Kapitel 08 - Hausarrest

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Nach einer Weile waren wir in einem Park angekommen. Die vielen Bäume waren von oben bis unten mit Lichterketten behängt.
Staunend stand ich in der Mitte und drehte mich im Kreis. "Das sieht... Unglaublich aus."
Ich hörte auf mich zu drehen und sah zu Dylan. Dieser schenkte mir ein süßes Lächeln.
"Woher wusstest du hiervon?"
Ich ging näher zu ihm, um ihn deutlicher zu erkennen.
"Ich geh hier täglich mit mehreren Mädchen hin.", murmelte er lässig mit seinen Händen in der Hosentasche.
Ich schlug ihn spielerisch gegen die Schulter und er grinste.
"Es sieht wunderschön aus.", hauchte ich leise.
Der Braunhaarige kam noch einen Schritt auf mich zu. Beinah hätten sich unsere Nasenspitze berührt.
"Freut mich, dass es dir gefällt."
Ich biss mir auf die Unterlippe, als ich in seine funkelnden grünen Augen schaute. Diese unglaublich Nähe zu ihm machte mich ganz verrückt. Schnell wich ich zurück und schaute mich noch ein bisschen um.
Plötzlich spürte ich Dylans Hände auf meinen Hüften. Ich drehte mich zu ihm um lächelte ihn schüchtern an.
"Du bist das interessanteste und klügste Mädchen, dass ich jemals kennenlernen durfte und es wäre mir ein Vergnügen, dich jetzt zu küssen."
Er hauchte mich mit seinem Pfefferminzatem an. Ich drückte die Lippen aufeinander, um nicht laut los zu lachen.
"Na los, lach schon.", murmelte er mit einer tiefen Stimme.
Jetzt war es um mich geschehen und ich konnte einfach nicht anders, als loszulachen. Auch Dylan stieg mit ein und ich war ein wenig erleichtert. Mir war natürlich klar, dass das alles nur ein Scherz war, aber Dylan konnte nun mal gut schauspielern.

Auf einmal fühlte ich etwas kaltes, nasses auf meiner Stirn. Ich schaute hoch und sah zu, wie kleine Schneeflocken langsam auf den Boden fielen.
"Es schneit!"
Ich hüpfte wie ein kleines Kind durch den Schnee. Es gab nichts schöneres als Schnee, zumindest, wenn man warm genug angezogen war. Wenn ich nicht plötzlich einen Schneeball in den Nacken bekommen hätte, dann wäre ich wohl weiter durch die Gegend getollt.
"Heeey!"
Ich drehte mich zu Dylan um, der scheinheilig in der Gegend stand. Um seine Unschuld zu unterstreichen, pfiff er ein wenig. Meine Miene verfinsterte sich. Na warte...
Mit einer schnellen Handbewegung, hatte ich ein wenig Schnee gesammelt, es kurz fest geklopft und auf Dylan geworfen. Dummerweise hatte er mir den Rücken zugedreht und so gar nichts von meiner Aktion mitbekommen. Selber Schuld!
Als ihn der Schneeball am Kopf traf, drehte er sich um, mit drei Schneebällen in der Hand.
Und so begann ein unerbittlicher Kampf um Leben und Tod... Oder wohl eher um Sieg und Niederlage.

Nach einer Weile konnte ich nicht mehr und gab auf. Vom Schnee völlig durchnässt, begaben wir uns auf den Heimweg. Dylan konnte gar nicht damit aufhören, mir seinen Sieg unter die Nase zu reiben.
"Jaja, schon gut. Du bist toll und ich bin unwürdig."
Ich verdrehte die Augen, als er zu lachen begann.
Nach einer Weile standen wir vor meiner Haustür. Ich hatte einen seltsamen Fall von einem Deja vu.
"Das war wirklich schön gerade."
Ich war die Erste, die wieder sprach. Dylan stimmte mir nickend zu.
"Unser 2. Date. Bekomm ich heute einen Kuss?"
Dylan hatte wieder sein überhebliches Lächeln, welches auch gleichzeitig sexy war, aufgesetzt. Ich sah ihn schief an, rührte mich aber nicht. Also ergriff er die Initiative und kam mir näher. Er reckte sein Kinn und hauchte mir ein Kuss auf den Haaransatz.
Ein wenig verwirrt lächelte ich. Ein Kuss auf das Haar? Hieß das soviel wie "Ich mag dich. Lass uns Freunde sein!"
Ich fühlte mich, als wäre ich seine kleine Schwester und er der großer Bruder, der auf mich aufpasste.
"Das neulich war kein Date.", fluchte ich und drehte mich ohne ein weiteres Wort um.
Mir war es egal, was Dylan dachte. Ob er mich mag oder mehr als das. Ich wollte schließlich nichts von ihm. Das Date war nur Mittel zum Zweck. Der Typ sollte mein Geheimnis nicht verraten und deshalb haben wir uns getroffen. Zumindest war es das, was ich mir einredete.

Total in meine Gedanken versunken, hatte ich gar nicht mitbekommen, wie das Licht im Haus angegangen war und meine Eltern nun vor mir standen. Erst, als mein Vater sich räusperte, fiel mein Blick vom Boden zu ihnen auf.
Ich zuckte zusammen und wich instinktiv einen Schritt nach hinten.
"Wo warst du?", fragte mein Vater streng, während meine Mum ihre Arme verschränkte.
Gott, wie konnte ich nur vergessen, dass ich mich raus geschlichen hatte?! Innerlich schlug ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Verdammt, das würde Ärger geben. "Ich... naja also..."
Verflucht, Brooke! Lass dir was sinnvolles einfallen und zwar dalli. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, aber trotzdem fiel mir keine gute Ausrede ein.
Meine Mum hatte wohl die Nase voll und fasste meinen Vater an den Oberarm, damit dieser in ihre Richtung schaute.
"Terry,"- der Spitzname meines Vaters - "lass uns das morgen in Ruhe besprechen."
Vor Erleichterung atmete ich einmal tief durch. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. Sofort richtete meine Mum ihren mahnenden Zeigefinger auf mich.
"Und du, glaub nicht, dass du so einfach damit davon kommst."
Bevor ich noch etwas sagen konnte, machten sich die beiden aus dem Staub und langsam entspannte ich mich wieder. Da war ich noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Vorerst...

Am nächsten Tag wachte ich am späten Vormittag auf. Zum Glück war heute Samstag und ich musste nicht in die Schule, sonst wäre ich wohl im Unterricht eingeschlafen.
Mit langsamen Schritten schlich ich die Treppe runter. Eigentlich wollte ich meine Eltern gar nicht sehen. Sie mussten zwar arbeiten, aber ich war mir sicher, dass einer von ihnen zuhause geblieben ist, um ihre unerzogenen Tochter zu bestrafen. Als ich unten ankam, bestätigte sich meine Theorie. Am Frühstückstisch saß meine Mutter und las in der Zeitung. Als ich sah, dass sie hier war und nicht mein Vater, atmete ich erleichtert aus. Ich hatte die Hoffnung, dass sie nicht ganz so streng mit mir sein würde.
"Schön, dass du auch mal aufstehst.", murmelte sie, ohne ihren Blick von der Zeitung zu heben.
Was? Wie konnte sie mich hören? Schließlich bin ich doch geschlichen?! Manchmal fragte ich mich, ob meine Eltern eine Ausbildung zum Ninja absolviert hatten.
Ich schluckte leise und setzte mich auf den Stuhl neben ihr.
"Also"- jetzt sah sie von ihrer Zeitung auf- "willst du mir erzählen, warum du dich nachts raus schleichst? Mit wem hast du dich getroffen? Oder dealst du etwa?"
Ihr Blick durchbohrte meinen Körper und ich hatte Mühe, nicht einfach weg zugucken.
"Ich habe mich mit Rose getroffen. Sie hat mit ihrem Freund Schluss gemacht und war deshalb ziemlich traurig."
Während ich sprach, knetete ich meine Handflächen leicht. Ihr Blick machte mich mehr als nur nervös.
"Nun gut. Gehen wir mal davon aus, dass das, was du sagst Hand und Fuß hat. Was denkst du? Was für eine Bestrafung wäre dafür angemessen?"

Ich hob beide Augenbrauen in die Höhe. Ich hasste diese Fragen. Wenn Lehrer in der Schule fragten, wie ich mich selbst einschätzte, dann zuckte ich auch bloß mit den Schultern. Natürlich wollte ich am liebsten eine eins haben, aber würde ich das sagen, dann würde ich sicher als eingebildet abgestempelt werden, genauso wie unsere Eiskönigen.
"Gar keine?", flüsterte ich trotzdem leise. Bei meiner Mum war das Ganze ja schon ein bisschen was anderes.
Sie lachte kurz auf und sah mich dann wieder ernst an.
"Dein Vater und ich hatten da eher an etwas anderes gedacht. Da wir im Laden momentan Inventur machen, dachten wir uns, dass du doch dort ein wenig helfen könntest. In den Ferien hast du schließlich viel Zeit, durch deinen Hausarrest."
Mein Mund klappte auf und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich nicht doch lieber mit Dad gesprochen hätte.
Wieso müssen die Beiden es so übertreiben? Ja, ich hatte mich raus geschlichen, aber immerhin an einem Freitag. Und so spät war es nun wirklich nicht gewesen. Dass ich aus dem Fenster geklettert war, wussten sie nicht mal. Ich wurde ein wenig sauer.
So hatte ich mir meine Ferien nicht vorgestellt.
"Das ist nicht fair! Nur weil ich einer Freundin helfen..."
Ich wurde von einer böse funkelnden Mum unterbrochen.
"Wir wissen beide, dass es nicht das war, was du gestern Abend gemacht hast."
Da hatte sie leider Recht. Trotzdem war es keine ganze Lüge. Rose war sicher todtraurig, weil mit ihrem Freund, Rayn, Schluss war.
"Ich möchte auch nichts mehr darüber hören.", unterbrach sie mich abermals, bevor ich auch nur zu sprechen beginnen konnte.

Sie stand auf und machte sich wohl auf den Weg zum Geschäft oder zu einem ihrer Nebenjobs, während sie ihr Kind wortlos sitzen ließ.
Das war doch unfassbar. Wieso hatte die nur so übertrieben? Als ob ich etwas Verbotenes getan hätte! Ich bin ja nirgendwo eingebrochen oder hatte etwas gestohlen! Vertrauten sie mir wirklich so wenig?
Eingeschnappt ging ich hoch in mein Zimmer und wählte im gehen, mit meinem Handy, Roses Nummer. Nicht nur ich brauchte nun sicherlich jemandem zum Reden.

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