Kapitel 10

333 27 14
                                    

Ich setzte meine blaue Spielfigur ein paar Felder nach vorne, bevor ich die Würfel an Sirius weitergab. Dieser warf sie wieder, bevor er seine Figur setzte, welche auf dem Feld landete, wo eine von Marlons Figuren stand. Der Geschlagene murrte leise vor sich hin, während David Simos würfelte. Auch unser Gastgeber würfelte und setzte dann eine seiner Figuren ein paar Felder nach vorne. Gerade als Marlon die Würfel nahm, hörte man ein magisch verstärktes Klopfen durch das Haus hallen.
„Das wird Michael sein. Ich lasse ihn eben herein und zeige ihm dann sein Gästezimmer. Wir werden wohl später weiterspielen müssen", verkündete die Nymphe von Hera, während er mühsam aufstand.
„Gehen wir dann gleich zum Strand? Ihr habt gesagt, wir gehen noch einmal, bevor wir morgen früh nach Texas aufbrechen." Ich sah hoffnungsvoll zwischen den beiden Männern hin und her, welche sich amüsiert ansahen.
„Wir gehen Michael begrüßen, räumen das Spiel zusammen und gehen dann noch bis zum Abendessen zum Strand", verkündete Sirius, weshalb ich glücklich aufsprang und in Richtung Terrassentür lief.
„Sie hat wohl keine Angst mehr, Michael könnte ihr den Kopf abreißen, weil sie Natasha verloren hat", lachte Marlon. Ich zog den Kopf ein. Doch ein wenig Angst hatte ich noch davor, dass der biologische Vater meiner kleinen Schwester sauer werden würde, weil ich die Gewitternymphe verloren hatte.

Lachend tobte ich mit Sirius und Marlon im hüfthohen Wasser. Auch wenn die beiden Erwachsenen sich während unserer Zeit hier in Australien viel Mühe gegeben hatten, mit mir das Schwimmen zu üben, fühlte ich mich noch immer nicht wirklich wohl in Adinas Element. Jedenfalls nicht wohl genug, um zum Toben tiefer ins Wasser zu gehen.
Sirius versuchte, mich hochzuheben und ins Wasser zu schmeißen, allerdings entkam ich seinen Armen. Stattdessen zog ich seine Beine weg, weshalb er nach hinten fiel. Er schaffte es noch, seine Arme um meinen Bauch zu schlingen, weshalb wir beide mit einem lauten Platsch ins Wasser fielen.
Lachend tauchte ich wieder auf. Mein Vater sah mich gespielt empört an. Man sah allerdings, dass er sich viel Mühe geben musste, diesen Gesichtsausdruck zu bewahren und nicht ebenfalls laut zu lachen.
„Du findest es also lustig, deinen armen alten Vater umzuwerfen, junge Dame." Ich nickte noch immer kichernd, weshalb der ehemalige Askabangefangene noch empörter guckte.
„Das finde ich jetzt nicht in Ordnung. Na warte." Sirius stürzte sich auf mich, allerdings wich ich erneut aus. Marlon kam mein Vater zur Hilfe. Zusammen kreisten sie mich ein und nahmen mich hoch. Im nächsten Moment wurde ich wieder mit viel Schwung ins Wasser geworfen.
Ich brauchte ein paar Sekunden, um wieder die Orientierung unter Wasser zu finden. Dann kämpfte ich mich wieder auf die Beine. Dabei trat ich auf irgendetwas Stacheliges.
„Aua!" Ich zog meinen Fuß wieder blitzschnell hoch. Sofort sahen die beiden Männer besorgt zu mir.
„Was ist los, Welpe?" Sirius war als Erstes an meiner Seite und musterte mich. Allerdings konnte er nichts entdecken, schließlich war meine Verletzung an meinem Fuß, welcher unter Wasser war.
„Ich bin auf etwas Stacheliges getreten. Ich glaube, der Stachel ist noch in meinem Fuß", jaulte ich. Jetzt sah mein Vater noch besorgter aus.
„Vermutlich bist du in einen Seeigel getreten. Wir bringen dich zum Schloss zurück. Hoffentlich war er nicht giftig." Ich wurde von dem Mann vorsichtig hochgehoben, weshalb mein Fuß nun nicht mehr unter der Wasseroberfläche war. Marlon besah ihn sich vorsichtig.
„Eindeutig ein Seeigelstachel. Keine Ahnung, ob er giftig ist. Das ist aber auch egal. Patricias Körper hat das Gift wahrscheinlich schon lange vernichtet. Wir müssen nur aufpassen, dass sich die Wunde nicht entzündet." Ja, das mit den entzündeten Wunden war mir noch im Gedächtnis geblieben. Die wollte ich wirklich vermeiden. Genauso wie Erkältungen.
„Dieses Mal haben wir etwas Besseres als Wodka zum Desinfizieren der Wunde. Zum Glück ist Davids Schwiegersohn Heiler. Der wird sich mit Sicherheit gleich ganz schnell darum kümmern." Wir waren wieder aus dem Wasser raus. Ich wurde auf ein Handtuch gesetzt. Kaum saß ich, legte mir Marlon auch schon ein anderes um die Schultern.
„Pass auf, dass kein Sand an die Wunde kommt", wurde ich ermahnt. Ich nickte schnell. Auf diese Wunde würde ich mit Sicherheit sehr gut aufpassen. Einmal krank sein hatte mir für den Rest meines Lebens eindeutig gereicht.
„Zieh dir am besten wieder dein Oberteil an, Patricia." Sirius hielt mir mein Kleidungsstück hin, welches ich auch brav wieder anzog. Sobald ich damit fertig war, hob mich mein Vater wieder hoch.
Sobald wir im Schloss angekommen waren, verfrachtete mich Sirius auf ein Sofa dort, während Marlon sich auf die Suche nach Davids Schwiegersohn machte. Nachdem der Flüchtige sichergestellt hatte, dass ich gut saß, besah er sich selber das erste Mal meine Wunde.
„Deine Schnittwunde sah schlimmer aus. Tut es denn sehr weh?", wurde ich besorgt gefragt.
„Es geht. Ich glaube aber, der Stachel war giftig", murmelte ich.
„Wie kommst du darauf?", wurde ich sofort alarmiert gefragt. Offensichtlich machte sich mein Vater jetzt Sorgen aufgrund meiner Aussage.
„Ich werde hungrig und müde. Das heißt, meine Nymphenmagie arbeitet wahrscheinlich mal wieder sehr ordentlich", stellte ich fest.
„Oder du fandest es einfach nur anstrengend mit Marlon und mir im Meer zu toben. Das macht auch hungrig und müde. Und du reagierst sehr intensiv auf soziale Kontakte. Von denen hattest du in letzter Zeit auch sehr viele."
„Langsam gewöhne ich mich an den Umgang mit den Leuten hier. Dadurch ist es weniger anstrengend. Ich denke, deshalb bin ich nicht müde. Allerdings ist jetzt Michael hier. An ihn habe ich mich nicht gewöhnt. Vielleicht macht er mich müde", murmelte ich erschöpft. Da mir jetzt gerade die Kraft ausging, würde ich es allerdings eher auf einen Giftstachel oder das Toben schieben.
„Ich fürchte, du wirst dieses Mal doch mit Jetlack zu kämpfen haben. Du schläfst mir gleich ein." Mir wurde liebevoll über die Haare gestrichen.
„Wenn wir alle nur ganz kurz schlafen, können wir in Amerika wieder zur richtigen Zeit ins Bett gehen. Das geht dann schon", murmelte ich komplett übermüdet.
Man hörte Schritte im Flur, die in Richtung dieses Raumes kamen. Kurz darauf kam auch schon Marlon mit Michael und Davids Schwiegersohn in den Raum.
„Sieht sehr nach einem Giftstachel aus", stellte mein Onkel mit einem Blick auf mich fest. Ich sah triumphierend zu Sirius. Ich hatte doch gesagt, mein Zustand wird an einem Gift in meinem Körper liegen. Mein Blick glitt zu Davids Schwiegersohn. Dieser betrachtete gerade meinen Fuß und den Stachel darin.
„Das war ein magischer giftiger Seeigel. Normalerweise wäre dein Fuß jetzt orange und würde anschwellen. Der Stich ist zwar sehr unangenehm, doch nicht wirklich gefährlich. Auch nicht für normale Zauberer. Ich entferne den Stachel und verbinde deinen Fuß. Leider kann man die Wunde nicht mit irgendwelchen Heilsalben schließen. Daher solltest du die nächsten Tage vorsichtig beim laufen sein. Am besten versuchst du es mit ganz viel rumsitzen und liegen. Und achte darauf, dass die Wunde sich nicht entzündet." Ich nickte eifrig. Diese Anweisungen würde ich sehr gerne befolgen, wenn ich deshalb am Ende nicht schon wieder halbtot auf einer Couch liegen würde.

Hexagramm - HundewacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt