Kapitel 22

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Kichernd ließ ich mein Kissen, welches ich eigentlich mit einem Verscheuchezauber von mir wegzaubern sollte, immer wieder gegen Draco fliegen, welcher mich ziemlich genervt ansah. Er fand meine neuste Beschäftigung wohl nur halb so lustig wie ich. Mein Blick glitt zu Adina, welche neben mir stand. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen fand sie mein neustes Hobby auch nicht ganz so lustig wie ich.
„Du sollst den Zauber üben", teilte sie mir mit.
„Aber ich kann ihn doch. Deshalb treffe ich deinen Bruder so zielsicher. Pass auf, jetzt treffe ich Crabbe, voll auf die zwölf." Ich ließ mein Kissen gegen Crabbes Hinterkopf fliegen, weshalb ich leise kicherte.
„Du bist nicht dabei hilfreich, die Beziehung von meinem Bruder und dir wieder zu verbessern."
„Er hat doch angefangen, als er Remus verraten hat. Und jetzt ärgert er die ganze Zeit, Potter. Sag ihm, dass er sich benehmen soll, dann mache ich es auch." Ich ließ mein nächstes Kissen gegen Goyles Kopf fliegen.
„Letztes Schuljahr hat es dich nicht gestört, dass er und Potter sich ständig in den Haaren hatten." Da hatte Sirius allerdings auch noch nicht Harry gebeten mein Bruder zu werden. Wenn ich hoffentlich sehr bald mit ihm in den Ferien jeden Morgen am Frühstückstisch sitzen musste, wollte ich gerne mindestens ein neutrales Verhältnis zu ihm haben.
„Hat es mit Streuner zu tun?" Ich nickte leicht. „Dann geh doch mit gutem Beispiel voran und bewerfe nicht meinen Bruder mit Kissen. Und wehe du sagst jetzt, dass du nicht wirfst. Du weißt ganz genau, was ich meine." Ja, das wusste ich. Ich seufzte leise und beförderte das nächste Kissen in die Kiste, in die sie sollten. Dann würde ich halt das gute Beispiel sein und unseren Kleinkrieg aufgeben. Außer ich würde noch einmal diese blöden Anstecker in die Finger kriegen, dann würden diese im Kamin landen.
Professor Flitwick klatschte in die Hände und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. Die Kissen hörten auf, unkontrolliert durch die Gegend zu fliegen.
„Der Unterricht ist gleich vorbei. Bevor wir ihn beenden, habe ich allerdings noch eine Ankündigung zu machen", rief er mit seiner üblichen etwas quietschender Stimme. „Zu dem Trimagischen Turnier gehört traditionell auch ein Weihnachtsball. Dieser wird auch dieses Jahr stattfinden. Es dürfen alle ab der vierten Klasse teilnehmen, jüngere Mitschüler dürfen sei aber gerne einladen." Ein paar der Mädchen, unter anderem Adina, fingen an zu kichern. Es dauerte etwas, bis sie sich wieder beruhigt hatten, sodass der Lehrer seine Ankündigung fortsetzen konnte.
„Sie werden ihre Festumhänge tragen. Der Ball wird am ersten Weihnachtsfeiertag um acht Uhr abends in der großen Halle beginnen und um Mitternacht enden." Nun fing aufgeregtes Getuschel um mich herum an.
„Glaubst du, diese Ankündigung haben alle Klassen gerade gekriegt?", fragte mich Adina aufgeregt, während sie ihre Unterlagen wieder in ihre Schultasche einpackte.
„Vermutlich alle aber der vierten Klasse. Ich glaube, die Jüngeren nicht, schließlich dürfen sie nur hin, wenn sie eingeladen werden." Adina sah mich kurz nachdenklich an, bevor sie leicht nickte.
„Aber sie werden es bald über die Gerüchteküche erfahren. Glaubst du, wir werden von jemanden zum Ball eingeladen?", wurde ich aufgeregt gefragt.
„Ich habe kein Problem damit, jemanden einzuladen", meinte ich schulterzuckend. Es war doch egal, ob mich jemand fragen würde, ich würde einfach, einen der Durmstrangs davon überzeugen mit mir hinzugehen, um ihn dann ganz unauffällig über Karkaroff auszuquetschen. Vielleicht war einem seiner Schüler etwas aufgefallen, was mir dabei weiterhalf, herauszufinden, ob Karkaroff wirklich zu feige war, Harry umzubringen. Auch wenn ich es nach Snapes Erzählung für sehr wahrscheinlich hielt.
„Ich hätte ein Problem damit. Ich will eingeladen werden, so gehört sich das. Ich hoffe nur, er macht es auch. Oh, ich sollte jetzt mal los. Jamie und ich wollten zusammen Hausaufgaben machen. Ich hoffe nur, er schleppt nicht Lovegood mit. Ich verstehe noch immer nicht, was er an dieser Verrückten findet." Ich seufzte leise. Adina zu erklären, warum Jamie an seiner alten Freundschaft mit Luna festhielt, war mir wirklich zu anstrengend.

Ich lief mit Blaise und Antiope über das Gelände. Mein Klassenkamerad hatte beschlossen, seine Hausaufgaben noch etwas seine Hausaufgaben sein zu lassen und war stattdessen mit mir spazieren gekommen.
„Blaise, verstehst du, warum Adina Luna nicht mag. Sie hat ihr doch gar nichts getan", fragte ich ihn. Dass die Wassernymphe die Ravenclaw auf den Tod nicht ausstehen konnte, beschäftigte mich doch mehr als gedacht.
„Immer noch, weil sie Luna als Konkurrentin sieht."
„Aber ich verstehe nicht, warum sie Luna als Gefahr sieht. Sie können doch beide mit Jay Jay befreundet sein", warf ich ein.
„Ja, sie können beide mit ihm befreundet sein, aber – na ja, ich habe das Gefühl, Adina will nicht nur mit ihm befreundet sein. Die kleine Wassernymphe steht auf ihn und sie macht sich Sorgen, dass Luna ihn auch nicht nur als Freund sieht."
„Aber das macht keinen Sinn. Adina will von jemanden zum Ball eingeladen werden. Das hat sie mir mehrmals gesagt. Jamie kann sie aber nicht einladen, sondern nur eingeladen werden. Also muss sie mit jemand anderen gern haben. Jemand, der in unserem oder einem höheren Jahrgang ist."
„Adina sagt auch oft etwas gegen Muggelstämmige und Halbblüter, aber Jamies Blutstatus ist ihr egal. Ihr wurde beigebracht, dass reines Zaubererblut etwas Wichtiges ist, schlussendlich weiß sie aber, es ist nicht ganz richtig. Sie selbst trägt schließlich kein reines Zaubererblut in sich. Und genauso ist es bei dem Ball. Ihr wurde beigebracht, dass ein Junge ein Mädchen einzuladen hat, will aber trotzdem mit Jamie hingehen, den sie einladen müsste."
„Denkst du, ich sollte Jamie sagen, dass er sie einladen soll?"
„Du solltest vielleicht erstmal mit ihm darüber reden, ob er überhaupt mit ihr zum Ball will und nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen", schlug mir Blaise leise lachend vor. Ich nickte leicht. Dann würde ich halt langsam an das Ganze herangehen und erstmal herausfinden, ob Jay Jay überhaupt mit Adina zum Ball will.
„Denkst du, Jamie mag sie auch?"
„Ja, manchmal denke ich das schon. Aber ich kann in seinen Kopf nicht hereinsehen."
„Aber in Adinas?" Das ergab irgendwie keinen Sinn.
„Nein, mit ihr habe ich gesprochen, deshalb weiß ich, dass sie auf ihn steht."
„Warum erzählt sie dir, dass sie auf Jamie steht und mir nicht?"
„Weil du immer mit der Tür ins Haus fällst und ich nicht. Außerdem kann man mit mir besser über seine Gefühle reden als mit dir. Nicht böse gemeint." Ich seufzte. Das wusste ich selber. Ich hatte schon immer selbst genug damit zu tun, herauszufinden, mit wem ich gerade was für eine Art Beziehung hatte. Bei Adinas Gefühlen war ich wohl wirklich keine große Hilfe. Aber Jamie konnte ich trotzdem in die richtige Richtung lenken, damit er die Wassernymphe einlud.
„Und wen willst du zum Ball einladen?", fragte mich Blaise neugierig.
„Irgendein Durmstrang. Ich will ihn über Karkaroff ausquetschen, weil er früher ein Todesser war. Wir müssen herausfinden, ob er Harrys Namen in den Feuerkelch getan hat", erzählte ich von der geplanten Mission an Weihnachten.
„Also willst du den Schulball für eure Mission opfern?", wurde ich ziemlich skeptisch gefragt.
„Warum opfern? Ich kann doch trotzdem Spaß haben. Ich verwende ihn nur auch für die Mission, genauso wie Roux, Arienne und Sue."
„Du lebst in einer ziemlich komischen Familie aktuell." Ja, das tat ich wohl.
„Und mit wem willst du zum Ball gehen?"
„Ich denke, ich werde einfach alleine gehen. Oder mit Antiope. Na du kleines aufgedrehtes Hündchen. Willst du einen Weihnachtsball aufmischen? Aber zwischenzeitlich muss ich mal einem Durmstrang eine kleine Kriegsnymphe zum Tanzen klauen."
„Dein Plan hat aber eine riesige Lücke. Die kleine Kriegsnymphe kann nicht Tanzen."
„Dann lernt sie es. Gib mir deinen Walkman."
„Wofür? Ich habe keine Musik, die man auf so einer Veranstaltung spielen würde. Ich habe alle drei Alben von Nirvana, ein paar von Queen und – du kennst keine einzige von den Bands, weil sie alle Muggelbands sind. Richtig." Ich kratzte mir am Hinterkopf. Mit meinen Ausführungen konnte er wohl kaum etwas anfangen.
„Kennst du die Schwestern des Schicksals?" Ich schüttelte den Kopf. Zauberermusik hatte nicht zu meiner Kindheit gehört.
„Dann haben wir heute noch drei Dinge zu tun. Ich zeige dir Musik von den Schwestern des Schicksals, du mir etwas von deinen Muggelbands und du schreibst deinem Onkel, dass du Musik brauchst, die auf Bällen gespielt wird, damit ich dir tanzen beibringen kann. Für meinen Tanzunterricht schuldest du mir dann aber wirklich einen Tanz auf dem Weihnachtsball. Vielleicht auch zwei, je nachdem wie viel Arbeit ich in dich stecken muss."
„Ich glaube, danach schulde ich dir mindestens drei Tänze."
„Ich nehme jeden Einzelnen, den ich kriegen kann. Wenn ich mir noch ganz viel ausdenke, wofür ich mit Tänzen bezahlt werde, kannst du doch nicht mit einem Durmstrang zum Ball gehen, weil du den ganzen Abend mit mir verbringen musst." Ich lachte leise. Dafür müsste er aber ganz schön sehr beim Tanzunterricht leiden. Eigentlich hoffte ich, doch ein wenig Tanztalent zu besitzen. Schließlich hatte meine Mutter dafür großes Talent gehabt und auch mein Vater war seiner eigenen Aussage nach, nicht ganz schlecht darin.
„Ich will nicht, dass du so viel für mich machst. Aber Antiope scheint dich begleiten zu wollen. Du solltest ihr auch tanzen beibringen." Ich sah auf den Hund herab, welcher fröhlich um uns herumsprang.
„Da bin ich aber froh." Mir wurde ein Kuss auf die Wange gedrückt, weshalb ich anfing zu lächeln.

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