Kapitel 21

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Ich warf immer wieder den Ball für Antiope und Bärchen, welche ihm glücklich bellend nachrannten, während ich mal wieder in einem Buch zeichnete. Wie an eigentlich jeden Morgen war Adina in den See abgetaucht. Jetzt, wo ich wieder zurück in Hogwarts war, nahm ich mir auch wieder die Zeit, um morgens hier herumzusitzen.
Meine Instinkte sprangen an. Jemand wollte mich angreifen, was in neunundneunzig Prozent der Fälle auf Susanne schließen ließ. Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen, jetzt schon jemanden so sehr auf die Füße getreten zu sein, dass meine Rückkehr alleine eine Ermordung begründete. Allerdings war ich als offizieller Teil der Kriegsnymphenfamilie vielleicht auch eine größere Gefahr, im Vergleich mit letzten Jahr, wo ich nur ein unbekanntes Waisenmädchen war.
Es dauerte noch zwei Sekunden, dann war die Gefahr nahe genug dran, dass ich gegen sie antreten konnte. Ich packte Sue am Arm und wollte sie mit einem gezielten Wurf in den See befördern. Dies blockte sie ab, weshalb ein kurzes Gerangel entstand, bei dem am Ende Sue zu Boden ging. Ich stürzte mich auf sie und fixierte sie dort.
„Einen wunderschönen guten Morgen, Patricia!", flötete die Gryffindor gut gelaunt.
„Morgen, Sue." Ich ließ von Marlons Nichte ab, um auch noch Arienne und Roux einen guten Morgen zu wünschen. Die beiden Mädchen waren mit Susanne hierher gekommen.
„Morgen, ihr beiden." Ich schenkte ihnen ein freundliches Lächeln, weshalb sich Ari neben mich fallen ließ und mir einmal durch die Haare strich.
„Hast du gut geschlafen oder hat dich Parkinson genervt?", wurde ich gefragt.
„Sie hält momentan die Klappe", berichtete ich glücklich. Da Parkinson und ich uns momentan demonstrativ ignorierten, herrschte tatsächlich frieden
„Sehr gut und du Sue, gucke nicht so muffelig, weil wir dich nicht darin unterstützt haben, Patricia anzugreifen. Sie braucht noch ein wenig Zeit, bevor wir sie überraschend angreifen. Noch ein bisschen Schonfrist für meine neue kleine Schwester. Ihr hattet anfangs auch eine."
„Sie kriegt keine zwei Jahre!", protestierte sofort Susanne.
„Nicht zwei Jahre, aber noch ein wenig. Bis sie gelernt hat, sich bei einem vorhersehbaren Angriff zu wehren. Sie macht doch große Fortschritte. Nächste Woche fangen wir an, sie hinterrücks zu überfallen." Mir wurde leicht in die Seite gestupst.
„Ihr könnt mich auch jetzt schon hinterrücks angreifen. Sue freut sich immer, dass ihr zusammen stärker als ich seid, also könnt ihr mich jetzt öfter angreifen, damit ich öfter verliere. Oder ich lerne früher, wie man mit mehren Gegnern umgeht, was Sue stolz machen wird."
„Schon alleine für diesen Satz bin ich stolz auf dich. Es zeigt, ich bin eine tolle Antheia und ich werde dich zu einer mindestens genauso tollen Nymphe wie Otrere machen. Wenn wir beide gestorben sind, probieren wir aus, ob es geklappt hat! Dann trittst du im Totenreich gegen Otrere an." Der Gedanke, dass ich eines Tages gegen die erste Kriegsnymphe antreten würde, brachte Susannes Augen zum Glänzen. Hoffentlich würde sie nicht irgendwann ungeduldig werden, weil ich zu lange lebte und sich damit der Kampf zu sehr nach hinten schob. Ob sie wohl versuchen würde, mich umzubringen, um ihr Ziel zu erreichen? Aber so weit würde sie sehr wahrscheinlich dann doch nicht gehen.
„Susanne, in letzter Zeit redest du mir etwas zu oft über den Tod. Willst du uns über irgendwelche Probleme in deinem Leben reden?" Arienne sah belustigt zu ihr herüber.
„Ich bin Realist, das ist mein Problem. Wollen wir uns jetzt mit den echten Problemen dieser Welt befassen? Ein Todesser läuft wahrscheinlich in Hogwarts rum? Also wann hängen wir Karkaroff aus dem Fenster und fragen ihn, ob er es ist?"
„Wenn wir wieder ins finster Mittelalter durch eine Zeitreise geschickt werden, solange halten wir uns an unseren eigentlichen Plan. Patricia, du wolltest doch mit Snape reden."
„Den alten Schniefelus ein wenig ausquetschen, meinst du wohl", machte Sue meinen Vater nach. Ich biss mir auf die Unterlippe. Sirius, ihn vermisste ich doch sehr, genauso wie ich es bei Marlon tat. Ich freute mich jetzt schon darauf, die beiden bald wieder zu sehen, auch wenn ich nicht über Nacht bei ihnen bleiben würde. Zwar gaben sich Ari und Blaise große Mühe, die Kuscheleinheiten zu ersetzen, doch es war ein Unterschied, ob ich mit Sirius und Marlon kuschelte oder ob es Ari und Blaise waren. Außerdem lag nachts nur Antiope bei mir im Bett, weshalb es irgendwie leer war. Man gewöhnte sich doch schnell daran, jemanden zum Knuddeln und Reden zu haben.
„Ich werde Freitag mit ihm reden, während ich meinen Privatunterricht habe. Das ist am wenigstens auffällig. Dann frage ich ihn zu Karkaroff und Crouch aus. Sind euch noch andere verdächtige Personen aufgefallen?" Ich sah neugierig in der Runde herum, doch sie schüttelten allesamt den Kopf. Das hörte sich noch nicht sehr vielversprechend an. Hoffentlich würde mir dieses Mal nicht die Person, welche die Nymphen und vor allem Harry bedrohte, durch die Lappen gehen.
„Bisher leider nicht, aber wir halten weiterhin unsere Augen auf. Wir werden den Gefährder bestimmt bald finden und dann können wir nach Hause. Zurück zu Sirius und Marlon", versuchte mich Roux aufzumuntern. Ich nickte leicht, um zu signalisieren, dass ich verstanden hatte, doch ich glaubte nicht ganz daran. Bei Pettigrew war schließlich am Ende alles schief gelaufen.
„Das wird alles, Patricia. Du musst dir keine Sorgen machen, dieses Mal hast du ein Team hinter dir stehen, welches dafür ausgebildet wurde Todesser zu jagen und nicht von welchen großgezogen wurde. Außerdem hast du dich als Kriegsnymphe weiter entwickelt. Ares hat dir alles beigebracht, was er konnte, jetzt brauchst du halt einfach mehrere Leute, die auf dich eindreschen und eine richtige Familie. Für Letzteres hast du die beiden." Sue zeigte auf ihr Schwester und ihre Großcousine, welche beide belustigt den Kopf schüttelten.
„Zum Glück wissen wir alle es besser. Unsere Kriegsnymphe ist auch für dich Familie." Roux boxte ihrer älteren Schwester leicht in die Seite, weshalb diese gespielt beleidigt grummelte.
„Selbst wenn wir es schaffen, Harry vor dem Todesser zu beschützen, die Aufgaben muss er alleine bewältigen. Momentan hat er noch keine Ahnung, was die nächste Aufgabe ist. Glaubt ihr, er schafft es, das Rätsel zu lösen? Es ist doch ziemlich kompliziert."
„Kompliziert? Ich weiß nicht, ob jemand anderes als dein Zwilling weiß, wie sich Wassermenschen über Wasser anhören und deshalb auf die Idee kommt, das Ei unter Wasser zu öffnen", warf Susanne ein. Ich kratzte mich am Hinterkopf. Ich war mir ziemlich sicher, nicht einmal ich würde die Stimmen als die von Wassermenschen erkennen und niemand anderes hatte so viel Tiernymphenblut in sich wie ich. Also abgesehen von meinem Zwilling.
„Du solltest es Harry vielleicht sagen, dass es sich um Wassermenschen bei dem Rätsel handelt und dass er das Ei unter Wasser halten soll", schlug mir Roux vor.
„Ich habe ihn gefragt, ob er meine Hilfe haben will, aber er meinte, er bräuchte sie nicht. Ich will mich ihm nicht aufdrängen. Wenn er nicht weiterkommt, wird er bestimmt kommen. Ansonsten kann ich es ihm noch immer stecken oder Kira sagt es ihm. Ich glaube, meinem Zwilling glaubt Harry eher. Letztes Jahr hat er mir nicht geglaubt, dass er nicht gegen Slytherin spielen wird."
„Dieses Mal glaubt er dir bestimmt." Die Jüngste von uns Mädchen tätschelte aufmunternd meine Schulter.

Hexagramm - HundewacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt