Kapitel 8

332 25 4
                                    

Ich sah dabei zu, wie die allersten Sonnenstrahlen sich langsam an den Nachthimmel kämpften. Alles wirkte still und friedlich. Von meinem Platz aus konnte ich gar nicht mehr sehen, dass heute Nacht dunkle Magier hier gewütet hatten, doch alleine, dass ich wusste, sie hatten es, hielt mich wach. Während meine Verwandte nach und nach in die Schlafsäcke gekrochen waren, um wenigstens ein bisschen Schlaf abzubekommen, blieb ich hier sitzen und starrte in den Himmel. Meine Instinkte blieben still, doch trotzdem war ich zu aufgedreht, um mich jetzt ins Bett zu legen und zu schlafen.
Bei den Weasleys kam doch mal ein wenig Bewegung auf den Platz. Mr Weasley krabbelte aus dem Zelt nur, um in das andere zu kriechen. Kurz darauf kam er auch schon wieder heraus. Er sah ungeduldig zu den beiden Zelten. Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon die anderen Bewohner herausgekrabbelt. Die Zelte bauten sich mit Hilfe von Magie von alleine ab, dann wurde auch schon die Truppe losgescheucht. Bei mir blieb sie allerdings noch einmal kurz stehen.
„Du bist schon wieder wach, Rona?", wurde ich überrascht gefragt.
„Nein, ich war noch gar nicht im Bett", gab ich zu.
„Bist du nicht müde?" Ich schüttelte den Kopf. Eine Nacht durchzumachen, machte mir gar nichts aus. Nach der zweiten Nacht wurde es ein wenig kritisch, doch bis zum dritten Abend konnte ich problemlos wachhalten. Mit meiner gewachsenen Magie vielleicht sogar noch länger.
„Bin ich nicht. Ich kann eh nicht schlafen. Marlon hat gesagt, ich soll ihn um halb sieben wecken, dann werden wir den ersten Portschlüssel kriegen."
„Wo geht es denn hin?", wollte Fred wissen.
„Zu ein paar alten Freunden der Familie. Wir können dann bei ihnen Frühstücken", wich ich der Frage aus.
„Zu den Leuten, die Tatze aufgenommen haben?", fragte Harry. Ich nickte begeistert.
„Genau zu denen! Ich freue mich schon. Aber solange es noch keinen Portschlüssel gibt, werden wir wohl warten müssen."
„Ihr solltet nicht zu spät losgehen. Nach letzter Nacht werden viele möglichst schnell von hier wegwollen. Deshalb müssen wir jetzt auch weiter." Mr. Weasley nickte mir einmal freundlich zu, was ich erwiderte. Dann lehnte ich mich wieder in meinem Stuhl zurück und beobachtete den Nachthimmel, an den sich langsam weitere Sonnenstrahlen kämpften. In einer halben Stunde würde man bestimmte auch schon etwas von der Sonne sehen.

Vorsichtig stupste ich Marlon an. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es anstellte, dass er wieder aufwachte. Wenn jemand geweckt wurde, war ich es immer gewesen. Als Reaktion auf mein leichtes Stupsen kam ein müdes unzufriedenes Grummeln.
„Du hast gesagt, ich soll dich wecken, damit wir den ersten Portschüssel nach Australien kriegen. Du hast gestern extra dafür gesorgt, dass wir einen Platz kriegen. Jetzt dürfen wir ihn nicht verpassen." Auf meine Worte bekam ich einfach gar keine Reaktion mehr. Ich sah hilfesuchend zu Antiope, welche wie so oft schwanzwedelnd neben mir saß. Der Hund stand träge auf, bevor sie sich einfach auf meinem Onkel fallen ließ.
„Antiope, du bist schwer", nuschelte mein Sorgeberechtigter, was ein leises Bellen zu folge hatte.
„Zustimmen entfernt dein Gewicht nicht." Endlich schlug Marlon die Augen auf. Ich lächelte ihn entschuldigend an.
„Sie wollte mir helfen, dich zu wecken", erklärte ich verlegen. Dass sich auf Antiope auf einen drauf legte, war wohl keine gute Art und Weise jemanden zu wecken.
„Mission erfüllt, würde ich behaupten. Wie viel Uhr haben wir?"
„Eine Minute nach halb sieben."
„Du bist sehr pünktlich beim Wecken", stellte mein Onkel breit grinsend fest, weshalb ich stolz nickte. Es war doch etwas gutes, pünktlich beim Wecken zu sein, nicht wahr? Dafür sollte man sie schließlich wecken. Damit sie rechtzeitig wach waren.
„Jetzt musst du aber runter von mir Antiope." Mein Haustier kletterte von Marlon wieder herunter. Dieser begann sich eben eine Hose und ein T-Shirt über zu ziehen, bevor er den Koffer schloss.

Wir hatten gerade Marlons Zelt abgebaut und im Auto verstaut, als es sich auch in den anderen beiden Zelten regte. Offensichtlich wollten sich unsere Mitreisenden noch vor uns verabschieden. Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon Frédéric und Claire aus dem ersten Zelt gekrabbelt.
Während der Bruder meines Vormundes noch ziemlich müde wirkte, grinste seine Ehefrau uns breit an, als hätte sie gerade acht Stunden tief und fest durchgeschlafen. Ihr schien es rein gar nichts auszumachen, dass sie jetzt mal wenig schlaf gekriegt hatte.
„Ihr müsst gleich los, richtig?", fragte Frédéric, wobei er einmal herzhaft gähnte.
„Der Portschlüssel geht bald. Also ja. Wir sehen uns dann in ein paar Wochen wieder."
„Ja, das tun wir. Lasst euch nur nicht von Samuel und Jean dazu breitschlagen bei ihnen zu bleiben. Du weißt, sie nehmen sehr gerne Leute bei sich auf." Mein Onkel fing an zu lachen.
„Keine Sorge, Frédéric, ich komme wieder zurück. Und Welpe bringe ich wieder mit." Hinter uns hörte man den Reißverschluss des Mädchenzeltes, indem ich eigentlich ebenfalls schlafen sollte. Arienne, Susanne und Roux kamen herausgekrabbelt, alle drei noch etwas verschlafen.
„Wenn du unsere Kriegsnymphe nicht wieder mitbringst, würden wir dir auch nicht verzeihen, Marlon", kam es von Susanne. Sie legte einen Arm um mich, bevor sie weitersprach.
„Was wäre schließlich eine Nymphenfamilie ohne Nymphe. Außerdem habe ich schon so viel Arbeit in sie investiert, da will ich keine Neue."
„War das jetzt nett gemeint oder nicht?, fragte ich verunsichert. So ganz abschätzen, konnte ich das nie bei Susanne.
„Nett, sie will dich behalten. Auch wenn es nicht nett gesagt war", klärte mich Arienne auf. Ich nickte leicht. Ich drückte nett gemeinte Dinge häufig auch nicht nett aus, daher wollte ich mich nicht beschweren, wenn Sue es auch nicht tat. Auch wenn ich manchmal nicht einordnen konnte, wie sie es nun meinte.
„Ich komme in ein paar Wochen wieder. Vielleicht schreibe ich euch zwischendurch mal einen Brief."
„Aber nur vielleicht, was?", kam es von Susanne.
„Wenn ich die Zeit dafür finde, euch zu schreiben. Ich bin langsam dabei", verteidigte ich mich.
„Das wissen wir doch, Patricia. Wenn wir zwei Wochen lang nichts von dir persönlich hören, ist es nicht schlimm. Auch wenn meine Schwester gerade meint, sie müsse dich dazu bringen, mindestens einen Brief zu schreiben." Roux sah die Ältere strafend an, welche nur mit den Schultern zuckte.
„Dann übt sie es. Ich meine es nur gut", kam der Kommentar von ihr. Das stimmte natürlich. Wenn ich den drei Mädchen einen Brief schrieb, übte ich das Schreiben.
„Ob sie euch schreibt oder nicht, sehen wir, wenn wir in Australien und Amerika sind. Erstmal müssen wir dahin kommen. Also sollten wir langsam mal los, Welpe. Sonst verpassen wir noch unseren Portschlüssel." Ich nickte schnell. Unsere Fahrkarte nach Australien wollte ich auf gar keinen Fall verpassen. Schließlich wollte ich, sobald wie möglich Sirius wiedersehen. Ich wollte schon loslaufen, doch Roux hielt mich fest.
„Erst ordentlich verabschieden." Ich wurde in eine kurze Umarmung gezogen und mir wurde viel Spaß gewünscht, bevor ich zu Arienne geschoben wurde. Bei ihr fand das Prozedere erneut statt, dann kam Sue an die Reihe. Diese schien mich nicht mehr richtig loslassen zu wollen,
„Wir sehen uns in ein paar Wochen wieder, du kleine Katastrophe. Ich schreibe dir, auch wenn du mir nicht antwortest." Ich gab ein zustimmendes Geräusch von mir, weshalb Sue leise lachte. Sie ließ mich wieder los und schob mich zu Marlon herüber.
„Kommt mir ja nicht zu spät nach Australien. Ich brauche eine Pause davon, die Kriegsnymphe zu erziehen." Ich schüttelte leicht den Kopf. Das war eine Lüge gewesen. Sue brauchte vieles, aber keine Pause von mir.
„Wir machen uns jetzt auf den Weg. Nicht wahr, Welpe?" Ich nickte begeistert, während ich mit Marlon loslief. Der Kriegsnymphenfamilie wank ich noch einmal kurz zum Abschied zu.

Hexagramm - HundewacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt