Kapitel 41

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Wir kamen unsanft auf dem Boden vor dem Irrgarten auf. Während Harry bäuchlings landete und liegen blieb, rollte ich mich bei der Landung ab, weshalb ich am Ende stand. Meine Arme zitterten leicht, aufgrund der im Kampf gegen Voldemort verbrauchten Kraft. Würde das Adrenalin meinen Körper nicht am Laufen halten, wäre das hier vermutlich der Moment, wo ich Schnurrstraks in meinem Schlafsaal laufen würde, um mich in meinem Bett auszuschlafen. Doch das Adrenalin hielt mich Munter, während ich angespannt dabei zusah, wie die Leute auf Harry und mich zugeeilt kamen. Vorne heran kamen Dumbledore und Fudge zusammen mit einer ziemlich aufgewühlten Roux.
Kaum waren die beiden Männer bei uns angekommen, bückte sich auch schon Dumbledore zu Harry und drehte ihm um, sodass sein Gesicht nun in Richtung Himmel zeigte.
„Harry! Harry!", wurde der Junge, der überlebte, angeschrien. Harry macht langsam die Augen auf, sodass er jetzt wirklich zum Himmel sah.
Mein Blick glitt zu der anderen Gruppe, welche kurz nach dem Gryffindor und mir hier angekommen war. Die Kriegsnymphenfamilie schien das Gemetzel mit den Todessern tatsächlich fast unbeschadet überstanden zu haben. Auf Claires wunderschönen bronzefarbenem Gesicht waren einige blutende Kratzer zu sehen und auch Marlons linker Arm schien etwas abbekommen zu haben. Ansonsten schien er allerdings in Ordnung zu sein. Jedenfalls streckte er seinen rechten Arm nach mir aus, als Zeichen, ich solle zu ihm herüberkommen, anstelle sofort zu Madam Pomfrey zu rennen.
„Welpe, alles in Ordnung?", fragte er mich leise, kaum hatte ich mich an ihn gekuschelt.
„Ja, bei euch?", fragte ich zur Sicherheit noch einmal nach. Nur weil man oberflächlich nichts sah, hieß es schließlich noch nicht, dass wirklich alles in Ordnung war. Ein verfluchtes Körperteil musste man nicht unbedingt erkennen und auch ein Gift konnte erst mit etwas Verzögerung wirken.
„Natürlich. Nur ein paar Kratzer und blaue Flecken. Nichts, was auch ohne Heilsalben in drei Tagen wieder verheilt wäre", stellte mein Onkel beruhigend fest, weshalb ich zufrieden seufzte. Das wollte man doch gerade hören. „Und wir werden gleich einfach Madam Pomfrey eine Heilsalbe abquatschen, dann sehen wir in wenigen Minuten aus wie neu."
Ich drehte mich wieder zu der Szenerie hinter mir um, wo noch immer die verängstigte Menge den toten Cedric Diggory anstarrte. Dumbledore redete gerade mit Amos Diggory, Cedrics Vater, welcher ziemlich aufgelöst aufgrund der Leiche seines Sohnes wirkte. Auch Fudge stand bei den beiden, wirkte aber eher wie Dekoration.
„Wo ist Harry?", fragte ich und sah mich nach dem Gryffindor um.
„Moody bringt ihn in den Krankenflügel. Eine vernünftige Entscheidung", stellte Arienne fest, weshalb ich wütend in Richtung Schloss sah. Ich fand es ganz und gar nicht vernünftig, dass Harry gerade alleine mit Moody unterwegs war. Ich vertraute ihm noch immer nicht.
„Geh ihm nach, wenn du ihm noch immer nicht über den Weg traust. Wir kümmern uns um das hier", riet mir Marlon, welcher mich losließ. Ich nickte bestimmt. Das würde ich nur allzu gerne tun.
„Sue, komm mit", befahl ich der gleichaltrigen Perfektionistin. Diese fing an, fröhlich zu grinsen, bevor sie mir durch die aufgelöste Menge folgte.

Mit Hilfe von Sues Armband folgten wir Harry erneut. Zum Glück hatte er noch immer mein Armband um. Ich sollte diesen Jungen wirklich chippen lassen, wenn das Ganze vorbei waren. Anscheinend war es sehr wichtig, denn ansonsten verlor man ihn ständig. Aber vielleicht war es ihm lieber, wenn er ein Armband oder Ähnliches an Stelle eines Chips bekam. Dann könnte er ebenfalls jederzeit Sirius anrufen. Das würde ihn mit Sicherheit sehr glücklich machen.
Moody war wirklich so dumm, Harry in sein eigenes Büro zu bringen. Als würde man dort nicht als erstes nach den beiden Suchen. Der Auror sollte wirklich noch einmal über seine Qualifikation nachdenken. Für jemanden, der immer predigte, wie wichtig durchdachtes Handeln war, handelte er gerade ziemlich undurchdacht.
Wir kamen vor der Tür an. Sue versuchte kurz sie zu öffnen, was allerdings nicht funktionierte. Nicht, dass es überraschend war. Das war wohl das mindeste, was man tun konnte, wenn man sich an einem so offensichtlichen Ort befand. Die Zugänge verriegeln.
„Sue, bei Seite", befahl ich meiner Adoptivcousine, während ich mit den Händen schon einen Zauber formte. Die Perfektionistin sprang blitzschnell bei Seite, dann feuerte ich meinen Fluch schon ab. Die Tür wurde einfach aus den Angeln gerissen, flog durch den halben Raum und begrub schließlich Moody unter sich. Harry verfehlte sie nur um Haaresbreite.
„Strike. Das nenne ich gut gezielt", stellte Sue mit einem kurzen Blick in den Raum fest. Ich grinste zufrieden. Es war doch sehr schön, wenn die kleine Perfektionistin ausnahmsweise mal nicht an mir herummäkelte, sondern wirklich mit meiner Leistung zufrieden war.
Ich ließ Sue an der Tür stehen, nur um zu Harry zu laufen, welcher ziemlich verdattert auf einem Stuhl saß und die Stelle anstarrte, wo gerade noch Moody gestanden hatte. Die ganzen Ereignisse von heute bekam sein Gehirn wohl nicht ganz verarbeitet. Es war aber auch wirklich viel passiert.
„Ich werde dich chippen", verkündete ich dem Gryffindor. Dieser schien mir gar nicht wirklich zugehört zu haben, jedenfalls reagierte er nicht. Vorsichtig lief ich zu Harry herüber, nur um ihn leicht anzustupsen. Dieses Mal bekam ich auch eine Reaktion, jedenfalls wurde ich ziemlich verstört angesehen.
„Die Kavallerie ist hier", stellte ich vorsichtig fest. „Und ich hatte Recht, dass man Moody nicht vertrauen kann", fügte ich noch hinzu.
In diesem Moment waren Schritte auf dem Flur zu hören. Ich sah noch kurz prüfend den lebenden Hogwartschampion an, doch er schien nicht gleich aufgrund der heutigen Ereignisse zusammenbrechen zu wollen. Daher ließ ich ihn auf dem Stuhl sitzen und lief stattdessen zur Tür. Ich spähte vorsichtig auf den Flur, um zu sehen, was dort los war. Dumbledore, Snape, McGonagall und Frédéric kamen den Flur entlang. Sehr wahrscheinlich waren sie dem Signal von meinem Armband ebenfalls gefolgt.
„Wie immer sind die Alten viel zu langsam für den ganzen Spaß", stellte Sue breit grinsend fest.
„Susanne, werde nicht frech", kam sofort die Anweisung von ihrem Vater, weshalb sie die Augen verdrehte. Das mit dem nicht frech werden, gehörte nun wirklich nicht zu ihren stärken.
Die vier Erwachsenen kamen in den Raum herein, Dumbledore sah sich kurz suchend im Raum um, bevor er den falschen Moody unter der Tür entdeckte. Ein kurzer Zauber, dann stand die Holzplatte vernünftig an eine Wand gelehnt, während der Schulleiter von Hogwarts mit dem eisigsten Blick, den ich je bei ihm gesehen hatte, den Lehrer betrachtete. Von dem gütigen Lächeln und den Funkeln in den Augen hinter der Brille war nichts mehr übrig geblieben.
„Wer von euch beiden hat mit der Tür nach einem Lehrer geworfen?", fragte Frédéric mit einem ziemlich missbilligenden Unterton. Er würde mich wohl kaum für meinen Strike loben. „Ihr hättet Harry treffen können."
„Patricia hat perfekt gezielt. Das war ein Strike." Die Perfektionistin hielt mir breit grinsend die Hand hin, damit ich einschlagen konnte. Das tat ich allerdings nicht, sondern sah unsicher zu meinem Adoptiv-Onkel. Auch wenn er nicht zu meinen superengen Bezugspersonen gehörte, wollte ich nicht, dass er sauer auf mich war, weil ich Türen nach Todessern schleuderte.
„Jetzt schlägst du bei Sue für den guten Wurf nach Moody ein", wurde mir von Frédéric erklärt, weshalb ich es verunsichert tat. „Und jetzt versprichst du mir, nie wieder mit Dingen zu schleudern, wenn du das Ziel und vor allem mögliche andere Opfer nicht siehst."
„Hätte ich Harry treffen können, hätten meine Instinkte Bescheid gesagt", warf ich ein.
„Wie wir dank des vergifteten Messers wissen, sagen dir manchmal deine Instinkte zu spät Bescheid. Daher keine Strikes mehr." Ich nickte brav.
„Keine Strikes mehr", bestätigte ich, weshalb Frédéric zufrieden nickte. Ich atmete erleichtert auf. Diese Standpauke war doch wirklich angenehm gewesen. Jedenfalls für eine Standpauke.
Neugierig sah ich zu Frédérics Begleitern. Snape stand stumm im Türrahmen und begutachtete aufs genauste die Szenerie. Dumbledore wandte sich gerade von dem bewusstlosen Moody ab, während Professor McGonagall gerne Harry in den Krankenflügel bringen wollte.
„Nein", ging Dumbledore mit scharfen Ton gegen die Idee von der Verwandlungslehrerin vor.
„Dumbledore, er sollte – schauen Sie ihn doch an – er hat heute Abend genug durchgemacht –", kam sofort der Widerspruch.
„Er bleibt hier, Minerva, weil er verstehen muss", erklärte der Schulleiter knapp. „Verstehen ist der erste Schritt, um etwas anzunehmen, und nur wenn er es angenommen hat, kann er sich erholen. Er muss wissen, wer ihm diese Qualen auferlegt hat, die er heute durchlitten hat, und warum."
„Moody", murmelte Harry ungläubig. „Wie kann es denn Moody gewesen sein?"
„Dies ist nicht Alastor Moody", sagte Dumbledore leise. „Du hast Alastor Moody nie kennen gelernt. Der wahre Moody hätte dich nicht aus meiner Nähe verschleppt, nach allem, was heute Abend geschehen ist. In dem Moment, da er dich mitnahm, ging mir ein Licht auf – und ich bin ihm gefolgt."
„Wir waren schneller", kam der Kommentar von Sue, weshalb ich ihr einen strafenden Blick zuwarf. Jetzt war wirklich nicht die Zeit für Schadenfreude. Doch der Schulleiter schien den Spruch einfach übergehen zu wollen. Er beugte sich über den noch immer bewusstlosen Moody. Er schob seine Hand in den Umhang, nur um sie mit dem Flachmann und dem Schlüsselbund hervorzuziehen. Schließlich wandte sich der Schulleiter wieder an die beiden Lehrer im Raum.
„Severus, bitte besorgen Sie mir das stärkste Wahrheitselixier, das Sie haben, und dann gehen Sie hinunter in die Küche und bringen eine Hauselfe namens Winky hier hoch. Minerva, seien Sie so freundlich und gehen Sie hinunter zu Hagrids Haus, wo Sie einen großen schwarzen Hund im Kürbisbeet sitzen sehen werden. Bringen Sie den Hund hoch in mein Büro, sagen Sie ihm, ich werde in Kürze bei ihm sein, und dann kommen Sie zurück."
„Was macht Tatze bei Hagrid?", fragte ich leise an Frédéric gewandt, während Snape und McGonagall kommentarlos die durchaus merkwürdigen Anweisungen befolgten.
„Er hielt es für sicherer, wenn er sich bei dem ganzen Chaos erstmal zurückzieht. Er macht sich ein wenig zu viele Sorgen, man könnte ihn erkennen. Als würde irgendjemand unseren Wuschelhund mit ihm in Verbindung bringen." Ich gab ein zustimmendes Geräusch von mir. Das tat er wohl wirklich. Hoffentlich würde Voldemorts Rückkehr wirklich Pettigrew aus seinem Versteck locken. Ich würde den wahren Mörder meiner Mama wirklich gerne, gefesselt Fudge vor die Füße werfen und den Freispruch meines Vaters verlangen. Dann könnten Sirius und ich endlich ganz offiziell eine Familie sein.
„Antiope ist ihm übrigens hinterhergewuselt, nicht dass du sie gleich suchst", fügte der Mann noch hinzu.
Dumbledore hatte mittlerweile angefangen, die Schlüssel von Moodys Schlüsselbund in den sieben Schlösser eines großen Koffers zu stecken und diesen nach jedem Schloss zu öffnen. Erst sah man Zauberbücher, beim zweiten Schloss kaputte Spickoskope, und so ging es weiter. Nach jedem Schloss kam etwas anderes uninteressantes zum Vorschein. Erst beim siebten wurde es wieder interessanter.
Anstelle ein Haufen Sachen zu sehen, erkannte ich nur den Rand einer Art Grube. Als ich näher heranging, erkannte ich, dass die Art Grube bestimmt drei Meter tief war. Ganz unten am Boden sah man einen schlafenden, dürren und ausgemergelten Mad-Eye Moody. Bei diesem fehlte allerdings das Holzbein, und auch die Augenhöhle, in der normalerweise das magische Auge rotierte, wirkte leer. Außerdem waren einige Büschel des grauweißen Haars abgeschnitten worden.
„Vielsanft-Trank. Moody trank ständig aus seinem Flachmann. Ares, dass wir nicht darauf gekommen sind."
Dumbledore kletterte seelenruhig in den Koffer, ließ sich in die Grube hinabfallen und landete leichtfüßig auf dem Boden neben dem schlafenden Moody. Er beugt sich über ihn.
„Unter Schock – und in der Gewalt des Imperius-Fluchs – sehr schwach", stellte der Schulleiter fest. „Natürlich musste er ihn am Lebenhalten. Frédéric, wirf mir den Mantel dieses Doppelgängers herunter, Alastor fühlt sich eiskalt an. Madam Pomfrey wird sich um ihn kümmern müssen, aber er scheint nicht unmittelbar in Gefahr zu sein."
Frédéric nahm sofort den Mantel und schmiss diesen zu Dumbledore herüber. Der Schulleiter deckte den wahren Moody zu, bevor er wieder zu uns nach oben geklettert kam. Als Nächstes griff er nach dem Flachmann, schraubte den Deckel auf und kippte diesen aus, weshalb sich eine dicke, klebrige Pfütze bildete.
„Ihr seht, wie einfach es war, und zugleich genial. Denn Moody trinkt tatsächlich immer nur aus seinem Flachmann, dafür ist er bekannt. Der Doppelgänger musste den echten Moody natürlich in der Nähe behalten, damit er den Trank nachbrauen konnte. Ihr seht ja sein Haar ..." Dumbledore blickte hinunter auf den bewusstlosen Ex-Auror im Koffer.
„Der Doppelgänger hat das ganze Jahr über immer wieder etwas davon abgeschnitten, du siehst, wo die Büschel fehlen. Aber ich würde vermuten, bei all der Aufregung heute Abend hat unser falscher Moody womöglich vergessen, den Trank so regelmäßig wie nötig zu schlucken ... stündlich ... und zurollen Stunde ... wir werden sehen."
Dumbledore zog sich seelenruhig den Stuhl unter den Schreibtisch hervor und setzte sich hin. Dabei ließ er allerdings nicht den bewusstlosen Moody aus den Augen. Auch die anderen starrten stumm den bewusstlosen Doppelgänger an, während ich anfing, unruhig auf und ab zu laufen. Ich hatte schon eine ungute Vermutung, wer der falsche Moody in Wirklichkeit war. Doch wirklich gefallen, tat mir meine Idee nicht. Überhaupt nicht.
Mein Blick glitt zu den ganzen Regalen, Schubladen und anderen Verstecken für hochgiftige Substanzen. Neugierig lief ich zu dem ersten Regal und begann dieses zu durchwühlen. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass der falsche Moody nicht noch mehr Gift hier hatte, um mich jederzeit umbringen zu können.
„Patricia, pass auf. Nicht, dass du dich schon wieder vergiftest. Ein Besuch in der Zwischenwelt pro Jahr ist schon einer zu viel", kommentierte Frédéric, welcher meine Untersuchung des Raumes jetzt doch mehr Aufmerksamkeit als dem bewusstlosen Todesser schenkte.
„Ich passe auf. Versprochen", versprach ich kleinlaut, setzte allerdings meine Arbeit vor.
Mehrere Minuten durchsuchte ich das Büro, bevor ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie sich der Mann auf dem Boden veränderte. Als ich richtig hinsah, war seine Haut schon ganz glatt, die verstümmelte Nase war wieder geheilt und geschrumpft. Die langen weißgrauen Haare zogen sich gerade in die Kopfhaut zurück, während sie zeitgleich langsam die Farbe von Stroh annahmen. Plötzlich und mit einem lauten Klonk fiel das Holzbein vom Körper ab. Anstelle von diesem wuchs wieder ein neues Bein unter dem Umhang hervor. Der magische Augapfel hüpfte aus dem Gesicht des Mannes, nur um wild kreiselnd über den Fußboden zu kullern.
Der junge Barty Crouch, der Mann, der versucht hatte, mich um zu bringen, lag jetzt vor bewusstlos vor uns. Angewidert wandte ich dem Blick von ihm wieder ab. Am liebsten würde ich die Tür nehmen und ihn noch einmal gegen den Kopf hämmern. Doch als brave kleine Kriegsnymphe würde ich diesem Drang natürlich widerstehen.
Draußen auf dem Korridor hörte man hastige Schritte näher kommen. Kurz darauf kam auch schon Snape mit Winky auf den Fersen zurück, doch gefolgt von Professor McGonagall, welche einen Augenblick später wieder im Raum stand.
„Crouch!", stellte Snape ungläubig fest und blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen. „Barty Crouch!"
„Du meine Güte", entfuhr es Professor McGonagall, welche erstarrt war, als sie den Mann auf dem Boden erblickt hatte.
Die kleine Winky, ganz schmutzig und zerzaust, lugte vorsichtig hinter Snapes Beinen hervor. Ihr Mund öffnete sich weit, damit sie einen spitzen Schrei von sich geben konnte.
„Meister Barty, Meister Barty, was machen Sie denn hier?" Sie stürzte vor und warf sich auf die Brust des jungen Mannes. „Ihr habt ihn totgemacht! Ihr habt ihn totgemacht. Ihr habt den Sohn vom Meister totgemacht!"
„Ich habe ihn nur mit einer Tür niedergeschlagen. Der wacht gleich wieder auf. Mit ordentlichen Kopfschmerzen, aber die hat er verdient", stellte ich fest.
„Bitte, tritt zur Seite, Winky. Severus, haben Sie das Elixier?" Der Zaubertranklehrer hielt dem Schulleiter ein Glasfläschen mit einer vollkommen klaren Flüssigkeit hin. Veritaserum, definitiv ein ziemlich starker Wahrheitselixier. Dumbledore stand auf und schliff den Mann zu der Wand, ungefähr einen Meter von der herausgeschleuderten Tür entfernt. An diese wurde er vorsichtig gelehnt. Winky blieb zitternd, das Gesicht in den Händen, auf ihren Knien sitzen. Es war schon ziemlich mitleiderregend, wie der kleine Hauself dort zusammengekauert saß. Etwas zögerlich lief ich zu der kleinen Elfe, um ihr den Kopf zu tätscheln. Währenddessen träufelte der Schulleiter Crouch ein paar Tropfen des Wahrheitselixiers in den Mund und erweckte diesen dann wieder mit Hilfe eines Zaubers.
„Können Sie mich hören?", fragte Dumbledore erstaunlich ruhig.
„Ja", murmelte der Todesser.
„Ich möchte, dass Sie uns erzählen, wie Sie hierher gekommen sind", sagte Dumbledore leise. „Wie sind Sie aus Askaban entkommen?"
Crouch holte tief und bebend Luft, dann begann er mitmatter, ausdrucksloser Stimme zu sprechen. „Meine Mutter hat mich gerettet. Sie wusste, dass sie todkrank war. Sie hat meinen Vater überredet, ihr einen letzten Wunsch zu erfüllen und mich zu retten. Er liebte sie, wie er mich nie geliebt hatte. Er willigte ein. Sie kamen mich besuchen. Sie gaben mir einen Schluck Vielsaft-Trank, der ein Haar meiner Mutter enthielt. Sie nahm einen Schluck Vielsaft-Trank mit einem Haar von mir. Und so nahmen wir die Gestalt des jeweilsanderen an."
„Reden Sie nichtweiter, Meister Barty, reden Sie nicht weiter, Sie machen Ihrem Vater noch Ärger!", fehlte die zitternde und kopfschüttelnde Winky.
„Winky, er hat seinen Vater getötet. Es ist ihm egal. Dein Meister ist verstorben und Dumbledore wird dein Neuer sein. Ein sehr netter und gütiger Meister, damit ich ihn nicht absteche", teilte ich der kleinen Hauselfe mit, welche mich ziemlich entsetzt aus ihren Tennisballaugen anglubschte.
Crouch ließ sich von meinem und Winkys kurzem Gespräch nicht stören. Auch die anderen schienen gar nicht auf uns zu achten. Nur Professor McGonagall schenkte mir ein kurzes, sehr zufriedenes und sehr kleines Lächeln, bevor wir uns beiden wieder Crouch und seinen Erzählungen zuwandten.
„Die Dementoren sind blind. Sie spürten, wie ein gesunder und ein sterbender Mensch in die Mauern von Askaban kamen. Und sie spürten, dass ein gesunder und ein sterbender Mensch Askaban wieder verließen. Mein Vater schmuggelte mich hinaus, ich hatte die Gestalt meiner Mutter angenommen für den Fall, dass uns ein Gefangener durch die Gitter seiner Zellentür beobachtete.
Meine Mutter starb kurz danach in Askaban. Sie achtete sorgfältig darauf, bis zum Ende regelmäßig den Vielsaft-Trank einzunehmen. Sie wurde unter meinem Namen und in meiner Gestalt begraben. Alle glaubten, sie sei ich."
Die Lider des Mannes zuckten.
„Und was tat Ihr Vater mit Ihnen, als er Sie bei sich zu Hause hatte?", fragte Dumbledore weiter.
„Er tat so, als wäre meine Mutter gestorben. Ein stilles Begräbnis im kleinsten Kreis. Das Grab ist leer. Die Hauselfe hatte mich wieder aufgepäppelt. Dann musste mein Vater mich verstecken. Er musste mich überwachen. Er musste mich miteinigen Flüchen belegen, um mich gefügig zu machen. Als ich meine Kräfte wiedergewonnen hatte, dachte ich nur noch daran, meinen Herrn zu suchen ... und wieder in seine Dienste zu treten."
„Wie hat Ihr Vater Sie gefügig gemacht?", wollte Dumbledore wissen.
„Mit dem Imperius-Fluch", erklärte Crouch. „Ich stand unter der Herrschaft meines Vaters. Er zwang mich, Tag und Nacht den Tarnurnhang zu tragen. Ich war immer mit der Hauselfe zusammen. Sie war meine Wärterin und meine Pflegerin. Sie hatte Mitleid mit mir. Sie überredete meinen Vater, mir hin und wieder etwas Gutes zu tun. Als Belohnung für mein gutes Betragen."
„Meister Barty, Meister Barty", schluchzte Winky durch ihre Hände. „Sie dürfen es denen nie nicht sagen, wir kriegen Ärger ..."
„Nein, werdet ihr nicht. Nur er. Du hast nur den Befehlen deines Meisters gehorcht, was in deiner Natur liegt. Dir wird nichts geschehen", tröstete ich die kleine Elfe.
„Hat irgendjemand einmal entdeckt, dass Sie noch am Leben waren?", fragte Dumbledore leise. „Wusste es jemand, außer Ihrem Vater und der Hauselfe?"
„Ja", gab Crouch zu und wieder zuckten seine Augenlider. „Eine Hexe im Büro meines Vaters. Bertha Jorkins. Sie kam eines Tages mit Papieren zu uns, die mein Vater unterschreiben sollte. Er war noch nicht zu Hause. Winky ließ sie eintreten und kam dann zu mir in die Küche zurück. Aber Bertha Jorkins hörte, dass Winky mit mir redete. Sie lauschte an der Tür und hörte genug, um zu erraten, wer sich unter dem Tarnurnhang verbarg. Dann kam mein Vater heim. Sie sagte ihm freimütig, was sie entdeckt hatte. Er belegte sie mit einem sehr starken Gedächtniszauber, damit sie es vergaß. Der Zauber war zu stark. Mein Vater glaubte, er habe ihr Gedächtnis auf Dauer geschädigt."
„Warum kommt sie auch und schnüffelt bei meinem Meister rum?", schluchzte Winky. „Warum lässt sie uns nicht in Ruhe?"
„Erzählen Sie mir, was sich bei der Quidditch-Weltmeisterschaft abgespielt hat", bat Dumbledore den Todesser.
„Winky hatte meinen Vater dazu überredet", sagte Crouch, weiterhin mit gleichförmiger Stimme. „Dazu hatte sie Monate gebraucht. Ich hatte das Haus jahrelang nicht verlassen. Quidditch hatte ich immer geliebt. >Lassen Sie ihn gehen<, sagte sie. >Er ist ja unter dem Tarnurnhang. Er kann doch zusehen. Lassen Sie ihn doch einmal frische Luft schnappen.< Sie sagte, meine Mutter hätte es so gewollt. Meine Mutter sei gestorben, um mir die Freiheit zu schenken. Sie habe mich nichtgerettet, damit ich für den Rest meines Lebens eingesperrt bleiben müsste. Schließlich sagte er ja.
Alles war sorgfältig geplant. Mein Vater führte mich und Winky schon früh am Morgen nach oben in die Ehrenloge. Winky sollte sagen, sie würde einen Platz für meinen Vaterbesetzen. Ich sollte neben ihr sitzen, unsichtbar. Wir sollten warten, bis alle fort waren, und dann das Stadion verlassen. Keiner würde es je erfahren.
Aber Winky wusste nicht, dass ich allmählich stärker wurde. Ich begann gegen den Imperius-Fluch meines Vaters anzukämpfen. Es gab Zeiten, in denen ich fast wieder der Alte war. Manchmal spürte ich, dass ich mich seiner Herrschaft vollkommen entzogen hatte. Und so war es auch dort, in der Ehrenloge. Es war, als würde ich aus einem tiefen Schlaferwachen. Ich fand mich draußen in der Öffentlichkeit, es war mitten im Spiel, und ich sah einen Zauberstab aus der Tasche eines Jungen vor mir ragen. Seit der Zeit vor Askaban hatte ich keinen Zauberstab mehr in die Hand nehmen dürfen. Ich stahl ihn. Winky hat es nicht mitbekommen. Winky hat Höhenangst. Sie hatte ihr Gesicht verborgen. Aber das Mädchen neben mir, die kleine Kriegsnymphe. Sie spürte es und hätte mich beinahe beim Diebstahl entdeckt."
Also war Harrys Zauberstab wirklich in der Ehrenloge geklaut worden und meine Kräfte sind deshalb so ausgetickt. Sie hatten mir gesagt, dass ich genau neben einer Gefahr saß und ich hatte es falsch interpretiert.
„Meister Barty, böser Junge!", wisperte Winky, und Tränen sickerten durch ihre Finger. Ich zog sie vorsichtig an mich ran. Arme, kleine Hauselfe. Sie hatte es so gut gemeint und war dann so hintergangen worden.
„Sie haben also den Zauberstab genommen", stellte Dumbledore fest, „und was haben Sie damit gemacht?"
„Wir gingen zurück in unser Zelt", berichtete Crouch weiter. „Dann hörten wir sie. Wir hörten die Todesser. Jene, die nie in Askaban saßen. Jene, die nie für meinen Herrn gelitten haben. Sie hatten sich von ihm abgewandt. Sie waren nicht versklavt, wie ich es war. Sie waren frei, ihn zu suchen, doch sie taten es nicht. Sie trieben nur ihre Spaße mit den Muggeln. Ihr Geschrei weckte mich. Mein Kopf war seit Jahren nicht mehr so klar gewesen. Ich war zornig. Ich hatte den Zauberstab. Ich wollte sie angreifen, weil sie meinem Herrn untreu waren. Mein Vater war aus dem Zelt gegangen, um die Muggel zu befreien. Winky bekam Angst, als sie mich so zornig sah. Sie benutzte ihre eigene Art von Zauber, um mich an sie zu fesseln. Sie zog mich aus dem Zelt, hinein in den Wald, weg von den Todessern."
„Das hast du gut gemacht", flüsterte ich der kleinen Elfe zu, die noch immer heftig weinte.
„Ich versuchte sie aufzuhalten. Ich wollte zurück zum Zeltplatz. Ich wollte diesen Todessern zeigen, was treue zum dunklen Lord bedeutet, und sie für ihre Treulosigkeit bestrafen. Ich nahm den gestohlenen Zauberstab und brannte das Dunkle Mal an den Himmel.
Dann kamen die Ministeriumszauberer. Sie schossen durch den Wald. Einer der Schockzauber kam durch die Bäume geflogen, unter denen Winky und ich standen. Das Band, das uns verknüpfte, zerriss. Wir beide wurden geschockt. Als sie Winky entdeckt hatten, wusste mein Vater, dass ich in der Nähe sein musste. Er durchstöberte das Gebüsch, in dem man Winky gefunden hatte, und ertastete mich, der ich dort lag. Erwartete, bis die anderen Ministeriumsleute den Wald verlassen hatten. Dann belegte er mich erneut mit dem Imperius-Fluch und nahm mich mit nach Hause. Er verstieß Winky. Sie hatte ihn enttäuscht. Sie hatte es zugelassen, dass ich mir einen Zauberstab verschaffte. Sie hatte mich beinahe entkommenlassen."
Winky stieß einen verzweifelten Klageschrei aus, während ich wütend knurrte.
„Du hast gar nichts zugelassen, Winky. Er hat dir eine Aufgabe gegeben, für die du nicht ausgebildet bist. Einen Schwerverbrecher zu bewachen, überlässt man keiner einfachen Hauselfe", versuchte ich erneut das Wesen in meinen Armen zu trösten.
„Nun waren nur noch Vater und ich da, allein in unserem Haus. Und dann ... und dann ..." Crouch wiegte seinen Kopf hin und her und das Grinsen eines Irren breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Dann kam mein Meister, um mich zu holen.
Er kam eines Nachts, sehr spät, in unser Haus, in den Armen seines Dieners Wurmschwanz. Mein Meister hatte herausgefunden, dass ich noch am Leben war. Er hatte Bertha Jorkins in Albanien entführt. Er hatte sie gefoltert. Sie berichtete ihm eine Menge. Sie erzählte ihm vom Trimagischen Turnier. Sie sagte ihm, der alte Auror Moody werde bald in Hogwarts unterrichten. Er folterte sie, bis er durch den Gedächtniszauber brach, mit dem mein Vater sie belegt hatte. Sie sagte ihm, ich sei aus Askaban entkommen. Mein Vater halte mich gefangen, damit ich mich nicht auf die Suche nach meinem Herrn machen könne. Und so erfuhr mein Herr, dass ich immer noch sein treuer Diener war – vielleicht der treueste von allen. Mein Herr entwarf einen Plan, der auf dem Wissen beruhte, das er Bertha abgepresst hatte. Er brauchte mich. Er kam gegen Mitternacht zu unserem Haus. Mein Vater öffnete die Tür."
Das Lächeln auf Crouchs Gesicht wurde so breit, als würde er sich gerade an das schönste Ereignis in seinem Leben erinnern. Vermutlich waren wir gerade auf die Erinnerung gestoßen, die Crouch dazu befähigt, einen Patronus heraufzubeschwören. Winky in meinem Arm hatte aufgehört zu schluchzen. Stattdessen starrte sie entsetzt zu Barty Crouch Jr. herüber, welcher munter weiter plapperte.
„Es ging sehr schnell. Mein Herr unterwarf meinen Vater mit dem Imperius-Fluch. Nun war es mein Vater, der gefangen war und gehorchen musste. Mein Herr zwang ihn, wie üblich seiner Arbeit nachzugehen, so zu tun, als wäre nichts geschehen. Und ich wurde befreit. Ich erwachte. Ich war wieder ich selbst, ich lebte, wie ich seit Jahren nicht mehr gelebt hatte."
„Und was hat Lord Voldemort von Ihnen verlangt?", wollte Dumbledore wissen.
„Er fragte mich, ob ich bereit sei, alles für ihn aufs Spiel zu setzen. Ich war bereit. Es war mein Traum, mein höchstes Ziel, ihm zu dienen, mich ihm zu beweisen. Er sagte, er müsse einen treuen Diener nach Hogwarts einschleusen. Einen Diener, der Harry Potter ganz unauffällig durch das Trimagische Turnier geleiten sollte. Einen Diener, der Harry Potter bewachen sollte. Der dafür sorgen müsse, dass er den Trimagischen Pokal erreicht. Der den Pokal in einen Portschlüssel verwandelt, welcher den Ersten, der ihn berührt, zu meinem Herrn bringen würde. Doch zuerst –"
„Brauchten Sie Alastor Moody", unterbrach Dumbledore ihn. Auch wenn sich die Stimme des Mannes noch immer ganz ruhig anhörte, schienen seine Augen vor Wut zu leuchten.
„Das waren Wurmschwanz und ich. Wir hatten den Viel-saft-Trank schon vorbereitet. Wir reisten zu seinem Haus. Moody wehrte sich mit Zähnen und Klauen. Es gab ein Durcheinander. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig, ihn zu bändigen. Wir zwängten ihn in ein Fach seines eigenen magischen Koffers. Nahmen ein paar von seinen Haaren und fügten sie dem Gebräu hinzu. Ich trank davon und wurde Moodys Doppelgänger. Ich nahm ihm das Bein und das Auge. Ich war bereit, Arthur Weasley entgegenzutreten, als er kam, um das Gedächtnis der Muggel zu bearbeiten, die Lärm gehört hatten. Ich ließ die Mülleimer im ganzen Hof herumrollen. Ich sagte Arthur Weasley, ich hätte Eindringlinge auf meinem Hof gehört, und ihretwegen seien auch die Mülleimer losgegangen. Dann packte ich Moodys Kleider zusammen und machte mich auf den Weg nach Hogwarts. Ich hielt ihn am Leben, dem Imperius-Fluch unterworfen. Ich wollte ihn noch ausfragen. Wollte von seiner Vergangenheit erfahren, seine Gewohnheiten erlernen, damit ich sogar Dumbledore täuschen konnte. Ich brauchte auch sein Haar, um den Vielsaft-Trank zu brauen. Die anderen Zutaten waren einfach zu beschaffen. Die Baumschlangenhaut stahl ich aus dem Kerker. Als der Lehrer für Zaubertränke mich in seinem Büro ertappte, sagte ich, ich hätte Anweisung, es zu durchsuchen."
„Und was wurde aus Wurmschwanz, nachdem Sie Moodyangegriffen hatten?", fragte Dumbledore.
„Wurmschwanz kehrte ins Haus meines Vaters zurück, um für meinen Herrn zu sorgen und meinen Vater zu bewachen."
„Aber Ihr Vater ist entkommen", sagte Dumbledore.
„Ja. Nach einer Weile begann er gegen den Imperius-Fluch anzukämpfen, genau wie ich es getan hatte. Es gab Zeiten, in denen er wusste, was vor sich ging. Mein Herr befand, es wäre nicht mehr sicher, wenn mein Vater das Haus verließe. Stattdessen zwang er ihn, Briefe an das Ministerium zu schreiben. Er gebot ihm, zu schreiben, er sei krank. Aber Wurmschwanz vernachlässigte seine Pflichten. Er war nicht wachsam genug. Mein Vater entkam. Mein Herr vermutete, dass er sich nach Hogwarts durchschlagen würde. Mein Vater würde Dumbledore alles sagen, ihm alles gestehen. Er würde zugeben, dass er mich aus Askaban herausgeschmuggelt hatte.
Mein Herr benachrichtigte mich von der Flucht meines Vaters. Er wies mich an, ihn um jeden Preis aufzuhalten. So wartete ich und hielt Ausschau. Ich benutzte die Karte, die ich Harry Potter abgenommen hatte. Die Karte, die fast alles ruiniert hätte." Ich sah triumphierend zu Harry herüber. Ich hatte von Anfang an gesagt, dass es keine gute Idee war, Moody die Karte des Rumtreibers zu überlassen, doch er wollte nicht auf mich hören.
„Karte?", warf Dumbledore ein. „Welche Karte denn?"
„Potters Karte von Hogwarts. Potter hatte mich daraufgesehen. Er sah mich, als ich eines Nachts weitere Zutaten aus Snapes Büro stahl. Er dachte, ich wäre mein Vater, da wir denselben Vornamen tragen. Noch in dieser Nacht nahm ich Potter die Karte ab. Ich sagte ihm, mein Vater hasse schwarze Magier. Potter glaubte, mein Vater sei hinter Snape her."
„Die Karte wurde von Sirius und seinen Freunden erschaffen, als sie zusammen in Hogwarts waren. Sie zeigt ganz Hogwarts und wo sich welche Person befindet. Ich habe versucht, sie letztes Jahr Professor Lupin zu klauen, damit er mir Tatze nicht wegnimmt. Lupin hatte sie Harry abgenommen, ihm diese allerdings nach seiner Kündigung wiedergegeben", erklärte ich. Dumbledore nickte verstehend, bevor er zu Crouch sah, welcher seine Erzählung fortfuhr.
„Eine Woche lang wartete ich darauf, dass mein Vater in Hogwarts ankam. Endlich, eines Abends, zeigte mir die Karte, dass er das Gelände betreten hatte. Ich warf mir den Tarnumhang über und ging hinunter, um ihn zu stellen. Er lief am Waldrand entlang. Dann kamen Potter und Krum. Ich wartete. Ich konnte Potter nichts antun, mein Herr brauchte ihn. Potter rannte davon, um Dumbledore zu holen. Auf dem Weg traf er allerdings auf Black, welche zu Krum rannte. Ich vergiftete sie. Ich schockte Krum. Ich tötete meinen Vater."
„Nein!", jammerte Winky in meinem Arm. „Meister Barty, Meister Barty, was sagen Sie da?"
„Sie töteten Ihren Vater", fragte Dumbledore immer noch mit ruhiger Stimme. „Was haben Sie mit der Leiche getan?"
„Ich trug sie in den Wald. Bedeckte sie mit dem Tarnurnhang. Ich hatte die Karte bei mir. Ich verfolgte, wie Blacks Freundinnen zu ihr liefen und den Hauself riefen, weshalb Black überlebte. Potter rannte ins Schloss. Er traf auf Snape. Dumbledore kam hinzu. Ich sah, dass Potter Dumbledore aus dem Schloss mitbrachte. Ich verließ den Wald, schlug einen Bogen und ließ sie vorbeigehen, dann kam ich hinzu. Ich sagte Dumbledore, Snape hätte mir gesagt, wohin ich gehen solle.
Dumbledore gab mir den Auftrag, nach meinem Vater zu suchen. Ich ging zurück zur Leiche meines Vaters. Beobachtete die Karte. Als alle fort waren, verwandelte ich die Leiche meines Vaters. Er wurde ein Knochen ... ich zog den Tarnurnhang über und begrub den Knochen in der frisch umgegrabenen Erde vor Hagrids Hütte.
Eigentlich wollte ich danach die Sache mit Black beenden. Sie hatte mich gesehen und ich war mir sicher, sie würde sich an mich erinnern. Doch Allaire und ihr Vater waren bei ihr. Zu meinem Glück, denn mein Herr wollte nicht ihren Tod. Er will sie und ihre Magie für sich. Daher ließ ich sie leben."
Vollkommene Stille trat ein, durchbrochen nur von Winkys Schluchzern. Ich sah etwas verunsichert zu Frédéric herüber. Die Aussage, der dunkle Lord wollte mich für sich, gefiel mir ganz und gar nicht. Doch mein Adoptivonkel schien diese Aussage weder zur überraschen noch zu beunruhigen. Stattdessen sah er zu Crouch herüber.
„Wo ist das restliche Gift?", fragte er mit einer solchen Kälte in der Stimme, dass mir ein leichter Schauer über den Rücken lief. Ich wollte ihn wirklich nicht gegen mich aufbringen und jemals diese Kälte gegenüber mir spüren.
„Im Koffer, im Fach der Spickoskope. Es gibt am oberen Rand ein Geheimfach."
Frédéric stand sofort von seinem Platz auf. Er schloss Moody wieder ein, nur um das Fach mit den Spickoskopen zu öffnen. Dort untersuchte der Rand. Irgendwann war ein leises Klick zu hören, ein Geheimfach sprang auf. Mein Adoptiv-Onkel holte ein kleines Fläschen mit dem giftigen Pulver heraus.
„Das hier werden wir vernichten. Ich denke, das ist in deinem Interesse, Patricia."
„Ich habe nicht das Bedürfnis umgebracht zu werden", stellte ich fest. Es entstand erneut Stille, welche dieses Mal von Dumbledore unterbrochen wurde.
„Und heute Abend?", fragte er.
„Vor dem Abendessen erbot ich mich, den Trimagischen Pokal in den Irrgarten zu tragen", wisperte Barty Crouch. „Verwandelte ihn in einen Portschlüssel. Der Plan meines Meisters gelang. Er ist wieder an die Macht gekommen und er wird mich ehren, wie es ein Zauberer nie zu träumen wagte." Das irrsinnige Lächeln erhellte noch einmal Crouchs Züge, dann sank ihm unter dem Wehklagen und Schluchzen Winkys der Kopf auf die Schulter.

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