Kapitel 37

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Ich lief mit Marlon, Sirius und Antiope gemütlich über das Gelände von Hogwarts. Nach fast zwei ganzen nicht bewusstlosen Wochen im Krankenflügel hatte mich Madame Pomfrey endlich mal nach meiner morgendlichen Endmumifizierung entlassen. Sie war sehr zufrieden gewesen, als sie meine Verletzungen betrachtete. Das konnte sie auch sein, denn die meisten der Eiterblasen und blutigen Kratzer dazwischen, welche zwischen den Blasen wie Straßen entlanggelaufen waren, waren einer neuen rosigen Hautschicht gewichen. Nur noch die besonders schlimmen Wunden waren nicht dieser gewichen. Zum Beispiel waren meine beiden Hände noch immer dick bandagiert, weshalb ich mich entweder füttern lassen oder auf Flüssignahrung umsteigen musste.
„Seid ihr euch sicher, dass ihr jetzt schon wieder gehen wollt?", fragte ich die beiden Männer zum gefühlt tausendsten Mal.
„Welpe, wir beide haben dich wirklich lieb, aber wenn du gleich im Unterricht sitzt, um mal wieder etwas von deinen Lehrern und nicht nur von Ares und mir zu lernen, dann brauchst du Sirius und mich nicht. Wenn du unsere Gesellschaft haben willst, hole ich dich nach dem Unterricht hier ab. Dann kommst du nach Hause, wir verbringen einen schönen restlichen Tag zusammen und morgen früh bringe ich dich wieder hierher. Obwohl ich sehr sicher bin, dass sich deine Freunde darüber freuen würden, wenn du Zeit für sie hättest. Sie werden dir mit Sicherheit auch in den Gebieten unterstützen, wo du noch Hilfe brauchst. Und jetzt gehen wir zum See, um dich bei deiner Adina abzuliefern."
„Adina geht nicht mehr schwimmen. Sie hat Angst, weil – na ja, jemand hat es geschafft, mich fast umzubringen. Ich dachte, ich stelle ihr Susanne und die anderen als Wachhunde morgens zu Verfügung, aber sie hat trotzdem noch Angst. Mit mir will sie auch nicht wieder gehen", berichtete ich von der neusten Einstellung der Wassernymphe. Jetzt wo ihr vor Augen geführt worden war, dass ich nicht unbesiegbar, sondern mit den richtigen Mitteln eigentlich ziemlich leicht zu töten war, hatte sie wieder Angst sich auf dem Schulgelände zu bewegen. Irgendjemand lief hier herum, der wusste, wie er mich aus dem Weg räumen konnte. Das war wohl wirklich keine gute Voraussetzung, um mich wieder als Wachhund einzusetzen, und jeder andere wäre ein noch leichteres Ziel. Schließlich wäre jeder andere nach dieser Dosis Gift Tod gewesen, bevor sein Körper auf dem Boden aufgeschlagen wäre.
„Dein Angreifer ist nicht hinter euch her. Er hat Harry in das Turnier befördert, vermutlich wirklich, um den dunklen Lord zurückzuholen. Adina wird er daher auf gar keinen Fall etwas tun und ich fürchte, auch bei dir wird man versuchen, einen Seitenwechsel herbeizuführen, bevor man dich umbringen will."
„Snape hat mir verboten, mich ihm anzuschließen. Nicht, dass ich jemals vorgehabt hätte. Ich finde es nur komisch, dass sich da alle scheinbar Sorgen machen. Haltet ihr mich für einen so schlechten Menschen, dass ich auf seiner Seite kämpfen würde?" Ich sah besorgt zu meinem Onkel, welcher schnell den Kopf schüttelte.
„Natürlich nicht, Welpe. Wir wissen allerdings alle, dass du – du hast sehr wenig Angst um dein eigenes Leben. Deshalb haben wir alle Sorge, du könntest dich selbst als Doppelspion einsetzen, wenn du dadurch einen strategischen Vorteil siehst. Das ist aber keine Option", wurde mir erklärt.
Ich seufzte leise. Zwar hatte ich bisher noch nicht darüber nachgedacht, dass ich mich selbst als Doppelspion bei dem dunklen Lord einschleichen könnte, doch jetzt, wo Marlon es aussprach, fand ich die Idee gar nicht so abwegig. Wenn er mich wirklich auf seiner Seite haben wollte, konnte ich mich relativ einfach bei ihm einschleichen. Ich musste nur ja sagen, wenn er um meine Loyalität buhlte.
Trotzdem kam diese Option eigentlich nicht in Frage. Sirius, Marlon und ich wuchsen langsam zu einer richtigen Familie zusammen. Das wollte ich wirklich nicht aufs Spiel setzen, um selbst Doppelagentin zu werden. Mal abgesehen davon war mein Sinneswandel, den ich Voldemort vorspielen musste, wirklich unrealistisch. Gerade Ares würde ich niemals so hintergehen, schließlich war er lange Zeit der Einzige auf meiner Seite, auch wenn er mich manchmal so viel nervte, dass ich ihn am liebsten loswerden wollte. Er war mir trotzdem immer loyal und ich ihm.
„Ich will nicht Doppelagentin werden. Ich will bei euch bleiben", gab ich schließlich zu.
„Das ist uns auch lieber, Welpe." Mir wurde ein Kuss auf die Schläfe gedrückt und danach stupste mich Sirius mit seiner Hundeschnauze an die Hand. Ich kniete mich vor ihn nur um dann einen hundigen Kuss auf die Wange zu kriegen.
„Habt ihr eigentlich mittlerweile Mr Crouch gefunden?", fragte ich, als ich wieder neben Marlon stand und wir unseren Spaziergang fortsetzten.
„Leider nicht. Wir waren bei ihm zu Hause, doch dort ist er nicht. Wir haben allerdings hinweise darauf gefunden, dass er dort nicht alleine gewohnt hat, was uns wirklich wunderte. Doch wer auch immer dort gewohnt hat, nun ist er ebenfalls fort. Alles sehr merkwürdig. Wir suchen natürlich weiter, aber wir vermuten, Mr Crouch ist tot. Man hat das Messer auf ihn geworfen, nicht auf dich. Vermutlich wollte man ihn töten und nachdem du nicht mehr im Weg gestanden hast –"
„Hatte der Angreifer freie Bahn. Er hat nicht lange gebraucht, um Krum zu schocken, dann hat er sich Crouch entledigt. Aber hier auf dem Gelände hat man seine Leiche nicht gefunden", führte ich den Gedanken zu Ende.
„Vielleicht wurde die Leiche weggeschafft. Oder man hat sie in irgendetwas verwandelt. Aber wir suchen weiter, Welpe. Wenn Mr Crouch lebt, finden wir ihn."
Marlon und ich waren bei unserem gemeinsamen Spaziergang mittlerweile am See angekommen. Dort verließen die Durmstrangs gerade ihr Boot, um sich auf dem Weg zum Frühstück in der großen Halle zu machen. Auch Krum war unter ihnen. Als er den Muggel und mich entdeckte, wie wir gemütlich zusammen wieder in Richtung Schloss schlenderten, wirkte er ziemlich überrascht. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, mich hier zu sehen. Zugegebenermaßen, ich habe irgendwann auch Zweifel gekriegt, dass mich Madame Pomfrey jemals wieder aus dem Krankenflügel entlassen würde.
„Du bist gesund", stellte er fest, als Marlon und ich bei ihm ankamen.
„Fast", gab ich zu und hob meine bandagierten Hände an, so dass er sie sehen konnte.
„Aber dir geht es besser."
„Ja, das geht es mir. Viel besser sogar. Ich darf heute wieder in den Unterricht", berichtete ich.
Wir kamen vor der großen Halle. Während Krum zielsicher hereinlief, hielt mich Marlon an einem Arm zurück.
„Wir beide würden uns jetzt verabschieden, Welpe. Überlege dir, ob du nach dem Unterricht oder zum Schlafen zu uns kommen willst. Wenn du dich dafür entscheidest, denke daran, einem Lehrer Bescheid zu sagen." Ich nickte bestimmt. Das würde ich alles definitiv machen.
„Ich rufe euch nach dem Unterricht an", versprach ich und drückte Marlon einen Abschiedskuss auf die Wange. Er strich mir noch einmal kurz über meine kurzen Haare, bevor er mich losließ. Ich kniete mich noch einmal zu Sirius, welcher sich kurz an mich drückte, bevor ich in Richtung große Halle geschoben wurde. Ich sollte wohl endlich mal zum Frühstück gehen. Hoffentlich war einer meiner Freunde dort, denn alleine würde ich weder ein Messer noch eine Gabel oder einen Löffel halten. Ich hatte wirklich wenig Lust, gleich ein trockenes Brötchen zu essen, weil ich nach nichts greifen konnte.

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