Kapitel 27

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Ich beobachtete Adina, welche im See schwamm, genauer gesagt, in dem nicht vereisten Teil um das Durmstrangschiff bis hin zu dem Ufer, an welchem wir gestern herausgekommen waren. Sie zog ihre Runden um das Schiff, weshalb ich mich fragte, ob ihr wohl irgendwann langweilig werden würde. Wenn es allerdings so wäre, könnte sie auch noch immer untertauchen, um ein wenig mit den Wassermenschen zu plaudern.
Ich selbst saß an meinem üblichen Platz. Ein Zauber schützte mich vor dem starken Schneefall, welcher momentan die Schneehaufen noch einmal erhöhte. Es sah wirklich beeindruckend aus, wie die Flocken um mich herum tanzten und an meinem Zauber abprallten. Den Boden hatte ich noch mit einem anderen Zauber von der weißen Masse befreit, weshalb sich nun einen Meter von mir entfernt ein Schneehaufen türmte. Eine Picknickdecke diente mir als Sitzgelegenheit.
Ich hatte mein Vorhaben von letzter Nacht umgesetzt, weshalb ein Haufen Toast neben mir lag, welches ich an den Riesenkraken verfütterte. Ein Tentakel war momentan an der Wasseroberfläche zu sehen, um eine neue Scheibe in die Tiefe zu ziehen. Diese warf ich ihm auch nur zu gerne hin, weshalb das Tier wieder verschwand.
Mein Blick glitt zu den anderen Tieren, welche mir Gesellschaft leisteten. Antiope und Bärchen tobten mal wieder zusammen durch die weiße Masse. Nicht nur die Wassernymphe würde wohl gleich eine Dusche benötigen, sondern auch unsere beiden Haustiere. Wenigstens ein Handtuch würden wir brauchen, damit man nicht anhand der Wasserpfützen, welche die beiden drinnen hinterlassen würden, den Gemeinschaftsraum finden konnte.
„Guten Morgen", hörte ich hinter mir jemanden mit starken, bulgarischen Akzent. Neugierig drehte ich mich um. Dort stand Viktor Krum, seinem Outfit nach zu urteilen, wollte er ebenfalls schwimmen gehen. Verwunderlich, dass er ausnahmsweise mal zu mir kam, meistens sprang er doch, wie wir gestern Abend, von der Rehling.
„Morgen", murmelte ich, bevor ich wieder zum See sah. Dort war gerade wieder ein Tentakel aufgetaucht, weshalb ich eine neue Scheibe Toast in den See warf.
„Kann ich mein 'andtuch, 'ier 'inlegen?", wurde ich gefragt. Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht aufgrund der Aussprache loszulachen. Er hatte wirklich ein Problem mit den armen H's. Ich hatte auch durchaus mitbekommen, dass Hermine ihm den ganzen Ball über, versucht hatte, ihren Namen beizubringen.
„Klar, gib her. Bei mir bleibt es warm und schneefrei." Ich griff nach dem Handtuch, welches mir gerne gegeben wurde. Ich platzierte es bei Adinas. Tatsächlich hatte die Wassernymphe sich sehr über das von mir Bemalte gefreut und nahm es seit Weihnachten immer mit zum See.
„Der – ähm – Tier, ist nicht gefährlich, richtig?", wurde ich verunsichert gefragt, weshalb ich leise kicherte. Der große Viktor Krum hatte Angst vor einem Toast fressenden Kraken.
„Nein, er hat nur die Angewohnheit Leute zu beobachten. Du kannst gefahrlos schwimmen gehen", erklärte ich dem jungen Mann, welcher erneut zu dem See saß. Dort war wieder ein Tentakel zu sehen, welcher auf eine neue Scheibe wartete. Eine weitere Scheibe Toast landete im Wasser.
Krum beobachtete noch zwei Sekunden das Wasser, dann glitt sein Blick zu Adina, welche gemütlich durch den See paddelte. Schließlich kam er wohl zu dem Schluss, der Kraken würde ihm ebenfalls nichts tun, jedenfalls ging er zum Wasser herunter. Damit wäre ich wohl gleich wieder alleine, weshalb ich in Ruhe über gestern Abend nachdenken konnte, dem eigentlichen Grund, warum ich hier nun einmal saß.
„Warum bist du alleine?" Krum, welcher schon fast im Wasser war, drehte sich noch einmal zu mir um.
„Ich bin nicht alleine. Antiope und Bärchen sind da." Ich zeigte auf die beiden spielenden Hunde, welche sich gerade in den von mir erschaffenen Schneehaufen wälzten.
„Außerdem ist Murray noch hier." Ich warf noch ein weiteres Stück Toast in den See. „Das ist der Name des Kraken", fügte ich noch hinzu. Vermutlich wusste kaum ein Mensch, den wirklichen Namen der Riesenkrake. Ich kannte ihn auch nur, weil Sirius es mir bei unserem gestrigen Gespräch über das Armband erzählt hatte.
„Aber keine Menschen." Ich nickte leicht. Da hatte er recht. Seitdem mein leiblicher Vater nicht mehr morgens zu mir kam, hatte ich die erste Stunde hier meistens keine menschliche Gesellschaft. Allerdings störte es mich nicht. Dann spielte ich halt mit den Hunden, zeichnete und manchmal las ich auch. Oder ich hing ein wenig meinen Gedanken nach, so wie ich es heute vorhatte.
„Adina freut es, wenn ich hier sitze und ich bin gerne mal alleine. Aber in ungefähr zehn Minuten kommt Draco von seiner Joggingrunde. Manchmal setzt er sich zu mir. Meine Freunde kommen auch oft hierher." Ich sah in die Richtung, aus der meistens der Wasserstoffblonde kam. Ob er wohl heute auch kommen würde? Es würde heißen, unser Friedensvertrag lief momentan sehr gut, doch gleichzeitig wollte ich heute sehr gerne nachdenken.
„Mit Draco warst du beim Ball, richtig? Das 'at mich – ähm – gewundert."
„Warum hat es dich gewundert?", fragte ich neugierig. Natürlich hatten der wasserstoffblonde Junge und ich bisher wenige gemeinsam gemacht, aber das hatten viele Pärchen nicht, die zusammen auf dem Ball aufgetaucht war.
„Wegen dem Begleiter von Roux, Blaise, glaube ich. Ich dachte, ihr wärt ein Paar und Arienne meinte zu Poliakoff, ihr würdet vielleicht zusammen gehen."
„Wir sind Freunde, aber haben nie überlegt, zusammen hinzugehen. Er wollte nur mit mir tanzen. Er hat überlegt, mit Antiope hinzugehen." Krum fing aufgrund meiner Aussage an zu grinsen. Er nickte mir noch einmal zu, bevor er mit einem sehr eleganten Köpper ins eiskalte Wasser sprang. Schon alleine der Gedanke, ich würde ein weiteres Mal in dieser kalten Plörre treiben, brachte mich zum Zittern. Das wäre mir definitiv viel zu kalt. Mal abgesehen davon, war ich mir jetzt wieder sehr sicher, es war besser, wenn ich trotz meiner verbesserten Schwimmfähigkeit das Wasser miet.
Ich sollte recht behalten, was mein allein sein anging. Krum war gerade ein paar Meter vom Ufer weg, da kam auch schon Blaise an. Er setzte sich zu mir, bevor er die zwei Handtücher musterte, weshalb meine Zeit zum Nachdenken wohl endgültig vorbei war. Allerdings gab es auch noch Geschichte der Zauberei, welches leider bald beginnen würde, und damit das Ende der Weihnachtsferien offiziell machte.
„Seit wann bewachst du zwei Handtücher am Morgen?", wurde ich neugierig gefragt, während sich Blaise zu mir setzte.
„Krum ist auch schwimmen gegangen. Bei mir ist es warm und nicht zugeschneit, deshalb passe ich auf." Ich ließ mich gegen Blaise fallen, welcher mich bereitwillig umarmte.
„Wenn du so weiter machst, solltest du Geld fürs Aufpassen nehmen", wurde mir mitgeteilt, weshalb ich leise lachte. Ab morgen würde ich mich hier mit einem Stand sitzen und einen Sickel pro Handtuch nehmen, welches ich vor Kälte und Nässe schützte.
„Krum hat geglaubt, wir wären zusammen. Findest du auch, wir verhalten uns manchmal wie ein Paar?", fragte ich neugierig. Mein Klassenkamerad schien kurz überlegen zu müssen, bevor er schließlich nickte.
„Viele Leute verbinden Kuscheln eher mit einem Pärchen. Bei Freundschaften zwischen Frauen ist es auch noch normal, aber Typen machen so etwas nicht", wurde mir erklärt.
„Aber wir kuscheln weiterhin, oder? Ich habe mich jetzt damit abgefunden, dass du mich gerne dazu nötigst", gab ich zu.
„Du hast dich nicht nur damit abgefunden, du genießt es mittlerweile sogar. Du kannst es ruhig zugeben." Mir wurde mal wieder ein Kuss auf die Schläfe gedrückt, weshalb ich zufrieden brummte. Eigentlich hatte er recht, ich genoss es sogar sehr.
„Ich mag kuscheln doch lieber als gedacht", gab ich kleinlaut zu, weshalb mich Blaise noch etwas näher an sich zog.
„Wenn ich nicht mit Draco zum Ball gegangen wäre, wärst du dann eigentlich mit mir gegangen?" Neugierig sah ich zu meinem Klassenkameraden, welcher nachdenklich in die Luft starrte. Eigentlich hätte ich gedacht, er würde mir die Antwort einfach sofort sagen können, nicht, dass er noch nachdenken musste.
Im nächsten Moment schalteten sich schon wieder meine Instinkte an. Eine Gefahr näherte sich.
„Ich glaube, Sue kommt und will mich mal wieder angreifen", murmelte ich leise, damit die Gleichaltrige es nicht mitbekam. Blaise sah mich aufgrund der Worte ziemlich entsetzt an. Meistens kam er nach der Gryffindor an, weshalb er nicht in irgendwelche Kämpfe verwickelt wurde.
„Kann ich noch fliehen?", fragte er entsetzt. Ich schüttelte leicht den Kopf. Fliehen sollte er definitiv nicht. Zum einen hatte ich schon längst ein Schutzschild erscheinen lassen, damit die Nymphe uns nicht erwischte. Da heute Blaise schon da war, hatte ich wirklich keine Lust darauf, mich mit den anderen drei Mädchen anzulegen.
In diesem Moment knallte auch schon Susanne gegen meinen Schutzschild, weshalb sie fast in den Schnee plumpste. Arienne und Roux folgten ihr mit aller Ruhe dieser Welt. Offensichtlich waren sie von Anfang dagegen gewesen, mich und Blaise anzugreifen.
„Warum helft ihr mir denn nicht?", beschwerte sich die Perfektionistin mal wieder. Die anderen beiden zuckten nur desinteressiert mit den Schultern.
„Wir haben dir gesagt, wenn sie gerade friedlich mit Blaise kuschelt, lassen wir sie in Ruhe. Worüber habt ihr gerade geredet?", fragte Roux neugierig. Sie und Arienne setzten sich zu uns beiden auf den Boden.
„Krum dachte, Blaise und ich wären ein Paar. Deshalb hat er sich gewundert, dass wir nicht zusammen beim Ball waren. Blaise schuldet mir noch eine Antwort, ob er mit mir dort hingegangen wäre, wenn ich nicht mit Draco hingegangen wäre. Und da wir schon bei dem Thema sind, kannst du mir erklären, warum du George gedroht hast, Roux, damit er mich nicht einlädt." Arienne sah aufgrund von meinen Worten ziemlich empört zu der Jüngsten unter uns herüber. Vermutlich hatte die Ältere durchschaut, warum Drohungen ausgesprochen worden waren.
„Ich habe überlegt, dich einzuladen, als wir am See waren. Aber weil du meintest, du willst aufgrund eurer Mission mit einem Durmstrang gehen. Hätte ich gewusst, dass du eure Mission aufgegeben hast, hätte ich dich doch noch eingeladen", gestand mir schließlich Blaise. Ich nickte leicht, bevor ich auffordernd zu Roux sah. Diese schien aber nicht willig zu sein, das Rätsel aufzulösen.
„Ich will wissen, warum du George bedroht hast", erinnerte ich sie schließlich, in der Hoffnung endlich meine Antwort kriegen.
„Willst du Blaise nicht erstmal etwas dazu sagen, dass er dich zum Ball eingeladen hätte?", wurde ich gefragt. Ich sah wieder zu dem Dunkelhäutigen herüber, welcher mich verunsichert angrinste. Er schien wohl wirklich eine Antwort haben zu wollen.
„Hättest du mich gefragt, hätte ich mich nicht von Adina dazu überreden lassen, mit ihrem Bruder zu gehen", gab ich wahrheitsgemäß zu, bevor ich mich wieder an Roux wandte. Blaise hingegen drückte mir wieder einen Kuss auf die Wange.
„Ich wollte, dass du mit Blaise zum Ball gehst", wurde mir mitgeteilt. Wie sollte bitte jemand darauf kommen, wenn einem immer nur mitgeteilt wurde, man hätte eine Person nicht lieb genug.
Ich sah hilfesuchend zu Arienne herüber. Sie war immer gut darin, mir zu erklären, warum die anderen komische Dinge machten. Zum Beispiel warum mir Roux nicht einfach sagte, dass sie der Meinung war, ich solle mit Blaise gehen.
„Bei Roux geht ihr Romantikgen durch, seitdem Jamie mit deiner Adina ausgeht. Mache dir darüber keine Gedanken", wurde mir geraten, weshalb ich nickte. Dann würde ich versuchen, das Thema auf sich beruhen lassen. Jedenfalls fürs erste. Auch wenn ich eigentlich neugierig auf eine richtige Antwort war. Roux Romantikgen ging des Öfteren mit ihr durch. Bisher hatte es aber noch nie mit einer Ballbegleitung für mich zu tun.

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