Ms Black bei ihnen."
„Nein, wir haben uns bisher noch nicht kennengelernt." Und dem Tonfall von Mr Malfoy nach zu urteilen, hätte er auch sehr gerne weiterhin auf die Bekanntschaft verzichtet. Allerdings schien er es mit einem falschen freundlichen Lächeln überdecken zu wollen. Adinas Adoptivvater schien auf jeden Fall zu der Kategorie Leute zu gehören, die nett zu meiner Familien waren, um von den schwarzmagischen Gedanken abzulenken.
Wie Adina es wohl geschafft hatte, den Mann dazu zu überreden, Jamie mit hierher zu nehmen? Der Junge, welcher schließlich in einem Muggelwaisenhaus lebte, war mit Sicherheit kein geeigneter Freund für ihre Tochter aus Sicht der Malfoys. Vor allem da er auch noch ziemlich viel Muggelblut in sich trug. Ich wusste, dass Jamies Vater ein Muggel gewesen war und seine Mutter eine Hexe, die allerdings auch in der Muggelwelt aufgewachsen war. Also hatte sie wahrscheinlich wenigstens ein Muggelelternteil gehabt.
Ludo Bagman kam gut gelaunt in die Loge. Genauso wie Fudge schien auch er die angespannte Stimmung hier oben aufgrund der Konstellation aus Weasleys, Malfoys und Allaires nicht zu bemerken.
„Alle bereit? Minister – sind Sie bereit?", rief er.
„Von mir aus können Sie loslegen", antworte Fudge ebenso gut gelaunt. Bagman zückte seinen Zauberstab, richtete ihn gegen die eigene Kehle und sagte: „Sonorus!" Dann erhob er die Stimme über die Wolke aus Lärm, die das ausverkaufte Stadion füllte.
„Meine Damen und Herren ... willkommen! Willkommen zum Endspiel der vierhundertundzweiundzwanzigsten Quidditch-Weltmeisterschaft!" Die Zuschauer begannen zu kreischen und zu klatschen. Tausende von Flaggen wehten in der leichten Abendbrise und verkündeten, für welche Mannschaft die Besitzer waren. Die Nationalhymnen stiegen vielstimmig und falsch gesungen von dem Trubel weiter unten zu uns herauf. Auf der riesigen Anzeigetafel wurde der letzte Werbespruch gelöscht, stattdessen wurde der aktuelle Spielstand verkündet.
„Und jetzt möchte ich Ihnen ohne weiteres Brimborium unsere Gäste vorstellen ... die bulgarischen Mannschaftsmaskottchen!" Die rechte Kurve des Stadions, den ganzen roten Flacken nach zu urteilen der bulgarische Block, verkündete dröhnend und juchzend seine Freunde.
„Was die wohl mitgebracht haben?", fragte Mr Weasley vor uns. Er beugte sich über die Brüstung. Im nächsten Moment hörte man schon ein lautes „Ah! Veela!" von dem Mann. Neugierig rutschte ich zum Rand meines Stuhles, um auf gar keinen Fall zu verpassen, wie die Zauberwesen auf das Spielfeld kamen.
Veela waren wirklich schöne Frauen. Ihr langes weißgoldenes Haar schien in einem nicht vorhandenen Wind zu wehen. Ihre Haut schimmerte mondhell. Fasziniert sah ich dabei zu, wie sie auf das Spielfeld glitten und dort anfingen zu tanzen.
Belustigt sah ich dabei zu, wie Harry und Ron zum Rande der Brüstung liefen. Da war jemand anfällig für Veela. Automatisch sah ich zu Marlon und Frédéric herüber. Letzterer schien gar nicht richtig auf die Maskottchen zu achten. Stattdessen wurde der Mann von seinen beiden Töchtern und seiner Ehefrau mit der Anfälligkeit von Männern für die Magie der Zauberwesen aufgezogen. Marlon sah zwar den Wesen zu, schien aber ebenfalls nicht durch die Magie geleitet zu werden. Als er merkte, dass ich ihn beobachtete, schaute er mit schiefgelegten Kopf zu mir herüber.
„Passt du auf mich auf?", wurde ich breit grinsend gefragt. Ich nickte leicht. Gleichzeitig gab ich noch ein zustimmendes Geräusch von mir. Der Mann legte einen Arm um mich. Mir wurde ein Kuss auf die Wange gedrückt, bevor wir uns wieder dem Spielfeld zu wandten.
„Harry, was zum Teufel tust du da?", fragte Hermine besorgt an den Gryffindor gewandt. Der Angesprochene reagierte allerdings gar nicht auf die Frage. Erst als die Musik aufhörte zu spielen, sah er zu Ron herüber, welcher ebenfalls an dem Geländer stand, als ob er gleich von einem Sprungbrett hüpfen wollte. Von überall waren nun laute, wütende Rufe zu hören. Der Weasley an der Absperrung begann die Kleeblätter auf seinem Hut zu zerpfrimeln. Obwohl ich wusste, es war unhöflich, begann ich vergnügt zu glucksen.
„Den brauchst du sicher noch, sobald Irland seinen Auftritt hat." Mr Weasley nahm Ron den Hut ab.
„Huh?", machte Ron und starrte einfach weiter mit offenem Mund die Veela an, die sich mittlerweile an eine Seite des Spielfeld gestellt hatten. Aus meinem Glucksen wurde ein richtiges Lachen. Hermine schien das ganze nur halb so lustig zu finden wie ich. Sie gab ein lautes „Tss, tss" von sich und zog Harry zurück auf seinen Platz.
„Also wirklich!", rief das Gryffindormädchen.
„Und nun", dröhnte Bagmans Stimme erneut, „heben Sie bitte alle Ihre Zauberstäbe in die Luft ... für die Maskottchen der irischen Nationalmannschaft!" Kaum hatte der Mann den Satz beendet, rauschte ein großer grüngoldener Komet ins Stadion. Er drehte eine Runde, dann teilte er sich in zwei kleinere Kometen, die jeweils auf eine Torseite des Spielfeld zu sausten. Ein Regenbogen erschien plötzlich über dem Spielfeld. Die Menge rie „Oooh" und „Aaah", wie bei einem Feuerwerk. Der Regenbogen verblasste wieder. Die Lichtkugeln kamen wieder zum Vorschein. Ich sah dabei zu, wie sie aufeinander zuflogen, verschmolzen und schließlich ein großes schimmerndes Kleeblatt bildeten, welches in den Himmel stieg und über die Tribüne hinweg schwirrte. Eine Art goldener Regen schien sich aus dem Licht zu ergießen. Fasziniert sah ich dabei zu, wie die Wolke immer näher kam.
„Klasse!", rief Ron, als das Kleeblatt über unsere Köpfe hinwegrauschte. Schwere Goldmünzen regneten aus der Lichtkugel, welche bei genauerem Hinsehen aus Leprechans mit roten Schürzen und winzigen grün oder rot leuchtenden Laternen in der Hand bestand, auf uns herunter. Sie kullerte über Köpfe und Sitze. Viele der Zuschauer, unter anderem Ron, stöberten hektisch unter ihren Sitzen und in den Gängen nach den Goldmünzen, andere sorgten für tosenden Beifall.
Das große Kleeblatt löste sich auf. Die Leprechans schwebten hinunter auf das Feld, wo sie sich mit gekreuzten Beinen gegenüber von den Veelas niederließen, um sich ebenfalls das Spiel anzusehen.
„Und jetzt, meine Damen und Herren, ein herzliches Willkommen für – die bulgarische Quidditch-Nationalmannschaft! Ich sage nur – Dimitrow!" Eine in Scharlachrot gekleidete Gestalt auf einem Besen, die so schnell flog, dass sie nur verschwommen zu sehen war, schoss aus einer Luke weit unten hinaus aufs Spielfeld, und wilder Applaus der bulgarischen Anhänger brandete Auf.
„Iwanowa!" Eine scharlachrot gewandete Spielerin sauste ebenfalls ins Stadion.
„Zograf! Lewski! Vulkanow! Volkow! Uuuuuund – Krum!"
„Das ist er, das ist er!", rief Ron, der offensichtlich ein großes Fan des bulgarischen Suchers war, und folgte Krum mit seinem Omniglas. Ich sah dem Jungen amüsiert dabei zu.
„War es eine gute Idee, hierher zu kommen", fragte mich Marlon. Ich nickte strahlend.
„Eine richtig gute Idee!"
„Und jetzt, begrüßen Sie bitte herzlich – die irische Quidditch-Nationalmannschaft!", rief Bagman.
„Ich stelle vor - Connolly! Ryan! Troy! Mullet! Moran! Quigley! Uuuuund - Lynch!" Dieses Mal kamen sieben grüne verschwommene Gestalten auf das Spielfeld gerast. Ich holte mein Omniglas heraus. Wenn das Spiel gleich losging, wollte ich alles vernünftig verfolgen können.
„Und hier, aus dem fernen Ägypten, unser Schiedsrichter, der hoch angesehene Vorstandszauberer des Internationalen Quidditchverbandes, Hassan Mostafa!" Ein kleiner, hagerer Zauberer, vollkommen kahlköpfig, aber dafür mit einem ziemlich beeindruckenden Schnurrbart schritt aufs Feld. Er war einem goldenen Umhang, welcher perfekt zum Stadion passte, gekleidet. Unter dem einen Arm trug der Schiedsrichter eine Holzkiste, unter dem anderen einen Besen. Ich begann aufgeregt auf meinen Platz hin und her zu rutschen. Gleich würde das Spiel beginnen.
Ich sah gespannt zu, wie Mostafa auf seinen Besen stieg und die Kiste mit dem Fuß aufklappte. Die vier Spielbälle schossen in die Luft. Mit einem gellenden Pfiff aus einer Trillerpfeife rauschte der Schiedsrichter den Bällen nach in die Luft.
„Looooooos geht's!", schrie Bagman.
„Mullet am Ball! Troy! Moran! Dimitrow! Wieder Mullet! Troy! Lewski! Moran!" Begeistert sah ich durch mein Omniglas dabei zu, wie die irischen Jäger über das Feld schossen. Dabei wechselte der Ball so oft den Besitzer, dass Bagman kaum mit den Namen hinterherkam.
Gebannt sah ich dabei zu, wie die drei Jäger dicht nebeneinander her schwebten. Troy in der Mitte, ein wenig vor Mullet und Moran, im Angriff auf die Bulgaren.
Schließlich schoss Troy in die Höhe. Die bulgarische Jägerin Iwanowa glaubte, er wolle dort mit dem Quaffel hinfliegen, jedoch ließ der irische Spieler den Quaffel fallen, sodass Moran ihn auffangen konnte. Volkow, einer der bulgarischen Treiber, schlug mit seinem Schläger gegen einen vorbeifliegenden Klatscher, welcher auf Morans Flugbahn flog. Der Jäger duckte sich, um der Metallkugel auszuweichen, und ließ den Quaffel fallen. Lewski, der unter ihr herflog, fing ihn auf. Sofort machte Lewski eine Wende, um zu den irischen Ringen zu fliegen. Weit kam er nicht. Troy und Mullet nahmen die Jägerin in die Zange, welche zu einem anderen bulgarischen Jäger passen wollte. Während der Quaffel durch die Luft flog, kam Moran angeschossen. Bevor der bulgarische Jäger den Ball fangen konnte, hatte der irische ihn schon. Es ging wieder in die andere Richtung. Die irischen Jäger warfen sich den Quaffel gegenseitig zu, während sie den bulgarischen Ringen immer näher kamen. Daran änderten weder die anderen Jäger noch die Klatscher etwas.
Schließlich kamen sie an den Ringen an. Einer von ihnen warf. Der bulgarische Hüter flog zum Quaffel, konnte ihn aber nicht mehr fangen, weshalb er durch die Ringe glitt.
„Troy trifft!", rief Bagman. Rasender Applaus und Jubelschreie waren von überall zu hören und brachten das ganze Stadion zum Zittern.
„Zehn zu null für Irland!"
„Was?", hörte ich vor mir Harry, welcher nun verwirrt mit seinem Omniglas umhersah.
„Aber Lewski hat doch den Quaffel!", rief er vor mir.
„Harry, wenn du nicht in normaler Geschwindigkeit zuschaust, kriegst du nichts mit!", erklärte Hermine, während der irische Jäger eine Ehrenrunde um das Stadion drehte. Die Leprechans waren aufgesprungen und bildeten ein großes, glitzerndes Kleeblatt. Auf der anderen Seite des Spielfeldes schmollten die Veela.
Das Spiel ging weiter. Fasziniert sah ich dabei zu, wie dir irischen Jäger zusammenspielten. Sie fügten sich perfekt zusammen. Angesichts des Stellungsspiels konnte man meinen, sie konnten gegenseitig ihre Gedanken lesen. Ob ich wohl auch irgendwann so gut mit irgendjemand zusammenarbeiten würde? Ich sah zu den Weasley-Zwillingen. Sie taten es. Zwillingstelepathie, so nannten sie es bei sich. Ob ich wohl auch Kira Lorraine so gut verstehen würde, wenn wir zusammen aufgewachsen wären? Konnten es wohl Sue, Ari und Roux?
„Hey, worüber denkst du nach?" Marlon sah mich etwas besorgt an. Während ich meinen Gedanken nachgegangen war, hatte ich aufgehört glücklich zu strahlen.
„Zwillingstelepathie", nuschelte ich kleinlaut.
„Das wird alles, Welpe. Irgendwann findest du auch jemanden, der dich wortlos versteht. Ich finde, ich mache schon einen guten Anfang." Ich kuschelte mich an meinen Onkel, welcher mir liebevoll über die Haare strich. Dann wurde mir eine Tüte Bananenchips vor die Nase gehalten. Seitdem ich sie auf der Hinfahrt probiert hatte, aß ich sie ständig.
„Du machst einen sehr guten Anfang." Glücklich zog ich ein paar der Chips aus der Tüte und stopfte sie in meinem Mund, während die Iren ein weiteres Mal trafen, womit es nun zwanzig zu null stand.

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