Mittlerweile war Juni geworden. Genauer gesagt der vierundzwanzigste Juni und damit der Tag der dritten Aufgabe. Harry hatte die letzten Wochen seine gesamte Energie in das Lernen von neuen Zaubersprüchen gelegt, weshalb ich eigentlich guter Dinge war, dass er auch diese überstehen würde. Gleichzeitig ließ mich aber auch das ungute Gefühl nicht los, dass heute alles richtig schiefgehen würde. Das lag vermutlich auch an der fehlenden Spur zu Crouch Jr.
Marlon und Frédéric hatten, seitdem ich mich wieder an meinen Angreifer erinnern konnte, alles daran gesetzt den flüchtigen Todesser zu finden. Zuerst hatten sie bei dem Haus der Crouchs angefangen, wo sie tatsächlich Hinweise darauf fanden, dass Crouch Sr. dort nicht allein gewohnt hatte. Da kein Mitbewohner bekannt war, lag die Vermutung nahe, es handle sich um Crouch Jr. Dieser war mittlerweile allerdings ausgezogen, jedenfalls war er dort nicht mehr aufgetaucht und es gab auch keine Hinweise darauf, wo er nun war.
„Hey, Potter! Potter! Wie geht's deinem Kopf? Noch alle Tassen im Schrank? Oder gehst du gleich auf uns los wie ein Berserker?", rief in diesem Moment Goyle, während Malfoy den Tagespropheten hochhielt. Die Slytherins am ganzen Tisch begannen zu kichern und wandten die Köpfe, um zu sehen, wie Harry reagieren würde.
Ich sah fragend zu Arienne, welche mit ihrer Freundin mir gegenüber saß und gemütlich in dem Tagespropheten las.
„Kimmkorn hat mal wieder Harry verleumdet. Dein Malfoy war sich nicht zu schade für ein Interview." Mir wurde von der Französin den Tagespropheten hingehalten. Ihre Freundin sah böse zu mir. Eigentlich hatte sie mit in der Zeitung gelesen, doch darauf nahm Ari keine Rücksicht.
Den Artikel über Harry zu finden war nicht schwer. Auf der Titelseite war sein Gesicht groß gedruckt und mit der Schlagzeile Harry Potter »gestört und gefahrlich« versehen worden. Ich verdrehte die Augen. Das war mal wieder eine typische Kimmkornüberschrift.Der Junge, der den Unnennbaren besiegte, ist labil und möglicherweise gefährlich. Beunruhigende Tatsachen über Harry Potters seltsames Verhalten sind jetzt ans Licht gekommen, und sie wecken Zweifel, ob er geeignet ist, an einem kräftezehrenden Wettkampf wie dem Trimagischen Turnier teilzunehmen oder auch nur die Hogwarts-Schule zu besuchen. Wie der Tagesprophet heute exklusiv enthüllen kann, bricht Potter in der Schule des Öfteren zusammen und klagt häufig über Schmerzen, die ihm seine Stirnnarbe bereitet (Überbleibsel des Fluches, mit dem Du-weißt-schon-wer versuchte, ihn zu töten). Letzten Montag, mitten im Wahrsageunterricht, wurde Ihr Tagesprophet-Reporter Zeuge, wie Potter aus dem Klassenzimmer stürzte und behauptete, er habe so heftige Narbenschmerzen, dass er nicht weiter am Unterrichtteilnehmen könne.
Topspezialisten am St.-Mungo-Hospital für Magische Krankheiten und Verletzungen halten es für durchaus möglich, dass Potters Gehirn durch den Angriff des Unnennbaren nachhaltig geschädigt wurde und dass seine Behauptung, die Narbe schmerze noch immer, Ausdruck einer tief sitzenden Störung ist.
»Gut möglich, dass er alles vortäuscht«, meint ein Spezialist, »es könnte ein Schrei nach Zuwendung sein.«
Der Tagesprophet hat jedoch alarmierende Fakten über Harry Potter ans Licht gebracht, die Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwarts, vor der Zaubereröffentlichkeit sorgfältig verborgen hat.
»Potter beherrscht Parsel«, enthüllt Draco Malfoy, ein Viertklässler in Hogwarts. »Vor ein paar Jahren gab es viele Angriffe auf Schüler, und die meisten vermuteten Potter dahinter, nachdem sie gesehen hatten, wie er in einem Duellierklub die Nerven verlor und eine Schlange auf einen anderen Jungen hetzte. Aber es wurde alles vertuscht. Außerdem hat er sich auch noch mit Werwölfen und Riesen angefreundet. Wir glauben, dass er für ein bisschen Macht alles tun würde.«
Parsel, die Fähigkeit mit Schlangen zu sprechen, wurde lange als eine dunkle Kunst betrachtet. Tatsächlich ist der berühmteste Parselmund unserer Zeit kein anderer als Du-weißt-schon-wer persönlich. Ein Mitglied der Liga zur Verteidigung gegen die dunkle Kraft, das ungenannt bleiben will, stellte fest, jeder Zauberer, der Parsel spreche, solle seiner Meinung nach »einmal gründlich durchleuchtet werden. Ich persönlich würde jedem mit größtem Misstrauen begegnen, der mit Schlangen sprechen kann, denn diese Tiere werden oft bei den schlimmsten schwarzmagischen Praktiken eingesetzt und wurden im Laufe der Jahrhunderte immer wieder mit Schurken in Verbindung gebracht.« Desgleichen gelte für alle, »welche die Nähe solch heimtückischer Kreaturen wie Werwölfe und Riesen suchten, dass sie sich offensichtlich an der Gewalt ergötzen«. Albus Dumbledore sollte unbedingt darüber nachdenken, ob ein solcher Junge am Trimagischen Turnier teilnehmen darf. Manche befürchten, Potter könnte sein Heil in den dunklen Künsten, um das Turnier zu gewinnen, dessen dritte Runde heute Abend stattfindet.
Von unserer Sonderkorrespondentin Rita Kimmkorn
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Hexagramm - Hundewache
FanfictionDreizehn Nymphen, zerstreut in der Welt. Zwei verschollen - die von Hades und die von Zeus - und eine Suchende. Erneut hat Patricia Hogwarts den Rücken zugekehrt, um ihre noch immer verschollene Schwester zu finden und damit die olympischen Nymphen...