Kapitel 32 - Die schreckliche Wahrheit

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Ich betrat den Raum des Direktors und setzte mich auf den Stuhl. Ich hatte Angst, er würde mich auf meine unentschuldigten Fehltage ansprechen oder ich bekam wegen etwas anderes Ärger, jedoch täuschte ich mich. Es kam viel schlimmer...
"Wir haben herausgefunden, wer für die Aktion mit den Fotomontagen verantwortlich war. Sie hatten tatsächlich Recht mit ihrer Vermutung, dass Lucy dahinter steckt." Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Ich konnte es nicht fassen. Lucy wurde tatsächlich erwischt? Sie war aufgeflogen? Mein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. Ich wollte nicht, aber es ging nicht anders. Jetzt wo man wusste, dass sie dafür verantwortlich ist, wird sie sicher richtig bestraft. Wenn sie überhaupt an unserer Schule bleibt, dann wird sich sicher viel ändern. Egal ob sie geht oder nicht... Sobald alle Leute erfahren, was sie...
"Das was ich Ihnen jedoch nun mitteile... Ich bitte Sie um strengste Geheimhaltung. Ich darf es Ihnen nur sagen, weil sie an der ganzen Sache beteiligt waren." Ich horchte plötzlich auf. Was könnte so schlimm sein, dass ich niemandem davon erzählen durfte? Der Rektor verunsicherte mich, aber mein Grinsen verschwand nicht - vorerst.
"Miss Stone leidet an Schizophrenie." Mir stockt der Atem und mein Lächeln verschwand nun doch augenblicklich. "Nein... Nein, das kann nicht sein. Ich meine..." Ich stoppte, da ich nicht wusste was ich sagen sollte.
"Leider doch. Ich weiß nicht wie weit Sie sich mit dieser psychischen Störungen auskennen, jedoch sind Sie sich sicher Bewusst, dass ein Mensch mit dieser Erkrankung unter anderem an schweren Halluzinationen leidet. Außerdem hat so jemand schwere Wahrnehmungsstörungen. Lucy lebte sozusagen in einer anderen Realität. Wussten Sie, dass der Auslöser in Lucys Fall wahrscheinlich der Tod ihrer Schwester war?" Meine Augen riss ich weit auf. Ich wusste nicht, dass ihre Schwester gestorben war, geschweige denn, dass sie eine hatte.
"Sie hat sich nie etwas anmerken lassen.", flüsterte ich traurig.
"Ich weiß es ist keine Entschuldigung, aber vielleicht können sie so eher nachvollziehen, warum Sie all diese schlimmen Dinge getan hat." Ich nickte langsam und dachte über die neu gewonnen Informationen nach. Lucy war nicht sie selbst, als sie mit mir befreundet war. Sie konnte nichts dafür, dass sie so gemein zu allen war, auch zu mir. Sie ist krank. Wirklich krank. Nicht körperlich sondern seelisch.

Der Direktor hatte noch etwas erzählt, aber ich hatte nur mit einem Ohr zugehört. Ich versuchte zu erfassen, was ich gerade gehört hatte. Oft habe ich gedacht, dass Lucy krank sein muss, aber nie hätte ich gedacht, dass das wirklich der Fall ist. Das ist... Verrückt! Das muss alles ein schlechter Traum sein. Das kann nicht wahr sein. Das schlimmste an der ganzen Sache war jedoch, dass ich, so sehr ich es auch wollte, nun einfach nicht böse auf Lucy sein konnte. Zumindest nicht so stark, wie noch vor ein paar Stunden. Die ganze Zeit habe ich immer und immer wieder gedacht, was für eine scheiß Freundin Lucy doch ist..., dabei bin ich nicht besser. Ihre Schwester ist gestorben und ich habe es nicht mitbekommen. Ich habe ihre gelegentlichen Tränen in den Augen nicht bemerkt, nicht ihre Angst, nicht ihre Trauer.

Irgendwie gab ich mir die Schuld an einfach allem was passiert war. Innerlich wusste ich, dass mich keine Schuld traf, aber in Lucys verzogener Realität war ich der Bösewicht, den sie eifrig zu bekämpfen versuchte. Dort war sie die Gute. Später erzählte Rose mir sogar, dass sie früher tatsächlich eine andere Person war. Roseta hatte nie wirklich mitbekommen, wie Lucy sich langsam änderte, aber als ich ihr von meinem Gespräch mit dem Schuldirektor erzählte, traf sie die Erkenntnis hart. Ich glaubte insgeheim gab sie sich genauso die Schuld für alles, wie ich.

"Woran denkst du Baby?" Dylan zog mich näher an seine Brust und ich kuschelte mich weiter in die Decke. Ich saß zusammen mit ihm auf der Couch im Wohnzimmer seiner Eltern. Wir hatten mittlerweile Juni, die Sommerferien begannen in knapp 2 Wochen und in der Schule war schon lang nichts mehr los. Ich liebte die letzten Wochen vor den Sommerferien. Es war alles so ruhig, man konnte in die Schule gehen, ohne befürchten zu müssen einen Test zu schreiben oder eine schlechte Note zu kassieren.
"An Lucy.", sagte ich, um ihm endlich auf seine Frage zu antworten. Er sieht mich besorgt an und streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn.
Ich weiß, dass er sich deswegen Sorgen macht. Die letzten Wochen ging es mir immer wieder schlecht, wenn ich an Lucy dachte. Mich hatte es härter getroffen, als ich zugeben konnte und wollte. Dylans und meine Beziehung hatte dadurch in letzter Zeit auch ziemlich gelitten, jedoch befanden wir uns gerade auf den Weg zur Besserung.
"Bitte hör endlich auf dir die Schuld für alles zu geben. Es ist nicht deine Schuld. Ich weiß nicht mal, ob überhaupt jemand Schuld an der ganzen Sache ist. Sie wird behandelt und dann wird es ihr bald besser gehen. Na gut vielleicht nicht bald, aber irgendwann ganz sicher." Seine Worte gaben mir, wie schon so oft Mut. Das war einer der Gründe, warum ich ihn so liebte. Ich dachte daran zurück, als er mir zum ersten Mal sagte, was er für mich empfand.

"Verdammt Dylan. Ich habe dir schon gesagt, dass es mir gut geht! Hör endlich auf, dich so stark um mich zu sorgen. Ich bin kein kleines Kind, ich kann auf mich selbst aufpassen. Warum tust du das? Es nervt!" Ich lief in seinem Zimmer auf und ab. Zum Glück waren seine Eltern nicht da. Auch wenn sie gerade dabei waren mich zu respektieren, wollte ich nicht, das sie hörten wie wir streiten. Oder vielleicht gerade deshalb. Ich beobachtete, wie Dylan an der rechten Schläfe eine Zornesfalte bekam, wie so oft in letzter Zeit.
"Du fragst wirklich, warum du mir wichtig bist? Ich fasse es nicht. Verdammt Brooklyn, sei nicht so dumm!" Ich schluckte bei seinen harten Worten und seinen wütenden Augen. Als er meine Reaktion sah, beruhigte er sich schnell wieder. Er ging auf mich zu und legte eine Hand an meine Wange. Ich war noch viel zu verdutzt von dem schnellen Gefühlswechsel, als er schon seine Lippen auf meine gelegt hatte. Es war unser erster richtiger Kuss seit Wochen. Er löste sich, lehnte aber seine Stirn gegen meine. Ich spürte seinen heißen Atem an meinen Lippen, als er flüsterte:"Ich liebe dich Brooke. Ich liebe dich so sehr. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, abgesehen von meiner Familie, aber eigentlich bist du meine Familie. Ich möchte das es dir gut geht. Deshalb sorge ich mich so viel um dich. Es tut mir leid, wenn ich es deswegen übertreibe, aber ich tu das nur, weil ich so viel für dich empfinde, wie für noch keinen Menschen zuvor. Ich kann diese Verbindung zwischen uns nicht verstehen, aber sie besteht..." Mir traten Tränen in die Augen und er unterbrach sich selbst. Besorgt sah er mich an. Ich begann hemmungslos zu schluchzen. Wie hatte ich so jemanden wie ihn nur verdient?
"Hey Baby. Bitte wein doch nicht. Es tut mir leid. Egal was dich zum Weinen gebracht hat, es tut mir leid. Ich will nicht, dass du traurig bist." Mein Weinen wurde zu einem Lachen. Er war so süß. Ich blickte auf zu ihm und ich las in seinen Augen, wie verwirrt er von meiner Reaktion war. Schnell stoppte ich mein Lachen und wurde ernst.
"Ich liebe dich auch, du Idiot." Er grinste und ich ebenfalls, bevor er mich wieder küsste.

"Weißt du eigentlich wie sehr ich dich liebe?", fragte ich ihn und meinte es total ernst. Dylan grinste und kam mit seinem Mund ganz nah an mein Ohr.
"Mhm... Vielleicht zeigst du es mir einfach." Ich wurde bei seinem süffisanten Grinsen ein wenig rot. Eigentlich gab es noch so viel zu klären. Meine Eltern hatten vor ein paar Tagen von uns erfahren und sind völlig ausgerastet. Sie haben mir mal wieder Hausarrest gegeben, aber ich ignorierte dies einfach. Bald war ich sowieso 18 und dann konnten sie mich mal gern haben... Zumindest was meine Beziehung zu Dylan betraf.
Im Moment wollte ich allerdings nicht an alle Probleme denken, sondern nur an ihn und mich im Hier und Jetzt. Ich wollte ihn... Das wurde mir schlagartig bewusst. Er blickte tief in meine Augen und ich wusste, dass ihm im Moment die gleichen Dinge im Kopf rum spukten. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und er anscheinend auch nicht, aber eigentlich war es auch gar nicht nötig. Wir begannen uns zu küssen. Der Kuss wurde immer wilder und leidenschaftlicher. Ich öffnete den Mund, um seiner Zunge Einlass zu gewähren. Mir entwisch ein leises Stöhnen, als er sich aufstellte und mich hoch hob. Reflexartig schlang ich meine Beine um seine Hüften und legte meine eine Hand in seinen Nacken, während ich mit der anderen in seinen Haaren rum wuschelte. Er grummelte kurz, weil er es nicht mochte, wenn jemand seine Frisur zerstörte. Als ich leicht auf seine Lippe biss, entlockte ich ihm ebenfalls ein Stöhnen, was mich ehrlich gesagt freute. Dylan legte mich vorsichtig auf seinem Bett ab. Ich konnte nicht länger warten und so wanderten meine Finger unter sein Shirt, welches ich ihm auch so gleich über den Kopf zog. Seine Bauchmuskeln waren so schön definiert. Langsam strichen meine Finger über seine Tattoos. Ich liebte sie an ihm. Normalerweise fand ich Menschen mit vielen Tätowierungen immer ein bisschen zwielichtig, aber nicht bei Dylan. Er zog langsam mein Oberteil aus und betrachtete mich ausgiebig, als auch noch die Hose in die nächste Ecke flog. Er küsste sich langsam von meinem Mund, über meinen Hals bis hin zu meinem Bauchnabel. Wieder entlockte er mir ein Stöhnen. Ich konnte nicht länger warten und so zog ich ihm die Hose runter, so dass wir beide nur noch in Unterwäsche da lagen. Weiter als bis hier sind wir noch nie gegangen, aber jetzt war ich bereit.
"Bist du dir sicher?", fragte Dylan trotzdem nochmal, als seine Hände auf meinen Rücken zu meinem BH-Verschluss wanderten. Eifrig nickte ich. Ich merkte wie Dylan sich nun endgültig entspannte und dies ging auf mich über. Ich wollte mein erstes Mal mit Dylan erleben, mit meiner ersten großen Liebe.

Falls manche jetzt denken, dass die Geschichte zu Ende ist... Nein, ist sie nicht. Es kommt noch mindestens ein Kapitel (weiß noch nicht wie viel genau) und dann der Epilog :)

Sometimes love is not enoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt